Die Wohnung ist leer, der Kühlschrank ebenfalls. Wieder ein Abschied und damit der Beginn von etwas Neuem. Um elf Uhr, nach einem ausgiebigen Nudelauflauf Frühstück, machte ich mich gestärkt auf den Weg zum Jomo Kenyatta Airport. Natürlich viel zu früh, da mein Flug nach Daressalam schließlich erst um 15:25 Uhr gehen sollte. Aber wie auch immer, jedenfalls traf ich dort schon auf Jana, die aus Kampala angereist war und es blieb noch ein wenig Zeit für ein kleines Nickerchen. Die Flugzeit reichte gerade mal für einen kleinen Snack und einen flüchtigen Blick auf den Kilimanjaro und um 16:40 Uhr konnte ich schließlich auf die ersten Häuser von Daressalam hinunterblicken. Nicht mal 10 Minuten später hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen.
Am Flughafen trafen wir dann auf Lena (aus Ruanda) und warteten gemeinsam auf unser Visum. Dessen Vergabe erinnerte mich irgendwie ein wenig an das Austeilen von Klassenarbeiten, da ein Mitarbeiter des Airports alle paar Minuten mit einem Packen von Reisepässen in der Wartehalle erschien und die Namen der Reisenden – mal mehr, mal weniger verständlich – aufrief. Doch auch diese Hürde war bald geschafft, sodass wir uns den Weg zum Ausgang bahnten, wo Timo (aus Äthiopien) bereits auf uns wartete.
Kurze Zeit später hielt unser Taxi dann vor dem Safari Inn Hotel, dass, wie wir schnell feststellten, vor allem bei Backpackern sehr beliebt ist. Überrascht wurden wir nicht nur von den günstigen Preisen, sondern auch von der „Gratis-Sauna“ in unserem Zimmer. (Allerdings fiel uns erst 12 Tage später, als wir das gleiche Zimmer erneut bekamen, auf, dass etwas mit dem Ventilator nicht stimmte.. :D)
Nach einer angenehm kalten Dusche setzten wir uns schließlich in die „Lobby“ und warteten auf Jainaba (aus Malawi), die leider ein bisschen Pech mit ihren Flügen und dem Gepäck hatte und auf Ole (ein Weltwärts Freiwilliger aus Ruanda). Dieser war den ganzen Weg von Kigali mit dem Bus angereist, aber nicht alleine, sondern in Begleitung von „Kaiser Wilhelm“. Wir trauten unseren Augen kaum, als er uns seine kleine Ziege zeigte, die er auf einem Markt im Norden Tansanias gekauft hatte!
Am nächsten Morgen betraten wir – nach einem kleinem Einkauf – die Fähre nach Stonetown, wo wir auch Tobias, einen Mitbewohner von Jana, trafen. Ich hatte im Voraus nicht die besten Geschichten über die Überfahrt gehört und war demnach umso erleichterter, als wir uns in dem modernen Abteil niederließen und auch nach unserer Ankunft in Stonetown noch alle unsere Wertsachen hatten. In der Mittagshitze war es eine echte Qual mit dem ganzen Gepäck durch die Stadt zu „irren“, sodass wir froh waren, als wir endlich im Daladala saßen (quasi das tansanische Matatu, allerdings eher in Form eines LKWs mit Sitzbänken auf der Ladefläche). Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden und wir waren so geschafft, dass nach und nach jeder mal wegnickte.
