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Wochenende mit Johanna 

Nun bin ich mit dem Blogschreiben doch etwas ins Hintertreffen geraten. Wenn ich auf die letzten zwei Wochen zurückblicke, ist das allerdings auch kein Wunder. „Gestern“ saß ich noch mit meinen Schülerinnen im Deutschraum in Kaaga und heute ist schon fast der dritte Advent. Unglaublich! Es ist aber auch so viel passiert. Eigentlich sogar zu viel für einen Blogeintrag. Deshalb möchte ich das Geschehe wieder auf verschiedene Beiträge verteilen.

Part 1: Wochenende mit Johanna 

Ich saß gerade im Goethe Institut und war auf der Suche nach neuen potenziellen deutschen Partnerschulen für Ostafrika (wer eine interessierte deutsche Schule kennt, darf sich gerne bei mir melden), als Johanna ins Büro kam. Vor ihrem Rückflug nach Deutschland wollte sie noch ein Wochenende in Nairobi verbringen. Und so gingen wir zusammen mit Viktoria im Java House (das „kenianische Starbucks“) etwas essen, was unglaublich lecker war. Danach machte ich mich – mal wieder – auf den Weg zum Immigration Office, wohin Johanna mich freundlicherweise begleitete. Die Beantragung des Work Permits und somit auch die Verlängerung des Visums ist gar nicht so einfach wie gedacht. Lange Schlangen und nicht gerade die freundlichsten Mitarbeiter erleichtern den Prozess leider nicht gerade. Aber wie dem auch sei.

Nach der Arbeit ging ich dann mit Johanna zu einem Stoffladen. Die Stoffe waren dort bis zur Decke gestapelt und die Farbpracht einfach nur beeindruckend. Da es draußen zu regnen begann, nahmen wir uns eine Menge Zeit und stöberten durch die unzähligen Stoffe. Schließlich wurde noch ein bisschen verhandelt und schon waren unsere Taschen ein bisschen schwerer. Ich möchte mir in Meru aus meinem Stoff ein Kleid nähen lassen, Fotos werden natürlich folgen.

Und dann ging’s mit dem Bodaboda zurück zum Goethe Institut, wo im Auditorium noch ein Konzert stattfinden sollte. Jedoch trafen wir dort auf Zack, einen Freund von Johanna, der uns eine Bar auf der anderen Straßenseite zeigte, wo sich jeden letzten Freitag im Monat der Deutschclub trifft. Es waren etwa 35 junge Leute, die alle am Goethe Institut Deutsch lernen bzw. gelernt haben. Da sieht man mal wieder die kenianische Spontaneität. Jedenfalls war es eine echt nette Gruppe und wir haben uns gut unterhalten. Später sind wir dann nochmal rüber zum Konzert gegangen. Dieses hat uns allerdings nicht so zugesagt, sodass wir zu Johannas Wohnung fuhren und uns dort noch lange unterhielten.
Am Samstag verabredeten wir uns am Yaya Center, um gemeinsam zur deutschen Botschaft zu fahren, wo ein Weihnachtsmarkt stattfand. Neben zahlreichen bunten Taschen, Schmuck und Marmelade wurden außerdem Spekulatius, Lebkuchen und Adventskalender und -kränze angeboten. Nur der Glühwein fehlte uns ein wenig. 😀 Dort haben wir auch einige Deutsche getroffen, die z.T. mit ihren Kindern in Nairobi leben.

Nach einer kleinen Kuchenstärkung machten Johanna und ich uns dann auf den Weg in die Stadt. Wir fuhren auf den KICC Tower hoch, von wo man einen guten Blick über die ganze Stadt hat und schlenderten dann über den Massai Market (ein riesiger Markt, wo Stoffe, Holzskulpturen, Schälchen, Schmuck u.s.w. verkauft werden). Das war wirklich beeindruckend, aber auch echt anstrengend, da man im Sekundentakt von irgendwelchen Verkäufern angesprochen wird.

Und so suchten wir danach im Uhuru Park ein wenig Ruhe, wo wir mit einem Tretboot über den See fuhren. Das war ein sehr gelungener Abschluss einer schönen kleinen „Sightseeing Tour“ durch Nairobi. Da sich der Himmel nun etwas zuzog, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zu mir nach Hause, wo wir Chapatis kochten und diese mit Dengu aßen. Super lecker! Schließlich verabschiedete ich Johanna und packte meine Sachen für den anstehenden Ausflug zum Naivasha See. Die Zeit mit dir, Johanna, war wirklich sehr sehr schön, danke dafür!

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Ein (Rück-)Blick auf meine letzten drei Wochen

Inzwischen bin ich schon gut zwei Monate in Kenia und weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist. Zeit, das ist ein guter Stichpunkt. In den ersten sieben Wochen bin ich quasi von einer spannenden Erfahrung direkt zur nächsten „geschliddert“, und als ich mich gerade eine Neuerung gewohnt hatte, stand auch schon die nächste vor der Tür. Wirklich Zeit zum Nachdenken blieb kaum.

Das sollte sich dann Anfang November ändern. Ich war zurück von meinem Besuch in Kisumu, wieder im Alltag, jedoch war dieser nicht mehr so alltäglich. Die Schule war leerer, da die Schülerinnen der Form 1 bis 3 bereits in die wohlverdienten Ferien gefahren sind. Nur noch die Form 4’s lernten fleißig für ihre KCSE (Kenyan Central Secondary Exam) Prüfungen. In dieser Zeit findet kein regulärer Unterricht mehr statt, die Lehrer müssen jedoch trotzdem an der Schule sein, um Fragen zu klären, was sich für mich als recht langweilig herausstellte, da es „nur“ 16 Deutschschülerinnen in Form 4 gibt und jede von ihnen – neben Deutsch – auch noch etwa 20 andere Prüfungen vorzubereiten hatte. Und so hieß es also für die Mädels „büffeln, büffeln, büffeln“ – tagein, tagaus – wobei sie jedoch nie den „ermutigenden“ Countdown aus den Augen verloren. Ich konnte wirklich jede Schülerin fragen, wie viele Tage es noch sind, bis sie die Schule verlassen werden. In Sekundenschnelle hatte ich eine Antwort.

Für mich ist das kein Wunder. Ich finde den Alltag an der Schule sehr hart. Die Schülerinnen stehen morgens schon um 4 Uhr auf und haben um 5 Uhr im Klassenzimmer zu sein. Unpünktlichkeit wird direkt bestraft. Anschließend haben sie Pflichten (wie zum Beispiel das Putzen des Schulgeländes) gefolgt von einer Menge Unterricht. Unterbrochen von kleinen Pausen zieht sich dieser bis zum Abendessen. Danach gibt es dann schließlich noch die „Preps“ bis 22 Uhr, wo sich die Schülerinnen erneut im Klassenraum aufhalten und sich auf den nächsten Tag vorbereiten. Um 22:30 Uhr geht es dann endlich in die Schlafräume. Viel Zeit für Freizeit und Sport bleibt also nicht. Sport ist zudem kein wirkliches Unterrichtsfach wie in Deutschland, sondern freiwillig und unbenotet, sodass den meisten Schülerinnen die Motivation fehlt, daran teilzunehmen. Dass man bei so einem Hammer-Tag und ohne wirklichen Ausgleich quasi dauerhaft müde ist, kann ich sehr gut verstehen. Ich persönlich halte dieses System daher für nicht sehr produktiv. Man mag dadurch zwar eine Menge Disziplin und Durchhaltevermögen lernen, allerdings kommt mir die Selbstverantwortung eindeutig zu kurz. Darüber hinaus dürfen die Schülerinnen das Schulgelände das ganze Trimester lang nicht verlassen und auch keine Handys besitzen. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, so lange ohne Kontakt zu Familie, Freunden und der „Außenwelt“ zu leben. Einige Schülerinnen haben mir auch erzählt, dass sie Heimweh haben. So, das war ein kleiner Exkurs zum recht strengen Schulalltag. Dennoch ist es mir wichtig, auch darüber zu berichten, um ein möglichst vollständiges Bild von meinen Erlebnissen in Kenia zu vermitteln (ihr erinnert euch vielleicht an meinen Eintrag vom Vorbereitungsseminar bzgl. „The danger of a single story“).

Lange Rede, kurzer Sinn. Die letzten zwei Wochen meiner Arbeit in der Schule waren nicht gerade interessant, um nicht zu sagen langweilig. Und so gestaltete ich Tag für Tag neu. Ich versuchte, mich zu irgendwie zu beschäftigen, las viel und ging in die Stadt. Aber diese „Ruhe“ war nicht unbedingt negativ. Ich habe viel reflektiert und hinterfragt; mich mit Themen beschäftigt, die normalerweise im Alltag untergehen. Die Kolonialzeit und Spuren, die sie im Land hinterlassen hat: Die Eisenbahn, die Amtssprache, Baked Beans, aber auch zahlreiche Denkstrukturen. Anne Frank`s Tagebuch. Eine Schülerin hat es mir ausgeliehen. Hier hatte ich endlich die Zeit und die Mӧglichkeit, es zu lesen. Straßenkinder in Kenia. Allein rund 60.000 in Nairobi. Ich sehe sie fast jeden Tag, manchmal bitten sie mich um Essen oder Geld, mal sehe ich sie lediglich am Straßenrand sitzen. Das Buch “Move on up” von Philip Oprong Spenner, dass ich aus dem Parish in Sega ausgeliehen habe, hat mich dazu bewegt, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Philip wird in jungem Alter von seiner Tante in Nairobi ausgesetzt. Seine Eltern hat er gar nicht richtig gekannt und seine Tante hat nicht die Mittel, ihn weiter “durchzufüttern”. Von nun an muss er sich auf der Straße durchschlagen. Schnell wird er mit den dort herrschenden Problemen konfrontiert: mit Drogen und ihrer Macht der Zerstörung, mit gewalttätigen Straßengangs, mit Diebstahl, Hunger, Straßenhunden, Kälte und Angst. Er wächst mit dem Gefühl auf, nirgendwo willkommen zu sein, niemand schenkt ihm Zuneigung. Die Regierung möchte die Straßenkinder unsichtbar machen und die Polizisten scheuen sich nicht, dieses “Ziel” mit Gewalt durchzusetzen. Auch später, als Philip einen Platz im Kinderheim bekommt, bleibt immer das Gefühl, nicht über sein Leben mitbestimmen zu können. Er erfährt Willkür, Korruption und Demütigung, nicht zuletzt aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer anderen Volksgruppe. Immer wieder muss er Niederschläge verkraften. Doch er hat Glück. Verschiedene Leute aus dem In- und Ausland unterstützen ihn, sodass er eine Schule besuchen und sich allmählich ein wenig Anerkennung erarbeiten kann. Schließlich trifft er seinen Paten aus Deutschland auch persönlich und fliegt nach Hamburg, wo er heute an einer “Problemschule” unterrichtet. Doch nicht alle Straßenkinder bekommen so eine Chance. Philip erzählt in seinem Buch auch von anderen Schicksalen, von seinem Freund Paul, der den Drogen zum Opfer gefallen ist und von einem Mädchen aus dem Kinderheim, das schließlich Selbstmord beging.

