Lesson learnt…

… lautet das Motto des gestrigen Tages.

Es ist ja nicht so, als hätte ich es nicht schon vor meiner Ankunft gewusst. Dass in Windhoek eine andere Sicherheitslage herrscht als in Deutschland. Dass man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine auf die Straße gehen sollte, aber auch tagsüber seine Wertsachen immer im Auge behalten muss. Ich habe schon so einige Horrorgeschichten gehört. Von Freiwilligen, die am helllichten Tag mit einem Messer vor einem Shoppingcenter überfallen wurden wurden. Von einer Freundin, deren Mitbewohnerinnen nachts bewusstlos gemacht wurden und anschließend beraubt wurden (die Diebe durften sich einer fetten Ausbeute erfreuen: Laptops, ne Menge Bargeld, Pässe. Alles weg .) Keine schönes Material für Blogeinträge oder für das Telefonat mit der Familie zuhause. Außerdem rückt es Windhoek nicht ins beste Licht, dabei braucht diese Stadt ihr Touristen.

Diese Realität gehört aber genauso zu meinem Alltag hier wie die faszinierende Natur, die romantischen Sonnenuntergänge und die glücklichen Menschen.

Nun, was soll ich sagen. Auch ich kann nun eine solcher Geschichten erzählen, leider.

Es ist in meiner neuen Arbeitsstelle passiert, dem Nationaltheater Windhoeks. Dort arbeite ich seit Anfang Juli und assistiere dem Production Manager. Was genau das Theater macht, erzähle ich euch gerne dann in einer neuen “Ich liebe mein Windhoekleben“- Episode.

Ich genieße also gerade einen recht ruhigen Mittwochvormittag im ziemlich hip eingerichteten Büro des NTNs. Mein Chef fragt mich, ob ich mit ihm die Vorbereitungen einer bevorstehenden Tanzshow im großen Saal anschauen möchte. Klar, will ich. Ich liebe Theater und das ganze schillernde, aufregende Drumherum. Das Timing ist eh grad super, da die Cleaning ladies einen Großputz veranstalten.

Nach 20 Minuten renne ich schnell zurück ins office, ich möchte für meinen Chef und mich in traditioneller Manier Bananen und Fatcakes von den Obstfrauen gegenüber kaufen. Da kommt mir auch schon eine aufgebrachte Meme Anna hingegegen. Ich hört nur “they took my phoen und “I knew they were up to no good, when they asked for the bathroom“. Ich bin nicht mal überrascht, als ich mein Geldbeutel nicht mehr vorfinden kann. Schnell zähle ich eins und eins zusammen: während die beiden unbekannten Männer sich mit dem Wunsch tarnten, ihr Blase zu entleeren, haben sie unser office blitzschnell durchkämmt und dabei natürlich meine Tasche auf dem Tisch gesehen. Drin war mein Portmonnaie, samt Kreditkarte und Schlüssel für unser Haus.

Tja, das wars dann wohl. Ich hätte mich schon gewundert, wenn ich diesen Auslandsaufenthalt ohne weitere Fauxpas überstanden hätte. (Alle, die mich besser kennen, wissen, dass ich nicht zu den aller achtsamsten Menschen auf diesem Planeten zähle. So haben in Lauf der Jahre bereits zwei Digitalkameras, ein Smartphone und etliche Schlüssel ihren Besitzer gewechselt. )

 Ich kann es mir eigentlich auch nicht so ganz erklären, aber ich bin (im Vergleich zu den anderen Missgeschicken, die mir mein Leben schon oft versüßt haben) nach dem Vorfall sehr ruhig geblieben. Dank Papa war die Karte schnell gesperrt. Von dem Bargeld konnten sich die Diebe höchstens ein bisschen Fleisch zum Mittagessen kaufen. Vielleicht reagiere ich so gelassen, will ich mich schon mental auf einen Vorfall vorbereitet hatte. In den 5 Monaten Namibia habe ich mich schlichtweg an die Situation hier angepasst und gelernt, auch in unangenehmen Momenten die Ruhe zu bewahren. Ich erinnere mich, dass ich mich am meinem ersten Abend hier (ist das wirklich schon fünf Monate her?? Oh boy.) schon davor gegruselt habe, im Dunkeln zur gegenüberliegenden Bibliothek zu gehen um zu skypen. Mittlerweile laufe ich montags und mittwochs nach meinem Oshivambo-Sprachkurs die knappen 1.5 km vom Goethe Centre zu uns nach Hause. Man stellt sich dazu das folgende Szenario vor: stockdunkle Stadt, leergefegte Straßen. Der Mensch ist und bleibt ein Gewöhnungstier. Der fehlende Sicherheitsomfort wird dafür durch andere wunderschöne Alltagsmomente kompensiert.

Meine Kollegen sind an solche Überfälle gewöhnt, Diebstähle gehören hier leider zum Alltag. Die Sicherheitsvorkehrungen im Gebäude sollen jetzt nochmals erhöht werden, heißt: noch mehr Kameras an der Empfangshalle installieren, keine Fremden mehr durch die massive Gittertür reinlassen. Die Tür des Office immer absperren, auch wenn nur mal eben Tee gekocht wird. Das ist mühselig und manchmal nervt es, aber leider ist es auch notwendig.

Ich lasse mir meine letzten wertvollen drei Wochen in Windhoek durch dieses ärgerliche Zwischenerlebnis nicht vermiesen, dafür bräuchte es auch schon einiges mehr.

Bis dahin grüßt euch eure

Sophia

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