177 Tage. 25 Wochen. Solang liegt zwischen dem 30. August, dem Datum meiner Ankunft, und dem heutigen 23. Februar. Vom 30. August bis zum Tag meiner Abreise sind 49 Wochen.
Huch, wo ist die Zeit geblieben? Aber auch: Puh, nochmal fast genauso lang. Und: Oh jee, wann soll ich bloß noch [unendlich lange Liste von Dingen] machen?
Ich gebs gern zu, ich sehe das hier mit vollkommen gemischten Gefühlen. Ich erlaube mir eine gewisse Ambivalenz. Aber am liebsten möchte ich meine bisherige Zeit hier mithilfe von Janosch erklären.
Die Geschichte geht so:
Die zwei Freunde Tiger und Bär leben glücklich in einem Häuschen in der Nähe eines Flusses. Susa lebt glücklich in einem Studentenwohnheim in Südberlin. Eines Tages fischt der Bär eine leere Holzkiste mit der Aufschrift „Panama“ aus dem Fluss. Er schnuppert an der Kiste, und sie riecht nach Bananen, und er beschließt, dass Panama das Land seiner Träume sei. Sie stößt auf Kulturweit und beschließt dass sie unbedingt weg muss. Der Bär erzählt seinem Freund Tiger phantasievoll, dass Panama ein Ort sei, wo alles besser, größer und schöner als Zuhause sein soll und dass sie nun in dieses Land reisen sollen. Sie träumt monatelang, wohin es sie wohl verschlagen wird. Am nächsten Tag machen sich die beiden mit einem Kochtopf, einer Fischerrute, einem Hut und der Tigerente auf den Weg nach Panama.Zusage. Mit eineinhalb Koffern geht es 8000 Kilometer in die Ferne. Zuerst fertigen sie aus der Kiste einen Wegweiser und gehen in die gezeigte Richtung. Während ihrer Reise treffen sie auf die verschiedensten Tiere. (die verschiedensten Menschen. <3) Die meisten wissen nicht, wo Panama liegt, und einige geben ihnen falsche Richtungsangaben. Die beiden Freunde laufen durch diese Angaben im Kreis herum und kommen schließlich wieder in ihrem alten Zuhause an. (Sie reist tausende Kilometer durchs südliche Afrika, um letztendlich doch alle paar Monate Heimweh zu bekommen) Da in der Zwischenzeit ihr Haus durch die Witterung angegriffen worden ist, sowie die Bäume und Sträucher gewachsen sind und die Brücke nicht mehr vollständig intakt war, ist ihnen nicht bewusst, dass sie wieder in ihrem ursprünglichen Zuhause angekommen sind. Sie finden auf dem Boden vor ihrem Haus den Wegweiser mit der Aufschrift „Panama“ und glauben deshalb, dass sie tatsächlich an ihrem Ziel angekommen seien. Sie reparieren das Haus und sind glücklich, endlich im Land ihrer Träume zu sein. (Ich komme zurück und realisiere, wie schön es zuhause schon immer war. Ich ändere ein paar Dinge, von denen ich jetzt weiß, wie ich sie besser machen kann.)
Und nun zum absolut aller, aller wichtigsten an dieser kleinen Gleichung:
„Du meinst, dann hätten sie doch gleich zuhause bleiben können? Du meinst, dann hätten sie sich den weiten Weg gespart? Oh nein. Denn sie hätten den Fuchs nicht getroffen und die Krähe nicht und sie hätten den Hasen und den Igel nicht getroffen und sie hätten nie erfahren wie gemütlich so ein schönes weiches Sofa aus Plüsch ist.“
(Janosch – Oh, wie schön ist Panama)
Und ich hätte die Jungs nicht getroffen und die Mädels nicht, „Frau K.“ nicht und die Einhornprinzessin nicht, Miss Kathi nicht und auch all die zahllosen Menschen von denen es keine Fotos gibt nicht. Janosch wusste nämlich noch was:
„Wenn man einen Freund hat, … braucht man sich vor nichts zu fürchten.“
(Janosch)
Ich könnte jetzt zurück blicken oder voraus blicken oder so. Das tun Menschen wohl zu Halbzeiten. Leider habe ich immer noch nicht das Gefühl, annähernd alles bewusst erfasst zu haben, was ich in den letzten 5 einhalb Monaten hier gelernt habe. Ich bin nicht furchtbar selbstreflektiert was mein Hiersein angeht. Die meisten Veränderungen werden wohl wenn dann anderen und nicht mir auffallen. Mir passiert das hier alles einfach. Dennoch könnte ich den Anlass natürlich ein bisschen zum Denken nutzen. Blondie strengt ihr Gehirn an. Wie lang das gedauert hat, könnt ihr dann errechnen, indem ihr die Tage vom 23. Februar bis zum Erscheinen dieses Posts zählt.
