„Ort, an dem wir nicht leben möchten“ oder: ein Abend in Hope Village

Windhoek ist schon eine sehr seltsame Stadt. Es ist schwierig, sie einem Außenstehenden zu beschreiben (ist ja prinzipiell immer eher problematisch bei Reiseberichten, aber bereits bestehende Bilder von Städten und Orten im Kopf erleichtern den Prozess des Berichterstattens. Wie viele unter euch können mit der Stadt Windhoek etwas anfangen?) Anfangs hätte ich sie wirklich nur mit den Attributen “hässlich“, “unordentlich“ und einfach nur “chaotisch“ beschreiben können. Je mehr Zeit ich aber in dieser 322.500 Einwohner-Stadt verbringe, umso mehr beginne ich glücklicherweise, meine neue Umgebung mit anderen Augen wahrzunehmen. Ja, es stimmt, Windhoek besticht nicht kaum durch beeindruckende, alte oder für seine Geschichte relevanten Gebäude. Keine hübsche Stadtmauer, keine uriger Platz, nichts verschönert seine grauen Fassaden. Moderne, verglaste Häuserfronten reihen sich an Relikte aus kolonialer Vergangenheit. Letztere wirken so surreal, dass man sie eher als Teil eines Filmset oder Freizeitparks begreifen könnte.

https://www.schulfahrt.de/bilder/71000/windhoek-christuskirche.jpg

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Vielleicht erschreckt einen gerade als Europäerin dieses so ungewohnte und so überhaupt nicht zusammenpassende und unästhetische Stadtbild. Wenn ich mich an meine bisherigen Städtereisen, innerhalb Deutschlands oder außerhalb davon erinnere, dann sind rückblickend meine positiven Erinnerungen fast ausschließlich an die imposanten alten oder beeindruckenden, „schönen“ Gebäude oder Monumente gekoppelt. Nachdem ich also den ersten Kulturschock, der durch die gähnende Leere an einem heißen Sonntagnachmittag an meiner Ankunft nochmal verzehnfacht wurde, verdaut habe, eröffnet sich mir inzwischen eine sehr viel interessantere Perspektive. Eine, die nicht von einer besonders ästhetisch-faszinierenden Umgebung abhängig ist. Windhoek ist eine Stadt der krassen Gegensätze und Widersprüche, des Chaos und Durcheinanders. Während ich in meiner Mittagspause von einem Mann nach Geld gefragt werde, damit er seiner Tochter wieder Windeln kaufen kann, sonnen sich die Reichen der Stadt auf dem Rooftop des Hilton Hotels und genießen bei einem Cocktail im Pool die verblüffende Aussicht über die Weiten Namibias.

Chaotisch wirkt aber nicht nur die Architektur in dieser Stadt. Auch seine Einwohner könnten unterschiedlicher wohl kaum sein sein. Während viele junge Namibier den westlichen Modestil adaptieren und in europäischen Metropolen nicht weiter auffallen würden, kleidet sich die ältere Generation in ihren traditionellen bunten Gewändern. Englische Sprache vermischt sich mit Afrikaans, Oshivambo, Nama-Damara, holländisch und deutsch. Obwohl Namibia zu den am dünnsten besiedelten Länder der Erde gehört, bekomme ich in der Rush Hour Schweißausbrüche, da ich für meine 3 Euro-Gurke geschlagene 25 Minuten an der Supermarktkasse anstehen muss (ich glaube, fast alle Erwerbstaetigen des Landes haben die selben Arbeits- und Pausenzeiten!). Und der Plastikverbrauch bzw. der Umgang mit Ressourcen in dieser Stadt, wohlgemerkt in einem sogenannten “Entwicklungsland“, würde jedem halbwegs ökologisch-nachhaltig denkenden Mensch die Tränen in die Auge steigen lassen (die Blicke der Supermarktangestellten wenn wir ihnen mehrmals versichern, dass wir für unsere Einkäufe keine 20 Plastiktüten benötigen, sind auch unbezahlbar. “Take the plastic bag you stupid white men woman, it´s for free“!). Ganz zu Schweigen vom hektischen Gehupe nach Feierabend, wenn Taxis und fette Vans die Hauptschlagader der Stadt, die Independance Avenue verstopfen und Windhoek eine Stunde lang in New Yorker Verkehrschaosverhältnisse verwandeln. So “typisch afrikanisch“ (Achtung, Single Story und Stereotypisierung!) scheint Windhoek also im ersten Moment erstmal nicht zu sein.

