Oha. Wo ist die Zeit hin?
Mein letzter Eintrag ging ja mal wieder nur um einen einzigen Tag – mannmannmann, kein Wunder. Bei dem Tempo kann man ja nicht weit kommen.
Darum jetzt mal wieder eine bunte Collage, ein Kaleidoskop meiner letzten Woche.
Es wäre schön, sagen zu können, „das wird eine Zusammenfassung“ – aber ich kenn mich ja 🙂 – Und, ihr mich eben auch. Also – lieber nichts versprechen!
Also, nachdem ich ja Freitagmittag wieder nach 南沙 (Nansha, mein Stadtviertel) zur Schule zurück gefahren bin, hatte ich verständlicherweise keine Kraft, am selben Abend wieder in die Stadt reinzufahren. Deswegen machte ich mir einen gemütlichen und tankte wieder ein bisschen Kraft. Gott sei Dank blieb die Erkältung aber aus – vielleicht gerade deshalb!
Samstag (15. Oktober!) schlief ich so richtig aus, sagte alle Pläne mit allen Leuten ab – Shenzhen übers Wochenende mit Ralf und Eduardo, früh morgens nach Guangzhou mit James, einem anderen Fremdsprachenlehrer – und fühlte mich so frei in meiner Freizeitplanung. Gegen Abend fuhr ich dann doch nach Guangzhou, weil Alex ein vietnamesisches Restaurant namens Tiger Prawn ausprobieren wollte. Auf dem Weg erreichte ich dann auch noch Franzi und konnte sie überzeugen, auch mitzukommen. Als wir dort ankamen, waren wir leicht schockiert. Vor dem Restaurant standen an die 30 Leute, die alle ihre Wartenummer gezogen hatten,… Wir wollten gerade wieder gehen, weil wir echt hungrig waren – da winkte uns die Dame zu sich, die die Nummern ausgab zu sich, fragte, wie viele Leute wir seien, und bedeutete uns, ihr zu folgen…. Mit einem etwas schlechten Gewissen betraten wir das Restaurant, zu Unrecht privilegiert, aber… der Hunger ist ein schlechter moralischer Ratgeber! Und es war wieder mal richtig gut. Wir aßen zum Beispiel aus einer Kokosnuss eine Reispfanne mit Shrimps, und einen vietnamesischen Pfannkuchen mit Strohpilzen…
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Danach fuhren wir zum Dreh- und Angelpunkt Tiyu Xilu, verzweifelt bemüht, ein Taxi zu finden, das wusste, wo man die mysteriöse Ping Pong Bar finden würde. Allerdings ist diese Bar eher unter Expets (Ausländern) bekannt, und die meisten Chinesen können damit wenig anfangen. – Es war ein ziemliches Abenteuer. Wir versuchten sogar einen Landsmann dazu zu bringen, dort anzurufen, um herauszufinden, wie man dorthin kommen könnte. Wir fanden schlussendlich ein Taxi, dem wir die Adresse vorgelesen haben, ein Schwarzfahrertaxi, der 40 Yuan von uns haben wollte. Nur, dass er unsere 10er und 20er mit der Begründung, das sei Falschgeld, nicht annahm. Warum auch immer. Es war jedenfalls definitiv keins. Naja. Aber dann gings erst richtig los. Wir wurden zwar schon irgendwie in der Nähe rausgelassen, in einer verlassenen, dunklen Nachbarschaft, nicht gerade das vertrauenswürdigste Klientel, aber… Nicht gefährlich. Also wanderten wir durch die Nacht, auf der Suche nach einer Bar, die niemand kannte, liefen durch Straßen, die aussahen wie kürzlich in Neapel, Ratten, aber friedlich. Wir fragten uns durch, und irgendwann tauchte sie dann vor uns auf: Die Ping Pong Bar.
Äußerlich nicht so besonders, beinahe zu übersehen, aber innerlich war sie ganz nett eingerichtet. Links und rechts von der Bar hingen die beiden Schriftzeichen 乒 und 乓 in Rot für den Namen der Bar (ping und pang gesprochen). Es wirkte wie in einem U-Bahn-Tunnel, oder ein alter Industriekeller. Die Couches waren gemütlich, und die Drinks bekannt. – Trotzdem, wir entschieden, für den ganzen Aufwand war es nicht genug Entschädigung ;).
