Ich bin ja nicht nur zum Spaß hier!

Huhu!
Schaurig-schöne Novembergrüße übersende ich euch ins schon winterlich-kühle Deutschland – hier wirds langsam ein bisschen angenehm!
Es ist nicht mehr so drückend heiß, sondern genau richtig, die Luftfeuchtigkeit haut mich nicht mehr so von den Socken, und – man gewöhnt sich einfach an vieles.

Wie ihr sehen könnt, habe ich ein bisschen weiter an meinem Blog gefeilt, diesmal gibt es eine neue Seite mit zusätzlichen Fotos, die Franzi und Alex geschossen haben und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Danke den beiden!

Außerdem wollte ich mich mal für das ganze Lob und die gute Kritik bedanken! Es freut mich so sehr, dass ihr meinen Blog mit Interesse verfolgt und ich so viele liebe Kommentare von so vielen lieben Leuten bekomme! DANKE!

So. Aber eigentlich wollte ich euch heute mal erzählen, was ich hier eigentlich hauptberuflich so mache. Schließlich bin ich ja nicht zum Spaß hier, nicht nur, auch wenn das in den letzten Einträgen vielleicht so ‚rüberkam. Aber ich dachte, euch interessiert das Außer-Gewöhnliche vielleicht erstmal. Bevor ich euch vom Gewöhnlichen erzähle. –
Kann auch sein, dass ich einfach mal wieder einmal zu viel gedacht habe 🙂

Normalerweise mache ich mich also um kurz vor 9h auf den Weg zum Fremdsprachenlehrerzimmer, wo ich dann mehr oder weniger pünktlich ankomme.
Entweder arbeite ich dort, ihr erinnert euch, in dieser „Parzelle“, oder, ich begleite den Deutschunterricht von Ralf oder Ilona mit.
Meistens entscheidet sich das kurzfristig, so: „Und, kommst du mit, Clara? Ich gehe jetzt!“ Und dann heißt es, die Beine in die Hand nehmen und die Bücher, man weiß ja nie, und schnell hinterher.

Letzte Woche zum Beispiel war ich ausnahmslos in jeder Stunde dabei. Ihr wisst selber, das sind jetzt nicht übermäßig viele, aber dennoch. Ilona macht ja grob alle von Montag bis Mittwoch, und Ralf Donnerstag und Freitag. Bei Ilona bestand meine Aufgabe darin, der Gruppe Schüler, die die Bilder von Schulsachen richtig benannt hatten, einen Apfel an die Tafel zu malen. Und der Gruppe mit den meisten Äpfeln durfte ich dann einen Preis schenken. Am Montag wusste ich noch nichts davon, also gingen die Armen leer aus! Am Dienstag gab es dann für die Jungsgruppe Schwanenanspitzer – sie haben sich aber trotzdem gefreut wie Schneekönige (weil MADE IN GERMANY daraufstand) – und am Mittwoch bekamen die stolzen Sieger Gummibärchen, die gibt es hier nämlich nicht zu kaufen.
Die Anspitzer haben Ilona so sehr gefallen, dass sie auch einen haben wollte 🙂

Bei Ralf war ich sogar noch ein Stück weit aktiver… Ich hatte eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet, über mich, meine Familie, München, die Frauenkirche, das Oktoberfest, Doras Hobby Fußball, und meine Hobbies. Was gar nicht so lange hätte dauern sollen, füllte fast die ganze Stunde aus – aber Ralf war geduldig, zum Glück! Und ich konnte den Kids noch viele Fragen beantworten. Auch wurde ich mit der Zeit immer ein bisschen sicherer beim Vortragen. Die Schüler freuten sich vor allem über die vielen Fotos, die ich ihnen zeigen konnte – danke, Mama! – und riefen ständig ooooooh und aaaaaah!

