Hin und weg

(M)ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt

Letzte Wochen…

Die Ferien sind nun zu Ende und meine letzten drei Wochen stehen nun an. Der Gedanke jetzt alles hinter mir zu lassen und wieder nach Hause zu fliegen, lässt mich nicht mehr los. Einerseits freue ich mich riesig auf die beste Familie, die es gibt, meine Freunde und das neue Kapitel in meinem Leben, das jetzt beginnt, jedoch werde ich von Tag zu Tag nostalgischer und dabei bin ich noch nicht mal weg. Die Menschen hier sind mir so ans Herz gewachsen und mir vorstellen sie alle, zwar hier in ihrem Alltag, zurückzulassen, kann ich mir momentan echt nicht vorstellen.

In meinem knappen halben Jahr hier habe ich aber aufs Neue auch wieder festgestellt, dass es wichtig ist immer offen zu sein. Sei es nur der Plausch im Supermarkt mit dem Verkäufer, der mich immer wieder aufs Neue fragt, wie es denn dort in Deutschland so ist, ob die Mauer noch steht, warum ich denn hier keinen „novio“ habe, wieso ich denn so weit weg von Zuhause bin, ob es in Deutschland noch Nazis gibt… Jedes Mal entsteht daraus ein interessantes Gespräch, für beide Seiten natürlich. Lateinamerika mag für uns in  Deutschland immer als chaotisch abgegolten werden. Auf den Straßen kann man schon von Chaos sprechen, jedoch ist der Alltag hier in Argentinien genauso, wenn nicht sogar geordneter als mancher in Deutschland. (ich sage nur um 12 Uhr gebt gess! Ich entschuldige mich schon mal in Voraus für mein schlechtes Saarländisch) . Anmerken möchte ich auch, dass zwar viele Argentinier unpünktlich sein mögen, meine Gastmutter Caro ist aber zum Beispiel die Pünktlichkeit in Person.

Es gibt noch so einiges mehr, dass ich gerne von hier mitnehmen würde, nicht nur die 10 kg Mate und Madioca, sondern am liebsten auch meine ganze Theatergruppe und noch viele viele mehr. Ich habe vor meine letzten 3 Wochen hier noch voll und ganz genießen. Ich werde noch mein Umweltprojekt durchführen und wir führen das Theaterstück noch einmal für alle Schüler der EPET im Cine auf. Ein schöner Abschluss finde ich. Es gibt noch viel zu tun und ich versuche den Gedanken, Abschied nehmen zu müssen,  größtenteils zu verdrängen. Wie ihr merkt, aber leider ohne Erfolg. Vorstellen hier zu leben? Wenn ich eine wöchentliche Ration deutscher Schokolade aus Europa bekommen würde, kein Problem. Südamerika war für mich immer so weit weg. Doch jetzt weiß ich, dass man sich auch ganz weit weg von Zuhause, Zuhause fühlen kann.

Transkultureller Austausch? Was zum Teufel soll das sein? Wieder mal zeigt die deutsche Sprache, dass es doch möglich ist aus etwas so Einfachem, eine riesige, wirre Aneinanderreihung aus Vokalen und Konsonanten zu machen. Dabei ist es doch so einfach. Ich bin mit diesem Wort ins Ausland gereist, noch ein bisschen sehr planlos, was da auf der anderen Seite des Ozeans auf mich wartet. Zusammen Mate trinken und dazu deutschen Marmorkuchen essen (eigentlich Pan dulce hier genannt: süßes Brot, der Argentinier bringt es mal wieder auf den Punkt.), ist das wirklich schon Austausch zwischen Kulturen?  Für mich ist ein interkultureller Austausch ( ich hab endlich mal eine Antwort auf meine 100 Fragezeichen gefunden, die ich mit hier hin gebracht habe) so etwas wie der Plausch mit dem Supermarktverkäufer, dem Busfahrer, meiner Gastfamilie, meinen Freunden hier. Zwei komplett verschiedene Lebenseinstellungen und Lebensweisen prallen aufeinander, doch es ist kein Problem. Ich stelle mir das immer so vor: Zwei Menschen, in dem Fall  der Supermarktverkäufer, der Apotheker (mit ihm hatte ich hier schon echt viel Kontakt, seit die Dauergrippe mich nicht mehr loslässt), der Busfahrer oder der oder die Fremde an der Bushaltestelle und ich, stehen an einem Zaun. Du nimmst Anlauf und springst über den Zaun. Öffnest deine Welt für Andere und der Andere empfängt dich in seiner Welt. Vielleicht wird es nur ein Smalltalk, vielleicht gibt dir dieses Gespräch aber auch echt interessante Anstöße, die du nie für möglich gehalten hättest.

Menschen zu begegnen im Gespräch, das ist eigentlich schon der Austausch. – Ich wünschte Mathe hätte ich mir damals so einfach erklären können –

Also seid beruhigt, für die die mich besser kennen, meine Lust mich mit Anderen auszutauschen, habe ich hier nicht verloren 😀 Sie wurde eher noch verstärkt.

Also meine Lieben geht mit einem Lächeln in die Welt und die Leute dort werden dir tausend mal mehr zurückgeben.

Ich kehre nun als matesüchtige, reisebegeisterte, „Reisguiso , Pan dulce und Spinat-Käse Empanadasliebende“ Alina zurück und freue mich auf das neue Kapitel. Kapitel Studium, neue Gesichter, neue Ansichten, neue Eindrücke.

Hasta luego Chicos, allá en Alemania no mas 🙂

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