Da wir Kulturweitler aber auf der ständigen Suche der “Ich bin ja so krass weit weg von Zuhause“-Erfahrung sind, haben wir uns an diesem zweiten Wochenende für einen kleinen Ausflug fernab des beinah westlichen Windhoeks entschieden. Am Freitagnachmittag setzten Bertha, Dana, Markus und ich uns mit einer guten Portion Spannung, Vorfreude aber irgendwie auch Respekt ins Taxi Richtung Greenwell, einem Vorort von Windhoek. Als wir mit dem Taxifahrer unseres Vertrauens, Peter, die circa 30-minütige Fahrt zum Waisenhaus angetreten sind, veränderte sich unsere Umwelt mit jedem gefahrenen Kilometer. Die Straßen wurden löchriger und die Straßenschilder verschwanden. Silberne Wellblechhütten tauchten vor den Taxischeiben auf. Barbershops, Kioske, Bars, Carwashs und Copyshops reihten sich aneinander. Am Straßenrand verkauften Frauen und Kinder nicht identifizierbares Fleisch, Obst, Gemüse und andere Gegenstände für den täglichen Bedarf. Rhythmische Musik brummte aus den shebeens und untermalte das Szenario. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an ein buntes Campingleben, da sich alles draußen abspielte. Kinder liefen barfuß durch die Straßen und spielten Ball während sich Erwachsene vor ihren Hütten unterhielten und fleischiges Essen zubereiteten. Diese fremde Welt, in der Armut an der Tagesordnung ist, hat mich ehrlich gesagt etwas eingeschüchtert. Die vielen Blicke (und Lächeln und Rufe!) haben meine Unsicherheit noch ein wenig mehr verstärkt. Und obwohl wir mit locals unterwegs waren, kam ich mir zeitweise wie ein verlorener Alien vor, der durch einen marsähnlichen Mikrokosmus wandert und diesen möglicherweise auch ein wenig stört (?). Irgendwie schwankte meine Stimmung wie ein Pendel abwechselnd zwischen Neugierde/Freude und Respekt/Überforderung hin und her.

Blick auf eine Wellblechsiedlung in Katutura. Der Ort entstand ab 1959 als Vorstadt von "Windhoek, hierher wurde die schwarze Bevölkerung zwangsumgesiedelt. Nach der herrschenden Apartheidspolitik sollte Windhoek eine "weiße" Stadt werden. Übersetzt bedeutet Katutura: "Der Ort, an dem wir nicht leben wollen"." | © Christian Bobst http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/namibia-prostitution-windhoek-priester-fs/seite-2

„Blick auf eine Wellblechsiedlung in Katutura. Der Ort entstand ab 1959 als Vorstadt von Windhoek, hierher wurde die schwarze Bevölkerung zwangsumgesiedelt. Nach der herrschenden Apartheidspolitik sollte Windhoek eine „weiße“ Stadt werden. Übersetzt bedeutet Katutura: „Der Ort, an dem wir nicht leben wollen“.“ | © Christian Bobst http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/namibia-prostitution-windhoek-priester-fs/seite-2

 

