Huh!
Die Zeit rennt!
Um hier mal ein bisschen Pseudo-Ordnung reinzubekommen, werde ich „einfach“ versuchen, die letzen Tage, und mit ihnen die Flut von Ereignissen – im wahrsten Sinne – zu sortieren.
Donnerstag, 29. September 2011
Der ExU, Dr. Peter Jandok, kommt unsere Schule besuchen. Herr Jandok ist ExU, d.h. Experte für Unterricht am Goethe-Institut in Peking, und ist mitverantwortlich für die PASCH-Initiative an den Partnerschulen des Goethe-Instituts (deswegen auch PASCH = PArtnerSCHule). Dank ihm bin ich jetzt hier (u.a.), und kann mit seiner Unterstützung auch Materialien vom Goethe-Institut anfordern und nutzen.
Um 10h war sein Bus angekündigt, und um 10h waren er und seine neue Assistentin Zheng Qiuer auch da.
Im absolut flüssigen Chinesisch (also für meine Ohren) ging es dann mit den beiden und Yihan, „meine“ Deutschlehrerin zum Direktor Hrn. Ning, und ich durfte deren Unterredung auch beiwohnen. Zuhören kann man nicht sagen, weil das würde Verständnis voraussetzen.
Soweit ich aber jetzt weiß, ging es darum, was man noch alles an der Schule initiieren könnte, um Deutsch bekannter zu machen. Yihan spielt mit dem Gedanken eines „Deutschtags“.
Nach der Besprechung gingen wir dann noch mit einigen anderen ausländischen Lehrern und einigen Personen aus dem administrativen Bereich in der Umgebung chic essen.
Abends bin ich nach Guangzhou gefahren, weil ich mit den anderen beiden Freiwilligen Alex und Franzi einen Chinesischkurs im Language Research Center (?) ausprobiert habe. Er war sehr gut, weil die gebürtigte Chinesin sehr viel Aussprache mit uns geübt hat. Etwas, womit ich zumindest noch sehr rumschludere.
Der Kurs fing um 19h an und ging bis 21h, aber da ich ja… ein bisschen weiter außerhalb Guangzhous wohne, musste ich sehr viel Zeit hin und zurück mit einplanen. Ralf, der andere Deutschlehrer, hat mich dann auch netterweise um halb 11 von meiner U-Bahnstation Jiaomen, eine vor der Endhaltestelle, abgeholt, und wir sind von da aus zur Schule gelaufen.
An diesem Tag habe ich erfahren, dass Guangzhou von einem TAIFUN zumindest tangiert wird… Und das äußerte sich an diesem Tag auch mit schier endlosen Regenfällen und noch größeren Pfützen. Deswegen mussten wir auch auf die Straße ausweichen beim Rückweg.
Freitag, 30. September 2011
Zwei Schülerinnen fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, am Sonntag was mit ihnen zu unternehmen. („WAS? Du wohnst HIER? In der Schule?! Oh. Dann hast du ja nen weiten Weg. Sagen wir, wir treffen uns um 8h mitten in Guangzhou?“) ??!
Mittags waren Winton, Leti und ich im Dörfchen gegenüber essen, anstatt in der Kantine. Das Dörfchen versammelt sich mittags meist entweder in einer Laube zum Mahjong spielen, glaube ich, oder bei unserem „Restaurant“, weil es da einen Fernseher gibt. Diesmal lief ein chinesischer Liebesfilm. Aber so lange am Stück, wie die Leute UND EIN KAMEL in dem darin getrauert haben – das hab ich noch nie gesehen.
Abends wollten Franzi und Alex eigentlich mit mir zusammen in Guangzhou Hot Pot essen gehen, aber so etwas bedarf bei mir immer eine immense Vorplanung, und außerdem hätte ich mich dann um ein Hostel bemüht, weil das mit dem Zurückfahren sonst nicht mehr geklappt hätte, aber so kurzfristig war keins mehr frei – also musste ich absagen.
Stattdessen bin ich mit der Japanischlehrerin Chica, dem Französischlehrer Nordan, dem Englischlehrer Winton und der Spanischlehrerin Leti japanisch essen gegangen in Jinzhou (der Endhaltestelle meiner U-Bahn). Es war köstlich, und ich hab Sushi gegessen. Außerdem gab es Pflaumenwein und viel Wissenswertes zur japanischen Kultur.