Diese Woche allerdings werde ich komplett im Büro verbringen, weil Donnerstag und Freitag hier Zwischenprüfungen stattfinden, in allen Fächern, und sie bis dahin noch viel lernen müssen.
Arbeit habe ich trotzdem genug:

 

  • ich plane einen Adventskalender für alle acht Klassen
  • Wir werden im Dezember eine Deutschwoche veranstalten. Dafür soll ich machen:
    1) eine Präsentation über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen China und Deutschland
    2) das Märchen von Schneewittchen kurz und einfach nacherzählen, aber ohne Ende, das sollen sich die Kinder denken/malen/schreiben
    3) mehrere Lieder, 3 Lieder pro Klasse, also 24 Lieder aussuchen, die ich dann mit den Kiddies einstudiere…
    4) mir überlegen, was wir kochen könnten an einem Tag der Deutschwoche.
  • Außerdem bin ich immer noch dabei, alle Medien zu bibliographieren…         und
  • helfe beim Korrigieren, wenn etwas anfällt.

 

Also, es bleibt abwechslungsreich!
Heute habe ich sogar noch eine besondere Aufgabe gehabt: Die Englischlehrer haben eine Halloween-Party veranstaltet, und ich habe Ralf geschminkt 😉
Dann brauchten die armen Lehrer noch eine helfende Hand beim Süßigkeiten-Aufreißen…
Aber das eigentliche Fest habe ich LEIDER verpasst, weil ich ja wieder nach Guangzhou zum 津桥外语 (jianqiao waiyu) = Fremdspracheninstitut musste, für meine Dosis Chinesisch! Schade! 镇遗憾!Das wäre bestimmt lustig geworden!
Ich freue mich aber schon auf die Fotos morgen!

Doch nun eine gute Nacht!
Wir sind jetzt inzwischen 7 Stunden auseinander, China hat die Uhren nicht umgestellt… Und deswegen muss ich jetzt mal schlafen 🙂 Bis bald, ihr Lieben!

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Wochenschau

Oha. Wo ist die Zeit hin?

Mein letzter Eintrag ging ja mal wieder nur um einen einzigen Tag – mannmannmann, kein Wunder. Bei dem Tempo kann man ja nicht weit kommen.
Darum jetzt mal wieder eine bunte Collage, ein Kaleidoskop meiner letzten Woche.
Es wäre schön, sagen zu können, „das wird eine Zusammenfassung“ – aber ich kenn mich ja 🙂 – Und, ihr mich eben auch. Also – lieber nichts versprechen!

Also, nachdem ich ja Freitagmittag wieder nach 南沙 (Nansha, mein Stadtviertel) zur Schule zurück gefahren bin, hatte ich verständlicherweise keine Kraft, am selben Abend wieder in die Stadt reinzufahren. Deswegen machte ich mir einen gemütlichen und tankte wieder ein bisschen Kraft. Gott sei Dank blieb die Erkältung aber aus – vielleicht gerade deshalb!

Samstag (15. Oktober!) schlief ich so richtig aus, sagte alle Pläne mit allen Leuten ab – Shenzhen übers Wochenende mit Ralf und Eduardo, früh morgens nach Guangzhou mit James, einem anderen Fremdsprachenlehrer – und fühlte mich so frei in meiner Freizeitplanung. Gegen Abend fuhr ich dann doch nach Guangzhou, weil Alex ein vietnamesisches Restaurant namens Tiger Prawn ausprobieren wollte. Auf dem Weg erreichte ich dann auch noch Franzi und konnte sie überzeugen, auch mitzukommen. Als wir dort ankamen, waren wir leicht schockiert. Vor dem Restaurant standen an die 30 Leute, die alle ihre Wartenummer gezogen hatten,… Wir wollten gerade wieder gehen, weil wir echt hungrig waren – da winkte uns die Dame zu sich, die die Nummern ausgab zu sich, fragte, wie viele Leute wir seien, und bedeutete uns, ihr zu folgen…. Mit einem etwas schlechten Gewissen betraten wir das Restaurant, zu Unrecht privilegiert, aber… der Hunger ist ein schlechter moralischer Ratgeber! Und es war wieder mal richtig gut. Wir aßen zum Beispiel aus einer Kokosnuss eine Reispfanne mit Shrimps, und einen vietnamesischen Pfannkuchen mit Strohpilzen…

