Dass man sich auf Buspläne aus dem Internet und Auskünfte an Busbahnhöfen hier in Osteuropa nicht immer verlassen darf, haben wir ja mittlerweile alle schon gelernt und am eigenen Leib erfahren. Dass man allerdings mitten in der Nacht an irgend’ner random Tankstelle gefühlte tausend Kilometer außerhalb des Stadtzentrum herausgelassen wird, war auch neu für Mascha und mich. Machten wir uns um halb 4 morgens eben auf mit Sack und Pack, um unser Hostel zu suchen. Ankunft: 6 Uhr. Geplant: 3 Uhr.
Welcome to Mostar!
Unser Hostel entpuppte sich eher als eine Art Familienpension. Nach ein paar Stunden Schlaf waren wir dann auch wieder mehr oder weniger fit und bekamen super leckeres Frühstück (Brötchten, frische Tomaten, Omelett und bosnischen Kaffee) von der niedlichen Omi serviert, Luxus pur!
Mostar gefiel Mascha und mir echt gut – umgeben von hohen Bergen, die romantische Altstadt, die Moscheen, die durchfließende Neretva und natürlich nicht zu vergessen das Wahrzeichen, die „Stari Most“ (dt. Alte Brücke). Es herrschte eine entspannte Stimmung, obwohl auch hier mehr Touris unterwegs waren, als erwartet. Mascha und ich hingen viel in einer Bar am Fluss ab und beobachteten Leute dabei, wie sie von der Brücke 19 m tief in das kühle Nass sprangen. Diese sind natürlich Profis und lassen sich von den Schaulustigen dafür bezahlen, was auf eine lange Tradition zurück greift. Allerdings ist es auch für Laien möglich zu springen, natürlich nur mit vorheriger professioneller Einführung und Bezahlung.
Die Spuren des Krieges konnten in Mostar jedoch nicht gänzlich versteckt werden. Sobald man aus der hübsch restaurierten Altstadt heraus kam, sah man runtergekommene Häuser mit Einschusslöchern in den Wänden. Während des Bosnienkrieges bekämpften sich Bosniaken und Kroaten, so dass es zu einer Teilung der Stadt kam. Dabei wurde auch die Stari Most nicht verschont, sondern gezielt zertrümmert. Im Jahre 2004 konnte sie endlich wieder offiziell eröffnet werden.
Aufgrund der Hitze stellte es sich als große Herausforderung dar, an den rumstehenden, vollgestopften Müllcontainern vorbei zu gehen – ohne Luftanhalten und Straßenseitenwechsel ging da wirklich gar nichts. Und obwohl die Müllabfuhr am frühen Nachmittag kam (worüber wir uns tierisch freuten), waren abends die Container wieder randvoll.
Auch wenn wir den ganzen Tag nichts ultra Anstrengendes unternahmen, fielen wir gegen 10 Uhr abends in einen tiefen Schlaf, immer noch erschöpft von der Nachtfahrt. Sogar der Muezzin konnte uns davon nicht abhalten.
Am nächsten Tag hatten wir eigentlich schon alles von der Stadt gesehen und suchten uns ein Ausflugsziel in der Umgebung. Allerdings hatten wir da nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gerechnet, denn es war Sonntag und sie fuhren nicht. Was also bei der Hitze machen? Na klar, Schwimmen gehen, ab zum Fluss!
Das stellte sich allerdings auch als eine „kleine“ Überwindung heraus, denn das Wasser war wirklich und nicht untertrieben ARSCHKALT! Gefühlte 10°C. Dagegen sind die Gartenduschen in unserem Ferienlager Zucker, ich schwöre es! Dazu galt es noch die tükischen Kieselsteine und die starke Flussströmung zu überwältigen. Dies alles hielt Mascha und mich aber nicht davon ab, die Flussseite zu überqueren, auf einen Felsen zu klettern, wieder reinzuspringen und wieder zurück zu schwimmen. Adrenalin pur. Anschließend fühlten wir uns wie die ultimativen Flussbezwinger!
Bei unserer krassen Schwimm-Experience lernten Mascha und ich einen Deutschen kennen, der zufällig mit seinem Auto nach Mostar gekommen war. Also konnten wir zusammen mit ihm kurzer Hand doch zu unserem auserkorenen ca. 13 km entfernten Ausflugsziel Blagaj fahren. Dort entspringt die Buna, ein Nebenfluss der Neretva, aus der Vrelo Bune (Quelle), die hübsch anzusehen ist. Ebenfalls kann man das Blagaj Tekija besichtigen, ein Derwischkloster, welches um 1520 gebaut wurde.
Auch Bosnien und Herzegowina hat eine interessante Währung, nämlich die Konvertible Mark, die in 100 Fening aufgeteilt ist. Ja genau, ihr habt richtig gehört. „Mark“. Diese war bis 2001 an die Deutsche Mark gekoppelt (Verhältnis 1:1) und somit heute auch an den Euro.
In der Nacht von Sonntag auf Montag sollte unsere Reise weiter nach Kroatien gehen. Während wir nachts um 12 Uhr am Busbahnhof saßen und warteten, sah ich nochmal auf unser Ticket. „Du Mascha, da steht 20.07., 0.30 Uhr. Heute ist aber schon der 21.“ – Schockzustand, Panik machte sich breit, halb 1 und kein Bus weit und breit in Sicht. Wir freundeten uns mit einem tschechisch-slowakischen Pärchen an, dass ebenfalls nach Zadar fahren wollte, unseren Gemütszustand jedoch keineswegs teilte. Das komplette Gegenteil von uns, ruhig und relaxed. Um 1 Uhr wurden wir dann glücklicherweise erlöst, hatten keinerlei Schwierigkeiten mit unserem Busticket und konnten uns auf eine weitere Nachtfahrt gefasst machen..
Bis zum nächsten Mal mit Erlebnissen aus Kroatien!










