Zwischenseminar – oh Gott, jetzt schon? Es schien immer so fern und dann stand es direkt vor der Tür. Here we come, Romania!
Freitagnachmittag ging’s los mit dem Zug. Nach 18 h Fahrt stiegen wir mehr oder weniger fit am nächsten Morgen in Braşov aus und machten uns auf Richtung Hostel, um zehn weitere »kulturweit«-Freiwillige dort zu treffen/zwei Tage zu verbringen. Doch dies erwies sich schon als erste Hürde. Am Schalterhäuschen versuchten wir Fahrkarten für den Bus ins Zentrum zu kaufen, scheiterten aber aufgrund unserer fehlenden rumänisch Kenntnisse daran. Glücklicherweise bemerkte ein älterer Herr, dass wir deutsch sprechen und konnte uns die Tickets besorgen. Nun direkt in den Bus einzusteigen wäre aber natürlich viel zu einfach – wir nahmen lieber unsere Beine in die Hand, da wegen einer Demonstration alle Straßen gesperrt waren und so weder Bus noch Taxi fuhren.
Den Nachmittag ließen wir dann ziemlich geschmeidig angehen und besichtigten lediglich die schnuckelige Stadt ein wenig (Biserica Neagră, Black & White Tower, … ). Abends gönnten wir uns dann leckeres rumänisches Essen inklusive Nachtisch und Cocktails, bei denen wir uns ausgiebig über unsere derzeitigen Erfahrungen austauschen konnten.
Am nächsten Morgen mussten wir schon früh raus aus den Federn, denn die absolute Touri-Tour stand auf dem Programm (traurig, aber wahr :D). Im Minibus mit unserem Guide Vlad, der die besten Witze auf Lager hatte – nicht, fuhren wir durch die „Carpați“ (Karpaten), von der Stadt Sinaia mit ihrem modern ausgestatteten „Castelul Peleș“ (Schloss Peles – welches zwischen 1873 und 1883 für König Carol I. von Rumänien erbaut wurde), über das berühmte „Castelul Bran“ (Schloss Bran – es war nie im Besitz von Graf Vlad III. Drăculea gewesen), bis zur Stadt Râșnov inklusive ihrer „Cetatea Râşnovului“ (Bauernburg). Mit leckerem Glühwein in der Hand in einer Bimmelbahn sitzend erwies sich der Weg zur Burg hoch gar nicht so mühsam, wie erwartet. Zu guter Letzt wurden wir noch durch die Rasnoavei-Tropfsteinhöhle von einer überaus hochleistungsmotivierten Reiseführerin gelotst.
Erschöpft setzte uns der Minibus gegen 19 Uhr an der Fußgängerzone wieder ab (unser Hostel lag übertrieben zentral – „Hostel Centrum House“, aha). Nachdem wir uns in einem hübschen Restaurant gestärkt hatten (ja, wir waren zu feige, Hirn und Hoden zu probieren ..), begab ich mich mit der Hälfte der verrückten Horde, dank Vlad’s exclusive Touri-Tipp, auf Bärenjagd. In einem vom Wald eingekesselten Stadtteil sollten diese nämlich abends / nachts in das Wohngebiet kommen, um sich dort an den Müllcontainern zu bedienen. Leider wurden wir nicht fündig und auch die Polizei legte uns nahe ein Naturreservat aufzusuchen, wenn wir Bären sehen wollten. Schade Schokolade!
Montagmorgen, auf nach Sibiu, Zwischenseminar. Auch dieser Plan ging mal wieder nicht ganz auf. Eigentlich hatten wir zehn Plätze in einem Bus reserviert. Allerdings stellte sich heraus, dass es nur ein Mini-Bus war, der Fahrer sich herzlich wenig um unsere Reservierung scherte, uns fälschlicherweise als „kommunistische Amerikaner“ beschimpfte, trotzdem ein Problem mit unserer realen Nationalität aufwies und sich der Bus ziemlich schnell füllte. – Nichtsdestotrotz musste es weiter nach Sibiu gehen. Ein sehr netter Herr witterte unser Problem und organisierte kurzerhand eine Mitfahrgelegenheit. Eigentlich waren in dem Bus nur noch acht Plätze frei, aber ganz nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ fanden wir alle mehr oder weniger Platz zwischen Gepäck und Menschen für 2 h Fahrt bei mittlerweile muckeligen 30° C Innentemperatur.
Durch unsere Pünktlichkeit glänzend (ca. ’ne Stunde zu spät :D) trafen wir dann auch mal am Seminarhaus in Sibiu ein, welches überraschend modern, nahezu luxuriös ausgestattet war und wo bereits die anderen Freiwilligen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien sowie die Trainerinnen sehnsüchtig auf uns warteten. Während des Seminars beschäftigten wir uns mit den jeweiligen Einsatzstellen / Tätigkeiten / Problemen / Konflikten, sowie dem Freiwilligenprojekt und Umgang mit offenem Rassismus. Des Weiteren machten wir auch Sibius City und Nightlife unsicher und besuchten ein Mini-Konzert eines deutschen Singer / Songwriters (Niels Frevert – hab‘ ich vorher noch nie gehört. Schön, dass ich den Typi in Rumänien treffe). Der Spaß blieb dabei jedenfalls nicht auf der Strecke und nach ein, zwei Ursus wurden dann auch mal die wirklich wichtigen Themen besprochen ;) Leider konnte meine heiß geliebte Kamera der Versuchung nicht widerstehen darin zu schwimmen und befindet sich nun auf dem Weg zurück nach Deutschland zur Reparatur :( .
Der Abschied am Freitag fühlte sich komisch an, denn manche der Seminarteilnehmer würde ich wohlmöglich nie wiedersehen. Zusammen mit vier rumänischen Freiwilligen verbrachte ich noch eine weitere Nacht in Sibiu, diesmal in einer sehr speziellen Pension (nebenan blinkte ein pink beleuchtetes Reklameschild mit der Aufschrift „Night Club Emanuelle“ und unsere Bettwäsche war teilweise in Leopardenoptik gemustert). Wir verabredeten uns gegen Abend mit einer unserer Trainerinnen und dem in Sibiu eingesetzten Freiwilligen auf dem bezaubernden Weihnachtsmarkt und suchten anschließend noch eine Bar auf.
Cluj Napoca hieß mein nächstes Ziel am Samstagmorgen. Nach 4 h Busfahrt und einigen mobiltelefonischen Komplikationen traf ich mich mit meinen Pécsi Mädels, die dort die Nacht über geschlafen hatten. Auch diese Stadt begeisterte mich mal wieder! Wir verbrachten einen weiteren gemütlichen Tag mit vielen Erkundungen, leckeren Essen und Cocktails. Ein Bus um 1 Uhr nachts (der Zug, den wir uns vorher im Internet ausgesucht hatten, existierte leider nicht) brachte uns dann wieder Richtung Budapest und somit Heimat, wo ich ziemlich erschöpft am nächsten Tag gegen 12 Uhr ankam.
FAZIT
Die Reise hat sich wirklich gelohnt. Ich durfte immer wieder feststellen, wie hilfsbereit die Menschen hier doch sind und wie heimisch man sich in fremden Ländern fühlen kann. Ebenfalls überraschte mich Rumänien sehr positiv, da ich vorher kaum eine Vorstellung von diesem Land hatte und nie auf die Idee gekommen wäre, ein paar Tage dort zu verbringen. Zusätzlich tat es super gut, die anderen Freiwilligen wiederzusehen und entspannte Tage mit ihnen zu verbringen :) .
– Danke »kulturweit« !













