Are you alright, love?

So wird man hier gerne begrüßt.
Und ich grüße euch, meine Freunde.

Zwei Woche ist vergangen, seit einer Woche komme ich in den Genuss neuen Wissens, neuer Ansichten, neuer Sprachen und Bekanntschaften.
Ich lerne Chinesisch auf Englisch und bringe zweimal in der Woche Engländern Deutsch bei. Also, ich mache Konversationsstunden. Warum sie Deutsch studieren, bleibt mir ein Rätsel, aber ich rede natürlich gern in meiner Landessprache! Und ein bisschen Erfahrung hab ich ja auch schon mit DaF = Deutsch als Fremdsprache von meiner Zeit in China.

Ich muss sagen, so far, so good! Nette Mitbewohnerinnen, tolles Essen, was wir so zusammen hinbekommen, hin und wieder, wir waren am Mittwoch zusammen im Kino und haben uns „The Perks of Being a Wallflower“ mit Emma Watson angeguckt, so manchem (dauerndem!) Regen gemeinsam getrotzt – was man von meinen Schuhen nun nicht gerade sagen kann – und deshalb war ich mehr als dankbar, dass ich auch mein erstes Paket erfolgreich erhalten habe! Danke, liebe Mama, für wundervolle Schuhe in meiner Größe! Und meine erste Postkarte hat ihren Weg hierher gefunden. Danke, liebe Nuri! Also – der Postweg ist zwar heutzutage exotisch, aber es funktioniert 🙂 Auch andersherum, übrigens! Ich habe beim örtlichen Postamt schon zwei Päckchen/Pakete aufgegeben ins ferne Ausland… Es dauert zwar a weng, aber sie kommen an. Hoffentlich.
Ich war schwimmen und Badminton spielen, alles on campus natürlich, hab mich oft in den Bus geflüchtet, um zur Uni zu gelangen, bin aber auch schon gelaufen.
Neue kantonesische, englische und lateinische Wörter haben es sich in meinem Gehirn gemütlich gemacht, genau wie Namen, Daten, und Bilder von Menschen.
Obwohl ich das Oktoberfest schon wieder verpasst habe, hatte ich die einzigartige Möglichkeit, auf dem Unicampus Autoscooter (engl.: bumper cars) zu fahren. Das war beim Fresher’s Ball letzten Samstag. Außerdem war ein Riesenrad vor der Student’s Union aufgebaut und eine Schokoladenfontäne drinnen. Unten im Nachtclub der Union waren Live-Gigs und eine Minigolfbahn. Und in einer der vielen Bars der Union waren Casinotische aufgestellt. Es war alles schier unglaublich. Genauso unglaublich, wie absolut kälteUNempfindlich die Engländer sind. Echt, barbeinig und -armig (ist das überhaupt deutsch?) laufen die hier bei Temperaturen herum, bei denen ich mit Jacke schon zittere.

Am schwierigsten finde ich deutsche Politikwissenschaftler und Philosophen auf englisch zu lesen, alles in einem engen Zeitrahmen, lokale Dialekte durch Scheiben hindurch zu verstehen, und den Mut aufzubringen, mich in ethische Diskussionen einzubringen ohne meine Herkunft allzu offen zu legen. Oh, und den ganzen Postkarten / Flyern / Flugblättern aus dem Weg zu gehen, die einem wirklich überall in die Hand gedrückt, oder unter deiner Tür durchgeschoben werden.
Aber es freut mich ja immer, gefordert zu werden.

Für mich ist es teilweise immer noch wie ein Traum, ich kann noch nicht ganz fassen, dass ich tatsächlich an dieser Uni studieren kann, dass ich überhaupt studiere!
Aber mir bleibt gar nicht so viel Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

So. Bitte entschuldigt mich nun, ich muss daran arbeiten, meinen essentiellen Sarkasmus ins Englische zu übertragen.

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