Backe backe Kuchen

Begriffsklärung: Der von Ihnen gesuchte Begriff ist mehrdeutig. Meinten Sie

  • das Kinderlied „Backe backe Kuchen“, welches u.a. gerade von Clara und den Schülern für die Deutschwoche einstudiert wird, zusammen mit anderen Liedern

oder

  • das wohl erstmalige Ereignis des Kuchenbackens in einer chinesischen Mensa – deutscher Zitronenkuchen mit chinesischen Zutaten und Gerätschaften

Na gut, ich weiß ja aus eigener Erfahrung: Entscheidungen sind nur etwas für Menschen mit viel Zeit. Da wir die alle diese Tage nicht mehr haben, nehme ich euch diesmal die Wahl ab, und lasse diesen Artikel DOCH von beiden Themen handeln. Irgendwie haben sie ja doch miteinander zu tun!

Kurz noch zum Wochenende: Ich bin diesmal mit Nordan (dem Französischlehrer) nach Guangzhou gefahren und wir mussten ein anderes Hostel nehmen – das ich unglaublich heimelig fand, weil alles so einen IKEA-Familienflair hatte. Wir hatten ganz kurzfristig eine schon länger ausstehende Einladung zum Essen von einer Schülermutter angenommen, und Ralf und seine Freundin sowie ein Österreicher mit seiner kroatischen Frau und deren Zwillingen waren auch dabei. Der Schüler hat einen deutschen Vater und spricht dementsprechend auch hervorragend Deutsch. Das Essen war eine Wucht: Pilzsuppe, Steak (! jawohl!), gebratener Reis mit Gemüse, kleiner Fisch, großer Fisch, Scampis, Gemüse in Salzsauce, Sashimi, Wassermelonen und Sternfrüchte und eine sehr leckere Süßspeise aus Reisteig und Mohn.
Nach dem Essen waren wir noch in der Ping Pong Bar und haben dort ein paar Freunde von Nordan getroffen; vertretene Nationalitäten waren Belgien, UK (Manchester), Spanien, Bulgarien, Ukraine, China, Deutschland, Frankreich…
Am nächsten Morgen gab es zum ersten Mal ein chinesisches Frühstück für mich (Aubergine, meine Wahl) und wir kauften bei einem Uiguren eine Art Fladenbrot, nur flacher und härter. Außerdem probierte ich den sehr gesund schmeckenden Saft des Zuckerrohrs.
Dann musste ich auch schon los, denn es war wieder Zeit für den Deutschunterricht. Diesmal war es die Anfängerklasse und Alex und ich gaben ihn zusammen. Es ging um deutsche Adressen (wie schreibe ich einen Brief?) und wir brachten ihnen „Stadt, Land, Fluss“ mit den Kriterien „Land“, „Stadt“, „Beruf“ und „Name“ bei.

Montag dann hieß es früh aufstehen für mich, weil ich ja den chinesischen Lehrern in unserem Lehrerzimmer zeigen wollte, wie ein echter Kuchen schmeckt!
Meine Eltern hatten mir netterweise Uromas Rezept für den ganz schnellen Zitronenkuchen mitgebracht, und die Zutaten hatte ich nach langem Hin und Her auch alle gefunden (Puderzucker musste ich mir bei Taobao, dem chinesischen Ebay bestellen und schicken lassen). Mit der Mensa hatten wir im Vorfeld gesprochen, und diese hatte mir erlaubt, dort meinen Kuchenteig anzurühren, ihn in eins ihrer immensen Backbleche zu füllen, und dann 20 min. zu warten, bis der Kuchen aus dem Ofen kam.
Ich hatte Glück, dass es überhaupt einen Ofen gab, denn das ist hier gar nicht so üblich.
Meine liebe Gu Yihan half mir, wo sie nur konnte, – sie erklärte den neugierigen Köchen, was ich da so machte, veranlasste, dass meine Butter geschmolzen wurde, trieb für mich eine Raspel für die Zitronenschale auf, und unterstützte mich auch noch beim Rühren und Saubermachen. Einen Schneebesen gab es nicht, deswegen vermengten wir den Teig nur mit Stäbchen! Aber die sind ja echte Allround-Talente. Die können sogar Kronkorken aufmachen. Doch das ist eine andere Geschichte.
Es klappte alles gut, obwohl die Butter ganz anders roch, ich keinen Vanillezucker hatte, und das Weizenmehl irgendwie eine etwas andere Konsistenz hatte, als ich das gewohnt war. Wir hatten einen Heidenspaß! Als wir das Blech zur Hälfte ungefähr gefüllt hatten, brachten wir es zur Durchreiche und gaben an, wie lange es bei wieviel Grad backen sollte. Währenddessen spülten wir die Utensilien notdürftig ab, rührten schon einmal den Zuckerguss an und fischten die Zitronenkerne daraus.
Als der Kuchen fertig war, nach 20 Minuten, meinte der Koch sogar, wie gut der denn rieche, was da alles drin sei. Wir schütteten den Zuckerguss über den warmen Kuchen und trugen das Blech vorsichtig ins Lehrerzimmer. Das war aber ein Hallo!