Wir hatten trotzdem einen netten Abend, und fanden zum Schluss sogar zeitgleich zwei Taxis, eins für mich nach Huangsha in mein Hostel auf 沙面岛 (Shamian Dao = Shamian Insel) und die anderen beiden teilten sich eins in ihre Richtung. Nach nur 20min. später und 40 Yuan leichter war ich dann tatsächlich bei meiner Bettstatt angekommen! – Und da stellte sich heraus, dass der Französischlehrer aus meiner Schule, Nordan, auch in meinem Schlafraum untergekommen war!
Am nächsten Morgen schlief ich mal ein bisschen länger in dem Hostel, und bewegte mich nach dem Auschecken auch nicht besonders weit fort. Ich blieb auf der Hochzeitsinsel, setzte mich in ein Starbucks Café (星巴克 咖啡 = xing1bakè ka1fei1) und sah den Bräuten beim Posen zu. Ich ließ dort fast 100 Yuan, aber nur, weil das Sandwich merkwürdig schmeckte und ich daraufhin den wahnsinnig toll aussehenden Trüffel-Schokokuchen probieren wollte. War aber leider auch ein Reinfall. Naja, und als ich mich dann zu sehr schämte, mit so vielen anderen Ausländern in einem Exil vor dem echten China gelandet zu sein, verließ ich das amerikanische Zipfel Erde auf einer europäisierten, verkitschten Insel und wandte mich einmal mehr Tiyu Xilu zu. Dort kaufte ich zunächst einmal eine Schüssel, ein Glas und einen Löffel, und dann vergrub ich mich sehr lange in einem riesigen, sechsstöckigen Bookstore. Ihr kennt mich ja. Damit war ich glücklich. Es gab auch eine englischsprachige Bücherabteilung, namens New Page, aber dort hielt ich es nicht allzu lange aus, weil sie dort in einem fort nur schnulzige englische Popsongs spielten, die ja auch ganz schön sein können – aber nicht in einer Endlosschleife.
So verging der Sonntag, denn ich wartete auf die Chinesischstunde abends um 19h.
Danach machte ich mich schwer bepackt wieder auf den Heimweg in meine Schule.
— Ansonsten war die letzte Woche eigentlich ohne besondere Exkursionen. Ich war diesmal wenig bis gar nicht im Unterricht, sondern habe eher am Schreibtisch im Lehrerzimmer gearbeitet. Zum Beispiel habe ich damit angefangen, eine Bibliothek für alle Deutschmaterialien, also Bücher, Zeitschriften, Spiele, und sonstige Medien aufzubauen und überhaupt erst einmal zu katalogisieren. Dafür habe ich mir Kürzel überlegt zur Kennzeichnung und Etiketten gebastelt. Ich bin aber immer noch nicht fertig!
Etwas Trauriges ist aber dennoch passiert… Der Vizedirektor der Schule ist seiner Krankheit erlegen. Viele Lehrer hatten ihn am Tag zuvor noch im Krankenhaus besucht, und dann ist er einen Tag später auf dem Schulgelände verstorben. – Möge er in Frieden ruhen! 一路好走!
-… Für gewöhnlich fahre ich jetzt jeden Dienstag und Donnerstag gegen halb 5 von meiner Schule los zum Chinesischunterricht in Guangzhou… Der Weg dauert + 1 1/2 Stunden, und ich muss mich vor der Stunde um 19h auch erst einmal um mein Abendessen kümmern. Der Kurs ist eine großartige Hilfe, um seine Kenntnisse wieder aufzufrischen und seinen Wortschatz zu erweitern. – Nur der Heimweg deucht mir immer sehr lang, und die Taxifahrer, die bei der Endstation auf Leute wie mich warten, machen nicht immer faire Preise. (Um 23h fahren sie nämlich alle nur noch schwarz.)
Am Freitag hatte ich noch eine nette Begegnung… Die Japanischlehrerin Xiaoyang und ich wollten in die Kantine gehen, aber die hatte schon geschlossen. Kurzerhand lud sie mich in ihr Zimmer ein, um etwas zu kochen! Ich meine, unser Zimmer ist ja eigentlich gleich groß – aber ich weiß nicht, wie sie es schafft, so viel darin aufzubewahren. Es war wirklich interessant. – So, und zackzack zauberte sie ein sehr leckeres Essen aus Tomaten, Nudeln, Shrimps, Sesam und Eiern. Ich konnte zwar nicht gut Chinesisch, und ich verstand auch nicht immer ihr Englisch, aber…. wir versuchten es einfach! Und sie war so herzlich und freundlich. Zum Abschied schenkte sie mir noch eine Orange und eine Tomate!
Samstag dann… wurde unser Strom abgeschaltet. Den ganzen Vormittag lang. Deshalb funktionierte auch das Internet nicht – eigentlich wollte ich da nämlich schon wieder am Blog arbeiten. Ging aber nicht. Stattdessen polierte ich mein Zimmer noch einmal schnell auf Hochglanz, denn, – tatatataaaaaaaa – Franzi und Alex besuchten mich in meiner bescheidenen Hütte! Sie fuhren auch schon recht früh los. Ich holte sie von der U-Bahnstation ab, zu Fuß, bei gleißender Hitze – aber so war es einfach schöner. So konnten sie sich einmal die Umgebung angucken, ein bisschen Grün sehen, raus aus der Stadt. Ihnen gefiel die Idylle ganz gut, und das viele Wasser.
Ich zeigte ihnen also zunächst einmal mein Zimmer, wir machten die Klimaanlage an und uns ein bisschen frisch… Und dann nahm ich sie mit zum Mittagessen ins Dörfchen gegenüber der Schule. Hoah, da haben wir vielleicht geschlemmt!! Drei Gerichte für uns zum Teilen – und beide waren hellauf begeistert. Endlich gebratene Nudeln!! =)
Danach zeigte ich ihnen mein Schulgelände und das Lehrerzimmer.
Wir suchten dann wieder mein Zimmer auf, aßen Ritter Sport Schokolade, tranken Orangensaft und erzählten uns so dies und das. Es war sehr nett!
Gegen frühen Nachmittag dann brachen wir unsere Zelte ab, ich rief ein Taxi, und wir fuhren gen Guangzhou. Auf dem Weg erhielt ich das Angebot, wieder bei Gu Yihan übernachten zu dürfen. Wirklich großzügig, zumal die Hotelpreise wegen der Canton Fair, die hier gerade stattfindet, extrem gestiegen sind.
Franzi hatte leider anderes vor, deswegen blieben nur noch Alex und ich übrig. Wir wussten nicht, was wir machen wollten, aber fuhren dann einfach zum Hauptbahnhof Guangzhou (广州火车站). Ja, das überall bekannte Bahnhofsviertel. Ja, auch in China ist ein Bahnhofsviertel ein Bahnhofsviertel. Nun ja, aber um das Bahnhofsviertel herum (voll, laut, dreckig, viele Menschen, viele Gerüche,…) gibt es jede Menge Möglichkeiten, sein Geld loszuwerden. Nein, nicht durch Taschendiebe, also bitte. Was ihr gleich denkt…
…Es ähnelt eher einem riesigen Basar, in jedem kleinen Winkelchen findet man noch ein Geschäftchen und jemanden, der etwas verkaufen will. Dort werde ich wahrscheinlich das Frankreichtrikot für Dori finden…! Leider wurde ich gleich Zeuge einer Szene der etwas anderen Art… So, wie es für mich aussah, wurden zwei Frauen von zwei Männern beraubt. Ich hatte so etwas nur noch nie gesehen, und diese Brutalität, mit der die Kleidungsstücke aus den Armen der einen Frau gerissen wurde, sie sogar noch ihre Jacke lassen musste, und wie die andere Frau versucht hat, sie weiterzuziehen…. Das war einfach ein bisschen erschütternd. Es bekam aber augenscheinlich kaum jemand mit. – So, ihr könnt jetzt aufhören, euch Sorgen zu machen, mir ist nichts passiert und nichts abhanden gekommen. Überhaupt… Ich habe den Eindruck, Ausländer leben hier sicherer. Trotzdem vergesse ich natürlich nicht, gut auf mich aufzupassen, und nach dem Einstieg war ich auch doppelt vorsichtig. – Alex verliebte sich unsympathischerweise leider gleich in ein Bayerntrikot nebst Shorts, – aber der Preis gefiel im nicht. Ich wette, er kommt noch einmal zurück.
