Meine Mitbewohnerin Sammy, die sich zu dem Zeitpunkt schon als treue Freundin herausgestellt hatte, wohnt auf einer Royal Air Force Basis. Das fande ich ja an sich schon äußerst spannend, da mein Leben ja sonst völlig fern von Militär und der Army ist. Doch es kam noch doller: Anlässlich der festlichen Jahreszeit veranstaltete ihre Basis in Cranwell (bei Lincoln, in den Midlands, im Nordosten Englands) einen Weihnachtsball – und wir waren eingeladen! Also begannen wir die Reise alle zusammen um 13:15h am Freitag, den 5. Dezember 2014 und fuhren mit dem Zug nach Grantham. Wir, das waren Sammy, Hannah und Alexia. Ich begann den Tag mit einem ohnehin schon freudigen Ereignis: Ich bekam meinen Aufsatz zum Ersten Weltkrieg und der Entstehung von Internationalen Beziehungen als akademische Fachrichtung zurück – mit Bestnote! 😀
Allerdings gab es dann Probleme mit meinem Ticket und ich verpasste meinen Zug und musste neue Fahrkarten für mich und Sammy lösen, die solidarisch war und bei mir blieb. Natürlich machte ich mir auf der ganzen Reise Vorwürfe… wollte ich doch keinen schlechten Eindruck erwecken! Aber ihre Eltern waren absolut reizend und liebenswürdig. Zusammen wurden wir vom Bahnhof abgeholt und mussten uns dann auch direkt für den Ball fertig machen. Als Kutsche fungierte die Base Patrol, die praktischerweise gerade an Sammys Haus vorbeifuhr… und uns direkt am Ballhaus absetzte.
Die Kleiderordnung war natürlich höchst formell, Abendkleider unbedingt vorgeschrieben… und die ganzen Räumlichkeiten waren äußerst prunkvoll hergerichtet. Der Alkohol floss in Strömen, doch auch das Optische kam nicht zu kurz: jede Menge schnieke Offiziere! Es gab Glühwein, Fire+Ice Cocktails und Canapées… eine Bar, wo man alles gratis bestellen konnte und es möglich war, Spaßfotos zu schießen nach Verkleidung… einen Raum mit Unterhaltungsmaschinen, Schießbuden und Desserts… eine Silent Disco, wo jeder ein Paar Kopfhörer bekommt und von drei Kanälen wählen kann, welche Musik man hören möchte… den Hauptraum, wo man sich nach Einlass niederließ, um sich am Büffet zu laben (es gab Turkey und Beef Roast und kulinarische Köstlichkeiten aus aller Herren Länder), eine Bühne, wo Musiker Klassiker und zeitgenössische Musik spielten… und meinen Lieblingsraum, wo es still war. Man servierte Tee und Kaffee, Minzdrops und Sherry. Die Ruhe, die die Sessel ausstrahlten, war Balsam nach einer langen Nacht des Schmausens, Tanzens und Trinkens. Gegen 2h morgens wurde Frühstück serviert, ein echtes englisches Frühstück. Aber ich bekam beim besten Willen nichts mehr herunter. Und so langsam machten wir uns dann auch auf den fröstlichen Heimweg. So manche von uns musste sich da auch schon ihrer Schuhe entledigen. Zuhause gaben wir dann noch Sammys Katzen Luke und Lucy ihre Schmuseleinheiten und dann fielen wir kugelrund und völlig erschöpft in die Federn.
Samstag kamen wir gegen 10 Uhr wieder zusammen und erkundigten das Camp. Sammys Vater führte uns umher, zeigte uns die Messe und wir bekamen offizielle Pässe ausgestellt – schließlich waren wir streng genommen Eindringlinge. Zuhause erwartete uns Sammys charmante Mutter mit noch mehr Essen, und was für eins! Sie hatte eigens für uns Tacos gezaubert, mit allen möglichen selbst hergestellten Saucen, und ein köstliches Chili con Carne. Und als wäre das noch immer nicht genug, hatte sie auch noch einen im Kern flüssigen Schokoladenkuchen gebacken. Wir konnten nicht anders als uns die Finger zu lecken. Doch dann mussten wir leider wieder aufbrechen …
Es ging zurück nach Leeds, wo mich am selben Abend NOCH EIN Weihnachtsmahl erwartete. Diesmal mit der OperaSoc, mit denen ich allwöchentlich eifrig für Bizets Carmen probte. Mit meinen Freunden von der Society, und Andrews Mitbewohner Max, der mich begleitete, hatten wir noch ein hervorragendes Weihnachtsessen zu verköstigen. Was für ein Festschmauswochenende!
Doch Sonntag ging es dann wieder an die Arbeit: Von 12-17h probten wir ununterbrochen für unseren Auftritt im Februar und durchliefen zum ersten Mal beide Akte der Oper „Carmen“. Eine tolle Erfahrung, aber ich war ehrlich gesagt ziemlich geschlaucht. Und voll. Trotzdem hat uns dieses Wochenende noch enger zusammen gebracht – sowohl als Society, als auch mit meinen Mitbewohnerinnen.
Saaaaamy !!!:))