Aber eigentlich nicht alle Jahre sondern im Moment sporadisch nur ein einmal im Monat. Mit welcher Ausrede rechtfertige ich meine Schreibabstinenz diesmal? Die unkreative Antwort ist wie immer, dass einfach zu viel passiert ist. Im letzten Monat (Buchstäblich dem Letzten des Jahres), lag dies aber nicht wie vorher an ausschweifenden Reisen durch den wilden Osten. Zwar war ich unterwegs, aber dazu später mehr. Nein, Weihnachtszeit heißt nicht nur ein wundervolles Paket von meiner Familie mit 3 Kilo Lichterketten, Teelichtern und Christbaumkugeln zu bekommen, sondern auch etwas mehr Arbeit und Hektik in der Schule.
Zwar habe ich ihn es schon in meinem letzten Blogeintrag erwähnt, aber weil das Event für mich so ungewöhnlich war, alle anderen darüber geschrieben haben und ich außerdem durch die kleinen Anstecker an den Jacken gleichaltriger Mitreisender in der Straßenbahn jeden Tag daran erinnert werde, möchte ich noch einmal etwas über den Szalagavató meiner Schule berichten.
Szala was? Gesundheit! In der ganzen Gegend hier, also auch der Slowakei etc. gibt es nicht nur einen Ball nach dem Abitur, sondern viel viel pompöser und meinem Empfinden nach für die Schüler auch wichtiger, die Bandweihe ( Szalagavató)vor den Prüfungen. Und meine Mutter meinte damals schon, nach den schriftlichen Prüfungen zu feiern, wenn man sein Ergebnis noch nicht weiß, sei komisch. Pah. In Ungarn feiert man bevor man überhaupt zur Prüfung antritt.
Allerdings sehr viel stilvoller als ich bei dem feuchtfröhlichen Beisammensein auf dem unteren Parkplatz meines Gymnasiums im April. Nicht nur weil mich immer noch extrem nervt, dass mein roter Campingstuhl unverfrorener Weise gestohlen wurde. (Hallo Dieb, wenn meine Notiz in der Abizeitung nicht genug war, jetzt hier, es ist noch nicht zu spät den Stuhl in Ebersbach bei meinen Eltern anonym in den Garten zu stellen.Kösz.). Nein, es wird sich mindestens dreimal umgezogen. Zu Beginn und Ende wird in Brautkleid ähnlichen weißen Tüllkleidern Walzer getanzt, sowieso eine durchchoreographierte Performance hingelegt die jeden Let’s dance Teilnehmer alt aussehen lässt. Dann wurde nebenbei noch schnell für den eigentlichen Akt der Bandübergabe in ein fancy Ballkleid gewechselt. Jeder Schüler bekommt 15 Sekunden Ruhm mit verbeugen/knicksen vor der vollen Aula und dann eine kleine (an meiner Schule diesmal blaue) Schleife angeheftet, mit dem Namen der Schule und dem Abijahr. Wie gesagt, in der Pester Metro wimmelt es seit November nur so von diesen bunten Schleifen in allen Farben und Ausführungen. Weil meine Schule wie einfach gesagt werden muss schon sehr privilegiert ist, gab es danach dann noch ein vom Marriott Hotel Budapest gecatertes Riesenbuffet mit soviel gratis Getränken wie man verträgt (oder auch nicht) und eine prima Modenschau, nach dem inzwischen vierten Kleiderwechsel. Die ganze Veranstaltung war natürlich extrem schön und hat Spaß gemacht. Aber nachdem ich am selben Tag aus Rumänien zurückgekommen war und auf der Fahrt durch das Land und das ebenso arme ländliche Ungarn, löst so ein Riesenkontrast mit dem Luxus und Überfluss auf der Feier doch gemischte Gefühle aus. Aber das ist etwas, was ich in den letzten drei Monaten insgesamt betrachten konnte. Die so viel beschworene Schere zwischen arm und reich ist hier sehr viel großer. Oder zumindest offener sichtbar.
Ansonsten gab es in der Schule noch einen netten Weihnachtsmarkt, nur versteh ich immer noch nicht, warum das Aufbauen der Holzbuden 3 Wochen gedauert hat und das Abbauen vermutlich noch nicht abgeschlossen sein wird, wenn ich im Januar wieder in die Schule komme. Außerdem noch eine Woche voll basteln und die Grundschulweihnachtsfeier. Nachdem bei der Aktion: „Alle Kinder raus, Aula dunkel, alle Kinder wieder mit selbstgebastelten bunten Teelichtern wiederrein, Stille Nacht auf Ungarisch und Deutsch singen“, die erste Aufregung vorbei war und zum Glück kein Kind Feuer gefangen hatte war ich schon bisschen stolz auf meine 90 Kleinen. Doch genug von der Schule, den Arbeit ist…nur das halbe Leben.