Danach fuhren wir zum Dreh- und Angelpunkt Tiyu Xilu, verzweifelt bemüht, ein Taxi zu finden, das wusste, wo man die mysteriöse Ping Pong Bar finden würde. Allerdings ist diese Bar eher unter Expets (Ausländern) bekannt, und die meisten Chinesen können damit wenig anfangen. – Es war ein ziemliches Abenteuer. Wir versuchten sogar einen Landsmann dazu zu bringen, dort anzurufen, um herauszufinden, wie man dorthin kommen könnte. Wir fanden schlussendlich ein Taxi, dem wir die Adresse vorgelesen haben, ein Schwarzfahrertaxi, der 40 Yuan von uns haben wollte. Nur, dass er unsere 10er und 20er mit der Begründung, das sei Falschgeld, nicht annahm. Warum auch immer. Es war jedenfalls definitiv keins. Naja. Aber dann gings erst richtig los. Wir wurden zwar schon irgendwie in der Nähe rausgelassen, in einer verlassenen, dunklen Nachbarschaft, nicht gerade das vertrauenswürdigste Klientel, aber… Nicht gefährlich. Also wanderten wir durch die Nacht, auf der Suche nach einer Bar, die niemand kannte, liefen durch Straßen, die aussahen wie kürzlich in Neapel, Ratten, aber friedlich. Wir fragten uns durch, und irgendwann tauchte sie dann vor uns auf: Die Ping Pong Bar.

Äußerlich nicht so besonders, beinahe zu übersehen, aber innerlich war sie ganz nett eingerichtet. Links und rechts von der Bar hingen die beiden Schriftzeichen  乒 und 乓 in Rot für den Namen der Bar (ping und pang gesprochen). Es wirkte wie in einem U-Bahn-Tunnel, oder ein alter Industriekeller. Die Couches waren gemütlich, und die Drinks bekannt. – Trotzdem, wir entschieden, für den ganzen Aufwand war es nicht genug Entschädigung ;).

Wir hatten trotzdem einen netten Abend, und fanden zum Schluss sogar zeitgleich zwei Taxis, eins für mich nach Huangsha in mein Hostel auf 沙面岛 (Shamian Dao = Shamian Insel) und die anderen beiden teilten sich eins in ihre Richtung. Nach nur 20min. später und 40 Yuan leichter war ich dann tatsächlich bei meiner Bettstatt angekommen! – Und da stellte sich heraus, dass der Französischlehrer aus meiner Schule, Nordan, auch in meinem Schlafraum untergekommen war!

Am nächsten Morgen schlief ich mal ein bisschen länger in dem Hostel, und bewegte mich nach dem Auschecken auch nicht besonders weit fort. Ich blieb auf der Hochzeitsinsel, setzte mich in ein Starbucks Café (星巴克  咖啡 = xing1bakè ka1fei1) und sah den Bräuten beim Posen zu. Ich ließ dort fast 100 Yuan, aber nur, weil das Sandwich merkwürdig schmeckte und ich daraufhin den wahnsinnig toll aussehenden Trüffel-Schokokuchen probieren wollte. War aber leider auch ein Reinfall. Naja, und als ich mich dann zu sehr schämte, mit so vielen anderen Ausländern in einem Exil vor dem echten China gelandet zu sein, verließ ich das amerikanische Zipfel Erde auf einer europäisierten, verkitschten Insel und wandte mich einmal mehr Tiyu Xilu zu. Dort kaufte ich zunächst einmal eine Schüssel, ein Glas und einen Löffel, und dann vergrub ich mich sehr lange in einem riesigen, sechsstöckigen Bookstore. Ihr kennt mich ja. Damit war ich glücklich. Es gab auch eine englischsprachige Bücherabteilung, namens New Page, aber dort hielt ich es nicht allzu lange aus, weil sie dort in einem fort nur schnulzige englische Popsongs spielten, die ja auch ganz schön sein können – aber nicht in einer Endlosschleife.
So verging der Sonntag, denn ich wartete auf die Chinesischstunde abends um 19h.
Danach machte ich mich schwer bepackt wieder auf den Heimweg in meine Schule.