Danach sind wir noch zu Winton nach Hause gefahren, und haben da allerlei alberne Spiele gespielt; Stopptanzen, Spiele, bei denen man nicht lachen darf,… – aber beim Schnickschnackschnuck hat uns Chica wirklich JEDES Mal fertig gemacht.
Es war ein langer, lustiger Abend.
Samstag, 1. Oktober 2011
Dementsprechend mussten wir uns dann am Samstag erst einmal richtig ausschlafen. Glücklicherweise machte ich dann zum ersten Mal meinen Fernseher an, und richtig glücklich war ich, weil ich da noch einmal eine Wiederholung der Parade in Beijing zu Ehren des Nationalfeiertags sehen konnte. Am meisten beeindruckt hat mich der Fahnenhisser, der die Flagge erst besonders geknotet hat, bevor er sie dann im richtigen Moment der Musik mit Schwung sehr anmutig von sich weg geschleudert hat.
Dann standen auch schon Leti und Winton auf meiner Matte und wollten mit mir zum Mittagessen – wieder ins Dörfchen. Diesmal konnten wir hautnah miterleben, wie man eine Gans mit allem Drum und Dran wirklich zubereitet.
So, und danach wollten wir eigentlich nach Guangzhou. Ich war mit Sack und Pack ja schon seit dem gestrigen Nachmittag bereit, aber die anderen eben nicht.
Also räumte ich anstattdessen mein Zimmer um, und fegte nochmal, und säuberte meinen sabbernden Kühlschrank, und räumte etwas auf… Und so weiter.
Es wurde dann letztendlich 19h, bis nur Leti und ich losgekommen sind, aber ich hatte immerhin auf Nordans Empfehlung hin ein Youth Hostel gefunden und ein Bett in einem Schlafsaal reserviert (nicht geschlechtergetrennt, wohlgemerkt!). Mit gemischten Gefühlen und ohne rechte Ahnung, wo ich denn das finden würde, fuhren wir also los. (Ich dachte, dass Nordan auch noch nachkommen würde, ich hatte auch zwei Betten gebucht, und dann hätte er mir den Weg zeigen können. Schon mal vorneweg: Er kam nicht mehr.)
In Guangzhou traf ich dann Alex und Franzi, die schon lange bei der Haltestelle Tiyu Xilu warteten, und dann aßen wir ganz toll bei einem Uiguren! Uiguren sind muslimische Chinesen. Ihre Sprache klingt fast wie Türkisch…. Und es gab auch Kebab und Wasserpfeifen.
Die Stadt war übrigens höllisch voll, deswegen auch die lange vergebliche Suche nach Hostels, weil eben zum Nationalfeiertag sehr viele Menschen in die Stadt hineingefahren sind.
Nach dem Essen und einem Bubble-Tee später verabschiedeten wir uns auch schon wieder voneinander, weil es irgendwie auf die 11 Uhr zu ging und wir alle lieber nach Hause wollten. An der Haltestelle des Hostels angekommen (Huangsha) war ich ziemlich verwirrt, weil der Nordan an meinem Telefon sagte, ich solle einfach über die Brücke gehen und ihn auf der anderen Seite des Flusses wieder anrufen. Ich sah aber keinen Fluss.
Naja, viele Anrufe später habe ich jedenfalls das Guangdong Youth Hostel gefunden, und ich war echt positiv überrascht! Die Gegend wirkte in der Nacht sehr hübsch, mit einer beleuchteten Brücke, die ein bisschen an Italien erinnerte… Aber ich war ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartete, und deshalb hab ich nicht alles aufnehmen können. Das Hostel an sich war sehr sauber und ästhetisch eingerichtet, mit lackierten Holzmöbeln und einem an sich guten System.
Ich checkte mit Pass und temporary residence form ein, hinterlegte 100 Yuan Kaution, und bekam meinen Zimmerschlüssel. In dem Zimmer standen 5 Hochbetten à 2 Betten. Als ich ankam, diskutierten gerade ein Ire und ein asiatisch aussehender Kalifornier über die günstigste Art zu reisen, und nach ein bisschen Smalltalk, damit ich auch einen kleinen Eindruck hatte, mit wem ich da in einem Zimmer war, machte ich mich bettfertig. Es gab auch ein eigenes Bad in dem Zimmer, und durch den Schlüssel kam auch nur die begrenzte Anzahl Leute in den Raum hinein.