Jambiani – ein kleines „schweizer“ Paradies
Und dann war es soweit. Nachdem wir aufgrund einer doppeldeutigen Wegbeschreibung das ein oder andere Mal an unserer ersten Unterkunft am Jambiani Beach vorbeigelaufen waren, fanden wir sie schließlich doch und wurden sehr freundlich von einem Schweizer begrüßt, der das Haus erst vor kurzem renoviert hatte und uns durch seine lustige Art in den nächsten Tagen noch das ein oder andere Mal zum Schmunzeln bringen sollte. (Vor allem mit seiner kleinen Katze Linda, die er aufgenommen hat.. Das „Linda, was machst du schon wieder für Sachen?“ im schweizer Akzent werde ich echt vermissen :D) Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls bezogen Jana, Jainaba und ich nur kurz das schön eingerichtete Zimmer, ehe wir uns auf den Weg zum Strand machten, der quasi unmittelbar vor der Haustür begann! Der Strand war wirklich traumhaft schön (wie im Reisekatalog!) und das Meer türkis und warm wie eine Badewanne. So ließ es sich leben! Der einzige Nachteil war, dass dieser Strandabschnitt sehr stark von Ebbe und Flut kontrolliert wurde und man zu bestimmten Zeiten schon mal eine ganze Strecke rauslaufen musste, um in einigermaßen tiefes Wasser zu kommen. Was für Luxusprobleme!
Anschließend gingen wir in das kleine (sehr traditionelle) Dorf, das direkt hinter unser Unterkunft begann, um dort ein paar Früchte für das Abendessen zu kaufen. Es war sehr schön, dass die Region – im Gegensatz zum Norden Sansibars – überhaupt nicht so touristisch überlaufen ist und man auch etwas vom Leben der Einheimischen auf Sansibar mitbekommen kann. Schnell fanden wir einen Dorfladen, der auch eine Menge Früchte im Angebot hatte. Auf dem Rückweg traf ich dann das erste Mal Manina, ein vierjähriges Mädchen aus dem Dorf, die mir ein paar Worte Kiswahili beibrachte. Am Strand verabschiedete ich mich schließlich von ihr, aber es sollte nicht unser letztes Aufeinandertreffen bleiben. Den Abend verbrachten wir entspannt in der Unterkunft, kochten zusammen und bekamen später auch noch Besuch von Lena, Timo und Ole, die sich eine andere Unterkunft teilten, sowie von den zwei Schwedinnen Astrid (Jana’s Mitbewohnerin in Kampala) und ihrer Freundin Sanna, die gemeinsam mit uns Weihnachten feiern wollten.
Und dann war auch schon der 24. Dezember! So wirklich glauben konnten wir es glaube ich alle nicht. Den Morgen verbrachte ich dann (wie auch sonst?!) im Meer und ging danach noch einmal alleine ins Dorf, um mir den kleinen Kleider- und Stoffladen noch einmal genauer anzusehen. Kaum war ich an den ersten Häusern vorbeigegangen, war auch schon Manina wieder an meiner Seite und ließ es sich nicht nehmen, mich bei der Auswahl der Stoffe zu beraten (mehr oder weniger mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Kiswahili, da sie keine andere Sprache sprach). Anschließend zeigte sie mir noch kurz, wo sie wohnt, und begleitete mich dann zurück bis zum Strand.
Gegen drei Uhr trafen wir uns dann mit den anderen bei uns zum gemeinsamen Kochen des Weihnachtsessens. Schon viele Wochen vorher stand der Plan, was es geben sollte und so machten sich die unterschiedlichen „Kochteams“ an die Arbeit. Auch die Kinder am Strand merkten, dass dort etwas vorbereitet wurde und schauten uns neugierig zu. Nach einer „Kinderdisco“, mit der wir die inzwischen fast 15 Kinder – tanzend – wieder zurück zum Strand und anschließend nach Hause schickten, war es endlich so weit. Ein großer Holztisch wurde nach draußen auf den Strand gestellt und in gemütlicher Kerzenatmosphäre wurde der erste Gang serviert: eine Kartoffel-Karotten-Suppe, gefolgt von einem erfrischendem Couscous-Salat. Das Hauptgericht war ein Gemüsecurry mit Reis und anschließend kamen noch Bananenmuffins und Bratäpfel mit Eis auf den Tisch! Ein unglaublich leckeres und üppiges Essen, dass zumindest ein bisschen das traditionelle und immer wieder gute Weihnachtsessen bei Oma vertreten konnte.