Was ich sonst so in der Stadt getrieben habe ist etwas langweilig für alle anderen, besonders die, die noch nie hier in der Donaumetropole waren. Trotzdem ein kurzer Abriss:
-Ich habe herausgefunden wo man Donnerstagsnachts um 4 noch weggehen kann und wo so einiges noch im Keller selbstproduziert wird.
-Ich war auf dem Weihnachtsmarkt vor der Basilika
– Ich war im Hobbit. Eins und Zwei. Nacheinander. Auf der Mitternachtspremiere. Für 2400 Forint. Also 8 Euro. Die anderen Leute waren alle verkleidet. Für alle die mich gefragt haben: Nein Kinder, ich kann auf Ungarisch bestellen und Schilder lesen, aber sicher keinen drei Stunden Film anschauen. Aber hier sind alle Filme immer im Originalton mit Untertiteln. Sowas kennen wir an Rundumsynchronisation gewöhnten Deutschen nicht so, aber für nur 10 Millionen Sprecher lohnt sich die Synchronisation nicht. Der Film hat auch einige Zitate geliefert die wunderbare Blogtitel oder Einleitungen werden, weil ich aber die Chance dazu vertrödelt habe hat sich das wieder mal von selber erledigt. Über den Film selbst könnte ich jetzt hier eine ganze Seite rezensieren und meiner Freude aber auch meinem Unmut kundtun. Aber das wäre etwas nerdy und langweilig.
-Ich war im Ethnographischen Museum am Kossuth Lajos tér. Fazit: Schönes Gebäude, Ausstellungen über ungarische Kultur sind nur auf Ungarisch und damit für mich unverständlich und eine 15 Saal Ausstellung über traditionelle finnische Wandteppiche ist nur halbsolangweilig wie es klingt, aber nicht besonders adrenalingeladen.
-Ich war auch im Haus des Terrors Museum auf der Andrássy út. Fazit: Gebäude mit schlimmer Geschichte (ehemaliger Sitz der ungarischen Pfeilkreuzler und später der kommunistischen Geheimpolizei) moderne interessante Umsetzung, aber man merkt eben sofort wer das ganze finanziert hat. Auch bevor man beim Rausgehen Herr Orbáns Name auf der Platte der Sponsoren sieht. Allerdings war diese einseitige Darstellung sogar in meinem Reiseführer schon angedeutet.
-Ich habe den tollsten Vintageladen überhaupt gefunden.
-Ich war in einigen guten Cafés und habe noch mehr nette Plätzchen gefunden.
-Ich hatte Besuch aus Deutschland. Mit viel Schokolade aber leider wenig Ersatz VISA Karten. Naja man überlebt auch vier Wochen ohne Papiere.
-Anti war auf einem kurzen Abstecher hier und wir haben jemand kennen gelernt, der Krishna hieß aber irgendwie nicht zu der Hare gehört, doch trotzdem komisches abgedrehtes Zeug geredet hat.
Oho, Halt Stopp. Genug Aufzählungen. Warum war Anti den nur eine Nacht hier? Tja, man munkelt Pécs besitzt zwar sogar einen Flughafen, aber keinen wirklich erwähnenswerten. Budapest hingegen bietet ein riesiges Angebot an Billigflügen in die deutsche Heimat. (Und auch an so manches anderes Ziel, aber davon werdet ihr noch hören), was man/frau an Weihnachten gerne in Anspruch nimmt.
Und ich? Hab ich mir einen Weihnachtsbaum bei meinem ungarischen Gemüseladen gekauft (Bäume sind ja in der Tat Grünzeug…Zöldség)? Nein, denn ich wurde wie man wieder einmal munkelt in der Dorfdisco meines Vertrauens gesehen und meine Oma musste sich am Heiligen Abend „erstmal hinsetzen.“ Welche Odyssee ich davor erlebt habe und warum ich dieses Lied als Ohrwurm habe berichte ich bald. Fortsetzung folgt.
Ein sehr schöner Beitrag, denn ich gerne durchgelesen habe! Ich war auch vor kurzem in Budapest und das, was ich alles gesehn und erlebt habe gibt es auf meinem blog→ https://allaroundtheworldandbeyond.blogspot.de
Liebe Grüße!
Wie immer sehr spannend und für ein Lächeln im Gesicht sorgend!
ABER jetzt bleibt´s spannend wie´s weiter ging! 😉
Also bitte schnell die Fortsetzung schreiben!!!
LG