Ich war ziemlich begeistert, muss ich sagen, und ich glaube, das werde ich mir jetzt für das Wochenende öfter mal überlegen! (Wenn ich in Guangzhou sein sollte, abends.)
Sonntag, 2. Oktober 2011
Ich war ja ziemlich früh mit zwei Deutsch-Schülerinnen verabredet, Jessy und Jenny, aber ich konnte sie auf 9h hochhandeln. Die Frage, ob ich schon gefrühstückt hatte, konnte ich jedenfalls nur falsch beantworten, und deswegen warteten die beiden mit dem obligatorischen Milchpäckchen, warum auch immer, und einem KFC-Brötchen, das mit Schinken- und Käsestücken innen gespickt waren, in der Haltestelle Yuexiu Park auf mich.
Diesen Park schauten wir uns auch gleich ein: Ein riesiger, grüner Park, mitten im Westen von Guangzhou! Mit Kanälen und Booten, Museen und vielen, vielen „Singecken“, bei denen offenbar traditionelle kantonesische Lieder, bevorzugt im Duett und mit klangmalerischer Untermalung typischer Instrumente gesungen wurden. Und, wem das nicht genug war – ich meine, was wäre ein Spaziergang im Park schon ohne Musik? – für den gab es auch Lautsprecher überall im Park, die Musik spielten, oder Fußgänger, die ihr eigenes Abspielgerät auf laut bei sich trugen.
Ich war bei dem Wahrzeichen von Guangzhou, der Statue der 5 Ziegen (Guangzhou – Stadt der Ziegen), lernte auch etwas über ihren Hintergrund, sah das Sun-Yat-sen – Memorial von weitem, und bewunderte viele Kalligraphien und Münzen und Zeugnisse älterer Dynastien.
Dann luden mich die beiden Schlingel zu einem Essen im Parkrestaurant ein, bevor wir dann mit der U-Bahn zur Chen-Clan-Academy fuhren. Die war aber leider viel zu gut besucht, weswegen ich mir die Architektur des 19. Jahrhunderts dort wohl wann anders anschauen werde. Über viele Hinterhöfe und Geheimgassen gelangten wir dann irgendwie auf einen Jade-Markt, wo wirklich alles aus Jade verkauft wurde.
Zuletzt zeigten mir die beiden noch Litchi Bay, ein sehr süßer Stadtteil, der mich ein bisschen an Venedig erinnerte. Wir sahen auch gleich zwei Hochzeitsumzüge. Es gab viele Brücken, einige Boote, auf denen Früchte und Blumen verkauft wurden…. Und überall hingen Lampions, die in der Nacht wohl wunderschön aussehen müssen, wenn sie leuchten.
Dort probierte ich zwei typisch kantonesiche Getränke, einen geräucherten Pflaumensaft (bäh, schmeckt wie Essig) und ein Heißgetrank mit Wasserkastanien.
Nebenan gab es aber etwas Tolles. Waffeln mit köstlichem Mangoeis. Ich war baff!
Wir wanderten noch ein bisschen herum, und dann verabschiedete ich mich aber auch. Inzwischen war es ja auch schon fast 6 Uhr, und…. naja, das Gejammere über den langen Heimweg erspare ich euch diesmal 🙂
Morgen werde ich mit Alex und Franzi nach Zhuhai fahren, ganz nah bei Macau! Wir versuchen einen Bus zu nehmen, der uns dorthin fährt. Denn das Schöne ist: In China ist bis Freitag keine Schule, wegen dem Nationalfeiertag (Volksrepublik China 1949-2011).
Naja und Mittwoch Nachmittag werde ich wohl endlich wieder meine lieben Eltern in die Arme nehmen können!
Ihr seht: Es bleibt spannend!
Liebes Claercheninchina,
bleib weiter so offen für alles.
Sei immer behütet, meine Liebe.
Küßchen von Moma
Liebe Clara,
was für ein wunderbares technisches Mittel mit dir in Kontakt zu bleiben.
Vielen Dank für die anschaulichen und informativen Berichte.
Ich bin gespannt auf die Nächsten!
Tausend liebe Grüße von Opi aus München
Hallo liebste Clara,
habe gerade alle deine Einträge gelesen und freue mich sehr, dass alles so spannend und nett klingt. Offensichtlich hast du schon einige Kontakte und kommst auch in der Schule gut zurecht. Weiter so!!
Liebe Grüße von deiner Antje