Liebe Leute,
MANN, Das war ein Sonntag. Von wegen, am 7. Tage sollst du ruhen?!
Nachdem ich selber leidvoll erfahren musste, wie leer die Schule und also die gesamte Umgebung am Wochenende sein kann, und mich mit ungewohnten Problemen konfrontiert sah wie „Was machste“ oder „Was isste“ oder viel mehr „WO GIBT ES WAS ZU ESSEN?!“, war ich SEHR froh, am Sonntag früh morgens um 10h aus der Tür zu treten, zum ersten Mal ganz alleine, und mich auf nach Guangzhou zu machen. (Ich bin ja wirklich in der äußersten Umgebung von Guangzhou.) Die Stadt selber hatte ich nur beim Durchfahren vom Flughafen, bei Nacht, „gesehen“, oder eben auch nicht, und so war ich voller guter Hoffnung und Hunger, im wahrsten Sinne, darauf, KANTON zu entdecken.
Dort würde ich meine „Kollegen“, „Mitfreiwilligen“ Franzi und Alex treffen, die ja lustigerweise auch in Guangzhou, aber eben ziemlich im Zentrum untergekommen waren. Treffpunkt war die U-Bahnhaltestelle Kecun, also beginnende Innenstadt, um 12h. Da ich ja noch nie mit der „Metro Guangzhou“ in die Stadt gefahren bin, wusste ich also nicht, wie lange das dauern würde. Nur, dass es dauern würde. Deswegen der zeitige Aufbruch. (Jaja, an alle Zweifler da draußen, jawohl, die Clara kann alte Laster auch angehen… und somit auch ihr Zeitmanagement!)
Ich rief also mein erstes Taxi an: „Ni hao! Wo zai Guangzhou waiguoyu xuexiao, HOUMEN, wo yao qu Jiaomen ditiechang. Xiexie, wo deng yixiar.“ = „Hallo! Ich bin an der Guangzhou Fremdsprachenschule, HINTERAUSGANG, und ich möchte bitte zur Jiamoen U-Bahnhaltestelle. Danke, ich warte eben.“
Klappte wunderbar! 7 Yuan und 5-10min. später war ich an der Haltestelle. Dank Alex wusste ich ja schon, dass ich 9 Yuan für die U-Bahnfahrt nach Kecun bezahlen musste, aber ich traf noch eine Lehrerin, Gloria, zufällig auch Zimmernachbarin von mir, am Bahnhof, und die half mir dann beim Ticketkauf. Außerdem schenkte sie mir noch ihren Metroplan!, der sich als äußerst nützlich erweisen sollte. Zwar nur auf chinesischen Schriftzeichen, aber das ist ja der Ertüchtigung auch äußerst förderlich.
Eine halbe Stunde zu früh, aber hey, das ja mal n Fortschritt! kam ich bei der Kecun-Haltestelle an. Dafür musste ich auch nur einmal an der Haltestelle Wanshengbei umsteigen. Dort traf ich dann um 12h Franzi, kurz darauf kam auch Alex. Zunächst stürmten wir den 7eleven-Laden, um uns eine Metrokarte zu kaufen, (und Ferrero Rondnoir – natürlich nur als Geburtstagsgeschenk für Gu Yihan, meine Deutschlehrerin), und dann marschierten wir zu Fuß zum Canton Tower, dem größten Fernsehturm der Welt!! Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Er war aber wirklich imposant. Wir beschlossen aber, ihn zu einem anderen Zeitpunkt zu besichtigen, weil die ganze Stadt etwas voller Nebel hing. Da hätte man nicht viel gesehen. Außerdem soll es abends mit den ganzen Lichtern noch schöner sein.
Also suchten wir uns einen Weg zurück zur U-Bahn, in ein bisschen mehr Leben, und RESTAURANTS :), Nahe der Beijing Lu, was so ziemlich der innersten Innenstadt entspricht, gemessen an der Anzahl der Leute – und ein paar Nicht-Chinesen sogar! – wurden wir sogar fündig. Wir beschlossen, es uns einmal gutgehen zu lassen, und kamen überraschenderweise auf ein ganz nettes Restaurants über den Köpfen der vielen Menschen, konnten uns mit unseren Brocken und zum Glück vielen Bildern 4 köstliche Gerichte aussuchen, die nicht nur so aussahen, sondern sogar auch so schmeckten. Aufgetischt wurde einmal gebratene Nudeln, dann ein Gericht mit Rind, Paprika, Zwiebeln, Papaya und Pfeffer, außerdem noch ein süßes Essen mit Shrimps, Erdnüssen, Sellerie und so mit Sesam und Karamel? zusammengeklebten Erdnüssen, und zuletzt auch noch einen Teller Jiaozi (so mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, gekocht diesmal). Wir schwelgten, waren glücklich uns über unsere bisherigen Erlebnisse austauschen zu können, machten Fotos und brachten uns sogar unsere eigene Teezeremonie bei. In diesem Restaurant machte ich auch meine erste Erfahrung diesen Jahres mit chinesischen Toiletten. Alles klar.