— Ansonsten war die letzte Woche eigentlich ohne besondere Exkursionen. Ich war diesmal wenig bis gar nicht im Unterricht, sondern habe eher am Schreibtisch im Lehrerzimmer gearbeitet. Zum Beispiel habe ich damit angefangen, eine Bibliothek für alle Deutschmaterialien, also Bücher, Zeitschriften, Spiele, und sonstige Medien aufzubauen und überhaupt erst einmal zu katalogisieren. Dafür habe ich mir Kürzel überlegt zur Kennzeichnung und Etiketten gebastelt. Ich bin aber immer noch nicht fertig!
Etwas Trauriges ist aber dennoch passiert… Der Vizedirektor der Schule ist seiner Krankheit erlegen. Viele Lehrer hatten ihn am Tag zuvor noch im Krankenhaus besucht, und dann ist er einen Tag später auf dem Schulgelände verstorben. – Möge er in Frieden ruhen! 一路好走!

-… Für gewöhnlich fahre ich jetzt jeden Dienstag und Donnerstag gegen halb 5 von meiner Schule los zum Chinesischunterricht in Guangzhou… Der Weg dauert + 1 1/2 Stunden, und ich muss mich vor der Stunde um 19h auch erst einmal um mein Abendessen kümmern. Der Kurs ist eine großartige Hilfe, um seine Kenntnisse wieder aufzufrischen und seinen Wortschatz zu erweitern. – Nur der Heimweg deucht mir immer sehr lang, und die Taxifahrer, die bei der Endstation auf Leute wie mich warten, machen nicht immer faire Preise. (Um 23h fahren sie nämlich alle nur noch schwarz.)

Am Freitag hatte ich noch eine nette Begegnung… Die Japanischlehrerin Xiaoyang und ich wollten in die Kantine gehen, aber die hatte schon geschlossen. Kurzerhand lud sie mich in ihr Zimmer ein, um etwas zu kochen! Ich meine, unser Zimmer ist ja eigentlich gleich groß – aber ich weiß nicht, wie sie es schafft, so viel darin aufzubewahren. Es war wirklich interessant. – So, und zackzack zauberte sie ein sehr leckeres Essen aus Tomaten, Nudeln, Shrimps, Sesam und Eiern. Ich konnte zwar nicht gut Chinesisch, und ich verstand auch nicht immer ihr Englisch, aber…. wir versuchten es einfach! Und sie war so herzlich und freundlich. Zum Abschied schenkte sie mir noch eine Orange und eine Tomate!

Samstag dann… wurde unser Strom abgeschaltet. Den ganzen Vormittag lang. Deshalb funktionierte auch das Internet nicht – eigentlich wollte ich da nämlich schon wieder am Blog arbeiten. Ging aber nicht. Stattdessen polierte ich mein Zimmer noch einmal schnell auf Hochglanz, denn, – tatatataaaaaaaa – Franzi und Alex besuchten mich in meiner bescheidenen Hütte! Sie fuhren auch schon recht früh los. Ich holte sie von der U-Bahnstation ab, zu Fuß, bei gleißender Hitze – aber so war es einfach schöner. So konnten sie sich einmal die Umgebung angucken, ein bisschen Grün sehen, raus aus der Stadt. Ihnen gefiel die Idylle ganz gut, und das viele Wasser.

Ich zeigte ihnen also zunächst einmal mein Zimmer, wir machten die Klimaanlage an und uns ein bisschen frisch… Und dann nahm ich sie mit zum Mittagessen ins Dörfchen gegenüber der Schule. Hoah, da haben wir vielleicht geschlemmt!! Drei Gerichte für uns zum Teilen – und beide waren hellauf begeistert. Endlich gebratene Nudeln!! =)

Danach zeigte ich ihnen mein Schulgelände und das Lehrerzimmer.

