1000 raubkopierte Menschenklone | Spitzkoppe

Hallihallo zum heutigen langwierigen, langweiligen ausführlichen Reisebericht von der Spitzkoppe!

Zunächst ein kleiner Lacher am Rande: Letztens beim Rätsel des Tages riefen wieder mal einige Kinder an, um das Rätsel zu lösen und sich dann ein Lied zu wünschen. Die üblichen Wunschlieder waren natürlich dabei: Hugo der Delphin mit der Tuba, Ich spiel Fußball, Au revoir.. Auf einmal wünschte sich ein Kind jedoch in der üblichen Piepsstimme: Die 1000 raubkopierten Menschenklone.

Sobald die Leitung aus war, sind wir ziemlich abgebrochen vor lachen. Und wir hatten diesen Song natürlich nicht in der Mediathek. Mittlerweile habe ich aber rausgefunden, dass ein Lied von Dota gemeint war: Menschenklone. Wir haben es übrigens doch.

Am letzten Wochenende im September war es wieder Zeit, zusammen mit der Robbencrew die Stadt zu verlassen. Die Fahrt führte uns erneut Richtung Küste, diesmal bogen wir aber noch vor der Wüste ab und Richtung Norden zur Spitzkoppe.

Mit leichtem Gepäck Vollgepackt bis unters Dach war das Auto. Wow. Aber beim Campen, da muss eben so einiges mit. 5 Schlafsäcke, Schminke, Isomatten, Zelt, Küchenbox, Campingkocher, Essen und besonders viele Cracker und Kekse, und last but not least: Etwa 50 Liter Wasser (die übrigens nicht ausgereicht haben).

Als wir dachten, in das Auto geht kein bisschen mehr rein, sah das so aus:

Auto voll!

Auto vermeintlich voll

Nach der Ankunft an der Rezeption des Spitzkoppe Restcamps sah es dann so aus:

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Auto tatsächlich proppenvoll

Wir hatten Feuerholz gekauft, überlebenswichtig, wenn man sich abends vor dem schlafengehen nicht den Arsch abfrieren will. Wie kriegt man Feuerholz in ein Auto, in dem:

  • Menschen auf Decken sitzen, damit diese ins Auto passen
  • Rucksäcke und Schlafsäcke in den Fußraum
  • und auf Menschen drauf gestapelt sind?

Ganz einfach. 2 Personen steigen zunächst gemeinsam aus und stapeln durch die herunter gekurbelten Fenster Feuerholz auf die 3 Personen auf der Rückbank. Da der Stauraum nicht ausreichte, setzte ich mich anschließend wieder auf den Beifahrersitz und wurde von der Fahrerin ebenfalls beladen. So fuhren wir in die Dunkelheit. Wir hatten wahnsinniges Glück, dass wir keine Vollbremsung machen mussten, denn sonst wäre bestimmt jemand von uns von einem Holzscheit durchgespießt worden. Das Ausladen funktionierte übrigens ähnlich: Fahrerin stieg aus, nahm das Holz von meinem Körper, ich stieg ebenfalls aus, wir befreiten unsere Mitfahrer. Währned der ganzen Prozedur habe ich übrigens geweint vor Lachen, es war einfach irgendwie wahnsinnig absurd, verrückt, abgefahren und stumpfsinnig.

Spitzkoppe Community Restcamp ist nicht so ein dödeliger Campingplatz wo es ein großes Feld gibt und dadrauf stehen 30 Zelte, am Rand ein Klo- und Waschhaus. Nein, an der Spitzkoppe gibt es mehrere kleine Campingkreise, alle kilometerweit voneinander entfernt. Das Gelände ist absolut riesig. Den Campingplatz haben wir uns mit niemand anders geteilt, wir waren vollkommen allein. Unser Zelt, unser Auto, unser Lagerfeuer, unser zum Wäscheständer umfunktionierter Baum und ein Plumpsklo einige Schritte weiter. Nein, kein Wasser und auch kein Strom.

