Am Freitag, dem 15. August mussten Moma und ich Abschied nehmen von der autofreien Insel Baltrum. Das fiel uns nicht leicht. Aber zum Trost gab es mein letztes Lakritzeis auf die Hand, bevor wir die Fähre betraten.
Von Neßmersiel fuhr mich Moma zum ZOB (Zentralen Omnibus Bahnhof) von Braunschweig, wo ich den nächstbesten Bus nach Berlin ZOB nahm. Das gestaltete sich als relativ unkompliziert und um 20h war ich schon in der Hauptstadt. Von dort fuhr ich mit der S-Bahn von der Messe zur Schönhauser Allee, und dann mit der Tram noch weiter, bis ich zur Haltestelle von meiner lieben Stella kam. Netterweise wurde ich auch gleich von ihr abgeholt, und nachdem ich mein Zeug abgestellt hatte, gingen wir richtig chic essen. Es war so gut, sie endlich einmal wiederzusehen und es gab sehr viel zu erzählen. Nebenbei muss bemerkt werden, dass das vietnamesische Restaurant Chen Che mit seinem Papayasalat, einem Reiscurry in einer kunstvollen schwarzen Tonschüssel, schwarzem Klebreis und Chrysanthementee mit Sandel uns absolut beeindruckte. Dann war der erste Tag auch schon vorbei und ich war dankbar, neben Stella ins Bett zu sinken.
Am Samstag gingen wir brunchen und die Wespen waren ungefähr genauso begeistert wie wir von dem köstlichen Frühstück. Um 14:30h trafen wir meine Freunde Anna Sophia und Paula am Kaufhaus Humana (Frankfurter Tor) und gingen in die Simon-Dach-Str., um das Café Dachkammer auszuprobieren. Die Oliven und Salzstangen brachten uns über die Runden, und dann stieß auch noch Paulas Freund Alex zu uns. Wir warteten einen mittelgroßen Schauer und zogen dann weiter in das vegane Burgerhaus Yoyo, was uns angenehm überraschte! Knapp verpassten wir dann den nächsten Schauer, als Paula uns in ihre Wohnung einlud. Dort gab es selbstgemachtes Eis mit Gabeln anstelle von Stielen. Um 21h entschlossen wir uns dann, in den Hackeschen Höfen Monsieur Claude und seine Töchter zu sehen, jedoch diesmal in Originalsprache. Mein Französisch regte sich wieder in ganz entfernten Hirnregionen, aber eher so wie ein Baby im Tiefschlaf, das sich räkelt, umdreht und dann weiterschläft. Es war auf jeden Fall ein schöner Ausklang vom Tag und ich war begeistert von der künstlerisch-kreativen Ausstrahlung dieses Stadtteiles. Da konnten auch die Polizeisirenen, die kolonnenartig an uns mit unseren Rädern vorbeibrausten, nichts ändern.
Am für mich leider schon letzten Tag sind wir um 8h von den Glocken der Zionskirche aufgewacht und so waren wir gleich inspiriert, diese zu erkunden. Diese lag auch nur einen Steinwurf von Stellas Wohnung entfernt, und trotzdem hatte sie sie noch nicht ausgekundschaftet. Ich kannte die Kirche lustigerweise schon, weil dort mein Patenonkel seine bezaubernde Anja geheiratet hatte. Sie war zwar verschlossen, aber immer noch äußerst imposant von außen. Dann radelten wir zum Frühstücksmarkt mit lauter Ständen, die miteinander wetteiferten, mir das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Die Markthalle Kreuzberg war zwar etwas weiter weg, aber es hat sich absolut gelohnt. Dann fuhren wir weiter über Neukölln, den Görlitzer Park, die Lobmühler Brücke, bis wir in ein Industriegebiet kamen, das nicht mehr so schön war. Deswegen drehten wir wieder um. Am Maybachufer kehrten wir in einer Eismanufaktur ein, sahen uns einen Vintage-Buchladen an, in denen wir uns völlig verloren, schlussendlich aber doch von Abschied nehmen mussten. An der Grimmstraße wurden wir Zeugen eines Hip Hop-Videos in Arbeit; und dann ging es wieder zurück über den Potsdamer Platz und die Invalidenstraße, am Bode-Museum vorbei, wo gerade ein riesiger Flohmarkt seine Zelte abbrach; vorbei an dem Tango-Tag am Ufer der Spree, am Reichstag und Brandenburger Tor, wo gerade eine Informationsdemonstration von Muslimen gegen ISIS stattfand, und dem für mich neuen Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Das war alles schwer beeindruckend. Ich sauge Berlin jedes Mal auf, wenn ich da bin; es verwirrt mich in seiner Komplexität, aber es gibt mir auch so viel Kraft und Kreativität. Abends trafen wir uns erneut mit Anna Sophia und Paula am Mauerpark diesmal. Auf dem Rückweg radelten Stella und ich an Clärchens Ballhaus vorbei, und an der Zionskirche. Ich hatte kaum Zeit zu packen, da mussten wir schon wieder los. Auf meinem Weg zur Haltestelle holten wir dann noch Stellas Tante ab, die mich als Besucherin praktisch gleich ablöste. Ich fuhr wieder hinaus zur Messe und erreichte meinen Bus um 22.45h problemlos. Um 7h morgens war ich wieder in München.