Frühlingsfestferien

– Ihr habt es sicher schon geahnt. Meine letzten Pläne für die Ferien hatten sich mehrmals wieder völlig geändert, und eigentlich kann man erst, wenn der Tag jeweils schon wieder um ist, sagen, was man gemacht hat. Jede Voraussage ist beinahe unmöglich.
Dennoch: Ich wage es noch einmal. Die „Termine“ der Vergangenheit kann ich jedenfalls sicher angeben… 😀

Im Gegensatz zu den Chinesen, die das Frühlingsfest auf jeden Fall mit und bei ihrer Familie feiern, war bei mir nämlich lange nicht klar, wo ich dieses begehen würde.

Das Frühlingsfest (春节  = chun jie) wird auch Chinesisch Neujahr genannt, denn am Abend des 22. Januar auf den 23. Januar beginnt für sie das Neue Jahr. Das Jahr des Drachen:   = long.

Dieses Fest ist vergleichbar mit unseren Weihnachtsfeiertagen.
Die ganze Familie kommt zusammen, und da China ja nicht gerade klein ist, findet im Moment schon eine außergewöhnliche Völkerwanderung statt.
Die Bahnhöfe und Flughäfen, ja, sogar in der Metro wimmelt es von Menschen wie in einem Ameisenhaufen. Diese Menschen sind bepackt mit Decken und Hausrat, Kind und Kegel.

Meine Familie ist in Deutschland und feierte Weihnachten im vergangenen Monat.
Wo also sollte ich hin?

Wo ich meine Ferien jetzt verbringen werde bzw. teilweise schon verbracht habe, könnt ihr in dem aktualisiertem Plan nachlesen:

Januar Februar.
(hier klicken!)

新年快乐!

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Warum in die Ferne schweifen…

…wenn die größten Schätze direkt vor der Haustür liegen…?

Diese Erfahrung machte ich am vergangenen Sonntag, den 8. Dezember.
Leti überredete mich, den Bus von vor der Schule nach Jinzhou zu nehmen, und von da aus zu dem Strand meines Viertels Nansha zu fahren.
Es war der vierte Anruf an diesem (nicht mehr) Morgen, den ich schlaftrunken aus dem Bett entgegen nahm, – zuvor gingen welche von diversen Freiwilligen ein, die jetzt alle im Januar das warme Guangzhou und uns besuchen und deswegen von der Exilantin (=mir) Tipps bezüglich Unterkunft und Infrastruktur wollten.

Letztes Wochenende kam ja schon der erste, Reiner aus dem Goethe-Institut Shanghai, mit seinem Freund Niyat, in „mein“ Hostel auf der Shamian-Insel.
Franzi, Reiner, Niyat, Alex und Alex‘ Freundin Alex, wir alle verbrachten einen netten Abend.

Ich schälte mich nun also widerwillig aus dem Bett, trat nach einer Weile aus der Tür und bekam den ersten freudigen Schreck: Sonne! Und es war warm!
..Doch der zweite folgte sogleich. Ich entdeckte eine Bushaltestelle vor unserer Schule! 😀 Der Bus kam auch sogleich und fuhr Leti und mich schnurstracks nach Jinzhou. Dort aßen wir – Frühstück? Mittagessen? Nachmittagessen? – und suchten den Bus, der zum Strand hinausfahren würde. Leider wusste Leti nicht mehr genau, welcher das war….
Also versuchten wir uns auf dem Busfahrplan zu orientieren, alle Zeichen mit 海
(das kennt ihr aus 上海, Shanghai, liebe Leute, hai = Meer) zu extrahieren… und zuletzt fragten wir einen Busfahrer, ob er denn ans Meer fahren würde, hihi. Wie erwartet verneinte er und verwies auf die Linie 3.

