So schnell gehen drei Wochen rum und ich habe mich nicht einmal hingesetzt um das Ganze zu verschriftlichen. Warum? Neben der Tatsache, dass die vielen Eindrücke und neuen Erfahrungen einen ganz schön müde machen können (im besten Sinne), hatte ich dermaßen Schwierigkeiten festzustellen wie ich mich fühle, dass ich gar nicht daran denken wollte dieses Wirrwarr aufzuschreiben. Eine Sache möchte ich jedoch nicht tun – lügen.
Also Bitteschön, ein Stück Ehrlichkeit.
In der ersten Woche hatte ich das Gefühl mich in einem Trancezustand zu befinden. Ich wusste zwar, dass ich noch vor ein paar Tagen meine Mama und Schwester beim Abschied getröstet habe; in den Armen meines Freundes, heulend am Flughafen stand; in ein Flugzeug gestiegen bin und dann in einem mir unbekannten Zimmer saß. Realisiert hatte ich das Ganze noch nicht. Doch statt mir etwas Ruhe und Zeit zu nehmen, stürzte ich mich hoch motiviert in die Arbeit – Fehler Nr. 1. Daraus folgte eine Nacht in der Alles über mir einstürzte und ich voller Angst realisieren musste ICH BEFINDE MICH AUF EINEM ANDEREN KONTINENT. Klingt vielleicht nicht so beängstigend – war es aber.
Danach fühlte ich mich etwas besser, manchmal braucht man sowas denke ich auch. Mittlerweile konnte ich schon mit ein paar Kollegen auch außerhalb der Schule Kontakt knüpfen, was mir ein wenig Sicherheit gab. Dann begann eine Phase in der ich zweifelte. Die Sprachbarriere nervte mich, hinzukommend dass in Chile sehr undeutlich gesprochen wird. Ich konnte meine Rolle im Kollegium nicht einschätzen (kann ich immer noch nicht haha) und fühlte mich etwas fehl am Platz. Tue ich grade das Richtige? Habe ich mich überschätzt? Werde ich das durchhalten? Ist es Das wert?
Jetzt kann ich sagen – Ja ist es. Es ist mir jedoch wichtig meine Erfahrung was die Gefühlwelt angeht zu erwähnen und nicht kunterbunt zu malen. Ich persönlich habe mit diesem Ausmaß nicht gerechnet und habe naiv gedacht, dass die Gefühle erst später kommen werden oder ich gar keine Zeit dafür habe. Daher bin ich so ehrlich und sage, dass ich etwas die Orientierung in mir verloren habe. Ich hatte viele schöne Momente in der Arbeit, sowie in der Freizeit über die Ihr hoffentlich bald lesen werdet. Aber das hier ist leider kein Disneyfilm und ich möchte ehrlich sein. Die ersten Wochen waren hart und wunderschön zu gleich.
Ich möchte Euch keine Angst machen, sondern ich hoffe, dass ich Menschen helfen kann, die sich genau so fühlen und euch sagen haltet durch. Auch wenn das etwas deprimierend als erster Eintrag wirkt, ist es eher eine Liebeserklärung an den Optimismus (welchen ich grade auch für mich neu entdecke). Jede Träne ist es wert und warum werdet Ihr in den nächsten Beiträgen lesen.
Fühlt euch umarmt
eure Karina
Omg, Gänsehaut, kann mich sehr gut hinein versetzen. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt aber ich kann es erahnen. Ich bin sehr stolz auf Dich! Schön geschrieben und ja bitte sei ehrlich, bleib wie Du bist. Ich freue mich mehr zu lesen und zu hören.