Nach dem Essen wurde schließlich noch gewichtelt, was mal wieder sehr lustig und schön war! Auf die Weihnachtsmusik währenddessen haben wir allerdings bewusst verzichtet, man muss es ja nicht gleich übertreiben mit Weihnachtsstimmung!
Stattdessen legten wir uns an den Strand und beobachten den wunderschönen klaren Sternenhimmel, als uns auf einmal die bunten Lichter im Süden auffielen: eine Weihnachtsparty! Spontan machten wir uns auf den – nicht immer ganz einfachen – Weg am Strand entlang und erreichten dann ein kleines Hotel, wo die Party stattfand. Dort wurde Weihnachten dann noch einmal ganz anders „gefeiert“!
Dementsprechend schliefen wir am 25. Dezember erst einmal ein bisschen aus und verbrachten den Tag eher ruhiger am Strand, lasen ein wenig und gingen am Meer entlang spazieren. Am Nachmittag kam Lena zum wohl „traditionellen Resteessen“ vorbei, wobei wir alle ziemlich überrascht waren, dass gar nicht mal so viel übergeblieben war. Beim Abendessen brachten uns die Schwedinnen dann noch bei, was „turtle poo“ in Gebärdensprache bedeutet. Gut zu wissen, wer weiß, wann man das noch einmal braucht! Am Abend wurde dann vor unserer Unterkunft noch ein Lagerfeuer gemacht, was trotz 2-Lied-Dauerschleife echt ganz gemütlich war!
Am 26. Dezember war dann schon wieder packen angesagt. Die nächsten drei Nächte wollten wir in Bwejuu, einem Strand etwas weiter nördlich, verbringen.
Bwejuu – Reggae, Beach und Pool
Gegen Nachmittag trudelten nach und nach alle (Jana, Jainaba, Timo, Lena, Ole, Tobias, Astrid, Sanna und ein weiterer Schwede namens Oskar) in „Mustafas Place“ ein. Begrüßt wurden wir von Reggaemusik, einem kreativen Weihnachtsbaum aus Kronkorken und einigen Bildern von Bob Marley. Die wirkliche Überraschung war allerdings ein schöner Pool, der natürlich auch direkt ausgestestet wurde! Anschließend lief ich ein bisschen den Strand hoch und runter, um mal ein bischen die „Essenslage“ an diesem noch weniger touristischem Strand auszuchecken. Nur wenige Minuten von „Mustafas Place“ gab es ein ganz nettes Restaurant, das wir am Abend auch direkt austesten wollten. Nichtsahnend setzen wir uns also zu zehnt in das kleine Lokal. Wie konnten wir auch wissen, dass die kleine Küche nur über zwei Kochplatten verfügt und zudem noch zwei Familien (angeblich) vor uns bestellt hatten. Nach 2,5 Stunden wurde schließlich das erste Essen serviert. Besser spät als nie! Und es war auch wirklich lecker! An die „Pole Pole“ (Langsam) – Mentalität, die auf Sansibar wohl besonders verbreitet ist, werde ich mich wohl gewöhnen müssen…
Der nächste Tag begann für den größten Teil der Gruppe eher entspannt, während Jana und Jainaba zum Tauchen rausfuhren und Astrid und Sanna die beiden mit Schnorchelausrüstung begleiteten. Wir ließen es uns stattdessen erst im Pool und anschließend auf der Terasse (beim Versuch, Doppelkopf zu spielen) gut gehen. Später stieß dann auch noch Lennart (ein Mitbewohner von Ole) dazu, der kurz vor Weihnachten den Kilimanjaro bestiegen hatte. Seine Erzählungen waren schon echt beeindruckend! Später nutzten wir die Zeit, um uns mit leckeren Pommes zu stärken und noch ein wenig Frisbee zu spielen. Am Abend gingen wir dann gemeinsam zu einer kleinen Bude am Strand, wo mir ein paar Locals am Vortag ein gutes Angebot fürs Abendessen gemacht hatten. Da es in dem Sinne kein wirkliches Restaurant war, hätten wir uns eigentlich anmelden sollen. Dennoch wurden wir freundlich empfangen und während wir uns noch ein wenig an den Strand setzten und den Sonnenuntergang genossen, wurde über dem Feuer für alle Gemüse und Reis gekocht. Außerdem besorgten die freundlichen Locals für uns alle noch ein bisschen Bier. Im Kerzenschein ließen wir es uns schließlich schmecken. Es war super lecker, auch wenn wir die Besitzer der Bude doch ordentlich überrascht hatten. Wir bedankten uns herzlich und gingen zurück zu Mustafas Place, wo wir den Abend gemütlich mit Juice auf der Terasse und am Pool verbrachten.