Überraschung Nummer 3: Unser Bus fuhr also mit uns los, musste aber bei der nächsten Gelegenheit anhalten, um – zu tanken. Jawohl. Ist doch völlig normal, ne. Also, für mich war es das nicht, und deswegen musste ich den Anblick auch festhalten.
Dann stellten wir fest, dass eben dieser Bus sogar die Fernbusstation anfährt, an der ich gerade erst letztes Wochenende aus Shenzhen wiedergekommen war! Gut zu wissen!
Die nächste Haltestelle war der Hafen von Nansha, an der die Fähren nach Hong Kong und Macau ablegen. Auch gut zu wissen, dachte ich mir, denn genau das plane ich in den Ferien. Wir waren schon sehr weit gefahren, durch viel Grün und schwindende Zivilisation, da stoppten wir endgültig. In der Ferne konnte ich ein Riesenrad ausmachen, rechts begann eine große Felswand, und ganz oben sahen wir schon die wunderschöne Pagode.
Es roch ganz anders, viel frischer. Beinahe erwartete ich das Kreischen von Möwen.

Leti und ich liefen durch den prächtig fürs Chinesische Neujahr geschmückte Eingangsportal des Parks und zum Strand. Das Meer lag glatt ausgebreitet vor uns, die Containerschiffe waren auf den Weg in die weite Welt, ich sah die Humen-Brücke, die mich mit dem Reisebus nach Shenzhen geführt hatte, und auch die Insel, die ich da schon bestaunt hatte. Natürlich war es windiger, und so war ich doch froh über meinen Schal.
Wir machten so unsere Fotos, bis Leti plötzlich einfiel, dass wir uns vielleicht beeilen sollten, weil der 天后-Tempel (tianhou = wörtlich: hinter dem Himmel) um 17h schließe. Es war schon 17.15h, und deswegen war ich nicht verwundert, als uns der Wachmann wieder zurückpfiff. Wir probierten es am zweiten Eingang noch mal, aber wurden wieder fortgeschickt. Allerdings wurde uns vorgeschlagen, doch einfach an der Promenade entlang zu schlendern. Das taten wir dann auch, denn die Sonne tauchte alles in wunderschönes Licht. Ohne Ankündigung tauchte eine alte, längst vergessene Treppe neben uns auf. Neugierig folgten wir ihr, und das für eine ganze Weile. Wir blieben mal stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und genossen schon eine formidable Aussicht. Es wurde klar, dass wir uns links von der Tempelanlage befanden. Auf einer Plattform, an der wir vorbeigingen, stand eine Kanone. Danach schlängelte sich die Treppe mit ungleichmäßigen, klobigen Stufen noch weiter in die Höhe. Endlich oben angekommen begrüßte uns ein weiteres auf uns gerichtetes Kanonenrohr. Wir befürchteten schon, am Ende unseres Spaziergangs zu sein, denn es sah so als, als ginge es nicht mehr weiter.
Jedoch, die Kanone stand auf einem Podest, um das herum mehrere Tunnel strahlenförmig hinwegführten – ähnlich wie beim Kolosseum. Wir tasteten uns in die Dunkelheit eines der Tunnel… und standen bald wieder im Licht. Dort sah es aus wie im Dschungel. Unbekannte Tiere kreischten, und alles machte einen sich selbst überlassenen Eindruck.

Unverdrossen setzten wir unseren Weg fort, und an einer Kreuzung trafen wir die richtige Wahl. Der Anblick des Haupttempels direkt vor mir kam völlig unvermittelt. Ich hätte ja nie damit gerechnet, den heute noch zu sehen! Das ganze Anwesen lag verlassen vor uns, nicht ein Wachmann war zu sehen. Nur die Räucherstäbchen rauchten.
Die Lampions wehten im Wind, eine Katze huschte über den Tempelvorplatz – und dann ging auch noch ein riesiger Vollmond auf. Ich war verzückt.
Nur Leti war ein bisschen unruhig (nachdem auch sie ordentlich gestaunt hatte). Sie hatte Angst, erwischt zu werden, alleine im Park, nach deutlichen Hinweisen darüber, dass er geschlossen hatte, ohne Ausweis. Deswegen machten wir uns auch bald wieder an den Abstieg. Ich fand es fantastisch, alleine an so einem schönen Ort zu sein.