Wir wurden von Adelia, einer der Leiterin des Waisenheims* an einer vereinbarten Stelle abgeholt. Was sich dann in den nächsten Stunden abgespielte waren wohl so ziemlich die intensivsten, schönsten und rührensten Momente meiner kurzen namibischen Zeit. Die Kids (zwischen 3 Monaten und 17 Jahren alt) beobachteten uns zunächst noch etwas zurückhaltend als wir (natürlich auch etwas eingeschüchtert) die Einrichtung betraten. Als aber die ersten kleinen Hände nach uns griffen, war das Eis sekundenschnell gebrochen. Gefühlt 20 Kids stürzten auf uns etwas überforderte Aliens ein, wollten gleichzeitig auf unseren Schoß, unsere Haare frisieren und sowieso alles anfassen und ausprobieren, was mit uns in ihre kleine Welt gelangt war. Ich war trotz der traurigen Umstände ziemlich begeistert, wie aufgedreht, interessiert aber auch schon richtig gewitzt und klug diese kleinen süßen Jungs und Mädels waren. Die Idee, meine Jonglierbälle mit ins Heim zu bringen, erwies sich als ein absoluter Volltreffer. Die Kinder freuten sich so dermaßen über die bunten Bälle, das teilweise Streitigkeiten zwischen ihnen darüber ausbrach. (Ich bin sehr dankbar darüber, dass die Bälle diesen Ausflug überlebt haben 😉 ) Der Höhepunkt unseres Besuchs war für mich dann der Moment, als ich für einige Minuten Gift, ein drei Monate altes Baby in den Armen hielt. In das Gesicht dieses kleinen Jungen zu schauen, der von seiner Mutter in einem Bus hinterlassen wurde, hat mich zutiefst berührt und traurig gemacht. Glücklicherweise wurden meine trüben Gedanken bald vom Schreien der Kids unterbrochen („Where are you from? How old are you? Will you come back? Sophia, can you lift me up pleeeease??“). Nach gefühlten drei Stunden (wahrscheinlich waren es gerade mal anderthalb) im Hope Village machten Dana, Markus, Bertha und ich uns mit unseren vom Fangenspielen, Hochheben und Huckepack-Tragen durchnässten T-Shirts wieder auf den Heimweg in das im Gegensatz zu Greenwell so sicher und behütet-überschaulich wirkende Windhoek. Wir haben uns fest vorgenommen, öfter in das Heim zu fahren um dann den ausgelasteten Leiterinnen und Leitern mit Aufgaben im Haushalt oder der Kinderversorgung unter die Arme zu greifen. Abgesehen von dieser schönen Aufgabe finde ich die Vororte Windhoeks (ich möchte eigentlich ungerne von Slums sprechen wegen seiner negativen Konnotation) mit seinen ungewöhnlichen Menschen und belebten bunten Straßen sehr viel sympathischer und aufregender als die seltsame Hauptstadt.

Da ich in dem Heim und in Katutura selbst keine Bilder gemacht habe (ich wollte das Image des weißen europäischen 0815-Touris nicht noch durch die Anwesenheit einer penetranten Kamera verstärken) zeige ich euch einfach ein paar schöne Aufnahmen vom letzten Sonntag, als wir (Dana, Jason, Markus und ich) in Windhoeks Umgebung wandern waren.

Viel Liebe,

Eure Sophia

 

* In dem Heim „Hope Village“ befinden sich vier Häuser, die aufgeteilt nach Geschlecht und Alter ungefähr 60 Kinder versorgen, die keine Eltern mehr haben.

 

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Im Wettrennen gegen die Zeit oder: die ersten Eindrücke

Ich laufe ein Wettrennen gegen die Zeit, tagtäglich. Nachdem ich meinen Arbeitsplatz im Ministry of Education nahe meines grünen Hauses gegen 17 Uhr verlasse erfolgt fast automatisch der kritische Blick in Richtung Sonne. Wie hoch steht sie? Wie lange noch wird sie Windhoek in rötlich-warmes Licht tauchen? Werde ich noch genügend Zeit haben, um einkaufen zu gehen? Wird es noch hell sein, um zum Bankautomaten zu sputen, die 10 Dollar Pauschale abzuheben und dem Taxifahrer in die Hand zu drücken, damit er mich von A nach B bringt? Manchmal nutze ich meinen Daumen und halte ihn zwischen Sonne und Horizont um eine realistische Vorstellung von der verbliebenen Zeit zu bekommen- eine Methode, die sich aber ziemlich schnell als nutzlos rausstellte.

Die Gedanken über Sicherheitsvorkehrungen sind seit meiner Ankunft vor einer guten Woche in Windhoek an der Tagesordnung. Sie sind aber auch wichtig, denn nach Einbruch der Dunkelheit wirkt Windhoek wie ausgestorben, es trauen sich nur noch einige wenige auf die sporadisch beleuchteten Straßen (deren Namen wie “Bahnhofstreet“ oder “Goethe-Straße“ mich immer wieder aufs Neue verwirren).

Meine momentane Herberge

Meine momentane Herberge

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Mit dem Sicherheitsgefühl ist das hier so eine Sache. Ich hatte mich natürlich bei meinen intensiven Vorbereitungen und Recherchen bereits mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass ich mich von meinem europäischen Sicherheits-Luxus-Dasein in Windhoek verabschieden werden müsste. Aber tatsächlich lernt man erst in der jeweiligen Situation vor Ort, wie man mit dieser Einschränkung umgeht. Momentan jedenfalls befinde ich mich noch in der Phase des beobachtenden Chamäleons. Unterschiedliche Menschen raten einem sehr unterschiedliche Dinge, einige sehen die Sicherheitslage eher gelassen (vor allem meine namibischen Kollegen und Kolleginnen im Ministry), andere wiederum verbreiten vor allem unter uns Neuankömmlingen Schreckensszenarien.

