Zur Beruhigung meiner Nerven angesichts meiner morgigen Ausreise nach Namibia schreibe ich um 07:44 meinen nächsten Blogeintrag. Nachdem ich mir in den 10 Tagen auf dem Vorbereitungsseminar von kulturweit schon so einige schlaue wahrscheinlich nur für mich interessanten Gedanken für meinen nächsten Blogeintrag gemacht hatte, muss ich diese in den letzten Tagen wohl wieder verworfen haben. Mein Kopf will in seinem jetzigen Aggregatzustand einfach keinen eindrucksvollen Eintrag über diese 10 Tage am Werbellinsee (liegt in einem malerischen Biosphärenreservat in Brandenburg) produzieren. Dabei hätte ich so viel zu erzählen gehabt, von kreativen Menschen (die mit ihren zarten 18 Jahren Filme drehen als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan und souverän über Nachhaltigkeit und Genderfragen diskutieren), witzigen Geschichten (die vor allem beim Improtheater entstanden sind) eindrucksvollen Workshops (endlich ist mir ein Licht bei der Bedienung meines Fotoapparates aufgegangen!) und sowieso: der einzigartigen Atmosphäre in dieser bunten Seifenblase. An jedem einzelnen dieser so unterschiedlichen, langen und intensiven Tage hat es mir am Abend in den Fingern gekribbelt um mir meinen Laptop zu schnappen. Euch von dieser wunderbaren Welt, in der in diesen 10 Tagen alles perfekt schien, zu erzählen.
Nachdem ich aber seit 2 Tagen wieder zurück in der „realen“ Welt bin (Kulturschock im eigenen Land, auch das kann eine ganz eigene Erfahrung sein) muss ich mir eingestehen: das wird so nicht klappen. Ich müsste wahrscheinlich ein Schreibgenie sein erstmal eine gute Stunde meditieren , um diese 10 Tage in einem anschaulichen Eintrag zusammenzufassen zu können (ich verbeuge mich tief vor euch kreativen Poetryslammer_innen, ihr habt meinen Kulturabend erleuchtet).
Momentan wird mein neues Synapsenfeuerwerk aber von dringlicheren Gedanken bestimmt: Morgen fliegst du. Dein Koffer liegt noch traurig und umbepackt in der Abstellkammer. Du weißt sehr wenig darüber, wie sich dein Leben in den nächsten 6 Monaten in Windhoek gestalten wird. Du weißt noch weniger darüber, was genau du arbeiten wirst, wo genau eigentlich das ominöse grüne Haus liegt (meine Herberge für das nächste halbe Jahr) und wie du mit den vielen neuen Herausforderungen umgehen wirst.
Aber war es nicht genau das, was ich wollte? Weshalb ich mich für „kulturweit“ entschieden habe? Die ultimative Überraschung, die vielen Fragezeichen?
Ich bin mit einem fetten Fragezeichen nach Berlin gefahren und wusste überhaupt nicht, was mich erwarten würde. Im Nachhinein war das wahrscheinlich die beste Voraussetzung dafür, dass ich in diesen 10 Tagen so oft beeindruckt und überrascht wurde von diesen tollen, wunderbaren und schlauen Köpfen.
Jetzt jedenfalls bettelt mein Koffer fast schon darum, endlich mit unterschiedlichen Erinnerungsstücken (zur potentiellen Heimwehbekämpfung) und natürlich Wanderschuhen, Sonnencreme und weiteren Nützlichkeiten bepackt zu werden. Um euch trotzdem einen minimalen Ausschnitt aus meinem kleinen Paralleluniversum (wie es der kleine Flummi Finja so passend beschrieben hatte) zu zeigen, greife ich auf die Notlösung „Fotos sagen mehr als 1000 Worte“ zurück.
Ich melde mich dann wieder aus der weiten Ferne!
Sophia
P.S.: Mein tiefer Dank gilt all den Theatermenschen und Improspezialisten des Seminars. Ich habe so manche eingeschlafene Leidenschaft für mich wiederentdeckt. Gilt eigentlich auch fürs Jonglieren, Volleyballspielen, Yoga, Meditieren, Fotografieren und und und…
P.P.S.: Wer dann doch eine konkretere Vorstellung von den unterschiedlichen Projekten der kreativen Weiblein und Männlein haben möchte, der schaut sich diesen super Film an:





