(M)ein szimpla-er Guide für die „Hipsterhauptstadt Europas“

Als Kind habe ich mir immer überlegt, wie ich ins Guinness Buch der Rekorde kommen könnte. Zwar kann ich mich bis heute nicht in eine winzige Kiste einsperren, habe keine abnormal langen Fingernägel, eine normale Anzahl an Zehen (was man nicht von allen Menschen in meinem Freundeskreis behaupten kann) und bisher auch noch nicht die größte Sammlung von Elvis Quietsche Enten oder lila Zahnbürsten beisammen, aber ich wage zu behaupten einen anderen Rekord anzuführen:

Besuch von den Meisten anderen kulturweit Freiwilligen. Zumindest in unserer Ausreisegeneration. Sage und Schreibe 21 Besucher bisher.  Alle nur einmal gezählt, obwohl einige öfters hier waren oder bis zu einer Woche in meiner Wohnung  genächtigt haben.  Natürlich hab ich mich aus Zeitgründen mit einigen nur auf einen Kaffee oder ein Bier getroffen, aber alle waren hier. Die 3 letzten lieben Leute sind vor gut einer Woche wieder in Richtung Bosnien entschwunden. Die Revanche, auf die ich mich unglaublich freue, schon im Februar an.  Allein bin ich allerdings nicht mehr lang, diese Woche trifft nochmal die ganze Ungarn Crew kurz ein, wenn auch nur für ein Seminar am Goethe Institut und dann schaut am Wochenende noch zum ersten Mal jemand aus Tschechien vorbei. So bin ich nebenberuflich irgendwie zum Stadtführer geworden, was mir zugegebenermaßen allerdings richtig Spaß macht.

Damit all die armen Seelen, die ab März ohne diesen Service, auf der Suche nach aus Ruinen auferstandenen Bars, durch irgendwelche Hinterhöfe irren würden, dachte ich, es wäre eine gute Zeit für meine persönliche Hitliste der Stadt. Ich bin nicht tripadvisor und auch noch nicht überall hier gewesen. Also: Das ist also alles sehr subjektiv und für jemand der schon Jahre hier lebt vielleicht auch nur Anfänger Tourikram.  Trotzdem auf gut Glück hier einige meiner Highlights:

  •  Ganz reiseführermäßig der Klassiker zuerst: Die Burg und das umliegende Viertel erkunden, Sissis Krönungskirche besichtigen und ja keine 300 Forint Eintritt für die Fischer Bastei bezahlen, sondern einfach umsonst die Aussicht aus dem Café im ganz linken Turm genießen. Dabei kann man auch gleich noch etwas über die hässliche Fassade des Hilton Hotels lästern.
  •   Die 4/6 Straßenbahn ausnutzen! Vielleicht find ich die auch nur so toll, weil sie direkt neben meiner Haustür hält, aber trotzdem ist es relativ komfortabel alle wichtigen Punkte auf der großen Ringstraße im 2 Minuten Takt 24 h am Tag erreichen zu können.
  •  Bei Dämmerung, wenn die Donau am schönsten zurückschimmert und alles beleuchtet ist, die Mitte der Margarethenbrücke für Fotos benutzen. Meiner Meinung nach sieht die Fischer Bastei mit der Matthiaskirche  aus wie Disneyland. Nur in weniger kitschig und ohne Minnie Maus. Das Parlament ist schon bei Tag das schönste Gebäude der Welt (mindestens) aber bei Nacht umso mehr.
  •  Irgendwo Kürtös-Kalasz essen, vielleicht am Nyugati pályaudvar? Da kann man auch noch gleich den schönsten McDonald der Welt sehen.
  • „Fucking awesome“ kann man auch einkaufen. Ich persönlich finde die überlaufenen Malls viel zu stressig. So let’s go thrift shopping. Die Möglichkeiten hierfür sind schier unendlich. Gut ist z.B. Háda zwischen Keleti und dem Blaha Lujza tér. Bekannt und auch gleich etwas teurer findet man immer was bei Retrock nahe der Király utca oder bei Ludovika neben der Großen Synagoge.
  •  Hat man genug Zeit und festes Schuhwerk, ist ein Ausflug in die Berge auf den Elisabethaussichtsturm auf dem Janós Hegy empfehlenswert. Auch bei Nacht,  wenn man die doch relativ weitläufige Stadt unter sich pulsieren sieht.
  •   Den besten Kaffee der Stadt hab ich bisher bei fekete bei der Metrostation Astoria getrunken.
  •   Stadtspaziergänge abseits der Route der furchtbaren Hop on Hop off Touren machen. Meine Lieblingsstraße ist die Rottenbiller utca, oder im V. / VII. Bezirk, wo man alles findet vom aufgehübschten Ministeriumskomplex bis zur Fassade, an der man noch Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg sieht.
  • Get ruined! im jüdischen Viertel, natürlich obligatorisch mindestens einmal im Szimpla. Zwar trifft man dort vermutlich eher weniger Ungarn, aber trotzdem liebe liebe liebe ich das Szimpla. Aber wenn schon, dann sollte man der netten Dame auch eine ihrer Karotten abkaufen die sie versucht unter das Partyvolk zu bringen. Sonst noch nett: Púder, Csendes, Fogas Ház,  die Passage in der Királyi utca.
  •   Museen? Hm hm diese Zahl unbegrenzter Möglichkeiten. Auf jeden Fall sind die beiden Kunstmuseen am Heldenplatz empfehlenswert. Kommt aber auch auf die Ausstellungen an
  •   Im Winter Schlittschuh fahren am Varósliget!
  •  Für 300 Forint, also 1 Euro kann man Operntickets ergattern. Online oder einfach direkt am selben Tag in der Oper. Es empfiehlt sich, den Inhalt des Stückes vorher nachzuschlagen, ist die Oper auf Italienisch, sind die Untertitel auf Ungarisch.

Hier bricht meine Liste ab und einige Dinge sollte man sich doch für sich bewahren 🙂 Macht’s gut.

4 Gedanken zu “(M)ein szimpla-er Guide für die „Hipsterhauptstadt Europas“

  1. Ich fühle mich sehr geehrt indirekt in deinen Text aufgenommen worden zu sein hihi. Nur noch EINEN Monate <3 küsschen

  2. Hallo Aliena,wir würden das auch malgerne alles mit dir erleben. Könntest du dir das auch vorstellen, zum Beispiel in der letzten Ferienwoche der Sommerferien. Liebe Grüße Mama

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