Am nächsten Tag ging’s dann für Lena, Timo, Ole und mich zur Blauen Lagune zum Schnorcheln. Begleitet von traditioneller Musik (die der kenianischen übrigens sehr ähnlich ist) wurden wir zum Strand gefahren, wo wir in ein Dhow-Boot stiegen und – durch Muskelkraft angetrieben – zum Riff rausfuhren. Nach kleinen anfänglichen Problemen (mein Schnorchel war abgebrochen) war es umso schöner. Das Riff war echt groß und es gab eine Menge bunter Fische und Korallen zu sehen! Nach etwa einer Stunde trafen wir uns alle wieder am Boot und kehrten – diesmal segelnd – wieder zum Strand zurück. Anschließend gönnten wir uns einen gegrillten Tintenfisch und fuhren dann im Daladala wieder zurück nach Bwejuu. Leider hatten Ole und ich keine Schuhe dabei, was ich bei diesen Temperaturen wirklich keinem empfehlen kann. Da bekommt das Spiel „Der Boden ist brennende Lava“ auf einmal eine ganz andere Bedeutung! Aua!
„Zuhause“ wurde dann erst einmal ein wenig im Pool und/oder Meer entspannt. Danach hieß es „Partytime“! In Paje sollte eine große Party stattfinden. Also liefen wir gemeinsam am Strand bis dorthin, wo wir auch auf zwei nette Australier trafen, die Lennart auf seiner Kili-Tour kennen gelernt hatte. Wir aßen am Strand zu Abend (der beste Fischburger, den ich je gegessen hab!) und gingen dann zur Party. Barfuß im Sand zu tanzen hat schon etwas ganz Besonderes (auch wenn es auf Dauer etwas anstrengend ist)! Alles in allem war es ein wirklich schöner Abend!
Wie die Zeit rennt! Schon wieder hieß es Sachen packen! Sind wir nicht gerade erst gestern angekommen?! Doch anstatt direkt nach Zanzibar Town zu fahren, schaute ich mir mit Tobias und Timo noch den Jozani Forrest an, der etwa auf der Hälfte der Strecke lag. Im Eintrittspreis war bereits ein – mal mehr, mal weniger – motivierter Guide enthalten, der uns dennoch einige interessante Dinge über den Regenwald und seine Pflanzen und Tiere erzählen konnte. Besondere Highlights waren die – etwas anderen – Apfelbäume, ganze Affenfamilien und ein Mangrovenwald mit vielen kleinen Krabben. Am Ende waren wir uns einig, dass sich der Zwischenstopp auf jeden Fall gelohnt hat!
