Nennt man das Zwischenbilanz?
Die Tage fließen ineinander, die Zeit verrinnt. Es sind nur noch drei Monate, bis ich wieder in Deutschland lande!
Vor einer Woche, also am Freitag, dem 18., habe ich mit Franzi und Alex nochmal meinen Geburtstag nachgefeiert. Wieso kommt mir das schon wieder vor, als wären Monate ins Land gegangen? – Ich hatte zum ersten Mal den kostenlosen und bequemen Transportweg gewählt, den Lehrerbus. Der fährt vom Schulhaupttor direkt bis in eines der Zentren Guangzhous: Tiyu Xilu. Doch anstatt wie versprochen um 17h, fuhren wir letztendlich erst mehr als eine Dreiviertelstunde später los. Die Scheiben waren wegen dem sehr dichten Nieselregen sehr beschlagen und die Luft stand im Bus.
Durch den späten Start und das schlechte Wetter nahm der Verkehr in die Millionenstadt Guangzhou auch stetig zu, und deshalb erreichten wir Tiyu Xilu dann erst dreimal so spät.
Dort angekommen eilte ich in die T-Mall, ließen die chinesischen Zeichen in den sms von meiner lieben Gu Yihan doch verlauten, dass ihr Freund Michael gewaltigen Hunger litt und dringend schon mal etwas zwischen die Kiemen brauchte. Als Dank dafür, dass ich ihr das Klavierbuch für ihre Schwester noch mit in die Stadt gebracht hatte, wollte sie mich zum Essen einladen. Letztendlich war dann Michael der Scheinwerfer.
Es wurde jedenfalls viel später als geplant, sodass meine armen zwei Mitfreiwilligen sehr lange auf mich warten mussten. Die liebe Franzi hatte mir einen Schlafplatz in ihrer Wohnung angeboten, also brachte ich meinen Rucksack dort schon einmal unter, und dann trafen wir Alex an der Haltestelle Changgang. Zunächst zog es uns mal wieder in unsere altbekannte Winebar am Pearl River, dann machten wir kurze Bekanntschaft mit einem Nachtclub (aus Versehen, wirklich), und gingen letztendlich ins sun’s, eine „Disko“, wie man so sagt. Die Adresse hatte Chika für uns parat – die eigentlich auch mitgegangen wäre.
Es war wieder ein netter Abend, und ich fiel todmüde in Franzis Bett.
Der nächste Morgen begann viel zu früh… Franzi wollte nach Hong Kong, ihren Freund besuchen. Wir pürierten uns einen wundervollen Kiwi-Banane-Birne-Apfel-Joghurt-Smoothie zum Frühstück – und dann kam ein kleiner Schock. Es stellte sich heraus, dass Franzis Mitbewohnerin ihre Schuhe entsorgt hatte, weil sie in der Nähe des Mülleimers standen 😉 Es war nur so… Dies waren ihre einzigen flachen Schuhe, und wie gesagt, sie wollte nach Hong Kong. Also fand kurzerhand ein kleiner Schuhtausch statt. Claras Turnschuhe (42) wurden zu Franzis, Franzis Heels (40) wurden zu Claras Folterinstrumenten. Aber es war ja nur für den Heimweg. Autsch! 😉
Am Dienstag konnte ich sie ihr aber freudestrahlend schon wiedergeben. Es erreichte mich nämlich ein Notruf der besonderen Art. Man stelle sich Clara vor, fröhlich-verträumt von der Mittagspause wieder ins Büro kehrend… Plötzlich piepst ihr QQ (ein Chatprogramm) – Franzi: „Du, wir kaufen heute die Zugtickets für das Zwischenseminar nach Hangzhou. Wir brauchen deinen Reisepass und noch irgendeinen anderen, damit wir für Nuri auch ein Ticket kaufen können. Kannst du mal Leti oder so fragen und sofort kommen?“
Leti hinterher gerannt, die war schon mit einem Fuß in ihrer Klasse, tatsächlich ihren Reisepass bekommen, ins Zimmer gehetzt, Geld und Schuhe geholt, Taxi gerufen – und hey! Ich war tatsächlich eine Viertelstunde später schon in der U-Bahn, ich hätte es nicht für möglich gehalten! Am Bahnhof angekommen stellte sich dann jedoch heraus, dass man die Tickets nicht erst 10 Tage im Voraus kaufen konnte, sondern erst 5 Tage!
