Revanche

Knapp einen Monat später kam mich Alexia in Shanghai besuchen. Ihr Flieger kam 11 Stunden nach dem meiner Schwester Dora an, sodass meine Liebe zum Flughafen Pudong an diesem Tag alles bisher Dagewesene überstieg und ich gleich zweimal hin- und zurückfuhr. Für Doras Ankunft nahm ich die allererste Metro zum Flughafen um 4.30 und da Dora und ich beide in der vergangenen Nacht nicht geschlafen hatten, legten wir uns beide nach getaner Reise erst einmal aufs Ohr.
Um 14h quälte ich mich wieder hoch und trat meine Fahrt zum Flughafen auf ein Neues an. Dori wollte ursprünglich mitkommen, aber brauchte verständlicherweise noch mehr Schlaf.
Alexia kam bei einem Freund ihrer Eltern unter, der zufällig direkt an der Uni lebte. Perfekt! Nachdem sie dort ihre Sachen abgestellt hatte, liefen wir über den Campus zurück zu mir nach Hause und gingen mit Dori was bei mir um die Ecke essen. Nachdem wir von einander Abschied genommen hatten, ließen Dori und ich den langen Tag mit Eis und einer Folge Scandal ausklingen.

Am Freitag, den 6. Juni hatte ich normal Uni, Dori und Alexia holten mich zum Mittagessen ab, und danach musste ich weiter ins Praktikum bei Hatch and C. Abends durften die beiden dann dazukommen und zu meiner großen Überraschung lief Dora den ganzen Weg von mir zuhaus bis zum Praktikum. Ganz alleine. Am ersten Tag in einer sowas von fremden Großstadt. Da war ich schon baff.
Zusammen mit dem Hatch and C. Team gingen wir um die Ecke was essen und danach war ich frei. Nach einem kurzen Zwischenstop zuhause trafen wir uns mit Cameron und seinen Freunden zum bar hopping.

Am Wochenende fanden wir ein wunderschönes Abikleid für Dori im fabric market an der Nanpu Bridge, liefen vom People’s Square über die Nanjing Road zum Bund, bestaunten Shanghais skyline bei Tages- und Nachtlicht, gingen in eine weitere gay bar, erkundeten die französische Konzession zu Fuß, ruhten uns in der community church die müden Beine aus und später dann bei einem gemütlichen Filme-Abend mit dem etwas undurchschaubaren englischen Film Tinker Tailor Soldier Spy.
An diesem Abend kam auch mein Mitbewohner Andrew von seiner zweiwöchigen Reise wieder zurück nach Hause!

Montag Abend trafen Alexia, Dora, ich und Andrew uns mit Sherry zum Hot Pot und ließen uns danach noch die Nägel machen, kicher. Da wir aber eh schon lange anstehen mussten, entschied sich Sherry kurzerhand mir die Nägel zu lackieren! Andrew fand das auch ganz spannend. Der Service bei diesem Restaurant ist wirklich unschlagbar!
Am Dienstag zeigte ich Dori und Alexia Hangzhou und wir hatten einen traumhaften, warmen Nachmittag am Westsee.
Mittwoch war schon Alexias letzter Tag in Shanghai; sie ist dann einen Tag später mit dem Zug nach Beijing weitergefahren. Wir machten uns von daher einen richtig schönen Abend. Ihr Gastvater lud uns alle zum Essen ein und nutze dafür seinen Chauffeur. Wir schlemmten fürstlich und tranken Rotwein. Im Anschluss fuhren wir Mädels mit der Metro unterm Fluss hindurch nach Pudong und auf den Flaschenöffner in den 93. Stock zur ladies night. Ein gelungener letzter Abend!

Die Shanghai Skyline

Die Shanghai Skyline

Alexia, moi et Dora

Alexia, moi et Dora

Wir drei. Naja und die Skyline ne.

Wir drei. Naja und die Skyline ne.

Alexia und ich in Hangzhou.

Alexia und ich in Hangzhou.

 

 

 

 

 

ladies night!

ladies night!

 

Es ging trotz Alexias Abreise nicht minder munter weiter. Am nächsten Tag trafen wir uns mit Lina, einer kulturweit – Freiwilligen, die dieses Jahr in Shanghai eingesetzt war! Nach einem verspäteten Abendessen schmuggelten wir drei uns in die Bar Rouge, eine der teuersten Bars Shanghais direkt am Bund. Danach spazierten an der Promenade entlang mit Linas Freunden zum cirque le soir – dem zirkusähnlichen Nachtclub. Natürlich ließen wir uns wieder schminken und ich nahm Abschied von dieser verrückten Welt …
Auch danach war unser Abend aber noch nicht vorbei! Als wir nach Hause kamen, haben wir unser erstes Fußballspiel der WM gesehen, Brasilien gegen Kroatien und waren um 6h im Bett.

