Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen noch vor dem Vorbereitungsseminar am Werbellinsee meinen Blog eingerichtet zu haben, um immer live berichten zu können. Konsequent inkonsequent wie ich bin, ist der Punkt mit dem Blog aber auf der To-Do Liste immer weiter nach unten gerutscht und inzwischen ist nicht nur das Seminar bereits vorbei sondern ich bin schon vor 2 Tagen ausgereist und habe morgen meinen ersten Arbeitstag.
Deswegen möchte ich diesen und den nächsten Eintrag nutzen um ein bisschen zu schummeln und nachträglich aufzuholen, catchin‘ up on life, den es ist so einiges passiert seit ich mich in der Nacht vor meinem Flug nach Berlin hier Hals über Kopf doch noch schnell angemeldet habe.
Genau in dieser Nacht war meine Stimmung eher: OH MEIN GOTT ich bin so unvorbereitet, ich kann morgen nicht dahin nach Berlin, ich kenn niemand von den Anderen, ich hab keine Ahnung von meiner Landessprache. Ahh. Panik. Verzweiflung. Purer Pessimismus. Das Einzige was ich bisher erreicht hatte war mit meiner Abschiedsparty durch das Dosen- und Flaschenpfand ein Plus von 5,48 Euro gemacht zu haben. (Danke Jungs!) und sowieso 10 Tage sind ja megalang, die könnt ich hier zu Hause doch bestimmt sinnvoller nutzen.
Doch, und mit diesem Sinneswandel bin ich ja auch nicht die Einzige wie man hier schon oft lesen konnte, das Seminar war einfach großartig. Das Programm war zwar echt sehr anstrengend, früh aufstehen war ich nach 2 Monaten Abihartzerleben ja nicht mehr gewöhnt, aber hat mir viele neue Ideen und auch Sichtweisen auf das Kommende vermittelt. Sogar der todlangweilige Versicherungsvortrag, den ZUM GLÜCK werde ich mich jetzt in meinem FSJ davor hüten Segway zu fahren, tiefer als 30m zu tauchen oder mir die Brille vom Kopf schießen zu lassen. Für so was, sowie für den Flokati im Bad haftet der gute Herr Dr. Walter ja leider nicht, aber gibt damit immerhin noch genug Stoff für einige Insiderwitze.
„Und plötzlich hatte ich 211 neue Freunde auf der ganzen Welt“
Aber wie immer im ganzen Leben waren auch am Werbellinsee das wichtigste die Menschen. Die anderen Freiwilligen zu treffen, war so wichtig, weil ich jetzt schon Reisepläne von Pécs über Belgrad nach Sarajevo erträumen konnte, aber auch einfach Leute getroffen hab die eine ähnliche Motivation wie ich haben und insgesamt einfach extrem nett witzig und kreativ sind. Das zeigt sich auch in der tollen Atmosphäre die ich so genossen habe, mit diversen spontane Spielrunden, Gitarrenabenden, Estnische Volkstanzflashmobs, Flunkyballturniere oder plötzliche (Balkanbeats-) Parties an unerwarteten Orten. Außerdem Sachen wie die kleinen lieben Nachrichten im Mädchenbad, an den Bäumen auf dem Weg oder das Faulenzen auf dem Steg am See. Bei dem ganzen kreativen bunten Chaos war einfach alles möglich, sogar urban exploring in dem Geisterhaus im Wald bei Nacht. Kurz, aber angelehnt an die Worte von des besten Essensunterhalters mit dem hesslichen Akzent…ich war selten so glücklich wie in dieser Woche. Danke an alle Freiwilligen, Trainer_innen (um mal anständig zu gendern) und besonders an Haus 3, meine Homezone und mein Zimmer. Freu mich schon auf das Wiedersehen mit einigen in Rumänien, das liegt übrigens in bereits EU oder eben in 6 Monaten am Werbellinsee.
Nach dem Seminar hab ich mich auf einer sich-vorbereitet-fühlen- Skala zwar selber nur bei 6 gesehen, aber Vorbereitung wird sowieso vollkommen überbewertet. Auf jeden Fall bin/war ich hungry for hungary and ready to seek a Great Perhaps.