珠海 ist der Vorort von Macau. Macau kennt ihr doch, oder? Ähnliche Situation wie in Hong Kong, von Portugiesen gegründet, Spielerstadt.
So. Nachdem jetzt die Klischees abgearbeitet sind, können wir ja mit den Fakten beginnen.
Am Montag, dem Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, wollten Alex, Franzi und ich mal raus aus Guangzhou (广州). Wir schafften es glücklicherweise, uns einen Bus zu organisieren, der direkt vor Franzis Uni abfuhr. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich die beiden, und direkt nach unserem Einsteigen in den Fernbus fuhr dieser auch schon um 9h los. (Ich hatte Komplikationen gehabt, weil ich eine halbe Stunde auf mein Taxi zur U-Bahnhaltestelle gewartet hatte, und zuletzt laufen musste.)
Es war eine bequeme Busfahrt, und wir waren in knapp zwei Stunden in der Sonderverwaltungszone Zhuhai = 珠海. Der Bus hielt vor der Partneruniversität von Zhuhai, dem längsten Gebäude Asiens, wohlgemerkt, und dort erwartete uns eine junge Dame, die auch Deutsch sprach. Sie sollte uns ein bisschen helfen, uns zurechtzufinden, und war von der Sun-Yat-sen Universität, also Franzis Uni, geschickt worden. Die Sun-Yat-sen Universität wird auf Chinesisch einfach 中大, also Zhong Da, genannt, wobei das nur die Kurzform von Zhong Shan Da Xue ist (中山大学) – und aus Zhong Shan ist der Name Sun-Yat-sen geworden. Da Xue heißt wörtlich große Schule, und meint Universität. Die Universität in Zhuhai hieß auch Sun-Yat-sen Universität. Also 中山大学.
Man zeigte uns also erst mal das Gelände der Uni in Zhuhai, die Bücherei, und den Unsichtbar-See. Dann waren wir auf dem Weg zur Bushaltestelle des örtlichen Personenbeförderungsverkehrs. Wir sahen uns in einem rappelvollen Bus wieder, mit dem wir sehr lange fuhren. Der Busfahrer hupte und hupte, manchmal wussten wir gar nicht, warum, und die Leute drückten. Aber es war nett. Und vereint verstanden wir sogar ein paar der Worte auf Kantonesisch (!) und auf Mandarin. Teilweise erschloss es sich auch einfach aus den Gesten und Mimiken der Leute. Wir hatten viel Spaß!
Dann waren wir einmal durch die Stadt gefahren und bemerkten, dass wir den richtigen Ausstieg verpasst hatten. Also fuhren wir wieder zurück.
Es war relativ kühl an diesem Tag (also nur so 19°C!), und auch sehr grau und regnerisch. Wir kamen jedenfalls an einem Park an, und da fing es auch an zu nieseln. Im Park gab es viele Essensstände, vorzugsweise mit heißen Fleischspießen, Süßkartoffeln, Erdnüssen, und kalten Süßigkeiten. Außerdem gab es einige Wasserspiele.
Wir durchquerten den Park und fanden uns am Meeresufer wieder. Ja, wirklich! Zhuhai liegt nämlich, wie der Name auch vermuten lässt, am Meer. Das Meer war grau und gelb, sturmgepeitscht, mit unruhigen Wellen. Es erinnerte mich irgendwie an das Märchen von dem Fischer und seiner Frau.
www.1000-maerchen.de/fairyTale/1011-von-dem-fischer-und-seiner-frau.htm
Tatsächlich gab es für den heutigen Tag auch eine Taifun-Warnung für Zhuhai, und auch für Hong Kong, wie ich später von meinen Eltern erfahren sollte.
Tapfer wanderten wir am Kai entlang, und kamen letztendlich zu der Attraktion Zhuhais: Dem Fischermädchen mit der Perle.
Nur: Wir trauten uns nicht näher ran… Denn die Wellen sprühten über den ganzen Weg und überschwemmten ihn sogar. Es war schon abenteuerlich, aber einfach ein bisschen zu nass, um es lustig zu finden 🙂
Also, habe ich nur aus dieser Entfernung Fotos gemacht.
