In ein Land zu reisen ohne die Sprache zu sprechen, wirkt wie Bungeespringen ohne Seil und obwohl ich mich als kleiner Adrenalinjunkie bezeichnen würde, wirkte die Entscheidung eher wie ein Idiotentest. Denn der erste wichtige Satz den ich lernen musste war: „No hablo español“ und jedes Mal schämte ich mich in Grund und Boden. Also wie ist es in ein Land zu reisen ohne die Sprache zu sprechen?
Schon am Flughafen in Santiago gab es erste Probleme, denn viele Mitarbeiter sprachen kein oder eher wenig englisch. Daraus resultierte das mein Koffer verloren ging, da meine Fragen falsch verstanden und falsch beantwortet wurden. Ich musste fünf Stunden auf meinen Koffer warten, diese verbrachte ich in Gedanken bei einer Dusche.
Meine Gastfamilie ist deutsch, was Fluch und Segen zugleich war, ich verstand mich sofort gut mit Allen und sie waren für den Anfang hier eine super Hilfe. Also hoffte ich in der Schule werde ich Menschen kennenlernen mit denen ich die Sprache lernen muss. Lehrer die kein Deutsch oder Englisch sprechen, verhielten sich eher zurückhaltend; ein paar sprachen mich auf Englisch an und bei den Deutschlehrern knüpfte ich natürlich schnell an. Mit Englisch kam ich jedoch auch hier nicht sonderlich weit.
Die Schüler der Grundschule waren sehr aufgeregt als sie erfuhren, dass ich aus Deutschland komme und kein spanisch kann. So aufgeregt, dass sie auf mich zukamen und anfingen Spanisch zu brabbeln. Das war der erste Moment, wo ich mich wirklich sehr geärgert habe, weil es hätte mich sehr interessiert was sie mir zu erzählen haben. Die Kinder merkten schnell, dass ich überfordert war und zogen sich zurück. In diesem Moment dachte ich, dass sie jetzt nicht mehr mit mir reden werden. Die Deutschstunde der 2. Klasse, in der ich hospitierte, verwandelte sich prompt in eine Spanischstunde für mich. Die Kinder hielten mir Stifte in die Augen um mir die Farben beizubringen und nahmen meine Brille und sagten LAS GAFFAS. Ein Kind zog mich am Ärmel und zeigte mir einen grünen Stift und sagte VERDE und zeigte auf den Baum ARBOL und dann sagte er ARBOL ES VERDE. Nachdem ich nachgesprochen hatte, was er gesagt hat, zeigte er mir stolz einen Daumen hoch und saß sich wieder auf seinen Platz. Eine Geschichte die ich meinen Kindern noch erzählen werde.
In Stadt war ich bisher noch nicht viel alleine unterwegs. Man fühlt sich schon sicherer jemanden bei sich zu haben der hilft. Von einem Kollegen aus der Schule wurde ich bei Ämtergängen begleitet und er hat mir, einem anderen Kollegen und seiner Freundin die Stadt gezeigt. Mittlerweile verstehe ich mich mit ihnen auch im Privaten sehr gut. Die Reise in die spanische Sprache läuft zwar schleppend, jedoch hoffe ich, dass der Mut zu sprechen immer größer wird.
Ich muss immer noch lernen Dingen Zeit zu geben, oft neigen wir dazu viel von uns zu erwarten und so setzen wir uns unter Druck. Mit der Zeit werde ich es lernen und Wort für Wort wird in meinem Köpfchen ankommen. Also bis dahin…
un abrazo de mi parte
eure Karina
Sehr schön geschrieben. Und ich wünsche mir das du es genauso lebst, was du schreibst. Gib Dir Zeit, lerne und genieße 🙂