Auf der Lehrerzimmertür stand in großen Lettern 生日快乐, und ich konnte das Blech kaum abstellen, da wurde ich schon von Leti überrannt, umarmt.
Mein Platz war von den Lehrern mit Luftballons geschmückt, und auf der Wand dahinter stand in vier Sprachen „Alles Gute zum Geburtstag“ (auf Spanisch, Englisch, Japanisch und Französisch). Der Schrank war mit neonfarbenen Blättern überklebt, auf denen stand „Happy Birthday“ und „Clara“ und „19“.
Auf meinem Schreibtisch wartete schon ein Brief und ein Teddybär von Gu Yihan. Alle waren total lieb und gaben sich große Mühe, mir einen schönen Tag zu machen.
Deshalb wollte ich sie auch alle zum japanischen Abendessen nach Jinzhou einladen. Es kamen Leah, ihr peruanischer Freund Kledy (ihr erinnert euch vielleicht), Nordan, Chika, Leti, Alex, der chinesische Französischlehrer, und sogar Franzi und Alex, extra aus Guangzhou angereist! Sie beschämten mich auch noch mit Geschenken, und davon nicht genug, sogar ihre Mentoren hatten ihnen etwas für mich mitgegeben!
Es war ein schöner Abend, wir haben geschlemmt, geschmaust und getrunken, und das alles ohne Schuhe. (Wir saßen in diesen extra Räumen, in denen man knien sollte. Wir hatten aber zum Glück eine abgelassene Fläche unter dem Tisch auf dem Boden.)
Doch als ich dann bezahlen wollte, ließ man mich einfach nicht! ICH wurde eingeladen!
Danach gingen Leti, Leah, Kledy und ich noch Banana Split essen – das hätte ich mal lieber lassen sollen, weil ich ja weiß, wie es eigentlich schmecken sollte – aber es war trotzdem sehr nett. Und ich wurde auf Spanisch beschallt. So sehr, dass ich zum Schluss sogar ein paar Sätzelein versuchte. Und es dann lieber schnell wieder ließ 🙂

Wieder in „meinen“ vier Wänden angekommen, nahm ich noch einige Anrufe entgegen und las so viel liebe Geburtstagspost von euch! Danke!
Das alles hat es mir leichter gemacht, meinen Geburtstag fernab der Heimat zu feiern.

Aber auch der ist jetzt schon wieder vorbei, und ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf die Deutschwoche, die im Dezember stattfinden wird. Dafür habe ich unter anderem eine Powerpoint-Präsentation entworfen mit vielen deutschen Liedern – nicht nur Volkslieder wie „Backe backe Kuchen“, sondern auch moderne Stücke, und auch die Comedian Harmonists sind vertreten. Momentan studiere ich mit den Kindern aber „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ ein. Sie haben viel Spaß an dem „Klipp klapp“ und haben toll mitgesungen!

Der Kuchen war übrigens ein ziemlicher Erfolg, und, obwohl er nicht genauso geschmeckt hat wie zu Hause, war ich von dem Ergebnis doch positiv überrascht.
Es ist kein Krümel mehr da, und das Blech ist schon wieder in der Mensa.

Heute saß ich allerdings an einem Vortrag über deutsche Festtage und ihre Bräuche. Natürlich dürfen Ostern, Weihnachten und Silvester nicht fehlen, aber was ist noch unbedingt wichtig? Man muss sich ja aufs Wesentliche beschränken.
Außerdem habe ich heute zum allerersten Mal in der „Music and Dance Hall“ Klavier spielen dürfen!! Das hat mich echt gefreut, und ich habe es sehr genossen.

