Hin und weg

(M)ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt

Wie aus 5 Monaten 5 Wochen werden…

Wie versprochen kommt noch ein weiterer Blogeintrag zur Fahrt nach Asuncion… Dabei ist mir aufgefallen, dass aber seitdem schon wieder so viel passiert ist. Die Zeit rennt… Man versucht nun aus jedem Tag das Beste zu machen, um ja nichts zu verpassen. Das funktioniert aber nicht so ganz, weil der normale Alltag muss ja auch weitergehen. Es ist Wahnsinn, dass mir von meinen 5 Monaten hier nur knapp 3 Wochen hier vor Ort in Misiones bleiben. Jetzt merkt man erst, dass man sich richtig eingelebt hat und dieses Leben auch noch ruhig 2-3 Monate weitergehen könnte. Vor 4 Monaten kam mir die Vorstellung ein ganzes Jahr in Argentinien, weit weg von Familie und Freunden, nahezu mammuthaft vor. Doch nun muss ich feststellen, dass ich nach fast 4 Monaten (!!!) den Eindruck habe, gestern erst gelandet zu sein.

Letztens saß ich morgens an der Bushaltestelle und war auf dem Weg nach Capioví als ich fast zeitgleich zwei Mails bekommen habe. Semaine d´intégration à Nancy et Bienvenue au Campus de Sciences Po!  und erste Informationen zum Nachbereitungsseminar…

Die Zeit ist schnell vergangen, ein bisschen zu schnell für meine Begriffe. Trotzdem darf man auch nicht vergessen, was ich schon alles erlebt habe, welche Erfahrungen ich gemacht habe, ob positiv oder negativ (wobei man dazu sagen muss, dass bei mir das Positive klar ueberwogen hat), welche Menschen ich kennengelernt habe, welche Gespräche ich hatte, welche tollen Sachen ich gesehen habe (allen voran die Iguazuwasserfälle!).

Um die Worte von Finja zu übernehmen, möchte ich bevor ich auf das Wochenende in Asuncion eingehen werde, kurz von einem „Marmeladenglasmoment“erzählen, den ich auf der Rückfahrt erlebt hatte. Ich saß auf der Rückfahrt, neben meine Theaterchicos wir tranken zusammen Mate und sangen Lieder. Ich blickte aus dem Fenster, beobachtete die schöne Natur und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Im Hintergrund ertönte nun das Lied „Don´t worry, be happy“ von Bob Marley. Andrea reicht mir den Mate (der an diesem Morgen, ich eingemummelt in einer Wolldecke, besonders gut schmeckte) und ich denke mir einfach nur, erledigt aber viel mehr voller Freude über die Ereignisse der letzten Wochen und Stolz, was Olga, Corinna,  Finja und ich da auf die Beine gestellt haben: War das eine geile Zeit. Und in diesem Augenblick wurde mir mein Glück, hier zu sein, noch einmal mehr bewusst.

Meine Zeit hier besteht aus vielen Marmeladenglasmomenten, die ich nun mit nach Deutschland nehme und vielleicht lassen mich gerade diese Momente, die ich erlebt habe in meinem Alltag in Deutschland anders reagieren. Ich komme nach Deutschland, wesentlich unbesorgter als ich gegangen bin. Ich habe es für mich geschafft aus etwas für mich völlig Fremdem, ein neues Zuhause zu machen. Ich glaube mein Kopf kann ruhig in Deutschland bleiben, aber ein Stückchen meines Herzens wird immer hier bleiben. Eine für mich sehr schöne Vorstellung.

 

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