Gut gestärkt und frohen Mutes machten wir uns wieder auf die Socken, suchten die U-Bahn, mal wieder, und kamen dabei durch einen richtigen Schuhbasar. Da war so eine ganz enge, lange Straße, überdacht, und links und rechts NUR Schuhe! Und kein Paar sah aus wie das andere! Davor waren wir durch eine wahre Tapetenstraße gelaufen, ein Tapetengeschäft nach dem anderen! Ich dachte erst, es würde sich um Geschenkpapier handeln, weil einige der Rollen so gar nicht wie etwas aussah, was ich mir an die Wand kleben würde, aber… Die Welt ist ja bekanntlich bunt! Nahe der „Schuhstraße“ fanden wir noch einmal Jiaozi an einem Straßenstand: jetzt: gebraten! Natürlich konnten wir nicht widerstehen….
Als nächstes suchten wir die Guangzhou Railway Station auf, weil Alex und Franzi zusammen nach Peking fahren wollen in der Ferienwoche (nächste Woche 3.-9. Oktober ist hier frei: Nationalfeiertag) und sich für die Preise interessiert haben.
Auf dem Bahnhofsvorplatz hing ein Parolenbanner, und wir waren sehr stolz, dass wir das mit vereinten Kräften beinahe vollständig übersetzen konnten!
Nach diesem Zwischenstop fuhren wir (wieder zurück, muss man fast sagen, aber eben nur fast) zu Alex‘ bescheidener Wohnstätte; Er zeigte uns seine Vocational School for Tourism and Travel. Dort unterrichtet er Deutsch und ist an der Schule (überproportional viele Mädchen) schon als „handsome boy“ bekannt. Oder als zweiter Justin Bieber. Mädchen und Jungen leben hier streng getrennt, und der Pförtner musste auch zweimal überlegen, ob er Franzi und mich reinlassen konnte.
Franzis Uni war gar nicht weit davon, aber erst einmal musste uns Alex noch „seinen“ Jiaozi-Stand zeigen. Diesmal à la „Dim Sam“, also, in diesen Bambuskörbchen gedünstet. Köstlich. Diesmal mit Mais und noch anderen leckeren Sachen gefüllt. So gut, dass ich mir gleich welche für später mitnahm. Die junge Besitzerin fand uns auch gut, machte gleich Fotos und Komplimente…. Und nahm uns das Versprechen ab, wiederzukommen.
Als wir aus der U-Bahn kamen, war es plötzlich zappenduster – dabei ist die Sun-Yat-Sen-Universität nicht weit weg von der Haltestelle Changgang. Also beschlossen wir, uns Franzis Heim wann anders anzusehen, bei Tageslicht, und gingen stattdessen noch einmal richtig einkaufen. In einen Megastore, sozusagen.
Ich brauchte einen Riesenvorrat an Essen (naja, halt so was wie Brot und Marmelade, damit das nicht nochmal vorkommt) und noch ein paar Tücher (Tempos und so.).
Es war ganz anders, aber interessant in diesem Supermarkt, und ich glaube, wir haben uns auch gut geschlagen.
Dann organisierte ich mir noch jemanden fürs Wieder-in-die-Schule-Zurückfahren, weil ich mir noch nicht sicher war, wie das in der Dunkelheit, abends sein würde, und fand wieder zu Lea und Kledy, ihrem peruanischen Freund. Die sind dann mit mir die lange Strecke wieder zurück, haben mir erklärt, dass ich an meiner Haltestelle kein Taxi mehr kriegen würde, weswegen wir eine weiter, zur Endhaltestelle Jinzhou gefahren sind, und uns in ein Taxi flüchteten, weil es angefangen hatte, zu regnen.
Es war schön in Guangzhou, es war vor allem schön, bekannte Gesichter in der Fremde wiederzusehen und den Tag mit den beiden zu verbringen, sich auszutauschen und weitere Pläne zu schmieden, es war auch schön, noch einmal eine andere Facette kennenzulernen und ein bisschen Großstadtluft zu schnuppern. Aber…
…Ich war auch froh, dann erschöpft in mein Bett zu fallen, das auf mich gewartet hatte. Ohne den Lärm, die vielen Menschen und die vielen Sinnesreize.
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Heute Vormittag habe ich mich damit beschäftigt, mein Liederbuch nach Liedern zu durchforsten, die ich noch singen kann, und heute Mittag gab es in der Kantine „Blood of Chicken“, sehr gesund, für den Winter, (ich habs aber vom Geschmack her mit Leber verwechselt – die ich nicht mag btw) und Papaya, gedünstet, und Kohlrabi-Reis-Suppe. Jetzt geht der Unterricht los! Bis bald wieder!
Hier unten findet ihr noch ein paar Fotos von dem Tag in Guangzhou.