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Sperrstunde

Wie ein Froschessen in Guangzhou zu einer abenteuerlichen Reise zurück nach Nansha wurde.
Man sollte eben berücksichtigen, wann die letzte U-Bahn fährt.

Hallo Kinder,

heute erzähle ich euch von meinem Gestern.
Es war einmal ein Mittwochabend, an dem ich einer Einladung unserer ehemaligen Chinesischlehrerin Sun folgte, und beschloss um 16h schon nach Guangzhou loszufahren. Ja, ehemalig, weil ich vorgestern, Dienstag, meine vorerst letzte Chinesischstunde im Institut hatte. Sun macht eine eigene Schule auf, und wollte noch ein Abschiedsessen mit Hashim, Alex und mir machen. Also gingen wir Frosch essen. Das Restaurant war im Nordosten von Guangzhou und berühmt für seine grünen Amphibien.
Auf dem Weg – ich war viel zu früh (!) – versuchte ich schon die ganze Zeit, endlich meine Telefonkarte wieder aufzuladen, da ich nur noch 4 Yuan Guthaben darauf hatte – aber erfolglos! Jeder 7-Eleven und jeder Annelies (天天。。。) sagte immer wieder DNÖ.

Das Restaurant war aber ein voller Erfolg. Ich hatte damals in meiner Kindheit schon mal Frösche im wunderschönen Elsaß gegessen, aber nur Froschschenkel, jaja.
Diesmal bekamen wir sie in einem Feuertopf serviert, und zwar in ihrer ursprünglichsten Form. Die Frösche waren eigentlich kopflos und hohl. Wenn ihr versteht.
Nach dieser kleinen Hemmschwelle waren sie aber durchaus köstlich.
Vor allem der zweite, der ein bisschen besser durch war als der erste.
Eigentlich hat es wie ein sehr zartes Hühnchen geschmeckt… Nur der Bauch wie Fisch.
Ich habe noch gelernt, dass es für meine liebe Dora nichts Besseres geben konnte, als dass ich an ihrem Geburtstag „für sie“ Frosch gegessen hab. Das bringt Glück oder so.

Wie ihr an dem Wetter hier rechts sehen könnt, ist es hier „kühler“ geworden – vor allem in Nansha pfeift ein eisiger Wind um und durch die Wohnung.
Beim Feuertopf (Hot Pot)- Essen kamen wir aber ganz schön ins Schwitzen, weil es wieder sehr scharf war, und der Dampf vom Topf auch nicht so gut abziehen konnte.
Nach diesem Festmahl wollte uns Sun noch ihre neue Schule zeigen, ein sehr schönes Apartment eigentlich im 11. Stock, dessen Räume dann als Schulzimmer genutzt werden. Es ist nicht für viele Schüler gedacht, eher für eine kleinere Gruppe, aber es wird sieben Lehrer geben. In dieser Wohnung gab es auch eine gemütliche Sofaecke, und wir bekamen Snacks, einen Rosenkräutertee, der besonders gesund in dieser „kalten“ Jahreszeit sein soll, und noch ein bisschen Bier. (Sun war eifrig dabei, Ganbei auszurufen).
Außerdem wollte sie uns davon überzeugen, bei ihr weiterzulernen.
Es ist aber recht teuer, weswegen sie uns noch nicht für sich gewonnen hat.
Jedenfalls versuchte ich schon einige Zeit deutlich zu machen, dass ich jetzt gehen müsse, um meine letzte U-Bahn noch zu erwischen (die Metro schließt gegen 23h), die ich ja auch erst nach zweimaligem Umsteigen erreichen würde. Naja, wie das dann halt so ist, hat es doch länger gedauert, alle zum Gehen zu bewegen, und es war klar, dass es sehr knapp werden würde. Hashim hat mir zum Glück noch Geld in die Hand gedrückt, falls ich es nicht schaffen würde, und mir ein Taxi nach Nansha rufen müsste… Das kostet nämlich 300 Yuan. Wir trennten uns an unterschiedlichen Haltestellen, und ich kam endlich an dem letzten Umsteigebahnhof an. Ich hatte mir ausgerechnet, dass ich eine knappe Minute zum Linienwechseln habe, und setzte zum Endspurt an. Als ich ans Gleis kam, stand zum ersten Mal nicht an der Anzeigetafel, wann die nächste U-Bahn kommen würde. Ich dachte schon… -??? Das wars jetzt. Aber, es standen noch mehrere andere Leute am Bahnsteig, also wartete ich erst einmal weiter ab. Und tatsächlich! Plötzlich rollte eine U-Bahn ein. Ich war glücklich und erleichtert, dachte ich doch, ich hätte es noch geschafft.