Abgesehen von dieser doch schon sehr großen Einschränkung am Abend (es ist nicht die einzige Einschränkung hier, auch der Zugang zum Internet stellt sich als ein kleiner Kampf heraus) geht es mir ziemlich gut. Ich tanke mehr Sonne, als ich es wahrscheinlich jemals in meinem Leben vorher getan habe und genieße beim Abendessen den wunderschönen Sonnenuntergang hinter “meinem“ Haus. Dabei durfte ich schon das ein oder andere interessante Gespräch mit meinem 12-jährigen Nachbar Pandu über das Reisen generell und über das Phänomen Schnee führen. Auch auf der Arbeit wurde ich mit breiten Armen (und Gastgeschenken! Und Empfangsessen!) empfangen. Gleich am ersten Tag begrüßte mich mein Chef mit einem warmen „We are all a big family here, and you are part of this family now“. Strahlende Gesichter überall.

Darüber hinaus habe ich große Glück, mit locals zusammen arbeiten zu dürfen (von denen viele auch in meinem Alter sind). Ein Privileg, dass ich zu schätzen beginne. Ich glaube, dass man einen anderen Blickwinkel auf das Leben hier bekommt und von wertvollen Insidertipps bezüglich einheimisches Essen oder Ausflugszielen profitieren kann. Meine beiden Arbeitskolleginnen haben mich beispielsweise schon in die Musikkultur ihrer Kirche eingeweiht oder mir die unterschiedlichen englischen Akzente von Namibiern, Angolanern oder Kenianern näher gebracht. (Wichtige Anmerkung: natürlich sind auch die Deutschnamibier locals und kennen sich sehr gut mit der namibischen Kultur aus. Aber mir war eben das Eintauchen in eine Kultur fernab der deutschen wichtig. Inwiefern die Deutschnamibier hier ihre deutsche und  namibische Kulturen ausleben und vermischen, ist eine andere spannende Frage. Mein erster Eindruck ist jedoch, dass viele Deutschnamibier vor allem in ihren deutschen Enklaven leben und sich ein wenig verschanzen).

In den ersten Tagen war das unbequeme Gefühl der Fremdheit dennoch sehr dominant– als einzige Weiße in einem riesigen Ministerium alle Blicke auf sich zu ziehen und die vielen indigenen Sprachen darüber hinaus nicht mal im Ansatz zu verstehen (die wohl für mich außergewöhnlichste Sprache hier nennt man in Europa umgangssprachlich „Klicksprache“. Es handelt sich um die Damara-Nama Sprache, die sonderbare Umlaute und Vokale produziert und mich jedes mal wieder zum Staunen bringt. Wen´s interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Khoekhoegowab ). Diese Umstände erweckten anfangs doch sehr gemischte Gefühle in mir.

Aber mittlerweile macht mir der Austausch mit meinen Kollegen und Kolleginnen (sowie dem restlichen Völkchen Windhoeks) von Tag zu Tag mehr Spaß. Ich habe schon jetzt viele viele interessante Menschen und Geschichten kennen gelernt und gehört, sodass ich große Lust bekomme, diese aufzuschreiben und mit anderen zu teilen. Deshalb laufe ich wie ein kleiner Schwamm durch Windhoek, und versuche, meine neue Umwelt aufzusagen und daraus zu lernen. Und ja- mein zieht als Weiße in Winhoeks Straßen viele Blicke auf sich, auch das ist ein Umstand, der mich extrem überrascht hat.

Andere Alltäglichkeiten machen mich wiederum nachdenklich. Die extremen sozialen Unterschiede beispielsweise. Wieso lebe ich als Freiwillige alleine in einer geschätzt 80 qm großen Wohnung während die dreiköpfige Nachbarsfamilie in einem kleinen Garagenhäuschen ohne Zugang zu Wasser wohnt? Die namibischen Gehälter sind so gering, dass ich als Freiwillige mit einem Einkommen (dessen Höhe vergleichbar ist mit der eines Minjobs in Deutschland) nahezu zu den Bestverdienern des Landes gehöre (ich versuche gerade, das Durchschnittseinkommen eines Namibiers heraus zu finden, was  aber garnicht mal als so einfach ist- ich versuche, dies nachzutragen).

Wie ihr merkt, sind meine Gedankengänge unstrukturiert und diffus aber vielleicht spiegeln sie auch ganz gut meine Eindrücke dieser ersten ziemlich intensiven Woche wieder. Oder es liegt an der absoluten Overdosis namibischer Sonne, die Markus, Dana und ich gestern im Schwimmbad getankt haben (mein Gesicht glüht heute noch, dank meiner lieben Kollegen und Kolleginnen weiß ich auch, dass ich aussehen muss wie eine halbverbrannte Mohrrübe 😀 ).