Tjaaaa komischerweise konnte ich mich eine Stunde später nicht aus dem Bett aufraffen, sodass ich an dem Tag meine Uni verpasste. Aber ich wollte nicht enden wie einige Landsleute, die wegen ihres Erschöpfungstodes in der Zeitung standen!

Zum Praktikum raffte ich mich aber natürlich trotzdem auf, wo wir eine Freundin von mir interviewten, die sich bereit erklärte, für unser Team einen Fototermin zu vereinbaren! – Zum Abendessen kochte Andrew Fajitas und Kartoffelecken für uns und stellte uns die Serie Breaking Bad vor. Selbstverständlich wurde auch weiterhin viel Fußball geguckt.

Das Wochenende 14./15. Juni begannen Dori und ich mit einer gratis Qigong Session von einer Klientin von Hatch and C. In Leeds hatte ich ja schon angefangen mit dieser Meditation/Sport und war sehr gespannt! Es war tatsächlich wieder sehr anstrengend, aber tat uns beiden gut und wir lernten beide gute Übungen, vor allem für den Rücken. (Irgendwie klinge ich gerade 40 Jahre älter.)
Wir machten nicht nur Qigong, sondern durften auch noch das Qigong / Tai Chi Museum besichtigen. – Bitte, wer nicht weiß, wovon ich rede, sollte mich einfach fragen! 🙂
Sonntag standen wir um 6h auf, um das England Spiel zu sehen… und gingen danach noch mal für eine Stunde schlafen. Um 9h kam nämlich unser Vermieter schon wieder. Nachmittags waren Dori und ich auf Bens Geburtstag eingeladen und hatten zu zweit eine sehr schöne Zeit mit Cocktails und Pizza. Abends kochte Andrew sein berühmtes shrimp mango curry.

Montag bekamen wir schon wieder Besuch von unserem Vermieter. Da unser Auszug immer näher rückte, wollte er sichergehen, dass alles am rechten Platz stand. Außerdem hatten wir die Theorie, dass er sich nicht von uns trennen wollte 😀
Wir sollten diese Woche noch öfters unverhofften Besuch von ihm bekommen. Teilweise ließ er sich selber herein und saß dann in unserem Wohnzimmer. Das war schon komisch.
Montag kauften Will und ich außerdem noch unsere Zugtickets für unsere Reise in den Süden Anfang Juli – mehr dazu im nächsten Artikel 🙂
Den Nachmittag verbrachten Dori und ich im fake market, wo Dori sich ordentlich mit Geschenken eindeckte. Danach fuhren wir weiter zur Nanjing Road und fanden eine Mall vor, die ganz im Zeichen der Fußball WM dekoriert war. Um Mitternacht sollte Deutschland gegen Portugal spielen; also schnappten Dora und ich uns beide ein Trikot und machten Fotos im Tor.
Ansonsten holten Dori und ich in dieser Woche ihr Abiball Kleid vom Schneider ab, ich zeigte ihr die künstlerische Mall K11, wir hatten alle ein Abendessen mit Alan in einem mir noch völlig unbekannten Teil Shanghais, das mich sehr an eine mediterrane Stadt erinnerte, mit ihren weiten Straßen und Palmen!

Freitag, der 20. Juni, war mein letzter Tag bei Hatch and C. und zur Feier des Tages lud ich das Team zu uns nach Hause ein und wir tischten ein Festmahl auf. Es gab Zitronenhuhn, Bohnen und Pilze vom Markt, Reis, Prawn in Erdnuss-Kokosmilch und zum Nachtisch Zitronenkuchen mit Zuckerguss. Juan mixte uns einen hervorragenden Sangria und wir tranken jeden der fünf Liter. Anschließend ging es weiter im Perry’s, einer Bar, und danach zogen wir los, um das Frankreich Spiel zu sehen. Das ging aber nur, wenn man noch mehr trank.
Es war ein sehr schöner Abend, aber auch ein wenig wehmütig – wie immer, wenn etwas zu Ende geht.
Am Samstag, Doris letztem Tag bei mir in Shanghai, waren wir zu Andrews Gastfamilie zum Abendessen eingeladen. Wir wurden vom Gastvater abgeholt, und das kam uns tatsächlich auch ganz gelegen, weil es an dem Tag unglaublich stark regnete. Es war wieder herzerwärmend, aber auch ein erneuter Abschied.
An Doris Abreisetag trafen wir Philippe und Freunde noch zum Fußballspielen, worüber sich mein Muskelkater vom Qigong nicht gerade freute,… und besorgten dann noch Tee für Dora. Mit dem Transrapid machten wir uns dann auf dem Weg zum Flughafen und ich brauchte bloß eine Stunde für den Rückweg!
Leider drohten mir am nächsten Tag drei meiner fünf Semesterendprüfungen und wie man sich vorstellen kann, hatte ich nicht wirklich die Zeit, mich darauf vorzubereiten! Es wird alle meine Leser aber sicher mit Freude erfüllen, zu erfahren, dass ich jede einzelne Prüfungen wider aller Erwartungen bestanden habe!

cirque le soir

cirque le soir

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