Wir suchten dann wieder mein Zimmer auf, aßen Ritter Sport Schokolade, tranken Orangensaft und erzählten uns so dies und das. Es war sehr nett!

Gegen frühen Nachmittag dann brachen wir unsere Zelte ab, ich rief ein Taxi, und wir fuhren gen Guangzhou. Auf dem Weg erhielt ich das Angebot, wieder bei Gu Yihan übernachten zu dürfen. Wirklich großzügig, zumal die Hotelpreise wegen der Canton Fair, die hier gerade stattfindet, extrem gestiegen sind.
Franzi hatte leider anderes vor, deswegen blieben nur noch Alex und ich übrig. Wir wussten nicht, was wir machen wollten, aber fuhren dann einfach zum Hauptbahnhof Guangzhou (广州火车站). Ja, das überall bekannte Bahnhofsviertel. Ja, auch in China ist ein Bahnhofsviertel ein Bahnhofsviertel. Nun ja, aber um das Bahnhofsviertel herum (voll, laut, dreckig, viele Menschen, viele Gerüche,…) gibt es jede Menge Möglichkeiten, sein Geld loszuwerden. Nein, nicht durch Taschendiebe, also bitte. Was ihr gleich denkt…
…Es ähnelt eher einem riesigen Basar, in jedem kleinen Winkelchen findet man noch ein Geschäftchen und jemanden, der etwas verkaufen will. Dort werde ich wahrscheinlich das Frankreichtrikot für Dori finden…! Leider wurde ich gleich Zeuge einer Szene der etwas anderen Art… So, wie es für mich aussah, wurden zwei Frauen von zwei Männern beraubt. Ich hatte so etwas nur noch nie gesehen, und diese Brutalität, mit der die Kleidungsstücke aus den Armen der einen Frau gerissen wurde, sie sogar noch ihre Jacke lassen musste, und wie die andere Frau versucht hat, sie weiterzuziehen…. Das war einfach ein bisschen erschütternd. Es bekam aber augenscheinlich kaum jemand mit. – So, ihr könnt jetzt aufhören, euch Sorgen zu machen, mir ist nichts passiert und nichts abhanden gekommen. Überhaupt… Ich habe den Eindruck, Ausländer leben hier sicherer. Trotzdem vergesse ich natürlich nicht, gut auf mich aufzupassen, und nach dem Einstieg war ich auch doppelt vorsichtig. – Alex verliebte sich unsympathischerweise leider gleich in ein Bayerntrikot nebst Shorts, – aber der Preis gefiel im nicht. Ich wette, er kommt noch einmal zurück.
Um 19h schloss der Markt aber schon, im Nu war auch alles weg… und deswegen liefen wir noch ein bisschen in der Gegend umher, um dann wieder die Metro zu nehmen.
Wir wanderten noch ein bisschen am Perlfluss (Zhujiang = 珠江) entlang – auch ohne Lichterfest ist es ein toller Anblick, ließen uns anstarren und starrten zurück 🙂 und beobachteten, dass es viele Araber und Russen hier gab. Wir liefen an einem neuen Hotel vorbei, das ohne Witz mit folgendem Spruch warb: „for the influenced people“, Alex zeigte mir ein deutsches Restaurant namens 1920, das vom Fensterln ausgehend echt authentisches Essen auftischte! …Mal sehen! Vielleicht, wenn ich allzu sehr Heimweh hab..

Wir endeten jedenfalls in einer kleinen „Winebar“ direkt am Ufer mit einem lokalen = kantonesischen Fernsehmusik-sender und einem „French Toast“ (süßes Toast mit Erdnussbutter), einem 自由古巴 = Cuba Libre (zi you gu ba) und gutem Guiness! Danach liefen wir noch ein Stück weiter, Richtung Changshou Lu, einer großen Einkaufsstraße (da, wo ich mit meinen Eltern auch Hot Pot essen war) und kauften uns beim 7eleven noch ein Qingdao Bier. …Und so ließen wir den Abend am Ufer dann ausklingen…
Irgendwie schien der Platz ein Ort für Taxis zu sein, weil ohne Unterlass wirklich ein freies vorbeifuhr. Das nutzten wir dann auch aus – ich fand nach vielem Suchen tatsächlich das Wohnhaus meiner Lehrerin, die noch auf mich wartete, und fiel müde ins Bett.

