Von Karaoke, Fitness und dem alltäglichen Wahnsinn

Alltag. Alltag bedeutet nicht, dass man jeden Tag exakt das Gleiche erlebt oder dass kein Tag sich vom anderen unterscheidet. Alltag bedeutet, dass die Tage eine gewisse Struktur haben oder dass das Leben in etwas ruhigeren Bahnen verläuft. Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss dieser Tage – könnte man meinen, wenn man das so liest. Manchmal meine ich das auch selbst, nämlich dann, wenn ich mich in Riga Zuhause fühle, dann, wenn ich ganz normale Pläne für die kommenden Tage habe und keine Ausflüge anstehen. Alltag, das war für mich immer der Schrecken an sich, ein Synonym für Langeweile und Stillstand. Langsam merke ich aber, dass es so eben nicht ist, nicht sein muss. Alltag ist ein Gefühl, manchmal auch nur ein Moment.

Feierabend!

Feierabend!

Wenn ich mich nach der Arbeit zum Essen mit Sophie treffe, dann ist das irgendwie Alltag, obwohl wir das natürlich nicht jeden Tag tun. Und langweilig ist es auch nicht. Nur kehrt einfach langsam Ruhe ein und vielleicht fühlt es sich für mich so an, weil ich nun keine Studentin mehr bin. Weil ich plötzlich geregelte Tagesabläufe habe – und zwar dauerhaft, nicht so, wie in einem normalen 3-Monatspraktikum. Vielleicht ist es doch gar nicht so erschreckend, mal für eine Weile irgendwo anzukommen, denn überraschenderweise fühlt es sich ganz gut an. Was natürlich nichts daran ändert, dass mein Abenteuergeist sich nach neuen Erlebnissen und Orten sehnt und ich daher mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen nach einem Jahr nach Deutschland zurückkehren will (oder wo immer die Winde mich dann hintreiben ;).

In diesem Sinne ging es am Wochenende dann auch mit meiner neuen Mitbewohnerin in die Altstadt, Pubs erkunden. Sie lebt schon länger hier und wusste daher viel besser als ich, wohin man so gehen kann – ein Glück! Ich meine, ich singe schon ganz gerne mal. Alleine, für mich, ohne Publikum, denn ich bin wirklich nicht sonderlich talentiert. Karaoke habe ich bisher erst ein einziges Mal gesungen, nämlich – wenn man mal von Singstar absieht – in einem Irish Pub in Kiel. Es war also dringend an der Zeit, diese Erfahrung zu wiederholen und erst im Morgengrauen den Heimweg anzutreten ;).

Der Beweis!

Der Beweis!

Um meinem Leben hier dann aber doch wieder etwas mehr Seriösität zu verleihen, habe ich mich tatsächlich im Fitnessstudio angemeldet. Ich kann es selbst kaum glauben, war ich doch immer diejenige, die nicht verstehen konnte, warum die Menschen auf einmal keine Zeit mehr für Freunde haben, weil sie dringend zum Sport müssen. Ich werde versuchen, das alles etwas lockerer zu sehen, will aber nun auch regelmäßig hingehen. Bisher klappt das ganz gut und ich kann daher feierlich verkünden, dass ich schon ein wenig stolz bin. Aber warten wir ab, wie sich die Dinge hier entwickeln – mein Alltagsgefühl wird in jedem Fall in regelmäßigen Abständen vertrieben, denn um mich herum passiert dann doch relativ viel. Sei es die Berlinale in Riga, ein Ausflug nach Ventspils ans Meer oder mein Zwischenseminar auf einer Fähre irgendwo zwischen Tallinn und Stockholm – es wird genug passieren, um auch den Alltag zwischendurch wertschätzen zu können, da bin ich mir sicher.

2 Gedanken zu „Von Karaoke, Fitness und dem alltäglichen Wahnsinn

  1. Du und Fitness, man glaubt es echt kaum xD Kann mich nicht entsinnen, dass Du jemals Sport getrieben hast?! xD

    • Das kann ich so nicht stehen lassen: Matjeslauf 2008! Und jeden zweiten Tag Inline skaten! Vielleicht kein ernstzunehmender Sport, aber doch nicht völlig unsportlich! 😉

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