Huangshan 黄山: Die gelben Berge

Also, am Donnerstagabend kamen wir vom Moganshan wieder. Freitag war ich in der Uni, und abends fuhren Laukje und ich schon wieder zum nächsten Berg. Viel Erholung blieb da nicht, zwei Berge in drei Tagen! – Laukje ist übrigens eine niederländische Freundin von mir, die hier in Shanghai im Rahmen ihres Jurastudiums ein Praktikum bei einer niederländischen Anwaltskanzlei gemacht hat. Ich kenne sie über Jojo und ihren Freundeskreis.

Hogwarts-Express = Huangshan Zug

Hogwarts-Express = Huangshan Zug

Wir fuhren also mit dem Hogwarts-Express – ohne Witz, ich fande der Zug sah so aus – einen sehr interessanten (Um-)Weg zu den Gelben Bergen, die eigentlich recht nah sind… Aber mit dem Nachtzug und der gewählten Route gute 12 Stunden dauerte! Zum Vergleich, mit dem Bus wären wir in 6 Stunden da gewesen. Das haben wir aber natürlich erst später herausgefunden.
Am Samstag, den 23. November kamen wir am Huangshan Bahnhof an, der aber noch nicht direkt an den Bergen lag, sodass wir einen chinesischen Minibus nahmen als einzige Langnasen.

Einleitend muss man sagen, dass besagte Gelbe Berge so ungefähr das Mekka für Chinesen sind, eine Pilgerstädte, der Ort, den alte Menschen aufsuchen, bevor sie sich in die Hände von… weiß ich nicht, dem mit Volksglauben gemischten Atheismus übergeben… – also hätte ich eigentlich vorbereitet sein müssen. War ich aber nicht. Ich war noch nie in solch einer touristischen Stadt wie zu Fuße des Berges. Überall standen Reihe an Reihe Reisebusse und es gab eigentlich keine Einwohner, nur Fremde. Überall Geschäfte mit Spezialitäten, die Hauptstraße war eine einzige Touristenfalle. Und keine legalen Taxis.
Das war… komisch.

Dementsprechend liefen wir erst mal eine Weile planlos durch die Gegend, auf der Suche nach unserer Jugendherberge, aber wir wollten auf keinen Fall in irgendein suspektes Auto einsteigen… Und natürlich war es die falsche Richtung, in die wir eine gute halbe Stunde stapften. Tja, ihr kennt mich ja… Als wir dann im Nachbarort ankamen, erbarmten wir uns dann doch – oder war es doch anders herum? – eines „Taxis“ und das war auch die richtige Entscheidung. Das Hostel war ein bisschen versteckt, aber eigentlich doch an der Hauptstraße. Sogar an der Rezeption wollte man uns noch dieses und jenes Attraktionspaket verkaufen… Und wir wollten nur nach einem öffentlichen Verkehrsmittel fragen, das war aber mysteriöserweise überhaupt nicht möglich, wir mussten einfach unbedingt ein Privatauto von dem Vetter des Rezeptionisten nehmen… Ja nee ist klar…

Jedoch hatten wir nicht wirklich viele andere Optionen. Es war zu spät, um den Aufstieg zu wagen, beschlossen wir, und deshalb bekamen wir unseren Fahrer. Der fuhr uns, denn das ist das, was Fahrer am besten können, zu den 九龙瀑, dem 9 Drachen Wasserfall, einer von vielen ringsum das Bergmassiv. Besagter 9 Drachen Wasserfall war nicht einfach nur ein See mit einem Wasserfall, nein, das war eine riesige Anlage, und man konnte den Wasserfall praktisch hochklettern. Es war atemberaubend, ziemlich kräftezehrend und anstrengend und sonnig warm. Das Wasser war türkis und klar und der Stein teilweise wie Karamel. Wir waren allerdings die eigentliche Attraktion, weil eine gigantische Schulklasse auch gerade auf Erkundungstour war und anscheinend noch nie Ausländer gesehen hatte, – die sogar noch ein paar Brocken chinesisch sprachen. Seht selbst!
PS: Der Fahrer hat übrigens die ganzen zweieinhalb Stunden vorm Eingang auf uns gewartet.

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