Ich verweise an dieser Stelle auf Danas Blog, da sie sehr schön und etwas übersichtlicher über unser Wochenende berichtet hat.

A PLACE TO BE … celebrating

Einige Fotos  meines ersten namibischen Wochenendes (u.a. vom Independance Day und dem Besuch des College of the Arts) möchte ich natürlich dennoch nicht vorenthalten:

 

 21 Jahre Unabhängigkeit Namibia: ein Grund zum feiern

25 Jahre Unabhängigkeit in Namibia: ein Grund zum feiern! Hier stehen Kinder an, um sich die in Plastikboxen abgepackten Essensrationen abzuholen.

Etwas überforderte aber dennoch glückliche „Kulturweitler“ am Independance Day.

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cheerful girls on Independence Day

cheerful Ovambo girls on Independence Day

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entspannter Samstagnachmittag

Lady in red

Lady in red

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Windhoek at sunset

...und täglich grüßt der Sonnenuntergang!

…und täglich grüßt der Sonnenuntergang!

 

 

 

Chaos im Kopf oder: die letzten Stunden

Zur Beruhigung meiner Nerven angesichts meiner morgigen Ausreise nach Namibia schreibe ich um 07:44 meinen nächsten Blogeintrag. Nachdem ich mir in den 10 Tagen auf dem Vorbereitungsseminar von kulturweit schon so einige schlaue wahrscheinlich nur für mich interessanten Gedanken für meinen nächsten Blogeintrag gemacht hatte, muss ich diese in den letzten Tagen wohl wieder verworfen haben. Mein Kopf will in seinem jetzigen Aggregatzustand einfach keinen eindrucksvollen Eintrag über diese 10 Tage am Werbellinsee (liegt in einem malerischen Biosphärenreservat in Brandenburg) produzieren. Dabei hätte ich so viel zu erzählen gehabt, von kreativen Menschen (die mit ihren zarten 18 Jahren Filme drehen als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan und souverän über Nachhaltigkeit und Genderfragen diskutieren), witzigen Geschichten (die vor allem beim Improtheater entstanden sind) eindrucksvollen Workshops (endlich ist mir ein Licht bei der Bedienung meines Fotoapparates aufgegangen!) und sowieso: der einzigartigen Atmosphäre in dieser bunten Seifenblase. An jedem einzelnen dieser so unterschiedlichen, langen und intensiven Tage hat es mir am Abend in den Fingern gekribbelt um mir meinen Laptop zu schnappen. Euch von dieser wunderbaren Welt, in der in diesen 10 Tagen alles perfekt schien, zu erzählen.

Nachdem ich aber seit 2 Tagen wieder zurück in der „realen“ Welt bin (Kulturschock im eigenen Land, auch das kann eine ganz eigene Erfahrung sein) muss ich mir eingestehen: das wird so nicht klappen. Ich müsste wahrscheinlich ein Schreibgenie sein  erstmal eine gute Stunde meditieren , um diese 10 Tage in einem anschaulichen Eintrag zusammenzufassen zu können (ich verbeuge mich tief vor euch kreativen Poetryslammer_innen, ihr habt meinen Kulturabend erleuchtet).

Momentan wird mein neues Synapsenfeuerwerk aber von dringlicheren Gedanken bestimmt: Morgen fliegst du. Dein Koffer liegt noch traurig und umbepackt in der Abstellkammer. Du weißt sehr wenig darüber, wie sich dein Leben in den nächsten 6 Monaten in Windhoek gestalten wird. Du weißt noch weniger darüber, was genau du arbeiten wirst, wo genau eigentlich das ominöse grüne Haus liegt (meine Herberge für das nächste halbe Jahr) und wie du mit den vielen neuen Herausforderungen umgehen wirst.

Aber war es nicht genau das, was ich wollte? Weshalb ich mich für „kulturweit“ entschieden habe? Die ultimative Überraschung, die vielen Fragezeichen?

Ich bin mit einem fetten Fragezeichen nach Berlin gefahren und wusste überhaupt nicht, was mich erwarten würde. Im Nachhinein war das wahrscheinlich die beste Voraussetzung dafür, dass ich in diesen 10 Tagen so oft beeindruckt und überrascht wurde von diesen tollen, wunderbaren und schlauen Köpfen.