Stonetown – von engen Gassen, Streetfood, alten Türen und unzähligen Katzen
Nach einer Kokosnuss und einem Bündel Mini-Bananen als Mittagssnack fuhren wir schließlich nach Zanzibar Town, in die Hauptstadt Sansibars, dessen historisches Zentrum „Stonetown“ übrigens seit 2000 zum UNESO-Weltkulturerbe gehört. Dort begann für Timo und mich die kräftezehrende Suche nach einer Unterkunft, die durch die inzwischen wieder prall scheinende Sonne (im Regenwald hatte es dem Namen zur Ehre geregnet :D) nicht gerade einfacher gemacht wurde. Nach einer ganzen Weile und mehreren Zwischenstopps fanden wir schließlich die preiswerte „Manch Logde Vuga“, wo zum Glück noch zwei Betten in einem Vierer-Dorm frei waren. Diese Unterkunft kann ich übrigens allen, die vorhaben, Sansibar zu besuchen, echt empfehlen. So kurz vor Silvester, in der Hauptsaison, noch spontan eine günstige Bleibe finden zu wollen, war hingegen nicht so die beste Idee.. Aber was soll’s, es hat ja geklappt!
Nach einer erfrischenden kalten Dusche, trafen wir Jana, Jainaba, Tobias und Lisa aus Ruanda, die inzwischen auch noch zu uns gestoßen ist, in der Stadt wieder und gingen gemeinsam zum „Lookmaan“, einem Restaurant im Kantinen-Stil, wo man sehr günstig und gut essen und dazu noch eine Menge leckere Säfte trinken konnte. Dementsprechend sollte es nicht unser letzter Besuch dort bleiben. Als wir uns einige Zeit später wieder auf den Weg zurück zum Hostel machen wollten, fiel uns auf, dass es ja eigentlich ganz gut gewesen wäre, sich dessen Namen zu merken. Noch dazu wurde uns jetzt erstmal wirklich bewusst, wie verzweigt Stonetown ist. In den kleinen Gassen, die rechts und links von stets ähnlichen hohen Häusern begrenzt werden, ist es fast unmöglich, die Orientierung zu behalten. So begann eine kleine – von tausenden Katzenaugen begleitete – Odysee, die uns schlussendlich aber doch zum Ziel führte. Wie heißt es doch so schön: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis!“ Auf unserem Weg kamen wir übrigens nicht nur an unzähligen Katzen vorbei, sondern sahen auch eine Menge alter, handgeschnitzter Holztüren, die früher sehr typisch für die Region waren. Darüber hinaus erstaunte mich die Tatsache, dass manche Häuser hier doch tatsächlich auch Hausnummern besitzen – ein Phänomen, das mir in Kenia noch nirgends begegnet ist!
Am 30. Dezember stand morgens eine kleine Stadttour an. Wir trafen Lena und Lennart wieder und schlenderten zunächst als große Gruppe ein bisschen durch die Gassen und stöberten durch die unzähligen Souvenirläden. Mit der Zeit verloren wir uns aber ein bisschen aus den Augen und gingen in Kleingruppen weiter. Lena und ich sahen uns schließlich noch die Slave Chambers an. Die Sklaverei war vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in Ostafrika sehr verbreitet. Viele Sklaven wurden aus verschiedenen ostafrikanischen Ländern nach Sansibar gebracht und dort auf dem Sklavenmarkt zum Beispiel nach Asien verkauft. Vorher waren sie jedoch etwa drei Tage in den sogenannten „Slave Chambers“ eingesperrt. Diese Kammern kann man in Stonetown mit einem Guide besichtigen. Es war echt erschreckend, die Räume für etwa fünfzig Sklaven zu sehen, in denen wir schon zu viert kaum Luft bekamen, obwohl nachträglich noch ein weiteres Fenster hinzugefügt wurde. Kein Wunder, dass viele Sklaven dort erstickten oder Krankheiten erlagen (als Toilette diente lediglich ein Loch im Boden). Außerdem besichtigten wir ein Denkmal und eine Cathedrale, die von dem Bischof Edward Steere, einem „Freund der Sklaven“, an dem Ort errichtet worden war, wo die Peitsche die starken von den schwachen Sklaven getrennt hatte. Bischof Edward Steere kaufte viele Sklaven und schenkte ihnen die Freiheit zurück. Dann verabschiedeten wir uns von unserem Guide und sahen uns noch eine Ausstellung zu diesem Thema an.
