… und der Countdown läuft!

Ein paar letzte Tage den Sommer genießen, der nun endlich doch noch vorbei geschaut hat. Noch eine Woche, sieben Tage, 168 Stunden, 10080 Minuten … dann gehts los!

Vorbereitungsseminar für zehn Tage in Berlin, Rucksack und Koffer umpacken, Visum abholen, ab in den Bus und rein in ein neues Abenteuer – diesmal: Ukraine, Drohobytsch.

In letzter Zeit habe ich mich mit vielen Menschen über mein halbes freiwilliges soziales Jahr ausgetauscht. Man trifft dabei entweder auf völliges Unverständnis (Was willst du denn da, da ist doch Krieg?! Das ist gefährlich! Oh Gott, wieso denn ausgerechnet dort hin?) oder auf totale Begeisterung (Mega cool, das wird dich begeistern!). Ersteres ist mir wesentlich öfter passiert, gefühlte hundert mal musste ich mich dafür rechtfertigen. Umso ungläubiger guckt mich jeder an, wenn ich die ganze Geschichte von Anfang an erzähle.


Als ich vor genau einem Jahr mein Erasmus-Semester in Schweden verbracht habe, habe ich mir Gedanken über meine Zukunft gemacht. Was will ich? Wo gehöre ich hin? Was würde ich gerne machen? Schnell ist mir klar geworden, dass das Reisen eine wirkliche Leidenschaft geworden ist und ich gerne noch mehr von der Welt sehen würde. Doch nur auf Entdeckungstour gehen erschien mir zu langweilig. Also habe ich gegooglet, was man so an Sinnvollem im Ausland machen und erleben kann. Durch reinen Zufall bin ich auf die Seite von kulturweit gestoßen und aus einer Mischung von langen, kalten und dunklen Winterabenden und Neugierde habe ich mich einfach dort beworben. Für was wusste ich auch nicht so genau. Eigentlich habe ich auch absolut nicht mit einer positiven Rückmeldung gerechnet, weil mir alles was ich so geschrieben habe, etwas chaotisch vorkam. Der Eindruck, den ich dort hinterlassen habe, war wohl doch nicht so schlecht – bald kam die Mail, dass ich doch nach Bonn zum Vorstellungsgespräch kommen solle. Auch hier war ich weder voller Hoffnungen noch großartiger Vorstellungen, was ich mir von dem möglichen Auslandsaufenthalt erwarte. Auf die Frage wohin ich denn gerne gehen würde, hatte ich nur die Antwort, dass mir das komplett egal sei. Keiner konnte das verstehen, jeder wollte möglichst weit weg, in ein exotisches Land und auf gar keinen Fall in den Osten. Meine Einstellung, dass man von jedem Menschen etwas lernen kann und jeder Ort auf der Welt auf seine eigene Weise schön ist, verwunderte viele. Doch bei genauem Überlegen mussten mir dann doch die meisten Leute zustimmen. Auch bei der Aufenthaltsdauer dachte ich mir, dass es egal ist, ob sechs Monate oder gleich ein ganzes Jahr. Dann hieß es erst einmal warten. Knapp zwei Monate, dann war die Mail plötzlich im Postfach. Eine Mail, die darüber entschied, ob sich der Aufwand gelohnt hat, oder ob alles umsonst war. Natürlich spielt man vorher im Kopf einige Szenarien durch, was passiert, wenn… Aber im Endeffekt kommt immer alles anders, als man denkt. In der besagten Mail stand also, dass ich ein halbes Jahr in der Ukraine verbringen könnte, wenn ich wollte. Mail gelesen, Mail geschlossen. Ich wusste zuerst gar nicht, was ich darüber denken sollte. War das nun gut? Würde ich wirklich ein halbes Jahr lang in der Ukraine leben wollen? Ich wusste es nicht. Zehn Tage hatte ich für die Entscheidung Zeit. Neun Tage davon habe ich mich kaum damit auseinander gesetzt. Und an Tag zehn mehr oder weniger spontan einfach zugesagt. Der erste Kontakt mit der Einsatzstelle war super, die Familie bei der ich wohnen werde, eine der gastfreundlichsten Menschen überhaupt!


Ob ich mich denn nun freue, werde ich oft gefragt. Da ich so überhaupt nicht weiß, was mich erwartet, weiß ich nicht so recht. Ich freue mich auf neue Erfahrungen, neue Menschen, eine neue Kultur und Gespräche über ein Land, über das ich so gut wie nichts weiß. Aber es fühlt sich gut an! Allein schon weil der erste Kontakt mit allen Menschen dort, bis jetzt wirklich super gut war. Und jetzt lasse ich mich einfach auf das Abenteuer Ukraine, mein Abenteuer Ukraine ein und beende meinen ersten Eintrag mit einem tollen Zitat, an das ich mich sicherlich noch lange erinnern werde, weil es so wahr ist 🙂

Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön. – Kurt Tucholsky