In der Schule habe ich überwiegend mit Schülerinnen aus guten sozialen Verhältnissen zu tun. Umso wichtiger ist es für mich, auch darzustellen, dass es längst nicht allen Menschen so gut geht und dass es auch hier in Kenia eine große soziale Schere gibt.

Kurz bevor ich Meru verlassen sollte, kam noch Johanna, eine ehemalige Freiwillige, zu Besuch. Die Zeit mit ihr war wunderschön. Gemeinsam mit Emmah gingen wir in die Stadt zur Schneiderin und machten (auch mit Emmah’s Kindern) einen Ausflug nach Nanyuki zum Äquator, wo wir einen ehemaligen Deutschlehrer von Kaaga Girls trafen. Dieser zeigte uns die (Tages-)Schule, wo er nun unterrichtet. Es war spannend, den Unterschied zum Internat in Kaaga zu sehen. Später aßen wir noch gemeinsam zu Mittag (sehr lecker!) und fuhren dann wieder zurück nach Meru.

Am Abend des 17. Novembers hieß es für mich dann Abschied nehmen von der Form 4. Das war wirklich sehr traurig, weil ich viel Zeit mit ihnen verbracht und sie sehr lieb gewonnen habe. Zum Abschied hat mir eine Schülerin sogar eine selbstgemachte Karikatur geschenkt und die Deutsch-Schülerinnen haben auf meiner Keniafahne unterschrieben. Good bye, Kaaga Girls!

Am 18. November fanden schließlich die Deutsch-KCSE-Prüfungen statt. Für mich bedeutete das: Auf geht’s nach Nairobi! Hier bin ich nun und arbeite im Goethe-Institut und plane die Nachmittagsbetreuung von einem Ferienkurs, der vom Institut angeboten wird. Ich wohne etwa 20 Minuten bis eine Stunde Busfahrt (ja, es kommt hier seeeehr auf den Verkehr an) vom Goethe Institut entfernt in einer schönen WG im Stadtteil Kilimani. Das gemütliche Wohnzimmer und die geräumige Küche teile ich mir zurzeit mit einer Philippinerin, zwei Amerikanern und einem Franzosen, die alle echt freundlich sind. Genauere Berichte aus Nairobi werden folgen. Jetzt freue ich mich erstmal auf ein schönes Wochenende hier in Nairobi mit Johanna (sie fliegt erst am Sonntag wieder nach Deutschland) und danach auf einen kleinen Ausflug zum Lake Naivasha, der in der Nähe der Hauptstadt liegt. Und am 30. November beginnt dann auch schon das Zwischenseminar! Wie schnell die Zeit vergeht! Jedenfalls freue ich mich riesig, dann ein paar meiner Mitfreiwillligen wiederzusehen und mich mit ihnen auszutauschen.

Bis dahin alles Gute und liebe Grüße (nun aus Nairobi),
eure Lara 🙂

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Einmal quer durch Kenia

Die mündlichen KCSC-Deutschprüfungen der Form 4 (vergleichbar mit dem deutschen Abitur) sind bereits geschafft. Ich habe in den letzten Wochen viel mit den Schülerinnen geübt, viel gesprochen, gelesen und wiederholt. Und es hat sich gelohnt! Die Noten bekommen sie zwar erst in ein paar Monaten, aber die meisten hatten ein gutes Gefühl, was mich sehr freut. Die schriftlichen Prüfungen finden erst Mitte November statt, sodass genug Zeit war, meine Schwester Sina zu besuchen. Sie ist über „Weltwärts“ auch in Kenia, genauer gesagt in Sega, ca. 2h Busfahrt von Kisumu entfernt, in einem Parish, wo sie u.a. in einem Kindergarten, einer Gehörlosenschule und einem Krankenhaus mitarbeitet.

Am Mittwochmorgen ging es für mich sehr früh in Meru los, denn die Fahrt hatte es echt in sich. Einmal quer durch Kenia, viele neue Eindrücke, 527 Kilometer, drei Mal umsteigen und 14 Stunden unterwegs. Ziemlich kaputt von der anstrengenden Fahrt kam ich um 20 Uhr in Sega an und wurde sogar von einem kleinen „Komitee“ empfangen. Die beiden Father Dan und Shadrack, die andere Freiwillige Cathrin und natürlich Sina waren zur Bushaltestelle gekommen, um mich abzuholen. Das Wiedersehen war wunderschön und es ist irgendwie toll, so weit entfernt von Zuhause, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Wir fuhren zum Parish, aßen gemeinsam zu Abend und tauschten uns über unsere bisherigen Erfahrungen in Kenia aus. Anschließend zeigten Sina und Cathrin mir das Freiwilligenhaus und das Gästezimmer, in dem ich schlafen sollte. Es war sehr gemütlich, allerdings gibt es hier in Sega sehr oft Probleme mit dem Wasser und auch der Strom ist lange nicht so zuverlässig, wie ich es aus Meru kenne. Aber das ist Gewöhnungssache! Müde von der Fahrt fiel ich schließlich ins Bett und schlief sofort ein.

Am Donnerstagmorgen ging ich mit Sina und Cathrin zum Kindergarten. Es war der letzte Tag vor den Ferien, sodass die Kinder keinen Unterricht mehr hatten und frei spielen durften. Ja, ihr habt richtig gehӧrt/gelesen. Selbst die Kindergartenkinder haben schon Unterricht und lernen u.a. Swahili, Englisch, schreiben und lesen. Dafür gibt es sogar Noten, aus denen dann eine Rangliste erstellt wird. So fragen die Kinder nicht nach ihren eigenen Noten, sondern nach ihrem Rang in der Klasse. Das finde ich schade, da es den Kindern meiner Meinung nach schon in jungem Alter ein Konkurrenzdenken vermittelt. Sina, Cathrin und ich überlegten, wie wir den Kindern eine Freude machen konnten und kehrten kurzerhand mit einer Dose Seifenlauge und einer improvisierten Schlaufe zurück. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, abwechselnd Seifenblasen zu machen, während die Kinder nicht müde wurden, ihnen hinterherzujagen und sie zu zerplatzen. Es war sehr schӧn zu sehen, wie viel Spaß sie daran hatten. Anschließend ging es zurück zum Mittagessen ins Parishhaus. Den Nachmittag ließen wir eher ruhig angehen, packten unsere Sachen fürs Wochenende, spielten Quixx (ein echt cooles Würfelspiel) und lasen ein bisschen. Nach dem Abendessen sahen wir uns – als Vorbereitung aufs Wochenende 😀 – den Film „Dschungelkind“ an, denn am Samstag sollte es zum letzten Stück tropischen Regenwald in Kenia gehen, dem Kakamega Forrest.

Am Freitagmorgen begleitete ich Sina dann ins Krankenhaus, wo sie drei Mal die Woche Neugeborene und Babys wiegt und misst und deren Impfungen dokumentiert. Es war echt interessant zu sehen und ich durfte auch direkt mithelfen. Außerdem trafen wir dort einige Leute aus Malta, die in einer Nachbarstadt ein „Small Home“ für Kinder mit Behinderung betreuten und sogar ein bisschen Deutsch sprachen. Dank reichlich Arbeit ging die Zeit bis zum Mittag wie im Flug vorbei, sodass wir uns dann auf den Weg zurück zum Freiwilligenhaus machten, unsere Rucksäcke nahmen und mit Cathrin zum „Highway“ liefen, wo wir auch Johannna und Julia, zwei weitere Freiwillige aus einem Nachbarparish, trafen. Mit ihnen hielten wir ein Matatu an und fuhren nach Bumala, wo wir einen Bus nach Kakamega Town nahmen, oder zumindest dachten, einen Bus nach Kakamega Town zu nehmen. Denn in Wirklichkeit fuhr der Bus lediglich Richtung Kakamega Country, aber nicht in die Stadt, wo wir unser Hotel gebucht hatten. Zum Glück half uns ein freundlicher Fahrgast, in einem kleinen Dorf in ein weiteres Matatu nach Kakamega Town umzusteigen. Und so kamen wir schließlich in Kakamega Town an. Auch eine Sache, die ich hier in Kenia gelernt habe: Alles klappt irgendwie, man braucht nur Geduld.

Kurz nach uns kamen auch noch vier Jungs (Simon, Marvin, Gustav und Florian) aus zwei weiteren Parishs an. (Mal zur Übersicht: Insgesamt gibt es acht Freiwillige in der Region, die jeweils zu zweit in einem Parish sind.) So waren wir also zu neunt – zumindest vorübergehend, denn am Abend sollten noch zwei weitere Freiwillige (aus der Nähe von Kisumu) zu uns stoßen.

Nachdem wir uns alle im Hotel eingerichtet hatten, trafen wir uns in einem kleinen Konferenzraum mit Benjamin, unserem Guide, der uns am Samstag früh morgens durch den Regenwald führen sollte. Ja, früh morgens, denn wir hatten uns für die so genannte „Sunrise Tour“ entschieden. Benjamin war sehr freundlich, hatte mit Abstand die lustigste Lache, der ich bisher begegnet bin und schon beim „kurzen“ Briefing am Freitagnachmittag merkten wir, dass er sich bestens mit dem Kakamega Forest auskannte. Den Abend verbrachten wir damit, uns im Supermarkt ein Lunchpaket für den kommenden Tag zusammenzustellen und in ganz Kakamega ein Restaurant zu suchen, das nicht nur noch Chicken und Ugali im Repertoire hatte. Schließlich sahen wir ein, dass wir mit unserer Suche wenig Erfolg haben werden und setzen uns deshalb ins hoteleigene Restaurant, das wir zuvor als äußerst ungemütlich empfunden haben. Das Essen dort machte die eher ungemütliche Atmosphäre aber bei Weitem wieder gut! Ich bestellte mir Chicken mit Chapati und ein Tusker (kenianisches Bier) und es war echt köstlich! Am späten Abend setzten wir uns noch ein wenig auf den Balkon und gingen dann schlafen, da der Wecker am frühen Samstagmorgen bereits um 3:45 Uhr klingeln sollte.

Überraschend fit packte ich nach der kurzen Nacht die nötigsten Sachen zusammen, aß das trockenste Vortags-Mandazi, das ich je gegessen habe, und ging mit den anderen nach draußen, wo ein Matatu darauf wartete, uns Elf und Benjamin zum Kakamega Forest zu bringen.