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Unser Campingplatz

Oh man, das war so cool. Wir waren einfach nur unter uns, konnten lärmen wie wir lustig waren und eben auch gegenteilig die Stille genießen. Die Spitzkoppe ist ziemlich ab vom Schuss, deshalb konnte man – ganz klischeehaft – den wahnsinnigen Sternenhimmel bewundern, den jeder in „Afrika“ oder eben in „der Wüste“ vermutet. Ich habe die Milchstraße mit bloßem Auge gesehen! Die Sterne sieht man irgendwie so in mehreren Schichten. Es sind wirklich viele. Und so viele Sternschnuppen, dass man irgendwann nicht mehr weiß, was man sich wünschen soll. Wir haben am Lagerfeuer gesessen, in den Himmel geschaut und gesungen.

But tell me, did the wind sweep you off your feet?
Did you finally get the chance to dance along the light of day
and head back to the Milky Way?
and tell me, did Venus blow your mind?
Was it everything you wanted to find?

(Train – Drops of Jupiter)

Da wir im Dunkeln angekommen waren, gab es am nächsten Morgen beim Zelt öffnen den WOW-Moment. Neiiin wiiiie schöööön. Nachdem wir schon beim frühstücken und Zähneputzen ein wenig über die Anfänge unseres „Hausbergs“ geklettert waren – es ist etwas absurd und ziemlich cool, sich in einigen Metern Höhe mit Ausblick auf die Spitzkoppe die Zähne zu putzen – ging es los. In professioneller Wanderkleidung Mit Shorts, T-Shirt und Laufschuhen, hielten wir uns natürlich an brachen wir die Regeln sämtlicher Reiseführer. Weder war ich mit meinen Sneakersocken geschützt vor den berühmt-berüchtigten Schlangenbissen, noch von den Dornen des absolut menschenfeindlichen Gestrüpps (wie zum Beispiel der Dornröschenpflanze Welwitschia). Doch immerhin die wichtigsten Dinge waren dabei: Caps für Kopf und Gesicht, Brille, Sonnencreme, literweise Wasser, Nahrung Kekse, Cracker und Bananentoast.

An der Spitzkoppe gibts so einige lustige Steinformationen, mit denen wir unseren Spaß hatten. Wenn man ordentlich laut in die Berge geschrieen hat, kam ein ordentlich cooles Echo zurück. Wir haben ziemlich viel rumgeschriien. So wirklich herausfordernd wurde es dann aber erst beim Aufstieg auf die „kleine“ Spitzkoppe. Also, so klein war die gar nicht, wir waren jedenfalls bis knapp Sonnenuntergang unterwegs. Vor allem ist es schwer, einen Berg, dessen Oberfläche größtenteils Geröll ist, zu erklimmen, da rutscht nämlich weg, wenn man einmal falsch tritt. Die zweite Schwierigkeit war das Dornengestrüpp, in das man unweigerlich reinfiel, sobald man einem Geröllrutsch zum Opfer gefallen war. Irgendwann kurz vor dem Gipfel rammte ich mir dabei so dermaßen einen Dorn in die Hand, dass ich fasst zusammen geklappt wär, weil ich einfach kein Blut sehen kann. Dank unserem Saftrest und einigen Halls wurde es aber schnell besser.

Die Aussicht wurde mit jedem Meter immer atemberaubender und irgendwann endlich oben zu stehen, war einfach wahnsinnig schön. 🙂

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Päuschen

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On top of the world  

Der Abstieg war noch rutschiger als der Aufstieg. Pünktlich zum Sundowner standen wir wieder tanzend am Berg.

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In Namibia ist es übrigens immer warm öfter mal extrm kalt. Nachts kann es sogar ganz schön eiskalt werden. Am nächsten Morgen sah es jedenfalls so aus.

