Die letzten paar tage habe ich zu Fuß und seit ich mein Ticket habe mit Bus und Bahn alle größeren Touristenattraktionen der Stadt abgeklappert, sprich ich kann jetzt dann bald zu den Insidertipps übergehen ;)Schon auf dem Vorbereitungsseminar haben mir einige vorgeschwärmt wie schön, diese mir doch vorher recht unbekannte Stadt, sein soll. Sie haben nicht übertrieben. Die Landschaft ist nett, mit dem bergigen Buda und dem davon durch die Donau getrennten Flachland in Pest. Der Nahverkehr funktioniert bisher reibungslos. Nur stand ich neulich auf dem Rückweg vom Stadtwäldchen mit der Linie 1 einfach mal 5 Minuten komplett still im dunkeln, ohne Durchsage, ohne das irgendjemand anderes im Abteil reagiert hätte. Dafür fährt die Linie 5 perfekt…nämlich direkt unter meinem Haus. So laut hört man es nicht nur morgens wenn ich mich noch etwas sträube aus dem Bett aufzustehen. Apropos Verkehr, das glaubt mir sonst ja keiner..es gibt eineungarischen Eigentümlichkeiten, die ich bisher mitbekommen hab, die man nicht verstehen muss , aber die zumindest einen gut Smalltalkstoff bittet.Es wird in der U-Bahn oft nicht angezeigt wie lange es noch dauert bis der nächste Zug einfährt, sondern wieviele Sekunden seit der letzten Abfahrt vergangen sind. Gott allein weiß warum. Vermutlich war zuviel Palinka im Spiel bei der Konstruktion. Naja. Durchgesagt wo man sich gerade befindet wird auch selten bis nie. Egal. Würd ich ja eh nicht verstehen.
Die Architektur der Stadt ist wundervoll, es gibt so viele schöne alte Jugendstilgebäude und tolle Fassaden.
Um aber ehrlich zu sein, ja man merkt trotzdem, dass man nicht in einer „westlichen“ Großstadt ist. Mir fiel gerade kein besserer Begriff ein. Viele Fassaden sind stark Renovierungsbedürftig, die vielen Ruinen wären grandios für urban exploring, sauber ist es nicht wirklich. „Paris des Ostens“, wie Budapest manchmal im Spaß genannt wird, passt. Paris nach 40 Jahren (Gulasch-) Sozialismus auch. Außerdem hat es, meinem Empfinden nach, sehr viele Obdachlose. Die nichtmal aufrdringlich betteln, aber einfach da, bzw. überall sind. Ähnliches hatte ich auch schon in einem anderen Blog gelesen. Auch gibt es bestimmte Bezirke (kerület) die man besser nicht aufsuchen sollte. Auch seine Handtasche nicht nah bei sich zu tragen oder in der Bahn offen an seinem Handy zu spielen ist im besten Fall einfach nur leichtsinnig. Angst haben muss man aber trotzdem nicht.
Das bisschen runtergekommen und nicht perfekt rausgeputzte bietet sogar viel mehr intressantes zu entdecken denke ich und der Stadt einen außergewöhnlichen Charakter.
Hier einige Impressionen, bisher habe ich das Burgviertel, das Donauufer zu beiden Seiten, das Gebiet um die Einkaufsstraße Váci utca, die Bahnhöfe, Markthalle (zu touristy) und das Stadtwäldchen besucht. Oh und gestern durfte ich ja wie angekündigt mit ins Parlament. Von Innen genauso schön wie von außen, obwohl bei allem was gerade in Ungarn politisch passiert ein seltsames Gefühl bleibt, wenn in der Mitte des Parlament die alte Königskrone, mit Schwertern bewacht, aufgestellt ist. Dabei fällt mir nebenbei noch ein, dass Herr Orbán gegenüber meiner Einsatzstelle wohnt, zu erkennen an dem allmorgendlichen Polizeiaufgebot auf meinem Schulweg.
Jetzt starte ich erstmal ins Wochenende und meine zweite Woche hier. In der ich hoffentlich einiges auf meiner To-Do Liste astreichen kann. Viszlát!