Anstatt Frust zu blasen, dieser Aufwand ganz umsonst, machten wir uns kurzerhand einen schönen Abend in einem Hunan-Restaurant. Es wurde viel mit Chili, aber auch da nur mit Wasser gekocht. Die Gespräche waren interessant und lang.
Ansonsten war die Woche eine für den Kopf. Es galt viel nachzudenken und zu planen.
Der Adventskalender geht in die letzte Runde: Es sind zwar schon viele sehr schöne, handgemachte Geschenke eingetrudelt, aber es fehlen auch noch einige. Außerdem brauche ich wirklich Hilfe bei der Zuordnung, da ich mich immer noch sehr schwer tue mit der chinesischen Handschrift 🙂 und den chinesischen Namen.
Doch Mittwoch ist definitiv der letzte Tag zum Abgeben, denn am Donnerstag ist ja schon der 1. Dezember! Am Wochenende werden Gu Yihan und ich uns nach Leinen oder Schnüren umschauen, an die wir die Geschenke dann binden wollen.
Außerdem habe ich diese Woche erfahren, dass ich nicht nur zu einem Seminar à 5 Tagen aufbrechen werde, sondern gleich für zwei Seminare à 5 Tage.
Das erste steht ja schon seit geraumer Zeit fest, das Zwischenseminar des Freiwilligendienstes in Hangzhou, für alle Freiwilligen aus China (18) und der Mongolei (2). Doch im Anschluss daran soll jetzt auch noch, jawoll, ein Vorbereitungsseminar vom Goethe-Institut in Shanghai stattfinden für alle Freiwilligen und Deutsch-Assistenten, die im Goethe-Institut oder an PASCH-Schulen arbeiten, wie ich. Das sind dann immer noch 10 Leute. Also bin ich insgesamt 2 Wochen inkl. 3 Wochenenden nicht hier an der Schule.
Das bedeutet wiederum ETWAS Stress, weil somit die Deutschwoche direkt stattfinden wird, wenn ich aus Shanghai wiederkommen werde. Damit entfallen zwei Wochen Probezeit, Zeit zum Einstudieren und Zeit zum Vorbereiten.
Das muss alles nächste Woche noch fertig gestellt werden.
Ralf probt fleißig eine sehr sympathische Form des Aschenputtels, Yihan übt tapfer weiter „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ und überwacht den Adventskalender, solange ich nicht da bin 🙂
Ich muss also nur noch mehrere Vorträge fertigstellen, dann kann ich glatt schon wegfahren!
In weiterer Ferne werden im Januar/Februar recht lange Ferien sein, wegen dem chinesischen Neujahr… Und wenn die Schule wieder losgeht, werde ich nur noch ein, zwei Wochen hier sein!
Und in naher Zukunft, sprich dieses Wochenende, ist Folgendes geplant:
(Wie oder was es dann letztendlich geworden ist, das erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe – ich schreibe noch einmal vor den Seminaren, keine Sorge)
Morgen früüüüh werde ich nach Guangzhou fahren, weil Gu Yihan eine Backstube für uns zwei gemietet hat. Dort werden wir deutsche Kuchen backen, um herauszufinden, ob das geht. Wenn ja, werden wir auch in der Deutschwoche den Kochlöffel schwingen!
Außerdem muss ich morgen noch einiges einkaufen, in Shanghai wird es KALT! Naja. Kälter halt als hier.
Übermorgen, Sonntag, hat Alex‘ Schule 30jähriges Jubiläum, und sein Schulleiter hat mich damals auf dem Empfang des Deutschen Konsulats dazu eingeladen…
Direkt im Anschluss habe ich wieder alleine 3stündigen Deutschunterricht zu halten…
Und daran im Anschluss werden wir wohl, wir werden sehen, 3 oder 4 Zugtickets nach Hangzhou / Shanghai kaufen!
…Bin gespannt, was sich an dem Plan noch alles ändert 🙂 Denn das passiert ganz schnell.