Aus der Perspektive eines 1 Yuans

… Wisst ihr, es ist schon merkwürdig.

Diese neue Bewohnerin dieses Zimmers im 5. Stock des Lehrergebäudes. Also, soweit ich mitbekommen habe, weil sie so meistens redet, ist sie Deutsche. Außerdem lässt ihr furchtbares Englisch mit dem deutschen Akzent keinen anderen Schluss zu.

Also, heute zum Beispiel, am Samstag, dem 24. September. Was macht sie da? Liegt ewig im Bett, schläft und schläft und schläft, bis ihr Telefon klingelt, sie völlig verschlafen immer wieder nur tingbudong (ich höre, aber ich verstehe nicht) ins Handy nuschelt, dann auflegt, einmal tief seufzt, und dann ENDLICH aufsteht… Macht sich fertig, verlässt das Haus, und kauft sich endlich einmal etwas zu essen. Also, das war echt nötig.

Naja und als sie dann wiederkam, da hab ich an der etwas kühleren Temperatur im Raum und der raschelnden Plastiktüte gemerkt, dass sie sich wohl auch kalte Getränke gekauft hat. Nun ja – wo wären diese wohl besser aufgehoben, als im Kühlschrank? Den sie aber IMMER NOCH NICHT in Betrieb genommen hatte?

Mit all meiner Kraft versuchte ich sie dazu bewegen, sich dessen anzunehmen, – und hey! Sie schien tatsächlich Interesse für den Kühlschrank zu entwickeln! Ich mein, … ich hab extra dafür gesorgt, dass sie den Kühlschrank ein wenig aus der Ecke ziehen musste, um die Kühlschranktür richtig aufzumachen, damit jede Schublade ordentlich geputzt wird! Denn: Unter dem Kühlschrank; da liege ich. Schon ziemlich lange. Und… es gefällt mir dort nicht so gut. Ich meine – es passiert einfach nichts. Aus den Nachrichten, die manchmal das Zimmer füllen, weiß ich, da draußen passiert gerade eine Finanzkrise. Ich mein, was mach ich dann noch hier? Da muss man doch LIVE dabei sein!!

Tja. Aber man muss sich dennoch in Geduld üben. Es dauerte noch seine Zeit, bis ich wieder das Licht der Welt sehen würde. Sie nahm sich wirklich Zeit. Sie widmete sich erst mal dem Kühlschrank außen, dann innen, dann telefonierte sie noch mit ihrer Familie, und mit ihrem Freund (mal wieder), dann aß sie endlich eine Suppe, und dann erst nahm sie die Schubladen raus.

Als sie dann den Kühlschrank beiseite rückte – da war ich!

Und ich kann es kaum erwarten, hinaus in die Welt zu gehen, weil, China ist meine Welt! Nur… Hoffentlich wird sie mich nicht morgen für das Metroticket ausgeben. Ich hasse den Geruch von U-Bahnhöfen. Wahrscheinlich wird sich der nicht geändert haben.

Nun ja – wenigstens wieder in Freiheit!

Bis zum nächsten Mal! Ach ja: Und ich habe mitgekriegt, dass sich die Deutsche sehr über all eure fleißigen Kommentare gefreut hat. Danke!

...Eurem 1 Yuan Schein 🙂

Viele Grüße von…

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Eine Antwort zu Aus der Perspektive eines 1 Yuans

  1. Ruthild Tillmann sagt:

    Meine liebe Clara,
    wie schön, endlich alle Infos von Dir zu lesen! Thea hat mir in München ihren macbook aufgeschlagen! Großartig, was Du so alles schon allein gemeistert + erlebt hast!
    Danke für die ausführlichen Berichte, meine Liebe!
    Hier scheint die Sonne noch ganz herrlich bei etwa 22Grad; sehr gut auszuhalten.
    Heute gab`s auch Kompott von Deinem Apfelbaum mit Haferflockenchrunch — um auch mal was vom Essen zu schreiben! Natürlich mochten Thea + Dora auch den Salat mal wieder ganz gern!
    Dora spielt nachher Fußball + ich werde mal zuschauen + den „guten Engel“ spielen.

    Laß Dich ganz lieb umarmen und weiter viele gute Erlebnisse
    Herzlichst Deine Moma

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