An jeder Terrasse, an der wir vorbeikamen, gab es noch einen kleineren Vortempel, und als wir wieder unten angekommen waren, sah ich, dass die Allee, die majestätisch zu dem Berg mit den Tempeln führte, mit vielen chinesischen Statuen gesäumt war.
Langsam begann die Blaue Stunde, und wir huschten heimlich aus dem Park.
Es war nicht eine Menschenseele zu sehen.
Diese Tatsache erleichterte Leti enorm.

Unser Bus wartete schon auf dem Parkplatz. Zufrieden mit unserem Tag, setzten wir uns. Schon bald füllte er sich mit vielen Menschen. Hinter uns knackten die Leute Sonnenblumenkerne, und die einzige Ruhe, die uns blieb, war die in uns.

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Nach einer wahren Begebenheit

Besetzung:
Leti (Spanischlehrerin)
Alex (Französischlehrer)
Ilona (Deutschlehrerin)
Clara

Leti:
„Kannst du Alex fragen, ob er jemanden anrufen kann, der meinen Fernseher repariert?“
Clara: „Na klar. Alex – Letis Fernseher ist kaputt.“
Alex: „Was ist das Problem?“
Leti: „Er ist schwarz, nur das Logo des Herstellers ist als Bildschirmschoner aktiv.“
Alex: „Mmh, okay, ich werde mal nachfragen.“

Leti (zu sich): „Komisch, in der Mensa waren heute auch schon alle Fernseher aus.“

Einen Tag später.

Alex: „Leti, alle Fernseher sind kaputt.“
Leti: „Wie jetzt??! Wie soll ich denn das Wochenende ohne Fernsehen überleben?!“
Alex: „Tja, alle Fernseher, in der Schule und in den Wohnheimen sind kaputt.“
Leti: „Und keiner hat sich beschwert?! Bin ich die einzige, der das aufgefallen ist?“
(zu sich): „O Mann, die scheinen alle ganz schön viel zu tun zu haben mit ihren Prüfungen.“
(zu Alex): „Und wie kann das sein?“
Alex: „Scheint ein technisches Problem zu geben.“

Am nächsten Tag nach dem Mittagessen. Es war herrlich ruhig, nicht wie sonst 7 verschiedene Fernsehprogramme, die gegeneinander anschrien.

Leti: „Was ist da nur los…. Mein Laptop ist kaputt, was mach ich nur ohne Fernseher?“
Die chinesischen Fremdsprachenlehrer tuscheln und lachen dann. Ilona dreht sich um:
Alex: „Tja, also, es ist das Ende des Jahres….“
Leti: „???“
Alex: „Ja, das Fernsehprogramm kauft man immer für ein Jahr. Das ist jetzt fast vorbei. Und in den letzten drei Wochen gibt es das nicht mehr.“
Leti: „Oh, achso! Ja, kein Problem, ich bezahle! Hauptsache, ich kann fernsehen!“
Alex: „Ja, das kostet aber 350 Yuan.“
Leti: „Waaaas?! Vergiss es!“
Alex: „Ja, aber es ist ja für ein ganzes Jahr!“

5 Minuten später. Ilona klinkt sich ein.

Ilona: „Leti, willst du wissen, wieso wir kein Fernsehen mehr haben?“
Leti: (ein bisschen enttäuscht): „Ja, Ende des Jahres, und so…..“
Ilona: „Naja, aber es gibt noch einen anderen Grund.
Eigentlich hat die Schule das Signal von jemand anderem angezapft.
Dieser Jemand bezahlt jetzt nicht mehr das Fernsehen, und deswegen haben wir auch keins mehr!“

– Ach, so läuft der Hase!!

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