Gegen halb sechs erreichten wir schließlich den Wald. Benjamin erzählte uns, dass der Wald noch schläft, aber bald erwachen wird. Tatsächlich hӧrte man lediglich ein paar Grillen am Wegesrand. Wir liefen auf der breiten Straße immer tiefer in den Wald hinein, als Benjamin plӧtzlich anhielt. Er hatte einen bestimmten Vogel (die genaue Bezeichnung habe ich wieder vergessen) gehӧrt, der jeden Morgen gegen sechs Uhr einen typischen Ruf von sich gibt, vergleichbar mit unserem Hahn. Wie auf ein Zeichen, hӧrten wir danach immer mehr Vӧgel und Frӧsche (Benjamin kannte sie alle und konnte sie auch immitieren). Besonders beeindruckend waren kurze Zeit später die Laute der Affen, die in Kämpfen ihr Revier verteidigten. Immer wieder warfen wir besorgte Blicke gen Osten, wo sich der Himmel bereits leicht rӧtlich färbte. Schließlich wollten wir den Sonnenaufgang auf einem Hügel oberhalb des Waldes sehen und hatten noch keine Hӧhenmeter zurückgelegt. Doch dann Benjamin bog mit dem Satz „Don`t worry, we are still in time.“ rechts in einen schmaleren Weg ein, wo es nun auch endlich bergauf ging. Und dann, nach wenigen Minuten, erreichten wir den Hügel. Die Aussicht war einfach atemberaubend! Wir konnten den ganzen Wald von oben überblicken und die Sonne langsam aufgehen sehen. Über den Flüssen, die sich ihren Weg durch den Regenwald bahnten, sammelte sich der Nebel. Eine tolle Atmosphäre für ein kleines Picknick. Während wir uns unsere Erdnussbuttertoasts schmecken ließen und eine Menge Fotos machten, wurde es immer heller und die Fülle an Grüntӧnen immer beeindruckender.

Später gingen wir noch zur anderen Seite des Hügels, wo wir in der Ferne auch eine große Waldlichtung ausmachen konnten. Auf dem Weg begegnete uns eine Kuhherde. Diese hätte ich in einem Regenwald nun wirklich nicht vermutet, zumal wir ihre Hinterlassenschaften grӧßeren Affen zugeordet hatten. So kann man sich täuschen! 😀

Den nächsten Stopp legte Benjamin dann an einer Fledermaushӧhle ein. Diese war etwa fünfzig Meter lang und gut zugänglich. Schon nach kurzer Zeit sahen wir die ersten Fledermäuse und es wurden immer mehr. In einem Loch tummelten sich sogar ganz viele kleine Fledermäuse! So nah und in der Wildnis hatte ich sie zuvor noch nie gesehen!

Vor der Hӧhle machten wir noch schnell ein Gruppenfoto, bevor wir uns dann wieder auf den Abstieg begaben. Und nun begann der wirkliche Weg durch den Regenwald. Auf kleinen und zum Teil leicht zugewachsenen Pfaden folgten wir Benjamin durch den Wald und erfuhren eine Menge über die verschiedenen Baum-, Tier-, und Pflanzenarten und ihren Nutzen für den Menschen (fast jede Pflanze war gut für oder gegen irgendwas, sodass wir uns zeitweise wie in einer riesigen Freiluftapotheke vorkamen). 😀 Und dann erreichten wir die Lichtung, die wir zuvor vom Hügel aus gesehen hatten. Es gab einige Blumen und hochgewachsenes Gras. Wir kletterten auf einen Aussichtsturm, von wo wir einen guten Blick über die Lichtung, aber auch auf die Affen in den Bäumen hatten.

Ein weiterer, sehr rutschiger und lehmiger Weg führte uns im Anschluss zu einer Stelle, wo sich besonders viele Affen in den Bäumen tummelten. Benjamin erzählte uns, dass sie nach einer Weile auch näher kommen würden, um die Besucher zu begutachten. Das taten sie bei uns allerdings nicht. Daher verließen wir den Teil des Waldes und kamen in ein kleines Dorf, wo auch das Büro des „Kenyan Wildlife Service“ lag. Dort machten wir eine kleine Pause, bevor wir dann ein besonders altes Stück Regenwald, den „Mother Forrest“ besichtigten. Besonders interessant war dort ein Baum, dessen mit Wasser gefüllte Lӧcher einer bestimmten Fliegenart als Brutplatz dienten. Diese Fliege frisst Moskitos, sodass man im gesamten Kakamega Forest keine Angst vor Mückenstichen haben muss. Benjamin sagte uns, dass man auf diese Art vielleicht die Malaria in Kenia ausrotten kӧnnte. Außerdem gab es in diesem Teil des Waldes eine Menge hohler Bäume, die so breit waren, dass Sina und ich uns problemlos hineinstellen konnten.

Danach ließen wir den Wald hinter uns und durchquerten eine Teeplantage. Dort trafen wir eine Gruppe von Menschen, die singend und tanzend in einer Art Prozession liefen, sowie einige Soldaten. Kurze Zeit später erreichten wir eine Reptilienfarm. Dort durften wir Chamäleons auf die Hand nehmen und sahen Wasserschildkrӧten und Krokodile. Das Schlangengehege war noch leer. Dort endete unsere Tour. Wir trugen uns in Benjamins Visitorsbook ein und bedankten uns herzlich für die interessante Tour und die vielen Informationen, die er uns gegeben hat. Danach ging es in einer Bodaboda Karawane zurück nach Kakamega Town. Ein gelungener Ausflug!

Und da wir so früh aufgestanden sind, war es erst 13 Uhr und der halbe Tag stand uns noch bevor. Also checkten wir im Hotel aus und nahmen ein Matatu nach Kisumu, was nur etwa eine Stunde dauerte. Dort suchten wir uns ein Hotel für die kommende Nacht, ruhten uns aus und machten uns dann im TucTuc auf den Weg zum Viktoriasee, um dort den Sonnenuntergang zu sehen.

Dort angekommen, setzte sich die Hälfte von uns in ein Restaurant, während Sina, Cathrin, Simon, Florian und ich den Sonnenuntergang vom Boot aus sehen wollten. Mit Vincent, unserem Guide, und dem Steuermann George fuhren wir also auf den Viktoriasee hinaus. Vincent erzählte uns von der Wasserhyazinthe, einer Wasserpflanze, die sich auf dem Viktoriasee rasant vermehrt und einige Teile des Sees unbefahrbar macht. Und dann guckten uns auf einmal zwei Augen aus dem Wasser an. Darauf nochmal zwei! Sie gehӧrten zu Flusspferden, die im Viktoriasee leben und nachts im Gras am Ufer übernachten. Wir konnten unseren Augen kaum trauen. George machte den Motor aus und wir trieben eine Weile neben den Flusspferden im Wasser. Da währendessen in unserem Rücken die Sonne unterging, wussten wir gar nicht, wo wir hingucken sollten. Es war wunderschӧn! George lenkte das Boot so, dass wir alle einen guten Blick auf die schnell untergehende Sonne hatten, die sich im Wasser spiegelte. Einfach traumhaft!

Nach etwa zehn Minuten war das Spektakel dann vorbei und wir fuhren zurück zum Ufer, wo wir den anderen von unseren Beobachtungen berichteten. Dort trafen wir dann noch vier andere Freiwillige aus Kisumu, unterhielten uns kurz mit ihnen und verabredeten uns für später. Dann ging es mit dem Bodaboda zurück in die Stadt, wo wir im „Green Garden“ Restaurant zu Abend aßen. Auch das war ein voller Erfolg! Auch wenn auf der Speisekarte auch eine Menge internationaler Gerichte wie Pizza, Nudeln und sogar Cordon Bleu zu finden waren, entschied ich mich für ein kenianisches Bohnengericht (Dengu) mit Samosas (mit Beef gefüllte Teigtaschen) und Chapati. Es war sehr lecker und gemütlich! Den Abend verbrachten wir zunächst auf der Dachterasse des Hotels, bis ich anschließend mit ein paar anderen noch einmal loszog, um das Nachtleben in Kisumu kennen zu lernen.

Am nächsten Morgen wurde dann erstmal ein wenig ausgeschlafen. Nach dem Check-out begaben wir uns auf den Weg zu einem kleinen Restaurant, wo es ein gutes Frühstücksangebot gab. Etwas seltsam war, dass die Inhaber während des Essens Fotos von und mit uns machen wollten. So etwas wird hier halt alles etwas lockerer gesehen als in Deutschland. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir die ersten Freiwilligen, die sich wieder auf den Rückweg in ihre Parishs machen wollten, und gingen dann noch zur Mall, um uns Wasser für den Rückweg zu kaufen. Ein gelungener Abschluss war schließlich der Besuch des „Java House“ (quasi das kenianische „Starbucks“), wo ich mir einen leckeren Erdbeermilchshake bestellte. Anschließend verabschiedeten Sina, Cathrin und ich uns von den anderen Freiwilligen und nahmen einen Bus zurück nach Sega. Es war ein sehr ereignisreiches Wochenende und eine unglaublich nette Gruppe!

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir dann eher ruhig und ruhten uns ein wenig aus.

Am Montagvormittag begleitete ich Sina erneut zur MCH ins Krankenhaus. Danach fuhren wir mit einem Bodaboda zum Parish in Ukwala, wo Johanna und Julia leben, um die Work Permits von Sina und Cathrin abzugeben. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mir noch ein weiteres Parish angucken, was aber im Prinzip ähnlich aufgebaut ist wie das in Sega. Wir setzen uns gemeinsam ins Parishhaus, tranken Saft und Soda und vergaßen darüber die Zeit. Um kurz nach sechs nahmen Sina und ich uns schnell ein Bodaboda, um noch vor Anbruch der Dunkelheit zurück in Sega zu sein.

Der Dienstag war mein letzter Tag in Sega. Da Sina sich am Morgen das Labor des Krankenhauses ansehen wollte, ging ich ins „Silicon Valley“ (ein Internetcafe) und schrieb meinen längst überfälligen Blogeintrag zu Mombasa. Am Nachmittag fuhr ich dann mit Sina nach Yala, wo wir die Ndege Wasserfälle besichtigten. Anschließend unterhielten wir uns in einem Cafe mit den freundlichen Besitzern und schlenderten ein wenig über den großen Markt. Zurück im Parish wurden wir mit frischen Chapati und Green Grams begrüßt, eins meiner Lieblingsessen hier in Kenia! Später spielten wir noch eine Runde Quixx, ehe ich dann leider schon wieder meine Sachen packen musste.