Doch nix da mit Ausschlafen!
Ich musste zeitig los. Yihan selber war auch schon recht früh weg, aber sie hatte ihren Cousin und ihre drei Schwestern in dieser Nacht auch noch beherbergt. Und denen lief ich morgens in dir Arme! – Die haben sich vielleicht erschrocken …! 🙂
Tatsächlich fand ich eine Bushaltestelle, und auch einen Bus, der zur U-Bahn fuhr… und machte mich erst einmal auf den Weg zu Tiyu Xilu. Dort kaufte ich mir endlich ein „Schuh“regal, dreistöckig, zum Aufstellen – jetzt kann ich endlich mein Geschirr irgendwo hinstellen!! Dann traf ich mich mit Alex, weil wir einen Deutschunterricht vorzubereiten hatten! Jawohl! Unser Institut Jinqiao (津桥), in dem wir auch Chinesisch lernen, hat uns nämlich angeboten, dort sonntags im Wechsel immer 3 Stunden lang am Stück Deutsch zu unterrichten. Na, klar! Also trafen wir uns bei der Haltestelle Martyr’s Park und setzten uns in den Starbuck’s. Wir brainstormten, wie man so viel Zeit am sinnvollsten gestalten könnte und brachten einige Ideen zu Papier… Sodass wir ein bisschen entspannter in die Stunde gehen konnten. Es hat auch tatsächlich ganz gut geklappt; die Schüler sind unterschiedlichste Studenten, die aber meistens mit ihrem Beruf dann nach Deutschland gehen wollen. Ihre Motivation, Deutsch zu lernen, ist daher sehr groß. Und es ist auch sehr gut! – Vieles entschieden wir dann aber doch spontan; wir erzählten ihnen viel über die verschiedenen Dialekte in Deutschland, ließen sie mit dem Wort FREIZEIT jeden Buchstaben ergänzen – das war nämlich grob unser Thema – undundund. Es war aber gar nicht schlecht, zu zweit dort zu stehen, weil der andere so immer noch toll was ergänzen konnte (wenn man mal den Artikel vergessen hat, dazuzuschreiben oder so).
Nach Unterrichtsschluss hatten wir nur knappe zwei Stunden Zeit, um endlich mal etwas zu essen, und so stießen wir auf Eduardo (den brasilianischen Freund von Ralf). Zusammen probierten wir ein japanisches Nudelsuppenrestaurant, und planten schon mal wieder ein gemeinsames Wochenende. Es war sehr nett! – aber dann mussten wir wieder zum Chinesischunterricht. Also ein sehr lehrreicher Sonntag!

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Überschäumende Gefühle

Heute erzähle ich euch davon,

  • wie man eine Dreiviertelstunde zu spät kommen kann, obwohl man eine halbe Stunde zu früh da war
  • wie unser Abend im SOFITEL anlässlich der Einladung des Deutschen Generalkonsulats Kanton zur Feier des 21. Jahrestages der Deutschen Einheit war und
  • wie aus einem sonst 30minütigen Heimweg ein fast 3stündiger wurde.

Dabei fing alles so gut und harmlos an…
Wir Freiwilligen hatten über Herrn Peter Jandok, dem ExU vom Goethe-Institut Peking und auch über den DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst, für den Franzi hier ja arbeitet) die Einladung bekommen, mit dem Deutschen Generalkonsulat Kanton zusammen 21 Jahre Deutsche Einheit zu feiern. Am 13. Oktober (anstatt des 3.) um 18.30h im Sofitel-Hotel. Unsere Schule hatte auch eine Einladung bekommen, an den Vizedirektor adressiert, aber der war leider schwer krank und deswegen gingen wir (Gu Yihan, meine Mentorin und ich) an seiner statt. Wir sind überzeitig aufgebrochen, obwohl wir noch die ganze Mittagspause fieberhaft versucht hatten, etwas Passendes zum Anziehen zu finden… schließlich wollte man gerade nicht wegen seines nicht angemessenen Auftritts auffallen!