Aber es war komisch: Die Ansagen für die nächste Haltestelle kamen nicht mehr vom Tonband, sondern von dem Schaffner… Und so erwartete ich die ganze Zeit halb ängstlich, dass die U-Bahn nicht mehr weiterfahren würde.
Ich sollte Recht behalten.

Und so war ich auch nicht so erstaunt, als, just als wir die Stadt und ihre Tunnel verließen, und ins freie Land, die Umgebung von Guangzhou kamen, der Zug für die Nacht in Xinzao anhielt. Also noch knapp zehn Langstreckenstationen bis zu meiner Haltestelle.
Das Wachpersonal scheuchte uns aus der U-Bahn, und in der Station empfing uns der freundliche Befehl, doch so schnell wie möglich den Bahnhof zu verlassen, weil dieser geschlossen werde. Es war kaum noch jemand in der Bahn gewesen, aber den wenigen folgte ich einmal hoffnungsvoll – aber kaum war ich an der Oberfläche, stand ich wirklich mitten in der Pampa. Da war nichts. Es sah aus wie ein vertrauenserweckender Autohändler, wo ich da gelandet war… Aber absolute Einöde, nur Dörfchen und dunkle Gassen… Äh, ja. Nicht so der Traum eines 18jährigen Mädchens.
Schüchtern wandte ich mich in eine Richtung… Aber drehte schon nach wenigen Schritten wieder um, weil es da so merkwürdig aussah. Ich wollte gerade zwei anderen Passagieren folgen, die offenbar wussten, wo es langgeht – da wurde ich von hinten angehupt und blickte in das grelle Licht eines Polizeimotorrads. Dieser Polizist wollte meinen Ausweis sehen, fragte, wo ich hinwollte und was ich hier machte.. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er mir helfen oder mich einschüchtern wollte, aber ich hatte nur die Kopie von meinem Ausweis dabei, und fragte ihn mehrmals, ob er nicht wisse, wie und wo ich hier ein Taxi finden könne. Der recht emotionslose Polizist fragte mich eigentlich nur immer wieder, ob ich nicht einen Freund anrufen könne, der mich abholte. Ich verstand erst, er hätte einen Freund, der mich nach Nansha bringen könnte….. Aber das war wohl nicht der Fall. Plötzlich gab er mir meinen Ausweis und meinen U-Bahnplan zurück, auf dem ich ihn gezeigt hatte, was für ein Weg noch vor mir liegt… und düste davon!

Ratlos und verunsichert setzte ich meinen Weg fort. Ich folgte einer Straße, weil ich hoffte, dass die mich vielleicht auf eine größere Straße bringen würde! Da wo Autos, vielleicht sogar ein Taxi vorbei fahren würden! Aber es gab nichts davon.
Die Gegend wurde mir immer unheimlicher, und dann rief ich endlich jemanden an. Mein Handy hatte immer noch kein Guthaben mehr, und der Akku war auch kaum noch da. Ich schrieb meiner Chinesischlehrerin, der ich Geld gegeben hatte, dass sie BITTE DRINGEND mein Handy wieder online aufladen sollte, was sie dann zum Glück auch tat.
Alex hatte kein Internet, sonst hätte er mir eine Taxinummer geben können.
Gu Yihan hatte ihr Handy aus, also rief ich Ralf an. Ralf konnte mir aber auch nicht wirklich helfen, also versuchte er bei Gu Yihan zu klopfen, die antwortete aber nicht, also ging er zu Alex, dem chinesischen Französischlehrer.
Mittlerweile hatte ich dem zwielichtigen Dörfchen wieder den Rücken gekehrt und war auf dem Weg zurück zur Metrohaltestelle. Ich dachte mir, wenn es irgendwo ein Taxi gebe, dann da. Also lief ich wieder den gleichen Weg, diesmal um die unheimliche Ecke, – und hatte echt Glück. Dort fand ich zwei Motorradfahrer, „Taxis“, und – einen chinesischen Geschäftsmann, der das gleiche Problem wie ich hatte. Er musste sogar zur Endhaltestelle, also noch eine weiter als ich. Wir taten uns zusammen und handelten mit den beiden Männern. Schließlich erklärte sich einer bereit, packte uns auf sein Motorrad – ich bekam sogar den „warmen“ Platz in der Mitte – und fuhr uns zu seiner Garage, wo sein Auto auf ihn wartete. Dann begann die lange Reise in den Südosten. Nach Nansha.

