„Kennst du viele Sprachen, hast du viele Schlüssel für ein Schloss.“

Dieses Voltaire zugeschriebene Zitat trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin nun seit sechs Wochen in Lettland. Ich spreche Deutsch und Englisch, ein bisschen Französisch und Spanisch, verstehe dadurch auch ein ganz bisschen Italienisch, ein bisschen Portugiesisch, verstehe Plattdeutsch und daher auch ein bisschen Niederländisch. Nur: Wenn ich in Lettland auf den Markt gehe, kommuniziere ich dennoch mit Händen und Füßen. Denn hier spricht man Lettisch oder Russisch, selten Englisch, noch seltener Deutsch. Dumm nur, dass ich im Russischen nicht über „spaciba“ (danke) und „davai“ (los/ schnell) hinauskomme und im Lettischen nur wenige Worte mehr beherrsche.

1456598_542107969223123_7064311541836382769_nIm Urlaub sind das Dinge, die nicht wirklich relevant sind. Es sind Dinge, die Spaß machen, man findet es lustig, neue Wörter in der entsprechenden Sprache zu lernen und auszuprobieren. Nun, Spaß daran habe ich auch hier. Aber da ist noch etwas anderes: Jedes Mal, wenn ich irgendwo bezahle und wieder etwas nicht verstehe und doch noch mal in Englisch nachfragen muss, fühle ich mich irgendwie klein und dumm und habe ein schlechtes Gewissen.

Ein schlechtes Gewissen, weil ich hier lebe und die Sprache nicht verstehe. Es ist nicht so, dass nicht alle hilfsbereit und freundlich wären und immer versuchten, mich zu verstehen und mit mir zu kommunizieren, auch wenn wir mal wenig sprachliche Schnittmenge haben und unser Sprachmix daher abenteuerlich anmutet. Da hört man dann schon mal Deutsch, Englisch, Lettisch und Russisch in nur einem Satz vereint.

Altstadt

Altstadt

Wer mich kennt, weiß, dass ich Sprache liebe. Natürlich das Deutsche – es ist meine Muttersprache, in ihr kann ich mich am besten verständlich machen, meiner Persönlichkeit am besten Ausdruck verleihen. Das ist sicheres Terrain. Aber auch andere Sprachen: Ich finde es faszinierend, wie man immer wieder Ähnlichkeiten feststellt. Ich finde es faszinierend, wenn beide das englische Wort nicht kennen, minutenlang überlegen und dann bemerken, dass es in ihren jeweiligen Muttersprachen fast gleich klingt. Für mich sind das magische Momente, Momente die Sprache ausmachen und die jedes Mal wieder meine Neugier und meinen Wissensdurst wecken.

So schön die letzten sechs Wochen auch waren: Diese Woche beginnt mein Sprachkurs, endlich, endlich, ENDLICH. Ich freue mich unglaublich! 3-5 Sätze habe ich dank meiner unglaublich geduldigen Sprachpartnerin schon lernen können, einige Worte haben sich mir dank Einkäufen, Nachfragen und neugierig bleiben ebenfalls erschlossen. Aber nun, mit Sprachkurs und Sprachtandem beginnt eine neue Ära: Ich werde anfangen, mich in einer Stadt, die mir schon so sehr ans Herz gewachsen ist und vielleicht auch so etwas wie ein drittes Zuhause werden kann, wirklich angekommen zu fühlen. Angekommen und aufgehoben.

2 Gedanken zu „„Kennst du viele Sprachen, hast du viele Schlüssel für ein Schloss.“

    • Keine freiwillige Entscheidung, es ist der einzige bezahlbare Kurs in absehbarer Zeit und sie haben ihn dreimal verschoben…das ist frustrierend, nicht mutig! 😉

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