Die Klappe aufkriegen. Fragen, was ich wissen will. Sagen, was mir nicht passt.
Mich öffnen. Auf Menschen zugehen.
Es geht alles um die Menschen. Gute Gesellschaft, loyale, fürsorgliche und dem Leben zugewandte Freunde sind der beste Garant für Glück.
In den Tag leben. Loslassen. Im hier und jetzt sein. Situationen genießen.
Gelegenheiten nutzen. Wer weiß, wann die sich mal wieder bieten.
Ich kann Menschen am Reden halten. Wenns sein muss, eine Stunde lang live. Darauf bin ich fast ein bisschen stolz.
Die beste Art zu Reisen ist mit Rucksack, Zelt, Campingkocher, Autochen und guter Gesellschaft. Und ab und zu ein Fläschchen Wein und ne große Packung Doritochips.
Mich von Menschen überraschen lassen.
Was zuhause ist und was ich brauche um zuhause zu sein.
Wo ich herkomme und was mir das bedeutet.
There are no strangers,just friends that you haven’t met yet.
Babberlash ist das bessere Wort für “Kater”.
An mich selbst glauben. Ich schaffe das schon.
Habe ich mich also verändert? Natürlich. Aber nicht auf eine „Finde-dich-selbst-in-Indien“-Art und Weise und auch nicht auf eine „Ich gehe nach Afrika und sehe [füge beliebiges Klischee über den Kontinent ein (Elefanten/Hunger/Armut/Krieg/Wüsten/Weite/Gastfreundschaft)]“ Art und Weise, auch nicht auf die „Ich-hab-die-Welt-gesehen-ihr-Dummies“-Art oder die „Man-war-des-hart-da-unten-im-globalen-Süden“ Art. Es gab krasse Hochs und Tiefs und extreme Erlebnise und Ängste und pures Glück. Ich habe nicht nur über fremde Menschen, Kultur und Sprache gelernt sondern über mich selbst. Und natürlich hat mich das verändert, aber mal ehrlich, sonst wäre das Jahr hier auch irgendwie Verschwendung. Natürlich bin ich nicht wie ausgewechselt, aber doch hat das eine oder andere natürlich Spuren hinterlassen.
Was steht noch an?
Noch mehr Menschen treffen, noch mehr Oshivambo lernen, noch mehr reisen (Südnamibia, Kapstadt, Farmausflüge am Wochenende), das Kulturweit-Projekt, den namibischen Winter zu erleben, noch mehr Erlebnisse, die ich wohl nie vergessen werde.
Am Ende dieses Beitrags möchte ich noch T. danken, von der ich dieses ganz wunderbare Panama-Zitat habe.
Hach, jetzt kommt hier mal ein wirklich emotionaler Eintrag. Kennt ihr das auch? Diese Zerissenheit zwischen dem hier sein und dort sein, fort sein? Das Gefühl, die Welt entdecken zu wollen, um das Glück zu wissen, diese Chance zu haben, das Privileg darin zu sehen? Zu wissen: Jetzt ist meine Zeit, das kann mir keiner nehmen. Das mache ich für mich, das bringt mich weiter, hier lerne ich fürs Leben? Hier lerne ich nicht nur was über die Welt, hier lerne ich vor allem was – über mich? Wie reagiere ich in einer fremden Umgebung, in einer anderen Kultur, wo kann ich mich anpassen, wo scheitere ich, was kann ich ertragen und was ist mir zu viel? Vom Glück geküsst zu sein und gleichzeitig doch manchmal im Kopf auf der anderen Erdhalbkugel festhängen, zu Hause? Und was ist eigentlich zuhause wenn man nicht sagen kann ob man das zuhause mehr vermisst als man das hier und jetzt vermissen wird wenn man fort ist?
Zuhause hat für mich eine andere Dimension bekommen, seit ich hier bin. Bevor ich gefahren bin, war zuhause für mich ein Ort. Er erstreckte sich ziemlich genau auf Südberlin, das Haus meiner Eltern, mein kleines Zimmer im Studentenwohnheim, die Wohnung meiner besten Freundin, der Britzer Garten, Poetry-Slam-Bühnen, das Schwimmbad, die Uni, das Fitnessstudio, das Spreeufer, mein Fahrrad.
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!
(Goethe – Faust.)
Mittlerweile weiß ich, zuhause ist kein Ort, zuhause ist ein Gefühl. Eigentlich gibt es in Windhoek weniger Orte, an denen ich das wirklich bin, zuhause. Vielleicht bin ich zuhause wenn ich morgens mein Frühstück auf dem von der Nacht noch angenehm kühlen Treppengeländer esse und auch wenn ich abends dort sitze und lese und die letzten Strahlen der Sonne beobachte bevor sie hinter den Hügeln des Umlandes versinkt. Vielleicht ist das Warehouse ein Stück von meinem Windhoeker zuhause und der Swimmingpool in Olympia, der Inder an den Trift Towers, das FNCC und das Goethezentrum, wo man so manchen abend verbringt.
Doch all diese Orte eben letztlich – Orte. Was ich hier mit voller Wucht gelernt habe und was mir zum ersten Mal hier bewusst beworden ist, ist das zuhause kein Ort ist, sondern: Menschen. Zuhause ist für mich wo ich Menschen habe die mich lieben, die mich in den Arm nehmen, mit denen ich reden kann und zu denen ich gehöre. Ich will ein Schaf nicht in einer, sondern in meiner Schafherde sein, ich brauche das.
Und so war der Januar recht trist, denn meine Menschen – die waren weg, jedenfalls die allermeisten. Ich habe alle sehr vermisst, die Wüstenschwestern, meine Frau Krause, Miss Kathi, und die anderen, mit denen ich Wochenende um Wochenende verbracht habe. Ich habe neue Kontakte geknüpft und viele Leute kennen gelernt und doch – Small Talk ist kein Zuhause. Ich war genervt von oberflächlichen Unterhaltungen, ich hatte keine Lust auf lockere Kontakte. Ich hatte Heimweh und habe oft an die Heimat gedacht. An meine Menschen. Ihr fehlt mir!
Und doch – natürlich gibt es hier noch so viel zu lernen, zu entdecken. Seit letzter Woche lerne ich Oshivambo, ich habe mich beim Fitness angemeldet und viele neue liebe Mitbewohner bevölkern meine WG und lassen eine Vorahnung von guten Zeiten und Hauspartys zu. Ich werde durch Südnamibia reisen und nach Kapstadt und ich freue mich so sehr auf all das.
Aber ich freue mich auch so sehr auf zuhause. Vielleicht ist das ein Zwispalt, dem man nie ganz entgeht. Vielleicht bleibt man für immer ein bisschen zerissen. Jedoch: Ich habe hier gelernt, wo ich herkomme, wo ich hingehöre, wo ich am liebsten sein will. Und auch das ist etwas wert, auch wenn es manchmal Heimweh gab.
Und die Vögel werden fliegen bis sie sicher sind sie unter sich etwas spüren im kalten Wind dass diese Gegend hier ihr zuhause ist für die nächste Zeit bis der Herbst anbricht bis der Herbst anbricht
Das wussten schon die Macher von Digimon. Und sobald ich meine Zusage für Namibia hatte, ging es in meinem Kopf auch mit den Reiseplänen los. Und eine Sache, die ich mich brennend fragte, war: Werde ich es wohl zu den Viktoriafällen schaffen? Die wollte ich schon immer mal sehen!
Kurz vor Weihnachten gings los. Meine beste Freundin kam aus Deutschland und wir trafen uns in Swakopmund mit 3 anderen Reiselustigen.
In Swakopmund feierten wir Weihnachten. Vor allem 2 Erinnerungen prägen diesen Tag für mich. 1. war ich vormittags mit Vanessa in der Wüste und 2. hatte ich ab dem Zeitpunkt zu dem ich die Swakopmunder Kirche betrat nur noch eins: Heimweh. Feiertage machen anscheinend anfällig dafür. Und auch, einem Ritual von zuhause nachzugehen. Ich bin mir sicher, wären wir nicht in die Kirche gegangen, alles wäre so anders gewesen, ich hätte keine Sekunde mein Zuhause vermisst. Wer sehnt sich schon nach einem sonnigen Vormittag in der Wüste und einem Nachmittag am Strand nach dem kalten, regnerischen Deutschland? Die Kirche war dann aber auf einmal so weihnachtlich, dass ich nur noch an Zuhause und meine kleinen Geschwister beim Krippenspiel denken musste, an die riesigen Keksteller die meine Mama zaubert, an das Weihnachtsessen, den Tannenbaum, das Kerzenlicht, das Geburtstagsfrühstück meines Vaters, das ich verpasst hatte.
Weihnachten in der Wüsteee
Blick aus der Namib auf Walvis Bay
Doch natürlich ging das vorbei, insbesondere, als wir am nächsten Tag an den Waterberg aufbrachen und wieder on the road waren – ich finde nämlich Heimweh lässt sich sehr gut durch das Ausleben seines Gegenteils, einer gehörigen Portion Fernweh, die mich schließlich auch hier her geführt hat, beheben. Und sobald ich im Auto sitze kann ich mich nur noch auf das Neue freuen, das ich entdecken werde. Es war übrigens abartig heiß, 38 Grad oder so, und wir versuchten sehr selbst diszipliniert die Klimaanlage im Auto nur auf maximal 3 Grad kühler zu stellen, als es draußen war. Wir hörten Weihnachtslieder von John Lennon bis Melanie Thornton, trugen rote Zipfelmützen, aßen die verbliebenen Weihnachtskekse und fuhren der Sonne entgegen. Da war die Welt wieder schön. Nachmittags erreichten wir den Waterberg, sprangen in den Pool, bauten die Zelte auf und entdeckten den Aussichtspunkt direkt an unserem Camp. Einmal kurz durchs Unterholz gewatschelt, und schon bot sich ein richtig atemberaubender Blick ins Tal. Vorfreude kam auf: Wie würde es erst aussehen, wenn wir den Berg am nächsten Tag bis ganz nach oben hochsteigen würden?
Aussichtspunkt im Waterberg Camp
Richtig: Verdammt atemberaubend. Der Blick ist unglaublich. Fotos können sowas immer nicht wiedergeben. Auf jeden Fall haben wir sehr lange da oben in der Sonne gesessen und einfach nur die Weite in uns aufgesogen und uns ein bisschen wie Simba bei König der Löwen gefühlt, wenn er auf diesen Felsen steigt und über sein Königreich blickt (okay, aufgrund der Kolonialgeschichte erwähne ich nun, dass es sich natürlich nicht wie unser Königreich anfühlte). Am nachmittag bräunten wir uns am Pool, fraßen noch viel mehr Kekse (um bloß nicht ohne Kekse Weihnachten feiern zu müssen hatte anscheinend jeder einen sehr großen Vorrat an Keksen mitgebracht) und schliefen in der Sonne. 😀
Auf dem Waterberg
Waterberg
<3
living the good life
On top of Waterberg
Climbing Waterberg – der Ausblick wurde mit jedem Schritt besser
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Rundu, was eine Zwischenstation sein sollte, bevor es in den Caprivistreifen ging. Rundu liegt direkt an der Grenze zu Angola und wenn man am Kavango steht kann man rüber gucken. Der Kavango ist wunderschön und allgmein ist die Landschaft da oben so grün wie ich es nie in Namibia für möglich gehalten hätte.
Punch
Kurz vor Rundu hatten wir einen Punch – Reifen geplatzt, ne. Nein nicht wie man nun erwarten würde auf der Gravel Road (Kiesstraße), sondern auf der Autobahn. Und das obwohl wir wirklich an jeder Tankstelle schon fast paranoid den Reifendruck an die Straße anpassen ließen. Nun, leider waren wir 5 studierten Akademiker trotz zahreicher versuche nicht in der Lage, das Auto mit dem Wagenheber anzuheben. Doch ein Held hielt bald an und rettete uns, er wusste, wo man den Wagenheber ansetzen musste und so konnten wir den wirklich sehr zerfetzten Reifen auswechseln gegen eines unserer zwei Ersatzexemplare. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich echt erleichtert bin, dass es so harmlos kam – der Reifen ist wirklich einfach nur unter uns weggeplatzt, wir kame nicht ins Schlingern oder Ähnliches – das hätte mitten auf der Autobahn auch anders ausgehen können.
In Rundu angekommen begaben wir uns auf die Suche nach einem neuen Ersatzreifen (vergeblich, es war Samstag nachmittag) und Essen (die weltberühmten namibischen Fatcakes, so eine Art sehr fettige frittierte Hefeteigbällchen ließen sich natürlich auf dem nächsten Markt finden). Dann schlenderten wir über den Markt in Rundu – alle Mädels erwarben natürlich mindestens ein Shitenge, große bunte Stofftücher die man zum Kleidchen oder Rock wickeln oder einfach zum draufliegen benutzen kann – oder beliebig weiter vernäht. Wir genossen den wunderschönen Sonnenuntergang am Kavango, untermalt von der Rundu Beach Party, die dort über Weihnachten und Neujahr statt fand.
Markt in Rundu
In der Lodge gönnten wir uns ein richtiges Abendessen – wenn man viel campt ist es wirklich schön, zwischendrin in einer günstigen Lodge abzusteigen und etwas zu essen, das nicht Nudeln, Reis oder Maisbrei ist und nicht aus einer Dose kommt.
Am nächsten morgen schliefen wir einfach aus und genossen – nach einem fantastischen Frühstück, das sogar inklusive war (kein Weißbrot mit Marmelade und Peanutbutter, juhu!) das süße Leben in der Sonne am Pool.
Dann ging es weiter nach Divundu ins Ngepi-Camp. Ngepi ist übrigens Oshivambo und heißt so viel wie: Wie geht’s?
immediately!
Nach einem Snack (Rührei vom Campingkocher), gings auf dem Boot über den Kavango. Wir bewunderten die Nilpferde und den malerischen Sonnenuntergang. Vielleicht bewunderten wir die Nilpferde sogar ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack, denn wir fuhren ganz schön nah ran und bekanntlich sind Hippos ja die gefährlichsten Tiere Namibias, noch vor Elefanten, Rhinos, Krokodilen, Löwen und sonstigem Quatsch.
Divundu – Sonnenuntergag auf dem Kavango
Happy Hippo oder so
Am nächsten Tag ging es noch durch den Mahango-Nationalpark, wo wir einen Leoparden, einen echten Leoparden, mit bloßem Auge sahen. Sogar der Guide flippte total aus dadrüber, obwohl er solche Touren jeden Tag macht, denn das ist wahnsinnig selten, weil die Kätzchen so unglaublich scheu sind.
Divundu – Kavangoufer
Dorf um Divundu
Außerdem gab es einen gigantischen Baobab-Tree, was weiß ich wie viele Meter Umgfang das Ding hatte, 30? Mehr? Hatte leider kein Maßband dabei, um das zu checken.
Am Nachmittag fuhren wir nach Katima, denn wir wollten so nahe wie möglich an den Grenzen starten am nächsten Morgen, in der Erwartung, dass es wohl einige Zeit brauchen würde von Namibia über Botswana nach Zimbabwe zu kommen. Denn da ist ja nix mit Schengenraum, man reist aus Namibia aus und 200 Meter weiter nach Botswana ein – jedes mal wird der Pass gestempelt, obwohl doch jede Seite so teuer ist, dann fährt man ca. eine Stunde durch Botswana um dann aus Botswana aus – und 200 Meter nach Zimbabwe einzureisen. Stempel Stempel, Schlange stehen, wunderbar.
Hipp Hipp Hurra geschafft, es ging weiter nach Victoria Falls, der Stadt, die nach der Hauptattraktion der Gegend benannt ist. Wir campten im Horseshoe String, einem völlig überfüllten Hostel, das jedoch aus Mitleid allen Obdachlosen Reisenden anbot, im Hauseigenen Garten zu campen. Puuuuh war dat voll da. Und laut. Aaber das machte uns nicht so viel, weil wir ja nicht da waren um im Hostel zu chillen. Todesmutig buchten Vanessa und ich den Tandem Swing, den Sprung zu zweit von den Klippen über dem Zambezi, dann gings in die Stadt – einige Dinge sind bemerkenswert über Victoria Falls:
1. Da Zimbabwe keine eigene Währung mehr hat, zahlt man alles in US-Dollar. Diese kommen auch aus den Geldautomaten.
2. Es ist teurer als die meisten europäischen Städte.
3. Man kann alte Zimbabwe Dollar für das 10 Fache ihres Wertes kaufen, weil es einfach verdammt cool ist einen 5 Millionen Dollar schein zu besitzen – der eigentlich aufgrund der Inflation nicht mal mehr einen US Dollar wert war.
Den Spaß haben wir uns dann auch ehrlich gesagt nicht nehmen lassen, Tourismusquatsch hin oder her. 😀
Am nächsten Morgen hatte dann Vanessas und mein letztes Stündchen geschlagen. Warum nochmal hatten wir den Tandem Swing mit 70 Meter freiem Fall gebucht? Das wussten wir auf einmal beide nicht mehr, aber der Salat war ja gebucht und so ging es dann los.
Je ne regrette rien. Freier Fall ist ein unglaubliches Gefühl. Das hatte ich so noch nie. Anders als beim Klettern spürt man die Gurte, die einen halte überhaupt nicht. Deshalb war ich auch echt froh als ich nach 7 Sekunden doch wieder gespürt habe, dass ich in einer tragenden Konstruktion hänge.
Der Adrenalinschock hielt den ganzen Tag an, auch als wir danach zu den Victoria Falls wanderten – aaah, oooh. Zu den Falls lässt sich nicht viel sagen. Man muss sie wohl selbst sehen. Sie sind gigantisch lang und schön. Sie enthalten so viel Wasser dass man sich fragt wo bitte immer der Nachschub herkommt.
Faszinierend, dass dieses Wasser nie leer ist
… wirklich
ja.
Noch mehr Wasser
Nach einem langen Spaziergang an den Falls gings zurück ins Hostel. Noch ein Nickerchen gemacht, dann wurde der Wein ausgepackt und Silvester ging los. Abends machten wir uns auf den Weg zum Jameson Carnival, einem Festival mit ziemlich guter musikalischer Besetzung, unter anderem Goldfish aus Kapstadt, Oliver Mtukudzi, Judgement Yard und Jason le Roux.
Vor allem Goldfish höre ich wirklich viel und gerne, ihr dürft jetzt auch mal reinhören.
Die Musik war äußerst tanzbar, was auch dringend nötig war, denn von dem mal mehr und mal weniger starken Regen waren wir in kürzester Zeit durchnässt bis auf die Haut. Ich bin wirklich immer noch erstaunt dass wir nicht alle (nein, nur einer) krank geworden sind.
Das Festival hat mir persönlich sehr gut gefallen. Die Stimmung war super ausgelassen, es war wirklich ein guter Einstieg ins neue Jahr. Besonders als in der Pause zwischen Goldfish und nächstem Künstler der DJ den König der Löwen – Soundtrack auflegte – alle schrien mit und fühlten sich mal wieder ein bisschen wie Simba. 😀
Wo ich grade „krank“ sage, erwähnte ich die Malariaprophylaxe die wir ab dem Waterberg jeden Tag schluckten? Nordnamibia und besonders der Caprivistreifen gehören zu den gefährlichsten Malariagebieten der Welt. Abgesehen von der Prophylaxe will man auch wirklich keine Mückenstiche bekommen, weil die jucken wie sau. Manchmal wusste ich gar nicht, was ich zuerst auf mich schmieren sollte, Sonnencreme oder Mückenrepellent.. Bah, wirklich eklig, die Haut wurde richtig siffig von dem ganzen Gecreme in der staubigen Landschaft.
Aber egal. Wir machten die Nacht durch und fuhren am nächsten Morgen direkt über die Grenzen zurück – Vanessa und ich trampten von Kasane nach Katima, wo wir dann mit dem Minibus 16 Stunden nach Windhoek zurück fuhen.
In der einen Stunde Botswana hatten wir noch fantastische Erlebnisse, wir sahen eine Elefantenherde mit mindestens 40 Tieren, Büffel, und eine Giraffe die vor uns auf der Straße spazierte.
Benjamin, du lieber Elefant
It’s a good day for a walk
Somit habe ich nun die Big 5 alle in freier Wildbahn gesehen. 🙂 Wesentlich beeindruckender war aber echt die Elefantenherde, wenn nicht – angsteinflößend. Wir fuhren recht schnell hindurch – hier ein Video – ich fans es wirklich beeindruckend. Hätte nie gedacht, dass ich das mal zu Gesicht bekäme. Guckts euch an, sind nur 20 Sekunden 🙂
Oh ja, eine tolle Reise war es – und das lag nicht zuletzt an den Mitreisenden. Wie mir beim Schreiben dieses Posts wieder klar wird, war es eine wunderbare Zeit.
Und was lehrt uns das? Leb Deinen Traum, denn er wird wahr – oder wie Israel Kamakawiwo’ole und zahlreiche weitere Sänger es wissen: Dreams really do come true-huhu!
Mittlerweile bin ich seit 2 Wochen wieder in Windhoek, gehe täglich der Arbeit nach und habe mich recht erfolgreich durch ein kleines Tief gekämpft. Das Wochenende ist jedenfalls bislang superschön und ich hab auch einen Filmtipp für euch: Paddington Bär! In Originalversion. Einfach ein wunderschöner Film.