Ventspils: Vom Ostseewind zum Ostseeparadies

„The Sea, once it casts its spell, holds one in its net of wonder forever.“ (Jacques Cousteau)

 

10777_565190653581521_3644765559204168822_nEin kleiner Ort am Meer, kaum mehr als ein verschlafenes Nest. Entflohen dem morgendlichen Nebel, den Lichtern, den Geräuschen der großen Stadt. Entflohen dem eben noch gelobten Alltag, ohne Vorstellungen, ohne Vorbereitungen – planlos gestolpert mitten hinein ins Paradies. Es ist ein bestimmtes Gefühl, welches allein diese Tage am Meer, dieses Leben an der See zu beschreiben vermag: Freiheit. Es trifft mitten ins Herz, geht durch alle Glieder, ist zu fühlen bis in die Zehenspitzen.

1374263_565190686914851_2866339476295747463_nKaum angekommen in diesem kleinen Ort, diesem neuen Zufluchtsort im noch immer fremden Land, kannst du sie spüren: die magische Anziehungskraft des Meeres. Es ist nicht zu sehen, nicht zu hören und doch so präsent. Jeder Atemzug verjagt die Zweifel, vielleicht die falsche Ausfahrt genommen zu haben. Es braucht keine Karte, keine Fragen, keine Schilder, es braucht nur dich, deine Füße und dein Gefühl. Jeder Schritt verjagt die Zweifel, vielleicht den falschen Weg zu gehen. Verjagt die Zweifel, vielleicht die falsche Entscheidung getroffen zu haben.

1959876_565190736914846_423213854388143558_nSchritt um Schritt dem Ungewiss entgegen. Schier endlose Wege, unendlich viele Abzweigungen – doch plötzlich kannst du es hören. Hörst das Rauschen über der Musik in deinen Ohren. Schaltest die Musik aus, denn du brauchst sie nicht mehr – dieserorts hat das Leben seine eigene Musik. Folgst dem Rauschen, deine Schritte werden schneller. Der Weg führt dich den Hügel hinauf, eine letzte kleine Anstrengung, für die du sofort belohnt wirst: Schier unendliche Weite tut sich auf vor deinen Augen. Das Rauschen des Meeres ist wie ein Flüstern, wie ein Versprechen: Alles ist gut. Alles wird gut. Alles wird besser.

10676265_565190556914864_4177596057596779035_nDas Flüstern lockt dich immer und immer näher an die schäumende Brandung heran. Du siehst, du atmest, du staunst, du kannst dich nicht satt sehen an den doch immer gleichen Mustern der Wellen. Du müsstest dich langweilen, müsstest ungeduldig werden. Doch du bist den Uhren der Stadt längst davongelaufen, hier hast du Zeit. Du setzt dich, blickst auf das Meer. Es ist ähnlich dem Blick in die Sterne, du fühlst dich auf einmal ganz klein und unwichtig und doch ist alles von Bedeutung. Das Leben ist scharf gestellt, die Gegenwart zieht dich in ihren Bann. Auf einmal wird dir klar: Egal, was da kommen mag mit den Wellen, du bist bereit. Bereit und lebendig.

10671465_565190703581516_5486556994682758083_nHintergrund: Ich war eingeladen, in Ventspils an der lettischen Ostseeküste an den Baltischen Germanistentagen teilzunehmen. Natürlich bin ich keine Germanistin, doch das Thema der Tagung hatte unter anderem mit politischer Kommunikation zu tun – also durchaus auch etwas für mich als Politikwissenschaftlerin. Was soll ich sagen, es hat sich gelohnt! Inhaltlich sowieso, doch der Ort allein ist ein Traum – ich liebe das Meer, wie vielleicht schon angeklungen ist ;). Abends stand dann noch die Eröffnung der Berlinale in Riga an, was ebenfalls eine tolle Veranstaltung war – das Kino alt und wunderschön, der Film schwere Kost aber dennoch oder gerade deswegen gut, die Veranstaltung selbst interessant. Perfekter Start ins Wochenende, ich bin einmal mehr voller Dankbarkeit für die Chance, hier sein und das alles erleben zu dürfen!

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