Um 19h schloss der Markt aber schon, im Nu war auch alles weg… und deswegen liefen wir noch ein bisschen in der Gegend umher, um dann wieder die Metro zu nehmen.
Wir wanderten noch ein bisschen am Perlfluss (Zhujiang = 珠江) entlang – auch ohne Lichterfest ist es ein toller Anblick, ließen uns anstarren und starrten zurück 🙂 und beobachteten, dass es viele Araber und Russen hier gab. Wir liefen an einem neuen Hotel vorbei, das ohne Witz mit folgendem Spruch warb: „for the influenced people“, Alex zeigte mir ein deutsches Restaurant namens 1920, das vom Fensterln ausgehend echt authentisches Essen auftischte! …Mal sehen! Vielleicht, wenn ich allzu sehr Heimweh hab..
Wir endeten jedenfalls in einer kleinen „Winebar“ direkt am Ufer mit einem lokalen = kantonesischen Fernsehmusik-sender und einem „French Toast“ (süßes Toast mit Erdnussbutter), einem 自由古巴 = Cuba Libre (zi you gu ba) und gutem Guiness! Danach liefen wir noch ein Stück weiter, Richtung Changshou Lu, einer großen Einkaufsstraße (da, wo ich mit meinen Eltern auch Hot Pot essen war) und kauften uns beim 7eleven noch ein Qingdao Bier. …Und so ließen wir den Abend am Ufer dann ausklingen…
Irgendwie schien der Platz ein Ort für Taxis zu sein, weil ohne Unterlass wirklich ein freies vorbeifuhr. Das nutzten wir dann auch aus – ich fand nach vielem Suchen tatsächlich das Wohnhaus meiner Lehrerin, die noch auf mich wartete, und fiel müde ins Bett.
Doch nix da mit Ausschlafen!
Ich musste zeitig los. Yihan selber war auch schon recht früh weg, aber sie hatte ihren Cousin und ihre drei Schwestern in dieser Nacht auch noch beherbergt. Und denen lief ich morgens in dir Arme! – Die haben sich vielleicht erschrocken …! 🙂
Tatsächlich fand ich eine Bushaltestelle, und auch einen Bus, der zur U-Bahn fuhr… und machte mich erst einmal auf den Weg zu Tiyu Xilu. Dort kaufte ich mir endlich ein „Schuh“regal, dreistöckig, zum Aufstellen – jetzt kann ich endlich mein Geschirr irgendwo hinstellen!! Dann traf ich mich mit Alex, weil wir einen Deutschunterricht vorzubereiten hatten! Jawohl! Unser Institut Jinqiao (津桥), in dem wir auch Chinesisch lernen, hat uns nämlich angeboten, dort sonntags im Wechsel immer 3 Stunden lang am Stück Deutsch zu unterrichten. Na, klar! Also trafen wir uns bei der Haltestelle Martyr’s Park und setzten uns in den Starbuck’s. Wir brainstormten, wie man so viel Zeit am sinnvollsten gestalten könnte und brachten einige Ideen zu Papier… Sodass wir ein bisschen entspannter in die Stunde gehen konnten. Es hat auch tatsächlich ganz gut geklappt; die Schüler sind unterschiedlichste Studenten, die aber meistens mit ihrem Beruf dann nach Deutschland gehen wollen. Ihre Motivation, Deutsch zu lernen, ist daher sehr groß. Und es ist auch sehr gut! – Vieles entschieden wir dann aber doch spontan; wir erzählten ihnen viel über die verschiedenen Dialekte in Deutschland, ließen sie mit dem Wort FREIZEIT jeden Buchstaben ergänzen – das war nämlich grob unser Thema – undundund. Es war aber gar nicht schlecht, zu zweit dort zu stehen, weil der andere so immer noch toll was ergänzen konnte (wenn man mal den Artikel vergessen hat, dazuzuschreiben oder so).
Nach Unterrichtsschluss hatten wir nur knappe zwei Stunden Zeit, um endlich mal etwas zu essen, und so stießen wir auf Eduardo (den brasilianischen Freund von Ralf). Zusammen probierten wir ein japanisches Nudelsuppenrestaurant, und planten schon mal wieder ein gemeinsames Wochenende. Es war sehr nett! – aber dann mussten wir wieder zum Chinesischunterricht. Also ein sehr lehrreicher Sonntag!