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kleiner Temperatursturz am Rande

Und das war, als der Nebel schon gelichtet war, morgens um 9. Wir haben morgens unserem Atem gesehen. Es war so kalt! Nach einem putzmunteren Besuch bei uralten Felsmalereien – welche Menschen sind eigentlich so bescheuert und tatschen das an oder malen es über???? – und einer Autofahrlektion auf der Gravelstreet für mich (ich habe NICHT abgewürgt!) ging es wieder zurück nach Windhoek .

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Und dieses Wochenende geht es nach Sossuvlei.

Ein Monat in Windhoek

Montag war es soweit. Vor Ehrfurcht erstarrend blickte aufs Datum der von mir zu vorbereitenden Nachrichten und verstand: Ich bin hier jetzt schon eine Ewigkeit einen Monat. Wow. Das gab natürlich Anlass zu allerlei Denkerei über meine Zeit hier.

Zurückblickend kann ich sagen, dass es wohl jede Woche besser wurde. Mit den Leuten und bei der Arbeit. Hier passiert immer so viel, dass die Zeit einem total ewig vorkommt. Gleichzeitig passiert aber alles in wahnsinnig kurzer Zeit. Was gibt es neues?

  • Ich habe eine neue Mitbewohnerin.
  • Und zwei neue Radiosendungen. Blick in die Welt mit Nachrichten und Studiogästen immer von 9 – 11, ich sitze an der Technik und in der Redaktion, zu hören sein dürfte ich wenig. Hallo Kinder täglich von 14-15 Uhr, hier im Duo mit meiner Erklärbärkollegin. Der Tag vergeht so ziemlich schnell, weil ich eigentlich von Sendung zu Sendung husche. Für mich ist es perfekt so. Da ich mittlerweile etwas sicherer bin: Zuhören kann man hier: http://www.nbc.na/radio/ German Service klicken.
  • Ich bin zu acht Taxi gefahren, ja wirklich, in so einem kleinen Taxiauto wie es hier alle Taxifahrer haben. Es war irgendwie ziemlich witzig zu sechst auf der Rückbank gestapelt, der Fahrer fuhr wie auf einer Achterbahn und ich hatte einen prächtigen Blick durch die Windschutzscheibe. Da wäre ich im Falle des Falls wohl auch durchgeflogen.
  • Taxi fahren ist oft ein Erlebnis. Ich hatte schon so viele Taxigeschichten. Bekam in Taxis Einladungen auf Dates. Wurde über Deutschland ausgefragt und fragte zurück. Ein Highlight wird mir immer der Fahrer bleiben, der auf einmal sein Handy zückte und mir seinen deutschen Freund ans Ohr hielt. Mit dem hab ich dann die Fahrt über gequatscht. Allgemein sehe ich beim Taxifahren ungemein viel von der Stadt. Dass man noch jemanden eine beliebige Anzahl von Personen auf dem Weg aufgabelt und absetzt ist völlig normal. Früher oder später kommt man meist ans richtige Ziel, Zeit sollte man immer einplanen.
  • Ich habe wirklich gelernt, was „African Time“ ist: Man kommt so relativ, wann man will. Wenn man fertig gechillt hat, oder so. Ganz ehrlich, außer für eine Sendung habe ich mich hier jetzt schon eine Weile nicht mehr beeilt.
  • Ich habe langsam die Ruhe weg. Hier lernt man Geduld. Alle  Viele hier sind so entspannt wie die Robben am Cape Cross beim Verrichten ihrer Arbeit.
  • In Africa we share. Dieses Argument wird zu beliebigen Zeitpunkten herangezogen. Zum Beispiel, wenn man im Club eine vergebene Frau anmacht. „That’s my girlfriend.“ – „Come on. In Africa we share.“ Oder beim braaien. We share. Das beef und pork, das kudu und lamb, den Salad eh und das Bread natürlich auch.
  • Entspannt mit einem Stück Kuchen aus der Kuchenflatrate in einem Café auf einem Berg sitzen, ins Tal blicken und Giraffen beobachten, dabei Tee trinken? Geht hier, auf der Goche Ganas Farm ganz nah bei Windhoek.
    Kuchen essen + Giraffen beobachten auf Goche Ganas

    Kuchen essen + Giraffen beobachten auf Goche Ganas

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    Giraffen. Im starken Zoom. Es sah eigentlich etwas anders aus.

