„Vilnius, es liegt nicht an dir, es liegt an Riga!“

Vergangene Woche war mein Freund (/Verlobter/ bester Freund) Tarik zu Besuch. Da es allerdings fast in einer Tour geregnet hat, haben wir nicht wirklich viel unternommen und uns die Zeit eher mit dem Backen hamburgischer Franzbrötchen vertrieben. Ich glaube, es ist das erste Mal nach 7 Jahren, dass ich mal wieder etwas gebacken habe – seid also stolz ;).

Wo geht's hier zur Altstadt?

Wo geht’s hier zur Altstadt?

Am Wochenende, nachdem er wieder nach Deutschland zurück geflogen ist, hieß es allerdings: Raus aus den Federn, Winterschlaf abschütteln, warme Klamotten anziehen und auf nach Litauen! Eigentlich war ein Ausflug ins lettische Sigulda angedacht, ein kurzes Ausbrechen aus der Enge der Stadt und auf in die Natur. Am Tag zuvor aber haben Sophie und ich uns spontan umentschieden: Wir sind zwar ein ganzes Jahr hier, aber warum nicht auch jetzt schon die Nachbarländer erkunden?!

Burg

Burg

Also haben wir uns um 8 Uhr morgens aufgemacht zum Busbahnhof, auf Anhieb unseren Bus gefunden und uns pünktlich auf den Weg in die litauische Hauptstadt Vilnius gemacht. Ohne große Vorbereitungen, also stand auch die Lektüre des Wikipedia-Artikels über Vilnius noch während der Fahrt an. Wusstet ihr, dass die Altstädte aller drei baltischen Hauptstädte zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören?

Altstadt

Altstadt

Schon nach einer Stunde passierten wir die Grenze zwischen Lettland und Litauen. Wieder einmal bin ich voll des Lobes für die Europäische Union und das Konzept „Schengenraum“. Statt stundenlang an der Grenze zu stehen, Pässe herauszusuchen und um Einlass zu bitten, bemerkte ich den Grenzübertritt an einer SMS meines Mobilfunkanbieters: „Hei, Tu tagad izmanto Bite Lietuva tiklu!“ – Was auch immer…

Nach weiteren drei Stunden waren wir in Vilnius angekommen. Erste Amtshandlung: Toilette! Dachten wir. Denn mit Euro ließ sich hier nicht bezahlen – in Litauen zahlt man noch mit Lita, die Euro-Einführung ist für 2015 geplant. Also mussten wir doch Schlange stehen, und zwar in der Wechselstube. Nur: Wie viel Geld braucht man wohl? Ist Vilnius eher teuer oder eher günstig? Ich hatte keine Ahnung und wechselte großspurig 50€. Erhalten habe ich dafür um die 170 Lita, eine Summe, die sich merkwürdig anfühlte.

Eingang zur Kathedrale

Eingang zur Kathedrale

Ohne Stadtplan oder auch nur eine Ahnung der Stadt liefen wir einfach mal drauf los – und natürlich prompt in die falsche Richtung. Bis wir nach einigem Herumirren schließlich die Altstadt fanden, vergingen rund 45 Minuten. Nur noch 8 Stunden und 15 Minuten, bis es mit dem Bus zurück ins geliebte Riga gehen sollte. Und da hätten wir auch schon das erste Problem: Ich liebe Riga. Vilnius ist anders als Riga. Sehr anders.

Riga ist architektonisch eher durch den Jugendstil geprägt, zudem gilt Lettland insgesamt eher wenig von Religion geprägt. Vilnius hingegen ist architektonisch eher durch Barock, Gotik und Renaissance geprägt, zudem gilt Litauen als eher katholisch geprägt. Das klingt relativ abstrakt, aber lasst euch gesagt sein: Der Unterschied zwischen beiden Städten ist auffällig. Um nicht zu sagen, eklatant. Beide Städte sind schön, ehrlich. Nur mir persönlich gefällt Riga einfach mehr. Es ist heller, freundlicher, wirkt offener. Vilnius wirkte auf mich vor allem dank des Baustils und der vielen großen und teils dunklen Kirchen erdrückend und düster. Und das, obwohl fast durchgehend die Sonne schien!

2,90€ für Popcorneis

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So kam es dann auch, dass wir uns fast den ganzen Tag mit Essen beschäftigt haben. Pizza, Kuchen, Eis, Pizza. Wir hätten auch ohne Bus nach Riga zurückrollen können, da bin ich mir fast sicher. Zudem war es sehr kalt, Temperaturen rund um den Gefrierpunkt – vielleicht nicht der beste Zeitpunkt für eine Reise. Dennoch bereue ich den Tag in Litauen nicht, es hat trotz Kälte und Architektur, die nicht so ganz meine war, viel Spaß gemacht. Und: Shampoo ist in Lettland eher teuer, 3-4€ für eine normal große Flasche sind Standard. In Litauen hingegen sind es umgerechnet eher die deutschen Preise – also habe ich mein komplettes Restgeld in Shampoo und Spülung investiert. Ich glaube, ich wirkte wie jemand, der noch nie in einem Drogeriemarkt war – aber sei’s drum, Geld gespart! 😉

Um es kurz zu machen: Vilnius, es liegt nicht an dir, es liegt an Riga! Als wir um 2:30 nachts am Busbahnhof in Riga mehr aus dem Bus stolperten als gingen, machte sich bei mir sofort Erleichterung breit: Endlich wieder Zuhause!