Als wir jedoch eine gefühlte Ewigkeit und zweimal Umsteigen später aus der U-Bahnhaltestelle 体育西路 (Tiyu Xilu) gestiegen sind, erwartete uns ein furchtbarer Platzregen. Wir hatten keinen Regenschirm, keine Regenjacke, nur mein Blazer, und Gu Yihan ihre Strickjacke. Also kauften wir schnell noch beim 7eleven einen großen Schirm und versuchten ein Taxi zu finden – es war nämlich noch ein ganz schönes Stück zum Hotel.

Um die Sache ein bisschen abzukürzen, und dich armen Leser von der grausamen Empathisierung à la Aristoteles zu erlösen: Wir haben kein Taxi gefunden, weil es uns entweder sofort weggeschnappt wurde, aber vor allem weil es keine freien mehr gab. Es war absoluter Ausnahmezustand. Also liefen wir. Oder, ich sollte eher sagen: Wir wateten. Und das Gute war: Sobald die Schuhe eben einmal nass waren, also so spätestens nach 5 Minuten eben, da war es auch schon egal. Man musste sich überhaupt keine Gedanken mehr machen. Es war ein unglaublicher Platzregen, und jede Erhöhung auf dem Weg wurde als Steg genutzt. Bald gab es auch diese nicht mehr, denn das Wasser hörte nicht auf.

Als wir dann endlich das Hotel gefunden hatten, waren wir natürlich bis auf die Knochen durchnässt. So konnten wir uns nicht zeigen! Zumal ich zum Beispiel auch ein weißes T-Shirt anhatte. Deswegen konnte ich den klitschnassen Blazer auch nicht ausziehen. Das Sofitel gestattete uns aber freundlicherweise uns erst im 洗手间, dem restroom, frisch zu machen, und dann durften wir sogar in den SPA-Bereich in die Umkleiden und uns fönen. Meine vor Wasser sabbernden Stiefel konnte ich vor weiterem Quietschen allerdings nicht bewahren. – Tja, und deshalb waren wir zu spät. Obwohl wir eben schon um 18h im Hotel eintrafen.

Also verpassten wir offenbar die chinesische und deutsche Nationalhymne, und die Begrüßungsworte, und kamen erst, als schon ein großes Schmausen im Gange war. Es gab deutsches Brot (!) in mehreren Farben und Größen :D, Knödel, Pumpernickelhäppchen, Roastbeef, Würstchen, Strudel,… alles, was das Herz begehrt. Und Bier. Tja. Also hab ich mehr gegessen, als ich eigentlich gemusst hätte 😉 Aber es gab auch ein paar chinesische Spezialitäten, wie die Peking-Ente. Ansonsten dauerte der ganze Empfang eigentlich nur zwei Stunden, in denen man versucht hat, mit so vielen Leuten wie möglich zu reden…. Und natürlich unbedingt Fotos zu machen. So entstanden dann auch jene, die ihr unten seht. (Alles Fotos von Gu Yihan! Copyright liegt bei ihr!)

Nachdem wir jeden wichtigen Menschen mit uns abgelichtet haben… machten wir uns wieder auf den Heimweg. Gu Yihan hatte mich eingeladen, in ihrer Wohnung in Guangzhou zu übernachten. Leider hatte der Regen keine Pause eingeplant, sodass das Wasser inzwischen noch höher stand. Wir begannen unsere Busreise mit sonst 30min. und ergatterten zum Glück noch zwei Plätze im oberen Bereich, was sich als SEHR nützlich erweisen sollte. Denn die meiste Zeit rührte sich nichts auf den Straßen: Durch die Regenfälle und das immer höher steigende Wasser sprangen viele Autos nicht mehr an. Der Verkehr kam eigentlich völlig zum Erliegen, und man konnte dem Pegelstand wirklich beim Steigen zusehen. An einer Haltestelle öffnete der Bus seine Türen, um Fahrgäste aus- und einsteigen zu lassen – und plötzlich mussten alle Leute im unteren Bereich schauen, dass sie ihre Füße in die Luft hielten: Der Bus war unter Wasser. Draußen sahen wir Menschen mit Regenschirm knietief durch die Straße waten, die nun eher einem Fluss galt. Während ich schon überlegte, ob ich mich irgendwie meiner Strumpfhose und Schuhe entledigen könne, um barfuß „nach Hause“ zu laufen, verließen wir zum Glück endlich nach 3 Stunden das tiefergelegene Stadtviertel und die Fluten.

Gu Yihans Schwester erwartete uns schon mit heißem Ingwertee, einer Reissuppe und Rührei. Es war wunderbar wärmend, und hat mich, glaube ich, vor einer ordentlichen Erkältung bewahrt. Obwohl ich ECHT nicht mehr hungrig war.

Dann mussten wir ein letztes Mal in die Sintflut, und waren dann endlich in Yihans (Ilonas) Wohnung angekommen. Sie bot mir an, meine nassen Sachen zu waschen und zu trocknen, gab mir ein Handtuch und ließ mich heiß duschen. Das war auch guuuuuuuuut.
Inzwischen war ich echt fertig mit der Welt und freute mich schon auf „mein“ Bettchen.
Das war so lieb von ihr, mit welcher Gastfreundschaft sie mich dort eingeladen hat!
Als ich dort an der Matratze horchte, war es immer noch heftig am regnen. Insgesamt schüttete es wohl acht Stunden lang wie aus Kübeln. Kein Wunder, dass nichts abfloss. Es handelte sich tatsächlich um einen Taifun, der mit jahresüblichen Regenmassen aufwartete.

Am nächsten Morgen wollten wir um 9h im Deutschen Generalkonsulat sein, um Materialien für unsere Deutschwoche abzuholen, in erster Linie Plakate. Es wurde dann doch eher 10, weil ich auch noch ein Frühstück (so Art dumplings mit 牛奶 = niunai = „Kuh“milch) gekocht bekam. SO LIEB! Und die Krönung war echt das Angebot, jederzeit „mein Zuhause in Guangzhou“ in Anspruch nehmen und übernachten zu können.
Wir fuhren also wieder zurück zu Tiyu Xilu, diesmal wirklich in 30 min., und die Regengüsse waren auch wieder in der Erde verschwunden.

Dort angekommen, nach Besucherpass und im 14. Stock, wurden wir in einen Art Lagerraum geführt und konnten uns wild alle Plakate aussuchen, die wir wollten. Es waren hauptsächlich welche zu „Deutschland, Land der Ideen“ mit auch vielen Städtebildern wie Köln, der Arroganz-, Verzeihung, Allianzarena, Frankfurt am Main und natürlich Berlin.
Außerdem nahmen wir einige Taschen mit der Aufschrift 德国 = Deutschland, einmal so, einmal so, hinten und vorne; und auch noch die Freundschaftspins mit der deutschen und chinesischen Flagge, mit.

Ich bot mich an, das Material wieder mit nach Nansha zu nehmen, und wurde dafür, nach einer kurzen Beratung für ein Geschenk für ihren Freund, auch noch zum Mittagessen eingeladen. Also war ich zum ersten Mal im Kungfu, so etwas wie ein chinesischer McDonald, aber ein wenig gesünder!
Dann trat ich die Heimreise an, schließlich war ja Freitag = eigentlich noch ein Arbeitstag.

– Ganz ehrlich – hätte ich schon früher von der Einladung gewusst, dann wäre dieser Artikel hier der mit der Überschrift „Der Tag der Visitenkarten“ geworden. So viele! Jeder hatte eine! Und wir wurden teilweise schräg angeguckt, weil wir Freiwilligen keine hatten.
– Jetzt aber viel Spaß mit den Fotos von Yihan, und danke für eure Geduld!!

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