  • Ich habe meinen Bachelor so gut wie in der Tasche. 160 Leistungspunkte habe ich bereits, die Bachelorarbeit ist abgegeben und in Windhoek habe ich letzte Woche auch meine letzte Hausarbeit beendet. Ich habe es noch nicht ganz realisiert, habe aber von Zeit zu Zeit spontane Freudenausbrüche. Und warte gespannt auf die letzten Noten.
  • Kollege krank? Kein Ding. 15 Minuten vor Sendebeginn informierte man mich beim Eintreten ins Studio über mein Glück, die Sendung an diesem Tag alleine schmeißen zu dürfen. Nach einigen Schweißausbrüchen blieb ich erfolgreich on air.
  • Ich war in Katutura. Mehrmals. Was das mit mir gemacht hat, kann ich mir selbst noch nicht genau beantworten. Und interessanterweise auch niemand, mit dem ich sonst darüber gesprochen habe. Eins steht fest: Hier in Namibia muss man Gegensätze aushalten können. Gegensätze, die nicht im entweder-oder auftreten, sondern direkt nebeneinander, und deshalb umso mehr ins Auge stechen.
  • An irgendeinem Freitag war ich beim Poetry Slam. Ganz anders als in Berlin. Erst kamen viele niedliche Gedichte von Schülerinnen und Schülern, die einen Workshop zum Slammen hatten. Vieles war relativ easy going, Liebe, Freundschaft, hamwaschongehört. Dazwischen kamen immer mal wieder ein paar Schocker, die mir bewusst gemacht haben, dass ich hier wirklich in einer anderen Gesellschaft bin. Alkoholkonsum, häusliche Gewalt und sexuelle Diskriminierung würde in Deutschland so manch ein Jugendlicher in diesem Alter nicht so wortgewandt und eindrücklich ansprechen! Ich war wirklich ein bisschen baff.
  • Chakalaka ist scheiße scharf.
  • Kudu ist mega lecker.
  • Und für mich ganz persönlich: Immer offen sein. Immer alles Neue ausprobieren. (Gut, sonst wär ich nicht hier, aber das wird hier noch intensiver.) Im Moment leben. Es ist egal, was andere denken. Auch ich komme nicht mit jeder Persönlichkeit klar. Immer alles aussprechen, unterschwellige Konflikte meiden. Augen zu und durch. Ich kann mehr, als ich denke. Nichts gibt mehr ein Zuhause, als liebe Menschen.

Einen kleinen Fotobeitrag zum Wochenende an der Spitzkoppe gibt es hoffentlich bald. Vielleicht ja auch eine Kindersendung. Und den Bericht von meinem ersten Oktoberfestbieranstich. Hier wird es nie langweilig. 🙂

Liebste Grüße aus Windhoek!

 

Zitronenlimonade und die Stimme aus dem Off

Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach’ Limonade draus. Meine Limonadenproduktion steigt. Kürzlich exportierte das Endprodukt auf Facebook in Form von glücklichen Fotos.

Die Anfangszeit ist nicht leicht. Manchmal möchte man sich Scheuklappen anbinden und in die eigenen 4 Wände einsperren. Man träumt sich nach Hause und erwischt sich dabei, wie man den besten Freunden davon berichtet, wie schwer hier alles gerade ist. Das ist falsch, denn Probleme vor Ort löst man am besten vor Ort und nicht am Laptop. Oder um zu den Zitronen zurück zu kommen: Man kann sich die saure Zitrone beim telefonieren wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen. Oder man geht raus und sucht nach Zucker und Wasser.

