Natürlich…äh…verändert es mein Leben.

So ihr „süßen Mäuse“. Irgendwie finde ich gerade keinen Zugang zum Schreiben, soll das hier mehr so eine Bilanz sein? Ein Bericht über die gefühlt tausend Sachen, die passieren? Oder vielleicht eher mal etwas bisschen philosophischeres über das Leben in einem fremden Land, dessen Sprache man immer noch nicht spricht? Immerhin ist jetzt schon der erste Monat ins Land gezogen. Aber es wird wie immer ein, diesmal sehr langer, Bericht.
Also, mir geht es sehr sehr gut. (Ich verabschiede mich hier von allen, die nur wissen wollten wie es mir geht, aber keine Zeit für Details und lange Texte haben. Tab schließen). Die letzte Woche war vollgepackt und mein Wäschekorb quillt über, weil ich immer beschäftigt war, aber das ist es eindeutig wert. Der Großstadtdschungel fesselt mich jeden Tag aufs Neue. Ich liebe die Lichter, die Atmosphäre und hasse inzwischen Laufwege von mehr als 600 m. Dafür gibt es ja die Straßenbahn. Mein ungarisch macht schleppende Fortschritte, aber seit zwei Wochen darf ich im „Ungarisch für Anfänger“ Unterricht in meiner Schule mitmachen. Die anderen Schüler sind zwar alle 13 Jahre alt und wenig motiviert, aber so lerne ich wenigstens Dinge wie Farben, Zahlen, das Alphabet (mit seinen 44 Buchstaben), bis dann irgendwann hoffentlich endlich mein Sprachkurs anfängt.
Meine Stadtentdeckungstouren habe ich fortgesetzt, ich war im Szépművészeti Múzeum, am Heldenplatz, in einer Ausstellung über Egon Schiele- die gibt’s mit dem >> kulturweit<< Ausweis und bisschen Überredungskunst für umsonst. Auf dem alten Stadtfriedhof, war ich bei den Mausoleen von Personen wie Lajos Kossuth, Luzja Blaha , Arány und anderen Leuten, nach welchen hier jeder zweite Platz benannt ist, die verehrt werden, aber naja…die bei uns so wichtig sind wie ein umgefallener Sack Reis in China. Auch sonst bin ich noch bisschen rumgewandert mit meiner Kamera, war in einer Synagoge, am Opernhaus, aber das ist für euch andere eigentlich nur ein weiterer Sack Reis. In der Schule war Erntedankfest: Es gab Palatschinken, basteln, Kürbissuppe und Gulasch. Aber mir war der für Kinder lieber, im Richtigen waren die Knochen noch mit drin. Über das lange Wochenende war ich außerdem noch einmal mit meinen Kollegen weg, was echt schön war. Ich war bei IKEA. Ich habe angefangen ungarischen Volkstanz zu lernen. Ich habe viel kopiert. Ich war auf einem Couch Surfing Treffen. Last but not least-war ich auch noch bei einer regulären Vorlesung an der Eötvös Loránd Universität.
Ein sehr netter Erasmus Student, den ich kennengelernt habe, hatte mich eingeladen doch einfach mal mitzukommen, weil ich erwähnt hatte, mich für ungarische Politik zu interessieren. Nach einem etwas langweiligem Vortrag über die Geschichte Ungarns, hat der Professor die Studenten (und mich, Yippie ich hab ihm sogar 3 Fragen gestellt) mit den Ungarn im Kurs diskutieren lassen. Alles wiederzugeben wäre jetzt zu lang, aber auf jeden Fall kamen auch einige Sachen auf, die die westliche Berichterstattung oft auslässt, Faktoren des Postkommunismus und die Haltung der Bevölkerung zu Demokratie etc. und die ich bisher auch ignoriert hatte. Trotzdem muss ich sagen, dass ich den Professor etwas ausweichend und unreflektiert bei seinen Antworten fand. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck gewesen…aber auch der der Erasmus Studenten.
Mittwoch war der Empfang des Kulturattaché der Deutschen Botschaft Budapest. Ohne Doktortitel kam ich mir da etwas überfordert vor, aber alle waren nett und das Essen war noch besser als im Auswärtigen Amt. Es war auch fast ein kleines Familientreffen, da ich einige Kinder der Anwesenden mitunterrichte. Für diesen Empfang sind extra alle meine lieben anderen Ungarn Freiwilligen gekommen und bis Sonntag (bei einigen mit Unterbrechung) geblieben.
Wir haben einiges unternommen, die anderen melden sich in ihren Blogs bestimmt noch dazu zu Wort. Eine Stadtführung im Jüdischen Viertel, Aussicht genießen, in ihrer süßen Ferienwohnung im Schaukelstuhl …naja schaukeln, ein Spaziergang mit Streichelzoobesuch, bei dem einige der Amigos ihr Pferdeflüsterertalent entdeckten, standen unter anderem auf dem Programm. Abends war es echt schön zusammenwegzugehen und neue Bars auszuprobieren bzw. zu entdecken. Vor allem wenn dann alle Cocktails nur ca. 2 Euro kosten. Bilanz des Partyabends: Ach mit den süßen Mäusen ist vortrinken witzig, ich esse nie.nie.nie. wieder nachts bei McDonalds. Das Uri Muri ist okay, aber im Corvintető, einem Club auf dem Dach eines alten sozialistischen Kaufhauses, gefällt es mir bisschen besser. Außerdem habe ich dort gelernt, dass andere Frauen wohl auf Männer stehen die mit Koalas kuscheln.
Gestern Abend ging es zur Erholung und als Abschluss noch zusammen zum Nachtschwimmen (Nacht.Zu meiner Erleichterung nicht nackt) ins Rudas Thermalbad, das seit 1550 mit herrlich warmem Wasser lockt. Danach habe ich wiedermal gemerkt, wie blöd Buda eigentlich ist. Zwar haben wir auf meiner Seite der Donau ein 24h Palatscinka Restaurant, was auch ausgenützt wurde. Aber anscheinend wohne ich in einem Nachtbus Loch.
Ich freu mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Besuch meiner „süßen Mäuse“ in bdpst. Sogar meine eigene Aufmerksamkeit lässt nach, deswegen mach ich hier kurz und schmerzlos einfach einen .