Wir unterhielten uns recht gut, ich find, ich hab mich wacker geschlagen, dafür, dass ich eigentlich ein ziemliches Nervenbündel war. Ich verstand, dass der Mann einige deutsche Kollegen hat, LukasE, hab ich immer wieder gehört, und, dass offenbar ein paar Deutsche in Huangge Autostadt arbeiten – eine der Metrohaltestellen.

Es war beruhigend, all die Ortsnamen aus der Metro wiederzuerkennen, die wir passierten, und ich war wirklich auch froh, dass der andere Mann noch dabei war. Alleine wäre ich, glaube ich, noch mehr in Schwierigkeiten gewesen.
Er schenkte mir eine Handcreme aus Frankreich, versuchte mein Chinesischlernbuch zu lesen, und redete und redete. Den Fahrer verstand ich nicht so gut, der hatte einen sehr streng südländischen Akzent. Aber ich glaube, die beiden haben mir erzählt, dass er eigentlich auch ein Lehrer ist.

Mein Mitfahrer wurde ordnungsgemäß in Jinzhou abgesetzt, nachdem er noch bei einer Bank sein Taxigeld abgehoben hatte, ich speicherte seine Nummer für spätere Komplikationen ein, und war gelinde gesagt entsetzt, als der Fahrer plötzlich in eine mir völlig falsch erscheinende Richtung fuhr. Bei der Station Jinzhou hatte ich ja schon wieder sehr viel erkannt, ich hatte ein Straßenschild zum Nansha Gymnasium gesehen, und freute mich schon darauf, bald im Bettchen zu liegen.

Nee nee, jetzt ging es erst los.
Der gute Mann fuhr jetzt die ganze Fenghuang Allee ab, da, wo sich meine Schule ja auch befindet. Aber diese Allee ist wirklich ewig lang – das weiß ich jetzt! Ich hatte schon das Gefühl, wir hätten meine Gegend schon wieder längst verlassen…
Sodass ich ihn nach einer halben Stunde gemeinsamen Suchens inständig bat, mich doch bitte bitte einfach zu meiner Haltestelle zu fahren, da würde ich mich dann schon auskennen. Dass er mich jedes Mal (scherzhaft?) anfuhr, wenn ich zustimmend brummte, machte die Sache nicht unbedingt einfacher. Außerdem sagte der gute Mann jedes Mal, neinnein, er hätte nun mal versprochen, mich direkt zur Schule zu fahren, also würde er das jetzt auch machen. Schließlich hatte ich die Nase voll und rief meinen Beifahrer an. Der sprach noch einmal mit dem Fahrer, und kurz darauf hatten wir tatsächlich – ich hätte nicht mehr damit gerechnet – mein geliebtes Hintertürchen erreicht…. Das Tor war schon zu, aber der Wachmann öffnete es wieder für mich, nachdem ich den Taxifahrer mit 135 Yuan bezahlt hatte. Endlich war ich angekommen! Der Beifahrer, Yuchao, rief noch einmal an, um sich zu vergewissern, dass alles geklappt hatte, und dann sank ich erleichtert in die Federn. – Doch sogar in der Nacht träumte ich davon, dass ich unbedingt auf eine sehr schwer zu erreichende Insel musste.