Windhoek ist jeden Tag wie eine Wuntertüte. Mal freut man sich, und mal nicht. Doch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, soll man ja bekanntlich den Kopf nicht hängen lassen, sondern schwimmen. So trieb es uns am Wochenende aus der Stadt. Aufmerksame Blogleser wissen, dass es am vergangenen Dienstag Anlass für eine VisumsPARTEY gab, ich also die Stadt verlassen konnte ohne Angst habe zu müssen, an der nächsten Roadblock verhaftet zu werden.

Aber hier gibt es nicht nur die großen Highlights, die Natur und den ganzen Kram, den sich jeder eh unter Namibia vorstellt. Denn was zählt, ist der Alltag in der „fremden Welt“. Vielleicht mal eine kleine Liste.

 

  • Freunde. Und damit meine ich, Verzeihung, Freunde vor Ort. Denn geteiltes Leid ist halbes Leid und Glück ist bekanntlich das einzige Gut, das sich vervielfacht, wenn man es teilt.
  • Herauszufinden, wie es hier mit den Taxis funktioniert. Steht man nämlich auf der falschen Straßenseite, nimmt einen niemand mit. Man steht bis zur Verzweiflung.
  • Der Vogelstrauß, der am Flughafen spazieren ging, als ich gelandet bin. Und die Affen, die an der Autobahn am Rand ihre Faxen machen.
  • So langsam die Absurditäten dieses Landes zu verstehen. Im Club fragt jemand: „Gibt es hier Pfand?“ Brüllendes Gelächter allerseits.
  • Die Zucker-Zimt-Pancakes von den beiden Ladies am Pick’n’Pay. Dieser Geschmack – ein Traum. Ein Stück kostet 3 Dollar, etwa 25 Cent. Die Rettung, wann immer der Hunger nicht bis nach dem Einkauf warten kann.
  • MEIN VISUM MEIN VISUM MEIN VISUM
  • Zu merken, wie ich hier immer weniger Zeit daheim verbringe.
  • Avocado-Toast.
  • Meine ersten Interviews allein führen zu dürfen.
  • Lieblingsplätze in Windhoek zu entdecken, herauszufinden: Hier gibt es sogar manchmal Poetry Slams.
  • Ein Kompliment bei der Arbeit zu bekommen, etwas gut gemacht zu haben.
  • Karaoke-Night. One of my best nights here so far.
  • Englisch und Deutsch vermischen sich in meinem Kopf immer mehr, es fällt mir leicht zu switchen und flüssig zu sprechen. Diese Blockade ist also weg.

 

Und natürlich gibt es die großen, fetten, klischee-esquen Highlights. Unser Roadtrip am Wochenende nach Swakopmund war so ein Highlight. Ein weiteres Highlight war aber auch der heutige Tag: Hannah und ich haben den Arbeitsplatz gewechselt. Heute gings zum Fernsehen. Denn jemand musste die deutschen Fernsehnachrichten für morgen früh, 09:15 machen. Zuerst dachte ich ja ehrlich gesagt, das sei ein Witz, dass die damit jetzt zwei Praktis betrauen, aber nö. Hier hat niemand Probleme mit unserem „Rang“, wenn wir es gut machen, langt das.

Also haben wir heute die englischen Nachrichten übersetzt – das war ehrlich gesagt ganz schön schwierig. Meist erfasst man zwar sehr genau den Sinn eines Satzes, aber leading chief productive executor und ähnliche Begriffe gelingen dann doch nicht so schnell in tadellosem Deutsch. Dann mussten wir uns noch teilen, eine von uns Voicer und eine Presenter. Wer meine panische Vortragsangst kennt, weiß, dass ich mich liebend gerne für die Stimme aus dem Off entschieden hab. Ab gings in die nicht wirklich schalldichte Kabine zum einlesen. Das Voiceover ist der Text, den man in den Nachichte hört, während das Video zu einer Meldung abläuft. Hannah war dann Presenterin und wurde im Studio gefilmt, wie sie die einzelnen Meldungen anmoderiert hat.

Eigenlob stinkt zwar, aber ich denke, dass wir das gut gemacht haben. Keine Versprecher und nach meinem Ermessen gute Sprechstimmen und keine Übersetzungsfehler. Ich bin gespannt, ob ich an ein Video der Sendung gelange, denn bei der NBC wird noch auf Band aufgenommen. So hoffe ich, das ganze zumindest morgen von der Arbeit aus live verfolgen zu können.

 

Und Swakopmund. Ehrlich gesagt, der Roadtrip war ein so reichhaltiges Erlebnis mit so vielen Facetten und Erlebnissen, dass ich mich schwer tun werde, hier alles zusammen zu fassen. Vieles kann man auch einfach nicht beschreiben, es ist dieses Gefühl, die Stadt zu verlassen, bis an den Horizont blicken zu können, das Radio auf der Straße laut zu drehen und singend in den Sonnenuntergang zu fahren. Zu wissen, dass man alles tun kann wozu man Lust hat, zum Beispiel auf der Autobahn tanzen, weil das einfach geht. In Swakopmund kann man nachts einfach rumlaufen als Mädels, das fühlt sich großartig an. Menschen zu treffen, sympathische und merkwürdige. Will man es als Kommerz-Opfer mit der Fantawerbung ausdrücken, könnte man sagen, dass ich an dem Wochenende das Leben mit dem großen Löffel gegessen habe. Ich war essen und feiern, am Cape Cross eine Robbenkolonie von 2000 Robben bestaunen, bin nachts am und im Atlantik herum geklettert und spaziert, war Sandboarden in der Namib-Wüste und habe verdammt wenig geschlafen. Vom ganzen Singen während des Autofahrens war ich etwas heiser. Und ich habe so viel gelacht. Deswegen an dieser Stelle einfach ein paar Fotos. Das sind aber nur sekundenschnelle Eindrücke.

 

Sandboarden in der Namib. Und ich kann das auch noch.

Sandboarden in der Namib. Und ich kann das auch noch auf Anhieb.

Ausgesetzt :P

Ausgesetzt 😛

Schiffswrack um Schiffswrack Richtung Norden

Schiffswrack um Schiffswrack Richtung Norden

Robbenfamilie

Robbenfamilie

Ein paar der unendlich vielen Robben

Ein paar der unendlich vielen Robben

Jetzt ist es schon zehn nach acht, für mich fast Bettchenzeit. Gute Nacht!

VISUMSPARTEY!

Im Home Office war anscheinend irgendwann in der letzten Woche Stempeltag. Oder der Stempel ist wieder aufgetaucht.

Jedenfalls habe ich ein Visum. Eine Study Permit. Bis August 2015. MULTIPLE ENTRY. 20140909_180046

Ist es nicht einfach der schönste Stempel, den ihr je gesehen habt? 😛

Das heißt, ich darf Windhoek übers Wochenende verlassen.

Und was will ich hier in Namibia zuerst sehen?

Die Wüste!!

Deshalb fahren Hannah und ich übers Wochenende nach Swakopmund in der Namib. <3

Sandboarden. Meer sehen. Ich bin ziemlich glücklich. 🙂

Frequently Asked Questions

Hallihallo,

nun bin ich schon über eine Woche ein Windhoek und wie das nun mal so ist wenn man neu ist und die Menschheit nicht mit täglichen Blogeinträgen belasten möchte, habe ich mehr erlebt, als sinnvoll ist, in einem Blogbeitrag zu berichten. Vielleicht sollte ich also erstmal die Fragen beantworten, die ich immer wieder aus der Heimat zu hören bekomme.

Wie ist das Wetter?

Trocken, echt trocken. Die Luftfeuchtigkeit erreichte bislang noch nie über fünf Prozent. Lippen, Hände und sonstige Hautstellen reißen nach Belieben auf. In den ersten Tagen sah ich aus wie für eine Halloween-Party zurecht gemacht. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Nasenbluten gehabt. Die Sonne knallt. Fett. Besonders mittags. Nachts ist es kühler bis arschkalt. Ich bin die extreme Sonneneinstrahlung noch nicht gewöhnt und bekomme nach 10 Minuten in der Mittagssonne Kopfschmerzen. Und außerdem liegt der ganze Salat hier auch noch auf 2000 Metern Höhe.

Wie ist die Arbeit?

Unmenschliche Arbeitszeiten. Bin nämlich bei den Frühaufstehern. Frühaufstehen – genau mein Ding. Niemand hüpft des Morgens fröhlicher aus dem Bett als ich. Niemand hüpft schneller als ich. Denn zum Glück brauche ich weder ein ausgiebiges Frühstück noch eine halbe Kanne Kaffee, um in der Früh munter zu werden.

Die Frühaufsteher sind die Morgensendung des deutschen Radioprogramms hier. Ich stehe um vier Uhr auf, um sechs stehen wir schon im Studio, wo man den Hörern bitteschön authentisch-fröhlich einen guten Morgen wünscht. Ich musste direkt an meinem ersten Tag hier live sprechen. Man wird ziemlich ins kalte Wasser geschmissen, aber das ist gut, denn so lernt man. Und wird am Mikro entspannter. Täglich kommen neue Aufgaben für mich dazu, Donnerstag habe ich mein erstes Live-Interview geführt. Am Freitag gab es dann einen Totalausfall bei der Arbeit, Internet, Telefon, und das Mischprogramm DaletPlus waren tot. Wir redeten uns um Kopf und Kragen und spielten zwischendrin Musik von der CD. Professionell improvisiert, würde ich sagen.

Da ohne Internet im Sender nicht viel zu machen war, haben wir Praktikantinnen uns dann erstmal in Studio 5 begeben und die Musik laut aufgedreht. Aus der Kinderstunde begleiteten uns Anne Kaffeekanne und der Gorilla mit der Sonnenbrille, genauso wie Clueso und die besten Aprés-Ski-Hits beim Tanzen durchs Studio. Der Sound war gut. Fett sozusagen. Der Kollege, der gegenüber live geschaltet war, zeigte uns immer wieder durch die Glasscheibe den Vogel.

Wie viel Uhr ist es hier?

Seit heute, dem 07.09.2014 befinden wir uns in der namibischen Sommerzeit, die gleichzeitig mit der deutschen Sommerzeit ist. Wenn ihr in ein paar Wochen auf Winterzeit umstellt, ist es hier eine Stunde später als in Deutschland.

Wie sind die Leute hier?

Nice. Very nice. Man lernt sehr leicht sehr viele sehr nette Menschen kennen.

Was isst du da so?

Was es hier nicht gibt: Essbaren Mozarella, leckeres Pesto (außer ich finde noch welches), Gurken, normale Zucchini (nur Minidinger).

Was es gibt: Gigantische Auswahl an Toastbrot (von dunkel-schwarz bis hell-korn, jammi), die leckersten Avocados, Passionfruits, Mangos, Papayas (zu Spottpreisen) UND eine gigantische Auswahl an Schokolade.

In Cafés: Die größten Smoothies und frisch gepressten Säfte der Welt (0.5 Liter auf den Tisch zu bekommen, scheint normal zu sein), die leckersten Sandwiches (ich schwöre, wirklich)

Kurzum: Ich bin ziemlich erfreut über diese erstklassige Gelegenheit, viel Obst und Schokolade in mich zu stopfen.

Highlight aus dem Supermarkt: Farmdudler. Nicht Almdudler. Alm in Namibia? ….

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Woran ich mich gewöhnen muss?

An vieles. Ich bin ja erst eine Woche hier. Mit der Zeit werde ich sehen, woran ich mich gewöhnen kann, und woran nicht. Vielleicht kann ich schon sagen, dass Windhoek keinesfalls Berlin ist. Windhoek ist eine ganz normale Stadt, keine Frage. Bis auf die Palmen und die unbefestigten Bürgersteige könnte Windhoek eine hügelige, mittelgroße deutsche Stadt sein. Was anders ist: Die Sicherheitslage. Dafür werde ich sicher mit der Zeit ein besseres Gefühl bekommen, momentan bin ich noch etwas eingeschüchtert. Im Dunkeln sicher von A nach B zu kommen, ist für mich gerade eine Herausforderung. Die Sonne geht aber um sechs unter, dann ist Ende im Gelände. Tagsüber laufe ich eigentlich überall hin.

Visum? Visum!

Ohne Arbeitsvisum eingereist, begab ich mich am Montag natürlich sofort ins Home Affairs, um alsbald legal arbeiten zu dürfen. Der Beamte nahm meinen Brief von der Botschaft entgegen, dann verschwand er. Dank meiner Eigenschaft, besonders geduldig zu sein, macht mir das gar nix. Ich hatte so Herzrasen, wenn er noch länger verschollen geblieben wäre, hätte ich bestimmt auf mein junges Alter nen Herzinfarkt bekommen.

Es ist ein wirklich widerliches Gefühl, unerwünscht in einem Land zu sein. Ich war auf einmal Bittstellerin, ich wusste, dass mein nächstes Jahr von einem kleinen Stempel im Pass abhängt, und dass irgendjemand darüber befinden konnte, wie er gerade Lust hatte. Nach einer halben Ewigkeit jedoch kam der entspannte Beamte wieder und gab mir kommentarlos zwei Zettel in die Hand: Ich überflog. Study Permit. APPROVED. Bis 11.08.2015. Gestempelt am: 31.07.14. Spontaner Freudentaumel, ich falle Hannah in die Arme. Nach all dem Hickhack ums Visum, ob ich ausreisen darf, ob man mich am Flughafen ins Land lassen würde, grummeligen Grenzbeamten, Gruselgeschichten von Freiwilligen im Gefängnis – pure Erleichterung. Der zweite Zettel ist eine Rechnung, 1395ND (100 Euro ca.), berappe ich fürs Visum. Dann gehe ich zurück zum Schalter. Der Beamte nimmt meinen Pass und verschwindet erneut… Und kommt nicht zurück. CLIFFHANGER. Ob ich den Stempel in den Pass wohl bekomme? Das weiß ich auch noch nicht. 😀

Neben all dem Kram, den man regeln muss, und der Arbeit, haben wir es natürlich auch in die wundervolle Natur rund um Windhoek geschafft. Kein Verkehrslärm, kein Beinahe-Sterben beim Überqueren der Straße, und wir fallen endlich mal kein bisschen auf. Außerdem habe ich schon ein paar interessante Dinge gelernt:

  • Wenn man hier „now“ sagt, bedeutet das: So in einer halben Stunde. Wenn man „now now“ sagt, bedeutet dass: jetzt.
  • Ich hasse es, von jemandem abhängig zu sein (um zum Beispiel im Dunkeln von A nach B zu kommen).
  • Ich bin kein Stadtkind. Ich vermisse zwar die kulturelle Vielfalt Berlins hier in Windhoek, die verschiedenen Möglichkeiten, was zu unternehmen, aber ich brauche genauso sehr einen Park, ein Feld oder sonst wie was, wo man drin rumklettern, liegen und an den Horizont blicken kann.

Und somit schließe ich mit Fotos vom Avis Damm 🙂

Sundowner am Avis Damm

Man post vor der Sonne

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