Am nächsten Tag verabschiedete ich mich schon sehr früh von Sina und Cathrin, um mich wieder auf den Rückweg zu machen. Ich war dennoch ziemlich spät dran, da mir einige Leute falsche Auskünfte gegeben hatten, was mich ziemlich ärgerte. So musste ich die letzten Stunden meiner Reise im Dunkeln bewältigen, was hier ziemlich anstrengend ist. Erst drei Zebras, die in der Dämmerung, nicht weit von der Straße durchs Gras liefen, konnten meine Laune wieder bessern. Ziemlich geschafft kam ich schließlich wieder in Meru an. Es war eine wundervolle Woche!

Eure Lara 🙂

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Diani Beach – Die Perle Kenias

Indischer Ozean. Warmes Wasser. Frischer Fisch und sehr offene Locals. Weißer Strand. Kilometerweit. Eine Beschreibung wie aus dem Reiseprospekt. Aber hier wird sie Wirklichkeit. Hier, ca. 40 km von Mombasa, Kenias zweitgrößter Stadt, entfernt am bekannten Diani Beach, auch die „Perle Kenias“ genannt.

Die Reise begann wie immer in Meru, mit einer diesmal siebenstündigen Fahrt, in der prallen Sonne. Da kann man sich wirklich schöneres vorstellen, aber mit der Vorstellung, in wenigen Stunden am Meer zu sein, nahm ich auch das gerne in Kauf.
In Nairobi angekommen, machte ich mich auf den Weg zu den anderen Freiwilligen und nach einem leckeren Salat (hab ich hier bisher noch gar nicht gegessen) ging’s dann auch schon zu dem Punkt, wo unser Nachtbus abfahren sollte. Mit circa zwanzig Minuten Verspätung kam dieser dann an, aber dafür ging es umso schneller, bis wir losfuhren. Die lange Fahrt von Meru nach Nairobi noch in den Knochen, schlief ich schnell ein und wachte in regelmäßigen Abständen immer wieder auf. Die Straße nach Mombasa hätte ich mir wirklich besser vorgestellt. Stattdessen wurde man ordentlich durchgeschüttelt. Nach gut acht Stunden Fahrt hatten wir schließlich das erste Mal den Blick auf den Ozean. Für mich das erste Mal überhaupt! Wenig später hielt der Bus in einer gut befahrenen Straße und ich sah… bekannte Gesichter? Hier in Mombasa? Ja, was für ein Zufall! Ein paar Austauschstudenten der Nairobi Universität, die ich in Nairobi beim PASCH Workshop kennen gelernt hatte, waren nur wenige Minuten vor uns in Mombasa angekommen. Wir sprachen kurz mit ihnen und machten uns dann – mit sämtlichen Verkehrsmitteln – auf den Weg zur Unterkunft am Diani Beach. Zunächst mit dem Matatu, dann mit der sehr vollen, aber kostenlosen Fähre (ein beeindruckendes Bild), erneut mit dem Matatu und zuletzt mit einem TucTuc (quasi ein Mofa mit drei Rädern, das drei Leute auf der Rückbank transportieren kann). Und dann sahen wir das große Holzschild mit der schönen Aufschrift „Roseville“. Und das Cottage stand seinem Namen wirklich in nichts nach. Es war traumhaft schön! Die riesigen Zimmer erinnerten mich irgendwie an ein Schloss und auch der Garten mit Pool, Liegen und schönen Pflanzen ließ eine unglaubliche Vorfreude in mir erwachen. Mein Zimmer war ganz in pink gestrichen und alle, die mich kennen, wissen, wie sehr ich diese Farbe mag. 😀 Wie auch immer, ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt.

Als allererstes wurde dann natürlich der Pool eingeweiht, bevor wir uns zu Fuß auf den Weg zum Supermarkt machten, um unseren Kühlschrank für die kommenden Tage zu füllen. Auf dem Weg kamen wir an vielen Straßenständen vorbei. Neben Souveniers, Strohhüten und ganzen Möbeln, wurden dort vor allem bunte Stoffe verkauft. Mit schwerem Gepäck kehrten wir kurze Zeit später zum Cottage zurück und begannen zu kochen. Es gab Hähnchenschenkel, eine Gemüsepfanne, Nudeln, Brot und dazu selbstgemachte Knoblauchsoße. So lecker habe ich schon lange nicht mehr gegessen!


Und dann war es soweit. Wir packten unsere Sachen und gingen runter zum Strand. Kaum hatten unsere Füße die ersten Abdrücke im Sand hinterlassen, wurden wir schon von drei Kenianern angesprochen. Aber Moment mal, das war doch auf Deutsch! Wie wir im Laufe unseres Aufenthaltes herausfanden, sprechen die meisten der „Beachboys“, wie sie hier genannt werden, deutsch. Als wir zwei von ihnen fragten, warum so sie gut deutsch sprechen, erzählten sie uns, dass sie es von den vielen deutschen Urlaubern am Strand gelernt hatten. Sie nannten diese „Schule“ liebevoll „Beach Academy“. 😀 Auch wenn sie sehr kontaktfreudig waren und uns natürlich auch ihre Waren verkaufen wollten, waren sie keineswegs aufdringlich und ließen uns so nach einer Weile auch in Ruhe den Strand genießen. Es war Donnerstag und „Mashujaa Day“; das ist ein Feiertag, an dem die Kenianer ihren Helden gedenken und somit waren viele Einheimische am Strand. Das Wasser war wirklich angenehm warm und dennoch eine gute Abkühlung zu der noch wärmeren Außentemperatur. Als ich ein bisschen geschwommen war und zur Decke zurückkehrte, sah ich, dass einige Locals (ich mag den Begriff „Beachboys“ nicht) bei den anderen Freiwilligen waren. Kurze Zeit später erfuhr ich, dass Chris in einen Seeigel getreten war. Pole sana (Kiswahili für „Es tut mir sehr leid!“). Die Locals hatten ihn wohl humpeln sehen und sind sofort zur Hilfe geeilt. Nun versuchten sie mit einem Messer, einer Pinzette, einem Papier und Salzwasser, die Stacheln aus dem Fuß zu entfernen. Einer von ihnen holte sogar eine Aloe Vera Pflanze! Das ganze Prozedere sah nicht nur schmerzhaft aus, sondern brachte leider auch nicht so viel. Trotzdem bedankten wir uns herzlich für die gut gemeinte Hilfe und lernten kurze Zeit später dann das „Diani Hospital“ von innen kennen. Dieser Schock wurde nachher am Pool erstmal mit einem Kaltgetränk verdaut. 😀 Später haben wir noch gekocht und den Abend gemeinsam verbracht.

Der nächste Tag war dann etwas aktiver. Nach dem obligatorischen Poolbesuch am Morgen und einem deftigem Frühstück gingen wir zu einem Fahrradladen auf der Diani Road und liehen uns Fahrräder. Diese waren von der Qualität in etwa so, wie man es von geliehen Rädern erwartet. So mussten wir eines der Räder komplett umtauschen und regelmäßig Zwangspausen einlegen, um rausgefallene Ketten wieder zu richten. Trotzdem war es schön, in gewisser Weise unabhängig zu sein und die Gegend erkunden zu können. Auf der Diani Road gab es viele Hotel Anlagen, aber auch den ein oder anderen Affenpark und einige Läden. Und dann gab eines der Fahrräder plötzlich komplett den Geist auf. Also riefen wir im Fahrradladen an und bekamen versichert, dass uns ein neues Fahrrad gebracht wird. Was wir erst später herausfanden, war, dass das Fahrrad zu uns „gefahren“ kommt, sodass das ganze eine Weile dauerte – Kenyan Lifestyle! Das war jedoch kein Problem, da wir in der Zwischenzeit zwei freundliche Locals getroffen hatten und uns in einer Bar ein Soda bestellt hatten (so nennt man sämtliche Softdrinks hier). Wir kamen mit den beiden Kenianern ins Gespräch. Sie erzählten uns von ihrem Leben mit den Touristen, vom Fischen und von ihren Familien. Sie waren auch sehr interessiert an Deutschland und dessen Regierung, was am Ende dazu führte, dass wir versuchten, ihnen unser Rentensystem zu erklären. Und dann kam unser neues Fahrrad angeradelt. So machten wir noch schnell ein Foto und fuhren dann weiter bis zu einem Strand, den uns die Locals empfohlen hatten.

Und dieser war wirklich wunderschön! Es gab weniger Seetang als am anderen Strand und praktische kleine Bäume, die uns als Fahrradständer dienten. Dort verbrachten wir den Nachmittag, gingen schwimmen, spazieren, sonnten uns und genossen das Leben! Am frühen Abend bekamen wir Hunger und fuhren ein Stückchen zurück Richtung Cottage, wo wir einen netten Strandabschnitt mit einem kleinen Lokal fanden. Wir bestellten uns Fisch und sahen während der 1,5-stündigen Wartezeit die Sonne langsam untergehen und Kamele am Strand vorbeiziehen. Auch ein paar sehr verspielte Hunde und die Locals, die wir am Nachmittag schon getroffen hatten, vertrieben uns die Wartezeit. Der Fisch war echt lecker und natürlich frisch aus dem Meer! Da es nun schon zu dämmern begann (und die Fahrräder natürlich kein Licht besaßen), machten wir uns schnell auf den Rückweg und ließen den Abend im Cottage gemütlich ausklingen.

Am dritten Tag ließen wir es dann mit Frisörbesuch, Pool und Massage eher etwas ruhiger angehen und nannten ihn unseren „Beauty Day“. Anschließend ging’s nochmal zum Strand, wo wir erneut auf sehr nette Locals trafen, die uns auch Krabben organisierten. Diese aßen wir dann später zum Abendessen. Ich habe noch nie so leckere Krabben gegessen und in Kombi mit der Knoblauchsoße waren sie echt ein Genuss. Den Abend verbrachten wir draußen am Pool, was echt witzig war. Ein gelungener Abschluss! Und am nächsten Tag war dann schon wieder „Koffer packen“ angesagt. Nach einem letzten Frühstück und dem obligatorischen Eintrag ins Visitor’s Book (die gibt es hier wirklich überall!), ging es für uns dann auch schon wieder mit Taxi und Matatu Richtung Fähre. Unglaublich, wie schnell die Zeit vorbeigegangen ist.

Zurück in Meru wurde ich von den Schülerinnen sehr herzlich empfangen. Viele fragten mich, wo ich gewesen bin oder sagten mir, sie hätten mich vermisst. Und trotz des wundervollen Wochenendes war ich doch froh, wieder zuhause in Meru zu sein.