Weil es uns dann zu ungemütlich wurde, fuhren wir mit dem Bus ans untere Ende der Stadt. Ganz nah an Macau heran. Dort fanden wir in einer Seitenstraße überraschend ein richtig gutes Restaurant, wirklich köstlich, das beste Essen bisher, würde ich sagen! Aber vielleicht hat es auch noch mal so gut geschmeckt, weil wir es uns wirklich verdient hatten. Die Speisekarte war nämlich komplett auf chinesisch, und natürlich sprachen alle auch nur chinesisch. Also bestellten wir mit Händen und Füßen, improvisierten etwas, und suchten uns dann irgendein Gericht, in dem wir Rinderfleisch gesehen hatten, irgendeins, in dem wir Hühnerfleisch gesehen hatten, und ein Gemüse, das wir noch auswendig wussten: 茄子(qiezi = Aubergine). Es stellte sich alles als ziemlicher Glücksgriff heraus. Es gab geräucherte Rindfleischscheiben mit Chilischoten und Gemüse, aufgelöstes Hähnchen in seiner Brühe und Chili, und köstliche Auberginen mit Erbsen und Chili. Aber kein scharfer Chili, nur sehr lecker dazu. Es war so so gut. So gut, dass wir uns zum Ausklingen sogar noch ein Tsingtao-Bier bestellten. Auch das hat sogar ein bisschen nach Bier geschmeckt =)
Gut gestärkt und glücklich verließen wir das Restaurant und liefen ein bisschen durch die Gegend, bis wir plötzlich vor dem Übergang zu Macau standen. Ein riesiges Gebäude, erinnerte an eine Zollhalle, es stand aber Port darauf. Zu Füßen dieses Gebäudes gab es eine große Shoppingmeile mit unzähligen verschiedenen Nagelstudios, Friseuren, spezialisiert auf Perücken, Schuhe, mit vielen Plateaus, und sogar eine Bäckerei mit ein paar leckeren Schweinereien! Wir trauten uns erst gar nicht darein, weil – wir hatten ja eigentlich nur ein Visum mit einmaliger Einreiseerlaubnis in die VR China, und, nun ja. Ausreisen ist kein Problem – man kommt dann nur einfach nicht mehr rein! Aber nachdem uns Polizisten versichert hatten, dass wir in der Shoppingzone noch nicht in Macau sein würden, obsiegte doch die Neugier.
Danach entschieden wir uns eigentlich, dass das Wetter und die Stadt nicht unbedingt einluden, noch viel länger zu bleiben, sodass wir uns dann an dem Heimweg versuchten. Wir kamen aber völlig in die Rush-Hour, mit dem totalen Buschaos… echt, sowas hat man noch nicht gesehen. Deswegen war es gut, dass wir so zeitig aufgebrochen sind. Wir erreichten die Sun-Yat-sen Universität rechtzeitig, kauften unsere Tickets, und konnten uns unsere Plätze aussuchen.
Der Heimweg nach Guangzhou war entspannend, bis auf die Tatsache, dass wir an einem brennenden Bus auf der Autobahn vorbeigefahren sind. Die Menschen standen vor ihm, und den Rauch hatten wir schon einige Meter vorher gesehen – obwohl es tiefschwarze Nacht war.
Wir drei beendeten den Tag mit einem Kimuchi-Essen beim Koreaner, und trennten uns dann.
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Heute, am 5. Oktober, Mittwoch, habe ich meine Eltern getroffen! Sie sind von Hong Kong nach Guangzhou gefahren und besuchen mich jetzt. Heute habe ich ihnen schon mal gezeigt, wie man Metro (U-Bahn) fährt, und sie haben mich schon mal bis vor die Schultür gebracht. Die nächsten Tage werde ich mit ihnen verbringen, und deswegen werde ich wahrscheinlich für eine Weile nicht so viel schreiben. — Aber dann! folgen ausführliche Berichte =)
Liebe Clara,
ich hab ganz viel in deinem Blog gelesen und es hoert sich alles ganz wundervoll, spannend und erlebnisreich an! Es ist ja ein bisschen abenteuerlich, dass du dir ausgerechnet den Taifun Tag ausgesucht hast um ans Meer zu fahren… hier in Hongkong hat es ganz schoen gewuetet. http://www.hko.gov.hk/contente.htm auf dieser Seite kannst du immer genau sehen wo der Taifun sich befindet und wohin er zieht! Also gib schoen Acht! Ich freu mich ueber die Tage mit Mama und Papa zu lesen! Eine dicke Umarmung, deine Doro
Liebe Clara,
einen ersten herzlichen Gruß auf diesem Wege an dich ins ferne China! Schön, zu hören und auch zu sehen, dass es dir richtig gut geht. Wir waren für ein langes Wochenende in München, auf der Wiesn aber auch zu einem wunderschönen Spaziergang im Nymphenburger Park.Wo wir natürlich an euch gedacht haben.
Heute feiert deine liebe Frau Mama ja ihren Geburtstag in fernöstlichem Ambiente mit zwei ihrer Lieben an der Seite. Wir gratulieren ihr sehr herzlich und wünschen ein rundum schönes, neues Le bensjahr. Ein Prosit ihr sowie auch dir,lb.Clara, für deine verbleibende Zeit in China. Auf bald sei(d) vielmals gegrüßt von Heike und Männern!