Nachdem wir die anderen im Lookmaan wiedergetroffen hatten, machten wir uns gestärkt auf den Weg zur Prison Island. Die Überfahrt mit dem Boot dauerte etwa zwanzig Minuten und hatte irgendwie etwas Magisches. Als die „Remember“ das Ufer der kleinen Insel erreichte, eröffnete sich uns der Blick auf einen wunderschönen Strand. Doch bevor wir uns dort entspannten, wollten wir uns noch die Riesenschildkröten ansehen, die 1919 dort angesiedelt wurden. Inzwischen sind es bestimmt hundert Tiere, einige fast 200 Jahre alt. Vor allem die ganz jungen Schildkröten waren wirklich süß! Als wir genug gesehen hatten, kühlten wir uns im Wasser ein wenig ab und legten uns dann an den Strand. So lässt es sich leben! Anschließend ging es auf der „Remember“ wieder zurück zur Hauptinsel, wo wir in einem indischen Restaurant zu Abend aßen. Quasi als „Nachtisch“ besuchten wir danach den bekannten „Foodmarket“, wo ich mir einen Zuckerrohrsaft und die traditionelle „Zanzibar Pizza“ mit Nutella und Bananen gönnte. Wahrscheinlich ein unterbewusster Versuch, den inneren Wunsch nach einem Weihnachtsmarkt-Crepe irgendwie zu kompensieren. Ein voller Erfolg! Auf die Kalorien von „Pizza“ und Saft möchte ich an dieser Stelle lieber nicht eingehen!
An Silvester ging es für uns dann dahin, wo der Pfeffer wächst, oder besser gesagt: zu einer Gewürzplantage. Schließlich ist Sansibar sehr bekannt für seine Vielfalt an Gewürzen. Um kurz nach neun holte uns ein Taxi in Stonetown ab und brachte uns zu einer Plantage im Inneren der Insel. Dort wurden wir freundlich empfangen und bekamen jeder eine Blätter-Tüte in die Hand gedrückt. Im Laufe des Rundgangs füllte sich diese mit immer mehr Gewürzen, die wir erschmecken, erriechen und/oder ertasten konnten. Außerdem erfuhren wir, wofür die unterschiedlichen Gewürze – Zimt, Koriander, Pfeffer, Vanille, Zitronengras, Nelken, Muskatnuss, Ingwer, Chili, um nur einmal ein paar zu nennen – gebraucht werden. Oft können auch verschiedene Teile der Pflanzen unterschiedliche Funktionen erfüllen und alles ist für irgendetwas gut oder eben nicht gut. So erfuhren wir z.B. von einer Pflanze, dessen Wurzeln junge Frauen zur illegalen Abtreibung benutzen. Neben den Gewürzen waren auch eine Menge Früchte auf der Plantage zu finden, wie beispielsweise Guaven, Kokosnüsse, Pampelmusen oder Jackfruits. Im Anschluss wurden uns Kronen aus gewebten Bananenblättern geschenkt (vielleicht ein bisschen touristisch, aber ganz witzig) und es gab eine kleine Kostprobe der frischen Früchte. Auf einem Tisch lagen außerdem noch zahlreiche Gewürze zum Verkauf aus. Ein sehr interessanter Ausflug!
Wenig später wurden wir wieder vom Taxi abgeholt und zu einer Bucht im Norden gebracht, wo wir den Nachmittag verbrachten. Fazit: Ganz nett, aber nicht mit den Stränden in Jambiani und Bwejuu zu vergleichen! Und dann hieß es: Ein letztes Mal zu Abend essen im Jahr 2016. Dieses Jahr mal ein etwas anderes Silvesteressen. Wer braucht schon Raclette oder Haxe, wenn es auch ein frischer Mango-Lemon-Lassie und ein leckerer Burger tut? Gut gestärkt (und mehr oder weniger aus dem Restaurant vertrieben, da hier – auch an Silvester – viele Restaurants schon um 22 Uhr dicht machen) schlenderten wir also am Meer entlang erneut zum Food Market, wo ich diesmal allerdings auf die „Zanzibar Pizza“ verzichtete; der Burger war wirklich sättigend gewesen!