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Der Tag heute war dafür ein richtig netter; ich habe in drei Klassen die Idee zum Adventskalender vorgetragen, die Kinder sahen sehr begeistert aus und es gibt auch Fotos von meinem Vortrag. Sehr interessant, seine eigene Gestik zu analysieren 😉
Außerdem haben Leti und ich mit den Kindern auf dem Schulhof Seilspringen gemacht – wisst ihr, es gibt ein großes Seil, und man muss rein- und wieder rauslaufen.
Ich war denkbar schlecht 😉 aber es war unwahrscheinlich lustig.
Dann konnten wir Alex und Gu Yihan überreden, zum ersten Mal!! ins Dörfchen zu gehen und dort Abend zu essen… Nordan kam auch noch hinzu, und es war – wie immer – lecker. Nach dem Essen arbeitete ich noch ein bisschen im Büro, half Alex beim Korrigieren (Französischexamen) und veranlasste ihn dazu, beim chinesischen Ebay mit Namen Taobao – da kriegt man wirklich ALLES – Puderzucker für meinen Geburtstagskuchen zu bestellen.
Und jetzt sitze ich in meiner bescheidenen Hütte und muss mir etwas überlegen, damit meine Fensterscheiben durch den Wind nicht so laut singen, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Und etwas, damit der Wind nicht so eiskalt hier hindurch zieht.
Ich glaube, ich kuschel mich einfach ins warme Bett. Ist ja auch schon spät.

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Die Irrfahrten der Laowai

Das vergangene Wochenende war schon lange geplant – aber deswegen nicht unbedingt sattelfest. Noch eine Stunde, bevor es los nach Shenzhen gehen sollte, sagten zwei der Leute, die mitkommen wollten, ab.

Somit waren es dann schlussendlich Leti (Spanischlehrerin), Chika (Japanischlehrerin), Alex und Franzi, die mit mir loszogen, um nach Shenzhen zu fahren. Wir wollten eigentlich einen Fernbus von dem Haus einer Freundin ab aus nehmen, der uns nach Shenzhen bringen würde… Also liefen wir los, waren wir doch einer zu viel fürs Taxi.

Es war unglaublich heiß, und das im November. Deswegen kam mir die Strecke auch länger vor, als sie eigentlich war. Dort angekommen riefen wir die Freundin an, um herauszufinden, wo der Bus denn eigentlich abfahren würde. Oh, sagte sie, nee, den muss man erst anrufen, damit er einen abholt. Und dieser Bus würde uns zum Fernbus bringen. Ja, aber den hatten wir jetzt leider verpasst.

Wir riefen ein Taxi, nun doch, und zusammengedrängt auf dem Rücksitz und ich vorne 🙂 ging das dann doch. Unser Plan war, zu versuchen, den Bus um 15.30h doch noch zu erreichen – aber es war wirklich schon zu spät. Die Taxifahrt dauerte auch wieder recht lange, und so kamen wir ca. eine halbe Stunde vor Abfahrt des nächsten Busses (16.30h) dort an. Wir kauften unsere Tickets und Eis und Getränke und warteten gemütlich. Alle verstanden sich prima, und wir freuten uns auf Shenzhen.

Shenzhen ist die Stadt direkt vor Hong Kong, also das, was Zhuhai für Macau ist. Sie ist noch ganz neu, aus bekanntem Anlass erst seit 30 Jahren existent, und wirkt daher sehr modern. In Shenzhen ist eine andere Freiwillige von kulturweit, Nuri, sie arbeitet auch in einer Schule. Natürlich trafen wir auch sie dort.
Die Busfahrt war sehr angenehm und dauerte von Nansha aus auch nur eine Stunde.
Also kamen wir um 17.30h in Shenzhen, am Bahnhof an – und es dunkelte schon langsam. Wir machten uns auf den Weg zum Hostel, in dem Franzi und Alex letztes Mal nächtigten, und fanden es diesmal auf Anhieb. Es war kaum noch etwas frei, aber wir bekamen gerade noch was. Nur Franzi hatte leider ihren Pass vergessen – kam aber glücklicherweise bei Nuri unter. Dann gingen wir erst mal was essen… schließlich war alles ein wenig chaotischer als gedacht..! Dort trafen wir dann noch jemanden, eine Hostelbekanntschaft von Franzi und Alex, und es war wieder köstlich… Im Stock darüber fand eine Hochzeit statt! Mit Sänfte vor dem Restaurant und Live-Gesang für die Gesellschaft.