Liebe Grüße, eure Lara 🙂

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Mentalität – Unterschiede im Denken und Fühlen

„Europäer haben die Uhr, Afrikaner haben die Zeit.“

Ein gutes Zitat, um sich mit einem allgegenwärtigen Thema zu beschäftigen: mit der Mentalität. „Mentalität ist eine Geistes- und Gemütsart; eine besondere Art des Denkens und Fühlens.“ So steht es im Duden, doch was bedeutet das für mich?

Ich bin nun gut einen Monat in Kenia und war immer wieder in Momenten, wo mir Unterschiede im Denken und Handeln der Kenianer im Vergleich zu dem, was ich aus Deutschland gewöhnt bin, aufgefallen sind.

Eine Szene in Deutschland. Herr Meier steht am Busbahnhof. Er schaut auf den Fahrplan. Um 14:38 Uhr wird er den Bus betreten, um dann genau 17 Minuten später (und drei Haltestellen weiter) in der Berliner Straße wieder auszusteigen. So kann er pünktlich um 15:00 Uhr bei seinem Meeting sein.

Währenddessen in Kenia. Es ist Mittagszeit. Kelvin Murithi sitzt im Matatu. Er ist der erste Fahrgast. Entspannt schaut er aus dem Fenster und beobachtet die Menschen auf der Straße, denn er weiß, dass es erst los geht, wenn alle Plätze besetzt sind. Ansonsten würde sich die Fahrt für den Fahrer nicht lohnen. Nach einer ganzen Weile geht es dann los. Er hat sein Mittagessen zu Hause vergessen, deshalb bittet er den Fahrer, an einem kleinen Marktstand kurz anzuhalten. Es trifft sich gut, da der Fahrer auch noch eine kleine Besorgung zu tätigen hat. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommt er in Nairobi an und fährt mit dem Boda Boda zu seinem Bruder.

Solche – oder so ähnliche Situationen begegnen mir hier in Kenia immer wieder. Sei es das Matatu, ein verspätetes Taxi oder auch einfach der Verkaufer an der Supermarktkasse. Überall treffe ich hier auf eine ganz andere Zeitvorstellung als in Deutschland, dem Land der Zeitpläne und der Pünktlichkeit. Viele Kenianer strahlen eine bemerkenswerte Ruhe und Gelassenheit aus, an der sich vielleicht einige Deutsche ein Beispiel nehmen kӧnnten. Am Straßenrand sehe ich oft Menschen, die vor ihren Häusern sitzen und ihre Umgebung beobachten oder sich unterhalten. Sie nehmen sich Zeit, während die Deutschen auf die Uhr schauen.

Diese Gelassenheit spüre ich auch immer wieder bei Dingen, die für uns in Deutschland selbstverständlich sind. Ich würde gerne mal die Reaktionen der Deutschen erleben, wenn es mal eine Woche kein Wasser gibt oder man eine Weile ohne Strom und Internet auskommen muss. Irgendwie unvorstellbar. Im Krankenhaus, auf der Arbeit, aber auch Zuhause. Das ist doch nicht mӧglich, ein “Super-GAU”. Hier wird es weitaus lockerer genommen. Ich habe seit knapp einer Woche kein Wasser mehr. Und ja, es ist nervig! Aber machbar. Die ersten Tage des Monats hatte die Schule kein Internet. Okay, dann muss man halt warten. Der Ton des Films funktioniert nicht. Gut, dann schauen wir uns halt nur die Bilder an. Manchmal muss man ein bisschen improvisieren, aber diese Einstellung der Kenianer gefällt mir sehr gut. Sie sind den Umständen überlegen und lassen sich, auch wenn etwas mal nicht sofort klappt, nicht aus der Ruhe bringen.

Anders ist es im Straßenverkehr. Dort kann es den meisten nicht schnell genug gehen. Als ich letzten Samstag mit sieben Kenianern im Taxi saß und wir in einen Stau kamen, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, als der Fahrer plӧtzlich ausscherte und links über den Fußweg an den stehenden Fahrzeugen vorbeifuhr. Eine Schülerin nannte dies in einem Aufsatz liebevoll „sich seinen eigenen Weg schaffen“.  Während man in Deutschland auch um 3 Uhr nachts mutterseelenallein vor einer roten Ampel wartet, sollte man hier dagegen – auch bei Grün – eher vorsichtig sein. Andere Länder, andere Sitten.

Ein weiterer Punkt ist die Kontaktfreudigkeit. Am letzten Wochenende machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um das Meru National Museum zu besuchen. Kaum war ich durch das Tor gegangen, lächelte mich eine Kenianerin an und fragte mich, ob sie mich bei meinem Rundgang durch das Museum begleiten kann. Da sagte ich natürlich nicht nein. Es stellte sich heraus, dass sie sich sehr gut auskannte (ob sie beim Museum arbeitete, hab nicht so wirklich herausgefunden). Jedenfalls hat sie mir eine ganze Menge über die Region früher und heute und über das Volk der Kimeru erzählt. Anschließend haben wir noch traditionelle Hütten und einige Schlangen, Affen, Schildkrӧten und ein Krokodil beobachtet. Eine tolle Begegnung und es sollte nicht die Einzige bleiben.

Als ich wenig später nochmal alleine durchs Museum ging, fragte mich ein junger Mann, der in Begleitung seiner kleinen Nichte dort war, ob ich ein Foto von den beiden machen kann. Wir kamen ins Gespräch und die kleine Nichte wollte mir die Tiere zeigen. So folgte ich ihr und kratzte alle meine Worte zusammen, um mich mit ihr auf Kiswahili zu verständigen. Wenig später erzählte mir Benedict (der junge Mann), dass er als Pädagoge mit Schwerpunkt auf Gesundheit und Teambuilding arbeitet und dass er nun zu einem Treffen mit dem Health Club der Meru University geht und ich ihn gerne begleiten kann. So saß ich kurze Zeit später, mit der kleinen Nichte auf dem Schoß, im Taxi zum Ebony Garden, wo das Treffen stattfinden sollte.

Es war eine große Wiese, wo wir etwa vierzig Studenten trafen. Wir aßen gemeinsam, spielten Volleyball, Fußball, absolvierten einige „Challenges“ von Sackhüpfen, Staffellauf bis hin zum Wettessen und hatten echt eine Menge Spaß. Ich unterhielt mich mit den Studenten über alles mӧgliche und machte unzählige Selfies mit ihnen. Die fünf Stunden vergingen wie im Flug und am Abend war ich echt beeindruckend, wie einfach es hier doch ist, Kontakte zu knüpfen und Kenianer kennen zu lernen, gerade in einer eher kleineren Stadt wie Meru. Wäre mir so etwas in Deutschland auch passiert? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nicht, ob man sie zur Mentalität zählen kann, aber sie hat sicherlich einen Einfluss darauf: die Religion. Die meisten Menschen, die ich hier bisher getroffen habe, sind sehr gläubig. So gut wie jeden Tag werde ich in irgendeiner Weise mit Religion konfrontiert, sei es beim Rosenkranz-Beten, durch den Gesang der Schülerinnen, am Sonntag in der Messe und vor Beginn einer Veranstaltung. Für viele Kenianer ist ihr Glaube eine Quelle der Kraft. Hier sind die Kirchen brechend voll und sogar auf den Teekannen ist ein Vers aus der Bibel aufgedruckt.

Natürlich treffen diese Eigenschaften nicht immer auf alle zu und sie lassen sich gewiss auch nicht verallgemeinern, aber doch sind es Eigenschaften und Verhaltensweisen, die eine Gruppe von Menschen in irgendeiner Form prägen. Auf jeden Fall bleibt die Mentalität für mich ein sehr interessantes und aktuelles Thema!!!

Liebe Grüße, eure Lara 🙂

 

 

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Von Salzwasser, endloser Weite und dem Wörtchen „planmäßig“

Sonntag, 2. Oktober 2016. Irgendwo zwischen Nairobi und Meru.

Ich sitze am Fenster, habe wenig Platz, werde ab und zu mal ordentlich durchgeschüttelt und sehe die Landschaft mit den kleinen Dörfern an mir vorbeiziehen. So etwas ähnliches habe ich vor gut zwei Wochen schon einmal geschrieben. Kein Wunder, denn ich sitze wieder im „Matatu meines Vertrauens“ nach Meru und blicke auf ein wundervolles Wochenende in Nairobi zurück!

Aber mal von Anfang an… Am Freitagmittag nach der Chai Pause („Chai“ ist Kiswahili und bedeutet „Tee“) stand ich mit meinem voll gepackten Rucksack am Schultor und wartete auf ein Matatu, das mich und Emmah, die mich freundlicherweise begleitete, zur Matatu-Haltestelle in Meru bringen sollte. Schnell war ein (schon volles) Matatu gefunden, das wir beide dann noch ein wenig voller machten. 😀 Wenig später erreichten wir dann den riesigen Platz, wo alle Matatus Richtung Nairobi abfahren und deren Fahrer sehr engagiert potentielle Fahrgäste anwerben. Emmah zeigte mir ein recht gutes Matatu und verabschiedete sich dann von mir. Meine erste Fahrt alleine im Matatu stand bevor. Doch bevor es losgeht, wird hier immer gewartet, bis wirklich alle Plätze besetzt sind. So wartete ich und wartete und war sehr froh, als nach etwa einer dreiviertel Stunde der letzte Fahrgast eingestieg und sich das Matatu den Weg Richtung Nairobi bahnte.

Die fünfstündige Fahrt selbst ging dann aber wieder recht schnell vorbei, was sicherlich auch dem Fahrstil des Fahrers zuzuschreiben ist. Nach einem etwas längeren Stau (da wir in Nairobi genau zur Rush Hour ankamen), stand ich dann am „Tee Room“, der Haltestelle für alle Matatus, die aus Meru kommen und wartete dort auf mein Uber, dass mich zu Jennie, einer anderen Kulturweit-Freiwilligen, bringen sollte. Uber ist ein Verbund von mehreren Taxis, die man sich bequem per Handy App bestellen kann und die meist etwas günstiger als gewöhnliche Taxis sind.

Es war sehr schön, mal wieder jemand Deutschen zu sehen, da ich in Meru schließlich nur auf Einheimische treffe. Wir erledigten ein paar Einkäufe, gönnten uns einen leckeren Weißwein und wurden dann von Jennie’s lieber Mitbewohnerin zu einer Pizzeria gebracht, wo ich auch Chris und Inken (zwei weitere Kulturweit-Freiwillige in Nairobi bei der NatCom) wiedersah. Ich wusste nicht, ob ich mich mehr über das Wiedersehen oder über meine Pizza Funghi freuen sollte. Ich habe seit über einem Monat keine Pizza mehr gegessen, von daher würde ich sagen: Unentschieden. 😀 Es war ein sehr schöner Abend mit Live-Musik, netten Gesprächen und einer sehr leckeren Pizza. Anschließend machte ich mich mit Chris und Inken auf den Weg zu ihrer Wohnung, wo ich freundlicherweise das Wochenende übernachten durfte. Trotz unzähliger Moskitos überwältigte mich irgendwann die Müdigkeit und ich schlief ein.

Der Samstag begann dann in aller Frühe. Um 5:30 Uhr wurde ich von den beiden geweckt und um 6:15 Uhr ging’s dann auch schon mit dem Uber in die Stadt zu einem Hotel, wo unser Bus zum Magadisee abfuhr. Der Magadisee ist ein See südöstlich von Nairobi, der das weltweit zweitgrößte Vorkommen von Soda besitzt. Dieses wir dort auch abgebaut, per Eisenbahn zur Küste gebracht und dann in die ganze Welt exportiert.

Wir (Jennie, Inken, Chris, deren zwei französische Mitbewohnerinnen und ich) wurden im Bus freundlich willkommen geheißen und sicherten uns schöne Plätze. Nach einer Weile setzte sich der Bus dann in Bewegung. Langsam ließen wir die Stadt hinter uns und fuhren am Nairobi National Park vorbei, wo ich von weitem sogar ein paar Nashörner gesehen habe. Die Straße wurde immer schlechter und die Landschaft um uns herum immer trockener. Irgendwo im Nirgendwo machten wir schließlich eine kleine Pause, vertraten uns die Füße und beobachteten eine Rinderherde, die gemütlich an uns vorbei zog.

Anschließend fuhren wir weiter. Die Landschaft war sehr schön, wir sahen einige Affen und immer wieder Ziegen und Rinderherden. Besonders beeindruckend fand ich die Esel die sich – voll bepackt – selbstverständlich ihren Weg durch die Savanne bahnten. Und dann entdeckte ich im Dickicht zwei Giraffen. Das war für mich auf jeden Fall ein Highlight der Tour. Aber so wirklich realisiert habe ich es in der Situation nicht, dass ich gerade zum ersten Mal in meinem Leben Giraffen in freier Wildbahn gesehen hatte. Nach knapp vier Stunden Fahrt (und einigen Fotos) erreichten wir schließlich den See.

Es war auf den ersten Blick überraschend wenig Wasser im See. Erst als wir ein wenig weiter fuhren – vorbei an einer riesigen Fabrik und den angrenzenden Wohnkomplexen – wurde uns die Größe des gesamten Sees bewusst. Zu Beginn des Sees war das Wasser rötlich gefärbt. Der Guide erzählte uns, dass der Grund dafür Chemikalien seien, die ins Wasser gegeben werden, um das Salz besser abbauen zu können. Später gab es dann recht klares Wasser, worin sich tausende Flamingos aufhielten. Es war ein beeindruckendes Bild. Der See, die Vögel und die unendliche Weite. Ein Gefühl der Freiheit stieg in mir auf. Und dann machte es „Zzzzzz“ und der Bus wurde langsamer. Wenig später wurde uns klar, dass ein Reifen Luft verlor. Kein Grund zur Verzweiflung, denn an diesem Ort ließ es sich wirklich aushalten. So stiegen wir aus, machten Fotos und bewunderten die Umgebung. Die Guides hatten sich wohl als Ziel gesetzt, die Zeit zu überbrücken, denn sie forderten uns auf, uns in einen Kreis zu stellen. Es folgte eine kleine Vorstellungsrunde, wo wir unsere überaus offenen und netten Mitreisenden kennen lernten. Im Anschluss verkündete der Guide, dass wir nun ein paar „Aufwärmübungen“ machen würden. Aufwärmübungen bei 35 Grad?! Die Situation war an Absurdität kaum zu übertreffen, aber die Stimmung war trotz der Temperatur und der prallen Sonne super! Kurz darauf stiegen wir dann auf einen kleinen Hügel, von wo man eine fantastische Sicht auf den See und die Umgebung hatte. Es war einfach wunderschön!

Den nächsten Stopp gab es an einer Stelle, wo heiße Quellen aus dem Boden brodelten. Wer wollte, konnte dort auch baden gehen. Mir persönlich war es aber viel zu heiß, ich konnte nicht mal ohne Schuhe auf dem Boden stehen, so aufgeheitzt war dieser von der Sonne. Das Wasser war auch locker über vierzig Grad heiß. An den Quellen hielten sich zudem einige Massai auf, die den Besuchern bunte Armbänder und Ketten verkauften.

gopr0934 Um halb fünf fuhr der Bus dann weiter zum „Mittagessen“, bzw. war das der Plan, der allerdings durch eine weitere Reifenpanne zunichte gemacht wurde. Während ich das Wort „planmäßig“ endgültig aus meinem Wortschatz strich, legten wir also eine kleine Strecke zu Fuß zurück, ehe uns dann ein anderer (viel kleinerer) Bus entgegen kam. Also, alle rein und ab zum „Hotel“, wo einige sich Pommes und Hähnchen gönnten. Ich freute mich aber viel mehr über den Pool, den es dort gab. So eine Abkühlung tat bei den heißen Temperaturen echt gut!

Um 18 Uhr machte sich der Bus dann wieder auf den Heimweg. Ich hatte mich gerade auf ein bisschen Ruhe und vielleicht sogar ein wenig Schlaf gefreut (denn draußen wurde es schon dunkel), als der hochmotivierte Guide verkündete „The fun isn’t over yet“. Die Musik wurde aufgedreht und einige Leute standen auf und fingen an zu tanzen. Die Stimmung war super! Wenig später holte ein Guide eine Torte hervor und wir sangen gemeinsam für eine Teilnehmerin, die bei der Vorstellungsrunde verkündet hatte, das heute ihr Geburtstag sei. Eine gelungene Überraschung und eine sehr leckere Torte. 😀

Nachdem wir dann gegen 22:30 Uhr (geplant war übrigens 18:00 Uhr) wieder in der Wohnung waren, kamen noch zwei weitere Französinnen, die in Nairobi arbeiten, dazu und wir ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Ein sehr schöner Tag ging zu Ende.

Am Sonntagmorgen wurde dann erstmal ausgeschlafen. Wir frühstückten gemeinsam, gingen noch ein wenig Einkaufen und in einen Bücherladen, bevor es für mich dann zurück nach Meru ging. Mit frischen Mandazi und einem überaus bequemen Sitz ließ sich die Fahrt – trotz der Enge und vieler Speed Bumps – doch ganz gut ertragen.

Nun bin ich wieder „Zuhause“ und freue mich auf die kommende Woche, in der auch die ersten Deutschprüfungen der Form 3 anstehen werden.

Kleine Anmerkung: Ihr habt euch wahrscheinlich gefragt, warum ich den Artikel erst jetzt veröffentliche. Seit Anfang Oktober hatte ich hier in der Schule kein Internet mehr. Aber nun funktioniert es wieder (mal mehr, mal weniger), sodass ich euch wieder auf dem Laufenden halten kann.

Liebe Grüße, eure Lara 🙂

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Fotos, Fotos, Fotos…

Nun, wie versprochen, ein paar Fotos von meiner Wohnung und dem Schulgelände:

Meine Wohnung und ein Teil meines Gartens!

Die Bananenpflanzen!

Mein Zimmer!

Der Weg von meinem Haus Richtung Schulgelände!

Der Blick aus der Lehrersiedlung Richtung Schulgelände!

Der Eingang zur Schule (hinter mir ist das Tor)!

Die große Halle für die Versammlung! Hier findet auch Aerobic statt!

Der Chemie-Raum!

Geradeaus wird gerade eine Bibliothek gebaut (das große weiße Gebäude)!

Die Tür zu den Schlafsälen der Mädels!

Die Müllverbrennung – leider wird hier vieles verbrannt, was ich nicht so gut finde!

Links das Haus ist ein Fachraum für Hauswirtschaft und geradeaus ein Fachraum für Naturwissenschaften!

Der Versammlungsplatz – hier versammeln sich die Schüler jeden Tag um 7:30 Uhr und um 17:30 Uhr. Sie singen und es werden Ankündigungen gemacht.

Der Blick vom Büro der Schulleiterin auf den Versammlungsplatz und die Bibliothek!

Die weißen Häuser im Hintergrund sind die Klassenräume der Schülerinnen. In einer Klasse sind zwischen 50 und 63 Schülerinnen.

Der Deutschraum!

So, das waren ein paar Fotos von meiner Wohnung und dem Schulgelände. Ich hoffe, ihr habt dadurch einen kleinen Einblick in die Schule bekommen!

Liebe Grüße,

eure Lara 🙂

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Mein Wochenende

Nachdem ich den Schülerinnen am Freitag im Nachmittagsunterricht anhand des geplanten Marktbesuches noch erklärt habe, was das Wort „Vorhaben“ bedeutet, war es um halb vier dann endlich so weit: Emmah, eine weitere Lehrerin (Emmahs beste Freundin) und ich packten unsere Sachen, tranken den letzten Chai-Tee aus und machten uns mit dem Taxi auf den Weg nach Meru.

Unser erster Stopp hieß „Nakumatt“. Der „Nakumatt“ ist ein internationaler Supermarkt, wo man wirklich alles kaufen kann: von Früchten, über Nutella (wenn auch recht teuer) bis hin zu verschiedener Kleidung, Elektrogeräten oder Kinderspielzeug. Dort habe ich mir bei dem super warmen Wetter dann erst einmal ein Eis gegönnt. Ich muss echt sagen, das deutsche Eis fehlt mir schon ein bisschen! 😀 Im Nakumatt findet man aber eher wenige Leute im Vergleich zu gewöhnlichen, kleineren Supermärkten, da dort alles doch etwas teurer ist.

Danach haben Emmah und Evelyn (die andere Lehrerin) mir das Post Office gezeigt. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich von dort auch mal den ein oder anderen Brief verschicken. Für die, die es interessiert: Ein Brief von Kenia nach Deutschland kostet normalerweise 105 KES, also umgerechnet etwa einen Euro, was ich echt günstig finde. Wenn man ihn eintragen lässt und somit Gewissheit hat, dass er auch ankommt, kostet das etwa 1,65€.

Wenige Zeit später erreichten wir eine sehr schmale, überdachte Gasse, wo Emmah und Evelyn einen Taschen- und Schuhladen ansteuerten. Nach einem netten Gespräch mit der Verkäuferin und einigem Hin-und Her kaufte sich Emmah dort eine schöne neue Tasche.

Und dann ging es weiter Richtung Markt. Schon von weitem konnte ich die vielen bunten Stände und die Menschenmassen sehen. Es war unglaublich beeindruckend. Aus allen Ecken kamen unterschiedliche Geräusche, es lief Musik, einige Leute tanzten, andere versuchten mit Autos und Boda Bodas durch die Menge zu fahren und wieder andere unterhielten sich mit Freunden oder erledigten den Wocheneinkauf. Kurzum, es war ein ziemliches Durcheinander, aber für mich war es ein tolles Erlebnis. Nachdem wir ein bisschen weiter gelaufen sind und den Flohmarkt hinter uns gelassen hatten, kamen wir dann zum Obst- und Gemüsemarkt. Dieser war zum Teil überdacht und es gab sehr viele Händler, die ihre Ware auf dem Boden ausgebreitet hatten. Von Tomaten, Ananas, Melonen, Zwiebeln, Paprika, Spinat und Bananen bis hin zu verschiedensten Nüssen, Kernen und Gewürzen war einfach alles zu finden. Es war echt erstaunlich und einige Früchte, die dort verkauft wurden, hatte ich zuvor noch nie gesehen. Mit zwei Wassermelonen, vier Ananas, einem guten Bund Bananen und vielen neuen Eindrücken in der Tasche verabschiedete ich mich schließlich vom Markt. Ich bin sicher, dass es – trotz der Menschenmassen und zahlreicher „Mzungu“-Rufe – nicht mein letzter Marktbesuch gewesen ist.

Emmah, Evelyn und ich ließen den Abend dann gemütlich in einem kleinen Hotelrestaurant ausklingen, wo sich die beiden einen Kaffee mit Samosas (mit Beef gefüllte Teigtaschen) bestellen. Ich trank einen frisch gepressten Ananassaft und aß Mandazi (die sind geschmacklich etwas mit den deutschen Quarkbällchen zu vergleichen).

Danach ging es im überfüllten Taxi wieder zurück zur Kaaga Girls‘ High School. Es war ein unglaublich schöner Tag mit vielen neuen Eindrücken!

Am Samstag habe ich dann endlich mal wieder ausgeschlafen, habe ausgiebig gefrühstückt und mich dann nochmal alleine auf den Weg nach Meru gemacht, um die Stadt weiter zu erkunden. Nachdem ich in unterschiedlichen Läden noch die ein oder andere Sache (zum Beispiel ein Springseil und Erdbeermarmelade) gekauft hatte, fragte ich mich unterwegs durch bis ich schließlich vor der „Kenya National Library“stand. Ich ging herein und fragte nach, ob es möglich ist, dort Bücher auszuleihen (da mein E-Book Reader ja leider auch gestohlen wurde). Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und ich bekam sogar eine kleine Führung durch die Bibliothek und anschließend einen Mitgliedsausweis, mit dem ich jetzt für sehr wenig Geld Bücher ausleihen kann. Schließlich habe ich in der Bibliothek sogar noch eine Lehrerin aus Kaaga getroffen, was sehr witzig war.

Danach machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause: meine erste eigene Taxifahrt. Hier in Meru ist es eher untypisch sich ein Taxi zu rufen, wie man es in Deutschland machen würde, denn Taxis zählen zu den ganz normalen Fortbewegungsmitteln und fahren überall in der Stadt rum. Jedes Mal, wenn ein Taxifahrer einen potentiellen Fahrgast auf der Straße sieht, wird gehupt und man muss das Taxi dann lediglich heranwinken und sich vergewissern, dass das eigene Ziel auf der Route des Fahrers liegt, denn alleine fahren die meisten Menschen nicht; das wäre viel teurer. So bezahlt man umgerechnet weniger als 50 Cent für die ca. 5km lange Strecke. Das klingt alles ganz einfach, aber es war für mich (als Leihe) gar nicht so leicht genau das Taxi heranzuwinken, in dem ich nicht alleine fahren würde, das zur Kaaga Schule fährt und zudem noch einen recht verkehrstüchtigen Eindruck auf mich macht. Aber letztendlich habe ich doch eins gefunden und dem freundlichen Fahrer sogar ein kleines bisschen Trinkgeld gegeben.

Zuhause angekommen, bemerkte ich im Garten zwei große Zelte, eine ganze Menge Stühle und Musikboxen. Die Tochter meiner Nachbarin hat ihren Uniabschluss geschafft und das wurde groß gefeiert. Auch alle Lehrer waren eingeladen. Es war sehr interessant! Zu Beginn gab es einige Reden und dann wurde das üppige Buffet eröffnet. Die Speisen hat man sich allerdings nicht selbst genommen, was dazu führte, dass ich nachher pappsatt den nächsten Reden zuhörte, die teils auf Englisch, Kiswahili und Kimeru, der lokalen Sprache, gehalten wurden. Anschließend wurde es dann etwas aktiver. Alle erhoben sich von ihren Plätzen, gingen nach vorne und es wurde gemeinsam im Kreis gesungen und getanzt. Die Graduentin (sagt man das so?) und ihre Eltern waren im Kreis, wie auch eine Frau, die die Vorsängerin übernahm. Es war mehr oder weniger ein Call and Response Gesang und klang echt gut, auch wenn ich von dem eigentlichen Text nichts verstand. Dann wurde unter tösendem Beifall der Kuchen angeschnitten und weiter getanzt und sich unterhalten.

Am Abend stand schließlich noch der Entertainment Abend in der Schule an. Dieser findet alle zwei Wochen am Samstagabend statt und die Schülerinnen haben die Möglichkeit, entweder einen Film zu schauen oder tanzen zu gehen. Einige haben stattdessen auch Kirchenlieder gesungen und „den Herrn gepriesen“, wie es mir eine Schülerin aus Form 4 erklärte. Und zwar so laut, dass man von dem (Horror-)Film kaum noch etwas verstehen konnte. Trotzdem hat es Spaß gemacht, gemeinsam mit so vielen Schülerinnen auf einem kleinen Fernsehbildschirm eine DVD zu schauen!

Wie man dem letzten Absatz oder auch meinem letzten Eintrag schon entnehmen kann, wird hier sehr viel Wert auf Religion gelegt. Auf dem Schulgelände gibt es immer wieder Schilder mit Aufschriften wie „Themen Lord is our strength“, sodass der Glaube auch im Alltag immer wieder präsent ist. Und am Sonntag gehen dann alle Schülerinnen zur „Church“. Während der Gottesdienst der Muslime und der protestantischen Christen in der Schule stattfindet, gehen die Katholiken herüber zur Meru School (die Jungenschule nebenan), um die Messe dort gemeinsam mit den Jungs zu feiern. So machte auch ich mich am frühen Sonntagmorgen mit einigen Schülerinnen aus Form 4 auf den Weg zur Meru School, wo ich einige irritierte Blicke der Jungs erntete. Kurze Zeit später erreichten wir die große Halle, in der die Messe stattfinden sollte. Sie war riesig. Die Meru School hat etwa 1200 Schüler, wovon aber auch nicht alle katholisch sind. In der Kirche sitzen die Schülerinnen und Schüler getrennt. Auf der linken Seite alle Mädchen aus Kaaga und der Chor, auf der rechten Seite alle Jungs der Meru School. Dazwischen mischten sich auch ein paar Grundschullehramt Studenten des Meru Teacher College’s (ihr merkt es schon, die Region ist ein Ausbildungszentrum). Die Messe war vom Ablauf her ähnlich wie unsere in Deutschland, mit dem Unterschied, dass jeder zur Kollekte nach vorne gegangen ist, anstatt einen Korb durchzureichen. Bei ca. 800 Menschen eine logistische Meisterleistung! 😀 Ein weiterer Unterschied ist, dass der Gesang sehr viel fröhlicher ist als in Deutschland und irgendwie Lebensfreude vermittelt. Es wird laut (und auswendig!) gesungen und dazu geklatscht und auch ein bisschen getanzt. Die Messe dauerte knapp zwei Stunden, die mir aber sehr kurz vorkamen. Im Anschluss an die Messe fand noch eine kleine „Tutorenernennung“ statt, da einige der vorherigen Gruppenleiter nun bald ihren Abschluss machen. Das war echt interessant!

Nach dem Gottesdienst ruhte ich mich erst einmal ein wenig aus und ging dann Richtung Schule zum Mittagessen. Auf dem Weg fing mich eine Deutschschülerin aus Form 4 ab und fragte mich, ob ich nicht nach dem Essen noch ein wenig die deutsche Aussprache mit ihr üben kann. So setzen wir uns in die Sonne und unterhielten uns gut zwei Stunden lang über Gott und die Welt. Ich erfuhr einige interessante Dinge über Kenia und das Schulsystem und erzählte ihr von Deutschland und auch vom Studium in Deutschland, da sie nach ihrem Abschluss gerne in Deutschland studieren möchte. Das war sehr schön!

Am Abend stand dann die Wäsche an. Ich wasche hier von Hand und diesmal auch mit kaltem Wasser, da ich Samstag gar kein Wasser und Sonntag dann nur Kaltes hatte. Aber was soll’s, mit der Geschichte des Sofa-Boda Boda’s (aus dem Eintrag: „Auf geht’s nach Meru!“) im Hinterkopf denke ich mir „Nichts ist unmöglich“ und fange an zu waschen. Es war doch recht anstrengend, aber schließlich war ich sehr froh, als ich alles fertig hatte. Zur Belohnung gönnte ich mir dann gemeinsam mit meinen „Mitbewohnern“ aus der Wohnung hinter mir eine der Wassermelonen vom Markt! Das war sehr lecker und ein toller Ausklang meines ereignisreichen Wochenendes!

Liebe Grüße,
eure Lara 🙂

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Vom Schulalltag in Meru

Nun sind meine ersten Tage in Meru, oder besser gesagt in der Kaaga Girls High School, auch schon wieder vorbei und ich möchte behaupten, einen kleinen aber feinen Einblick in das Schulleben hier bekommen zu haben. Und das unterscheidet sich doch in einigen Punkten von dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin.

Erst einmal ein paar allgemeine Sachen über die Schule. Es gibt etwa 950 Schüler, die in vier Jahrgangsstufen aufgeteilt sind, die hier „Form“ genannt werden. In Form eins sind die Schülerinnen meist 14 oder 15 Jahre alt und in Form vier schließlich 17 bis 18. Alle Schülerinnen tragen eine Schuluniform mit einem aufgenähtem Kleeblatt. Dieses hat – je nach Form – eine unterschiedliche Farbe.

Auf dem sehr schönen Schulgelände befinden sich die Klassenzimmer, verschiedene Fachräume für z.B. Biologie, Chemie, Physik und Hauswirtschaft, eine große Halle u.a. für die Versammlung, die hier jeden Dienstag stattfindet, eine Mensa und natürlich einige Büros und das Lehrerzimmer. Zudem gibt es einen Computerraum und einen Deutschraum, wo ich mich den Großteil meiner Zeit aufhalte.

Ich wohne in einer kleinen Wohnung auf dem Schulgelände, die ich ja im letzten Blogeintrag schon erwähnt habe. Mittlerweile hab ich mir diese auch schön mit Fotos und Flaggen eingerichtet und die kahlen Wände so – zumindest aus meinem Schlafzimmer – verbannt. Auch meine Küche hat Zuwachs bekommen. Es gibt dort jetzt ein mehr oder weniger reichhaltiges Angebot an Bananen, Toast, Honig, Eiern, Spaghetti, Reis und anderen Lebensmitteln, die ich zur Standardausrüstung zählen würde. Mit einem leckeren Spiegelei habe ich die Küche vorgestern dann auch eingeweiht. Mal sehen, was da noch so folgen wird. Vielleicht auch mal was traditionell kenianisches?

Ich weiß, dass einige von euch bestimmt auf Fotos warten. Ich bemühe mich, so bald wie möglich welche hochzuladen (was aber aufgrund des Nairobi-Zwischenfalls im Moment nicht so einfach ist). Aber die Bilder kommen, versprochen. 😉

So, und wie sieht nun mein Tag aus? Ich stehe morgens immer zwischen sechs und neun Uhr auf.  Zugegeben, ein ziemlich großer Zeitraum, der dadurch zustande kommt, dass jeder Tag für mich etwas anders ist. Dienstag ist morgens um sieben Uhr zum Beispiel Assembly (Versammlung), wo alle Schülerinnen zusammenkommen, singen (wunderschön!), beten und einige Lehrer und die Schulleiterin Ankündigungen machen. Ansonsten habe ich manchmal schon um acht Uhr Unterricht, an anderen Tagen aber auch erst um zehn. Unterricht – das bedeutet für mich eigentlich Assistenz. Ich bin bei Emmah (der super lieben Deutschlehrerin) im Unterricht und helfe, wo ich kann: bei Fragen, bei Ausspracheübungen, beim Anschreiben von Sätzen, aber auch bei der Vorbereitung oder im Anschluss beim Korrigieren von Klausuren oder Extraaufgaben. Das macht echt Spass und ich finde es toll, wenn ich den Schülerinnen, die meist sehr engagiert sind, ein wenig helfen kann. Vielleicht werde ich bald auch ein paar kleine Einheiten übernehmen können, mal sehen.

Zu meinen Aufgaben zählt ansonsten auch die (Mit-)Leitung einer Deutsch-AG, wo einige Themen aus dem Alltagsleben noch einmal aufgriffen werden. Das soll vor allem Spaß machen und den Schülern die Möglichkeit geben, sich noch einmal mit der Sprache auf freiere Art auseinanderzusetzen. Dazu kann ich aber bestimmt bald mehr berichten.

Am Dienstag war ich außerdem beim Aerobic. So ein bisschen Sport tat echt mal wieder gut und es war schön, dort nochmal andere Schüler kennen zu lernen. Zwar bin ich bis jetzt noch ein Kandidat für die letzte Reihe, aber das kann sich ja ändern, zumal das Angebot jeden Dienstag und Donnerstag stattfindet.

Auch kulinarisch habe ich hier schon einiges kennen gelernt. Von Süßkartoffeln über Avocado (ja, auch die war mir neu) bis hin zu wirklich traditionellen Speisen wie Ugali, Mandazi Chapati, Kidgeri oder Samosa. Ich denke, dass ich dazu demnächst mal einen eigenen Blogeintrag schreiben werde (dann auch mit Fotos), damit ihr mal einen Eindruck davon bekommt, was hier so auf den Teller kommt.

Am Abend habe ich meist viel Freizeit, da die Schüler bis in den späten Abend mit Aufgaben beschäftigt sind. Hier wird sehr viel Wert auf Disziplin und Religion gelegt. Außerdem gibt es Bestrafungen für Schüler, die zum Beispiel zur Versammlung zu spät kommen oder zu laut sind, aber so etwas scheint an kenianischen Sekundarschulen wohl verbreitet zu sein.

Trotzdem muss ich sagen, dass es mir hier bisher sehr gut gefällt. Die Schülerinnen und die LehrerInnen, die ich bisher getroffen habe, sind echt nett und ich fühle mich mit jedem Tag wohler hier.

Für das Wochenende habe ich mir vorgenommen, die Stadt mal ein wenig zu erkunden, da ich bisher nur bis Makutano (einem kleinen Ort vor Meru) gekommen bin. Aber ich muss sagen, dass mich dieser Ort echt begeistert hat. Die Atmosphäre war irgendwie „familiärer“ als in Nairobi und am Straßenrand standen Menschen mit aufgedrehten Musikboxen, während andere getanzt haben. Das war wirklich faszinierend, da ich mir so etwas in Deutschland nie vorstellen könnte! Außerdem hatte ich im Supermarkt ein paar interessante Begegnungen mit Kindern, die vermutlich vor mir noch nicht viele Weiße gesehen haben. Sie wollten meine Haut gerühren und haben mich irritiert angestarrt. Ein kleiner Junge war total begeistert, als ich ihm ein High Five gegeben habe. 😀

Von Makutano werde ich bald bestimmt auch mal das ein oder andere Foto hochladen.

Das waren meine erste Eindrücke von der Schule und Makutano und es werden sicherlich nicht die einzigen bleiben.

Für alle, die es bis hier geschafft haben gibt’s zum Schluss noch zwei kuriose Dinge, die mir in meiner ersten Zeit an der Schule aufgefallen sind: Zum einen werde ich hier von den meisten LehrerInnen „Lala“ oder „Olala“ genannt. Das liegt daran, dass die Menschen aus Meru Probleme haben, dass „r“ richtig auszusprechen. Es wird immer wieder viel gelacht, wenn sich mal wieder jemand an der richtigen Aussprache versucht.

Zum anderen bekomme ich auf ein „Good morning“ oder „Hello“ oft die Antwort „Thank you, I’m fine“. Auch diese Erklärung hängt mit Sprache zusammen, genauer gesagt mit der Sprache „Kiswahili“. Denn auf Kiswahili begrüßt man sich mit „Habari“, was genau übersetzt „Nachrichten“ heißt und worauf man zum Beispiel mit „nzuri tu“ („nur Gute“) antwortet.

So, das war es erst einmal wieder von mir. Ich sende euch liebe Grüße nach Deutschland bzw. in alle Welt (zu meinen Mitfreiwilligen) und freue mich über Fragen und Kommentare!

Eure Lara 🙂

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Teil 3/3: Auf geht’s nach Meru!

Zu allem Überfluss bin ich dann am Donnerstagabend auch noch krank geworden, hatte 39 Grad Fieber und mir war sehr übel. Somit verbrachte ich den Freitag größtenteils im Bett, versuchte viel zu schlafen und mich schnell zu erholen. Ich hatte wahrscheinlich „nur“ irgendetwas falsches gegessen oder getrunken, denn am Samstag ging es mir schon wieder deutlich besser. Und das bedeutete: Ich konnte gemeinsam mit den Schülerinnen und Emmah mit dem Matatu nach Meru fahren! Vom Hotelpersonal ließ ich mir zur Sicherheit noch eine Tüte mit auf den Weg geben, da ich vom berühmt-berüchtigten Fahrstil einiger Matatufahrer gehört hatte. Diese blieb aber zum Glück unbenutzt. 😀

Wir fuhren vom Hotel mit zwei Taxen zur Matatu-Haltestelle, wo eine Menge dieser Kleinbusse (meist mit neun bis zwölf Plätzen) standen. Viele sind sehr bunt und für mich als „Mzungu“ war es schwierig zu erkennen, welches Matatu wohin fährt. Aber zum Glück hatte ich ja Emmah und die Schülerinnen dabei und schon bald saß ich – mehr oder weniger ans Fenster gequetscht und mit meinem Rucksack zwischen den Beinen – im Matatu nach Meru. In diesem Moment erreichte meine Vorfreude auf Meru ihren Höhepunkt und ich war gerne bereit, die fünfstündige Fahrt auf mich zu nehmen, um endlich „anzukommen“. Denn auf das ewige „Aus-dem-Koffer-leben“ hatte ich gar keine Lust mehr.

Auf dem Weg erzählte mir Emmah immer mal wieder etwas über die Dörfer und Städte am Wegesrand, ich sah Kinder in einem Fluss spielen, mehrere Feuer am Straßenrand, Esel, Kühe, Ziegen, verschiedene Märkte und eine wunderschöne, recht hügelige Landschaft. Als uns ein Boda Boda Fahrer mit einem Sofa hinten auf dem Motorrad entgegenkam, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die Straße war auf dem gesamten Weg von Nairobi bis Meru sehr gut ausgebaut und es war eher die Fahrweise des Matatu-Fahrers als die Beschaffenheit der Straße, die für das Adrenalin sorgte. 😉

Überwältigt von Eindrücken schlief ich dann aber dennoch ein. Kurze Zeit später kamen wir dann in Meru an und nahmen alle zusammen ein Taxi zur Kaaga Girls High School. Das war ziemlich eng, aber auch echt lustig!

Dann waren wir da. Das Schulgelände, zumindest der Teil, den ich bisher gesehen habe, gefällt mir sehr gut. Ich wurde am Gate sehr herzlich Willkommen geheißen „Karibu Kenya, karibu Meru, karibu Kaaga Girls‘!“ und habe auch schon einige Lehrer kennen gelernt. Danach gab es etwas zu essen im Büro der Schulleiterin, die aber nicht da war. Anschließend zeigte Emmah mir noch den Deutschraum, wo alle Deutschstunden stattfinden und ich mich somit auch öfters aufhalten werde. Der Raum ist ganz schön eingerichtet und es gibt sogar ein paar Computer. Inwiefern das Internet funktioniert, weiß ich noch nicht. Mal sehen.

Nach dieser kleinen Einführung war ich dann aber auch sehr froh, wieder in meiner kleinen Wohnung zu sein und mich von dem anstrengenden Tag erholen zu können. Meine Wohnung besteht aus einem kleinen Zimmer mit zwei Betten (wovon ich eins zum Schlafen und eins als Sofa benutze), einem Bad und einer kleinen Küche mit einer Gaskochplatte. Sobald ich kann, werde ich auch ein paar Fotos hochladen. Die Wände sind noch sehr karg, aber ich tue mein Bestes, um ein bisschen Leben in mein Zimmer zu bekommen. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht gerade die Ordentlichste bin und mir dieses gewiss nicht schwer fallen wird! 😀

Nach meiner ersten Nacht in Meru fühle ich mich hier schon sehr wohl und freue mich auf das nächste halbe Jahr (und auf den Markt-Besuch gleich)!

Liebe Grüße,

eure Lara

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