Und dann ging es weiter zum „Floating Restaurant“, einer Bar, die auf Holzstelzen bis ins Meer reingebaut ist. Dort wollten wir gemeinsam den Jahreswechsel feiern. Wir bestellten uns einen Cocktail und warteten auf den Countdown, der allerdings 2-3 Minuten zu früh gestartet wurde. Ich schob es auf eine falsch gestellte Uhr, war aber umso überraschter, als mir meine Schwester, die Silvester in Malindi (an der kenianischen Küste) gefeiert hatte, zwei Tage später auch von einem verfrühten Countdown berichtete. Wie auch immer. Jedenfalls starteten wir kurze Zeit später – gemeinsam mit ein paar Franzosen am Nachbartisch, die auch gemerkt hatten, dass da etwas nicht stimmte – unseren eigenen Countdown ins neue Jahr 2017!
An dieser Stelle wünsche ich euch allen ein frohes, gesegnetes und erfolgreiches neues Jahr und ganz viel Glück und Gesundheit für 2017!
Für uns startete das neue Jahr dann auf der Tanzfläche mit Blick auf’s Meer. Auch wenn die Musik nicht so ganz unserem Geschmack entsprach, war es eine unglaublich schöne Atmosphäre. Später verließen wir das „Floating Restaurant“ und liefen am Strand entlang, wo uns eine Strandbar mit Lagerfeuer ins Auge fiel. Auch hier verbrachten wir noch einige Zeit, bevor wir uns dann auf den Weg nach Hause machten und schnell einschliefen. Dieser Abend hat mir gezeigt: Auch ein Silvester ohne Feuerwerk und in einer etwas anderen Umgebung hat eindeutig etwas zu bieten!
Erst als wir am Neujahrsmorgen gemeinsam beim Frühstück im Coffee House saßen und ich meinen Crepe mit Zwiebeln und Rührei genoss, wurde mir langsam bewusst, dass die Zeit auf Sansibar nun schon wieder fast vorbei ist. Schon kurz darauf nahmen wir unser Gepäck und machten uns auf den Weg zur Fähre.
In Daressalam angekommen, bezogen wir wieder das Safari Inn Hotel, ruhten uns etwas aus und machten dann noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt. Kurz vor Ende der Öffnungszeit konnten wir so auch noch einen Blick ins Nationalmuseum werfen. Im Vergleich zu dem in Nairobi war die Ausstellung allerdings echt enttäuschend. Es gab sehr schöne Räumlichkeiten, die meiner Meinung nach allerdings viel zu wenig genutzt werden. Auch eine richtige Struktur war nicht wirklich vorhanden. Einen ganzen Tag kann man hier (im Gegensatz zu dem in Nairobi) nicht verbringen. Trotz allem habe ich noch ein paar interessante Dinge über die Geschichte Tansanias gelernt, sodass es doch keine verschwendete Zeit war. Hier gibt’s Potential nach oben!
Nach einem guten Abendessen im Chef’s Pride in Daressalam, verbrachten wir einen entspannten letzten Abend in der größten Stadt Tansanias (die übrigens nicht die Hauptstadt ist) und gingen früh schlafen.
Und am nächsten Morgen saß ich auch schon im Flieger zurück nach Kenia, wo ich von einem – wie ich finde – angenehmen, nicht ganz so schwülen Klima empfangen wurde. Zurück in meiner ostafrikanischen Heimat! Ich blicke auf einen wunderschönen Urlaub zurück und möchte mich bei allen bedanken, die diese Zeit für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht haben! Ein ganz lieber Dank geht natürlich auch an Jana für die tollen Fotos!
Fröhliche „Nicht-mehr-ganz“-Neujahrsgrüße aus dem sonnigen Kenia!
Eure Lara
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