Halbzeit. Das merke ich nicht nur, wenn ich an meinen Fingern die verbleibenden Monate abzähle, sondern auch daran, dass ich nun wieder alleine in meiner Wohnung sitze, weil Jacqueline bereits auf dem Weg nach Deutschland ist. Auch viele Facebook-Posts weisen darauf hin, dass sich eine Menge der mit mir ausgereisten Freiwilligen wieder auf den Heimweg begeben. Doch um mich herum passiert immer noch so viel und ich habe das Gefühl, es hört gar nicht auf. Mein Terminkalender und auch mein Stundenplan sind alles andere als leer.
Wie bereits angekündigt, ging’s am ersten Februarwochenende nach Budapest, wo wir »kulturweit«-Ungarn-Freiwillige an einer Jurorenschulung des Goethe-Instituts für den „Jugend Debattiert International“-Wettbewerb (JDI) teilnahmen. Dort wurden wir nicht nur zu absolut kompetenten Juroren ausgebildet, nein. Wir trafen auch Alumni des Vorjahr-Wettbewerbs, die mich mit ihren Deutschkenntnissen wirklich verblüfften. Von denen sollten sich meine Schüler mal ’ne Scheibe abschneiden, holla die Waldfee! Bevor wir weiter in den Zug nach Bratislava stiegen, verbrachten wir noch ein wenig Zeit mit ihnen zusammen in einem Café, wobei die Vorfreude auf die Schulverbundsqualifikation (SVQ) im März und das damit verbundene Wiedersehen im Nu wuchs.
Bratislava. So eine Eiseskälte, wie wir dort antrafen, hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Obwohl mir die Stadt wirklich gefiel und ein wenig an die Schönheit Prags erinnerte, machte die Besichtigung aufgrund des eisigen Windes kaum Spaß. Träge schleppten wir uns von Café zu Restaurant, um nicht gänzlich zu erfrieren und durch den Regen wurden die Gassen der Altstadt zu einer einzigen Schlitterpartie. Doch wir hielten uns wacker und schafften es, alle wichtigen Tourismusattraktionen zu besichtigen. Die beiden Abende ließen wir gemütlichen Restaurants und Bars ausklingen.
Nachdem wir Sonntag wieder in Pécs angekommen waren, standen am Montagabend auch schon zwei Freiwillige aus Rumänien auf der Matte, um die Stadt zu besichtigen und ’ne „neckische“ Zeit mit uns zu verbringen.
Das darauffolgende Wochenende verbrachte ich mal wieder hier in Pécs und war wirklich froh darüber. Jacqueline und ich besuchten das „Rétro Múzeum“, tranken Kaffee im „Cooltour Café“ und fuhren am Sonntag nach Szigetvár, um es uns im „Gyógyfürdő“ (Thermalbad) gut gehen zu lassen.
Auch die letzte Woche war völlig verplant. Da diese Jacquelines letzte Woche in Pécs war und Mascha durch die Gegend reiste, verbrachten wir sehr viel Zeit zu zweit und machten sogar einen Ausflug in das „Akvárium és terrárium“. In den alten Gemäuern kam ich mir vor wie im zweiten Harry Potter Teil „Die Kammer des Schreckens“, da es sich in einem Keller mit Gewölben aus Backsteinen befand. Die Atmosphäre war meiner Meinung nach schon etwas gruselig, obwohl mich die Plastikblumen in den Gehegen der Tiere schon ziemlich belustigten und ich mir ernsthaft öfter die Frage stellte, ob die Tiere nicht ebenfalls aus Plastik bestanden, weil sie sich keinen Milimeter bewegten.
Donnerstag fand dann die Schulrunde des JDI-Wettbewerbs statt, bei der ich zum ersten Mal meine Jury-Skills unter Beweis stellen durfte. Die Fragen „Sollen Ganztagsschulen“ und „Gebühren für Bargeldabhebung bei Privatkonten in Ungarn wieder abgeschafft werden?“ debattierten vier Schüler, bei denen sich zwei Jungs aus der 9 C durchsetzten und sich somit für die SVQ qualifizierten. Mit ihnen darf ich nun jeden Tag in der Schule Übungen durchführen, damit sie ihre Chancen verbessern können.
Freitag passierte Großes, denn Jacqueline zog bei mir ein. Meine Wohnung sah von nun an aus, als wäre ’ne Bombe explodiert. Scheißegal, hielt uns nicht davon ab am nächsten Nachmittag mit Julius plus gemieteten Auto nach Subotica zu düsen, wodurch wir uns die 5h längere Busfahrt sparten. Die zwei dort wohnenden Freiwilligen verlassen die Stadt und das musste angemessen gefeiert werden! Mit dem Sonnenuntergang im Rücken fuhren wir Richtung Serbien. Von der Stadt gab’s nicht sonderlich viel zu sehen (ist aber auch nicht so ausgiebig besichtigenswert), denn Sonntag Nachmittag ging’s dann auch schon wieder zurück, diesmal aber auch noch mit Mascha im Gepäck. Das Wetter an diesem Wochenende war traumhaft schön. 18° C und strahlender Sonnenschein luden dazu ein, Pausen auf Feldern zu machen und noch ein wenig Zeit am Ufer des Donau-Nebenarms in Baja zu verbringen.
Und nun sitzt die Hälfte der mit mir ausgereisten Freiwilligen, Jacqueline und Julius eingeschlossen, schon wieder im Flugzeug oder bereits in Deutschland. Jetzt erst wird mir richtig bewusst, wie schnell die letzten Monate vergangen sind und wie „wenig“ Zeit mir noch bleibt. Ich bin so froh darüber, mich für 12 Monate entschieden zu haben. Jetzt zurück nach Deutschland? Nein, das will und kann ich nicht. Natürlich fehlen mir meine Freunde sehr und ich hätte sie liebend gerne hier um mich herum, aber ich werde hier in meiner Schule gebraucht. Dieses Gefühl ist schön und auch, dass sich die Schüler freuen, wenn ich mit in den Unterricht komme, macht mich glücklich.
Pécs, szeretlek. Hier bin ich gerade zuhause und das ist gut so!