Nach der Stärkung wollten sich die Mädels noch ein bisschen auftakeln, bevor es dann endlich los ging. Wir fuhren mit der Metro zu dem Treffpunkt, den Eduardo uns gesagt hatte: „Coco Park“. Ja, Eduardo hatte in letzter Sekunde auch noch zugesagt. Eduardo ist der brasilianische Freund von Ralf, den ich in Guangzhou getroffen hatte – erinnert ihr euch? Er brachte noch einen Freund mit, aus dem selben Land: Rafael.
So. Aber erst mal mussten wir verstehen, was er meinte. Der Coco Park war nämlich alles, außer ein Platz mit Bars. Es handelte sich eher um ein Kaufhaus.
Was wir suchten, fanden wir gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Klingt einfach, war es aber nicht. Auf der Straße war gerade ein immenser Haufen voller Taxis, – es ging nicht vor und zurück.
Dort angekommen – keine Spur von den beiden, aber das störte uns nicht, sondern wir setzten uns schon einmal in eine Art Biergarten und bestellten – Bier.
Nachdem sie dann eintrafen, waren wir zusammen neun Leute, und Leti telefonierte auch schon wieder für neue Leute. Ein Freund von einem Freund … hatte ihr im Forum Nummern von Spaniern in Shenzhen gegeben, – und einer kam dann auch noch.
Daraufhin war Leti für eine Weile verschwunden, aber wir unterhielten uns auch gut.
Zwei Etablissements weiter war laute Musik zu vernehmen, ein Laden, in dem man tanzen konnte. Dort gingen wir nach einigen Bier hin, und hatten auch da eine gute Zeit.
Chika ging irgendwann, Leti war verschwunden, und der Rest wurde in ein Taxi verfrachtet. Wir hatten zwar keine Ahnung, wohin uns das bringen sollte, aber wir blieben am Telefon mit Rafael und Eduardo, und kamen schließlich zu einer dritten Bar, „Le Terrasse“. Dort war aber nicht mehr so viel los, und deshalb blieben wir nicht so lange.
Stattdessen verbrachten wir die restliche Zeit, bis die erste Metro wieder fuhr, im KFC und McDonald’s, ließen den U-Bahn-Wärter dann das Tor für uns öffnen und fuhren zurück ins Hostel. Dort schliefen wir so ca. 3 Stunden, weil wir um 12 ausgecheckt haben mussten… Und versuchten alle Mitreisenden wieder einzusammeln.

🙂
Leti war nämlich nicht „nach Hause“ gekommen, wir dachten jeweils, sie wäre beim anderen untergekommen – aber ihr ging es gut, also, so gut es einem nach so einer Nacht eben geht 🙂
Wir Guangzhou’ler + Nuri trafen uns also allmählich in einem Starbuck’s und gingen dann noch einmal etwas essen, beim Japaner.
Alex‘ und mein drohender Deutschunterricht war zum Glück in letzter Sekunde abgesagt worden, sodass wir doch nicht in aller Herrgottsfrühe zurück nach Guangzhou mussten =)
Also machten Franzi, Alex und ich uns nach dem Mahl auf dem Weg zum Bahnhof, verabschiedeten uns von Chika und Leti, die sich Shenzhen noch ein wenig ansehen wollten, und kauften unsere Tickets zurück nach Guangzhou East.
Wir hatten Glück – man braucht nämlich einen Pass zum Fahrschein kaufen, und Franzi hatte ihren ja bekanntlich nicht mit…. Also testeten wir gleich mal, was wir gehört hatten: Dass Asiaten genau solche Probleme damit haben, europäische Gesichter auseinander zu halten wie wir mit ihnen. Deshalb kaufte ich zuerst meine Karte, dann Alex, wir ließen noch zwei Frauen vor, und dann versuchte Franzi es mit meinem Pass 🙂 Und, es hat geklappt!
Leider konnten wir aber nicht zusammen sitzen – was aber auch nicht so schlimm war, weil jeder versucht hat, noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.
In Guangzhou angekommen, hatte ich gerade noch die Zeit, die Zutaten für meinen Geburtstagskuchen einzukaufen – keine leichte Aufgabe, Weizenmehl und Butter (teuer!!!) in China zu finden, das sag ich euch – bevor wir dann wieder zum Chinesischunterricht mussten.
… Ich hätte nur erst klären sollen, ob es hier überhaupt einen Ofen und Backblech gibt……..

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