Jetzt jedenfalls bettelt mein Koffer fast schon darum, endlich mit unterschiedlichen Erinnerungsstücken (zur potentiellen Heimwehbekämpfung) und natürlich Wanderschuhen, Sonnencreme und weiteren Nützlichkeiten bepackt zu werden. Um euch trotzdem einen minimalen Ausschnitt aus meinem kleinen Paralleluniversum (wie es der kleine Flummi Finja so passend beschrieben hatte) zu zeigen, greife ich auf die Notlösung „Fotos sagen mehr als 1000 Worte“ zurück.

Ich melde mich dann wieder aus der weiten Ferne!

Sophia

P.S.: Mein tiefer Dank gilt all den Theatermenschen und Improspezialisten des Seminars. Ich habe so manche eingeschlafene Leidenschaft für mich wiederentdeckt. Gilt eigentlich auch fürs Jonglieren, Volleyballspielen, Yoga, Meditieren, Fotografieren und und und…

P.P.S.: Wer dann doch eine konkretere Vorstellung von den unterschiedlichen Projekten der kreativen Weiblein und Männlein haben möchte, der schaut sich diesen super Film an:

 

 

Sophia nachdenklich- Part 2

Sophia nachdenklich- Part 2

 

Todesmutiger Ausflug in vergangene Zeiten

 

 

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Yoga für Anfänger

Yoga für Anfänger

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Und jedem Anfang…

So hatte es damals ein Mann namens Hermann schön formuliert. Ja, wie Recht er hatte. Jedem Anfang wohnt wirklich ein Zauber inne. Dass ich vor allem in den letzten Wochen intensiv an dieses Gedicht und seine Aussage denken muss, ist vielleicht nicht gerade verwunderlich. Ein fast schon bedrohlicher wirkender Countdown auf meinem niegelnagelneuen Blog verrät mir täglich, dass das Abflugsdatum in großen Schritten in fast greifbare und fühlbare Nähe rückt. Eigentlich ja auch per se ein ganz angenehme Aussicht, dass das zähe Warten endlich mal ein Ende nehmen wird (dieses verdammte Zeitgefühl, es trickst mich immer wieder aus!)

Wäre da nicht noch so viel zu organisieren (Ich packe meinen Koffer für 6 Monate und nehme …. mit), zu schreiben (Liebe Universität Bremen, wieso quälst du deine Erstis jetzt schon mit diversen Hausarbeiten, Textcharaktisierungen und Projekten?) und und und. Tja, und was macht dieser Zauber mit mir, der ja eigentlich (wenn man Hermann Glauben schenken mag) erst mit dem nächsten Lebensabschnitt eintreten soll? Er lässt mich abends erst ziemlich spät einschlafen, morgens zu unmenschlichen Zeiten (ohne Wecker!) erwachen und sowieso: er begleitet mich 24/7 und stellt sicher, dass ich in keinem Moment vergesse, dass sich mein Leben in weniger als 3 Wochen um 180 Grad drehen wird.

Und was wird in nicht mal mehr 3 Wochen passieren? Nun. Ich, Sophia, 24, werde das nasskalte, immergraue und momentan auch erkältungsgeplagte Deutschland gegen das afrikanische Land Namibia eintauschen. Für 6 Monate werde ich als Praktikantin in der UNESCO National-Kommission arbeiten. Und nebenher hoffentlich den ein oder anderen Kindheitstraum von mir erfüllen: Elefanten, Löwen, Giraffen (und was das afrikanische Land noch so an Fauna bereit hält) fernab von Zooromantik erleben.

Ich bin so sehr gespannt, vorfreudig und neugierig auf die kommende Zeit, dass ich gut und gerne meine ganze Arbeit in der Uni prokrastiniere (richtiges Verb?). Wie von Zauberhand sozusagen. Ich müsste jedoch lügen, wenn ich diese Tage ausschließlich meine kosmopolitische Abenteuerlust feiern würde. So muss ich auch mit jedem verstrichenen Tag feststellen: Nervosität und Unsicherheit gehen mir Vorfreude und Aufregung Hand in Hand. Der beschriebene Zauber von Hermann Hesse bring also auch ein paar unangenehme Gefühle mit sich, die vielleicht immer auch ein Teil des ganzen neuen Stufennehmens sind.

In diesem Sinne freue ich mich auf die zauberhafte Eröffnung meines Auslandsblogs, an dem einige von euch vielleicht (hoffentlich!) Gefallen finden werden.

Eure Sophia

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