Kunterbunter Januar

Kunterbunter Januar

Obwohl sich die Sonne diesen Monat eher so semi zeigte und graue Wolken am Himmel zur Zeit definitiv im Trend zu sein scheinen, wurde dieser Monat durch die vielen kunterbunt verschiedenen Aktivitäten für mich strahlend schön.

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Alles begann mit dem Jahreswechsel*, der zusammen mit weiteren Freiwilligen und Freunden in Budapest ordnungsgemäß gefeiert wurde. Zwei weitere Tage blieben wir in der Hauptstadt, um Zeit miteinander zu verbringen, sich in den großzügigen Becken des Széchenyi fürdő aufzuwärmen, Schlittschuh zu fahren, viel zu lachen und sonstigen Quatsch.

Am Wochenende ging es dann wieder nach Hause und ich war ziemlich froh darüber, Ruhe zu haben. Die blieb allerdings nicht lange, denn schon bald ging die Schule wieder los und auch die mündlichen DSD (Deutsches Sprachdiplom) – Prüfungen standen vor der Tür. Das bedeutete ca. 30 Schüler baten in letzter Minute um meine Hilfe – der Klassiker. Selbst die sonst so taffen Schüler entpuppten sich als reine Nervenbündel. Die Bewertung der Prüfungen erfolgte definitiv nicht gerechtfertigt, sondern sehr subjektiv und persönlichkeits- statt leistungsorientiert. Traurig.

Am darauffolgenden Wochenende schafften wir es dann auch endlich mal kurz vor knapp ins 90 km entfernte Baja zu fahren, um Julius mal zu besuchen, da er nämlich nur sechs Monate bleibt. Wie vorausgesagt, war dort wirklich nichts los, aber ganz hübsch ist die Stadt mit der durchfließenden Donau trotzdem.

Donau

Donau-Nebenarm

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in Baja

 

 

 

 

 

 

22. Januar – Tag der ungarischen Kultur/Geburtstag der ungarischen Nationalhymne. Dieser wurde gefeiert, indem sich alle Schüler und Lehrer in der Sporthalle trafen, um die ungarische Nationalhymne zu üben/aufzusagen. Das ganze sollte aufgenommen werden und um 10 Uhr gestreamt werden – hunderte ungarische Schule nahmen daran teil. Auf mich wirkte diese Zeremonie sehr befremdlich, da niemand den Sinn dieser Veranstaltung hinterfragte. Ich persönlich kann mir niemals vorstellen, dass es eine ähnliche Aktion in Deutschland geben würde, denn in andere Länder erweckt das Ganze wohlmöglich Erinnerungen an den Nationalsozialismus.

 

Bahnhof in Pécs

Bahnhof in Pécs

Letzten Freitag wurde die Welt mit weißer Watte beschichtet und es entstand ein regelrechtes Chaos – Schnee. Am Nachmittag machten Jacqueline, Mascha, Conny (Maschas Mitbewohnerin) und ich uns auf nach Zagreb. Geplant waren vier Stunden Fahrt, daraus wurden leider acht. Wie das geschah? Hört, hört:

„Es waren einmal vier junge Burgfräulein, die sich aufmachten ins Land der tausend Inseln. Doch Mutter Natur meinte es nicht gut mit ihnen und ließ einen heftigen Schneesturm wüten, wodurch viele mächtige Bäume stürzten. Eine kleine Dampflok war ihr Gefährt, in der sich außer ihnen ein paar Mägde, Knechte und ein junger spanischer Baron befanden. Draußen wurde es immer dunkler und den Fräulein immer kälter. Ihre Fahrt musste ständig unterbrochen werden und tapfere Männer hievten kräftige Baumstämme von den Schienen. Doch deren Kräfte reichten irgendwann nicht mehr aus, so dass Feuerhexenmeister die verbleibende Strecke mitfahren mussten, um mit dem Kettensägen-Zauber den Weg zu ebnen. Aufgrund der vielen Vorfälle verpassten die jungen Damen ihre Anschluss-Lok in die Hauptstadt, geplagt von großer Furcht einfach am Bahnhof auszusteigen, ohne jede Fortbewegungsmöglichkeit oder Bleibe. An der besagten Haltestelle jedoch führten Ritter die Burgfräulein in ein königliches Abteil des richtigen Gefährts. Während der Reise hatten sie sich mit dem einsamen Baron angefreundet, der sie nun auf ihrem Weg begleitete. Nach zwei weiteren Stunden in Bewegung kam das tollkühne Quintett endlich im Land der tausend Inseln unversehrt an. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ..“

Zagreb

Zagreb

Zagreb

Zagreb

 

 

 

 

 

 

Angekommen in Zagreb und nach einem kurzen Fußmarsch durch die verschneit glitzernde Stadt zum Hostel, trafen wir Nils (Freiwilliger aus Kroatien) dort, wärmten uns mit Tee und warmen Socken auf und verschwanden rasch im Bett. Am nächsten Morgen führte Nils uns von Sehenswürdigkeit zu Café, von Café zu Sehenswürdigkeit, von Sehenswürdigkeit zu Restaurant. Die Stadt war sehr ruhig und schien im weißen Glitzer zu schlafen. Doch die Kroaten mögen ganz offensichtlich Schnee überhaupt nicht, denn dieser wurde in der gesamten Innenstadt zusammen gehäuft und mit Lastern abtransportiert – warum auch nicht? Bevor es am Sonntag Nachmittag wieder Richtung Pécs ging, besuchten wir das „Museum of Broken Relationships“, welches Zeugnisse schmerzvoller Trennungen und Relikte verlorener Lieben zeigt und deren Geschichten erzählt. Die Rückfahrt verlief glücklicherweise ganz ohne Komplikationen.

Tržnica Dolac, Zagreb

Tržnica Dolac, Zagreb

Zagrebačka katedrala

Zagrebačka katedrala

 

 

 

 

 

Glavni kolodvor, Zagreb

Glavni kolodvor, Zagreb

Zagreb

Zagreb

 

 

 

 

 

 

Und nun hat mich die Reiselust endgültig gepackt. Die Hälfte des Freiwilligendienstes ist beinahe um, die Zeit verging so schnell. Am nächsten Wochenende treibt es mich nach Bratislava und auch der Flug nach Istanbul im Sommer ist bereits gebucht, yuhu. Wir werden sehen, wo hin es mich in den restlichen Monaten noch verschlägt ..

 

Proooost!

Proooost!

*Jahreswechsel, für viele ein bedeutendes Wort. Gute Vorsätze, Neuanfang, Ungewissheit, Neugierde, Abenteuer – der Begriff ist sehr vielseitig und individuell. Und was bringt er eigentlich für mich mit sich? Ich kann mich noch genau an das letzte Silvester erinnern, kurz vor dem Abitur, nichtsahnend, wo ich mich am Ende des Jahres befinden würde. Und wieder wiege ich mich nicht in absoluter Gewissheit. Der Studienplatz ist zwar safe, doch ob das alles so wird, wie ich es mir vorstelle? Das weiß wohl niemand und auch die nächsten Monate hier in Pécs werden voller Überraschungen stecken. But so what? Life is either a daring adventure or nothing ..

 

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