Es ging nach Ovamboland nachdem ich aus Deutschland wieder kam. Größer hätte der Kontrast wohl kaum werden können. Ich muss sagen, das Wochenende dort hat wirklich viele Denkprozesse in mir angestoßen.
Zum Beispiel, wie erstrebenswert eigentlich eine Lebensweise ist, bei der man keinen Müll produziert – weil alles, das man benutzt, aus der Natur kommt. Weil man es vollständig verwertet und was man dann doch nicht verwertet, einfach verbrennen kann, ohne dass Giftstoffe entstehen. Hirse, Melonen, Papayas, Tomaten, Spinat, Fleisch, Öl, Nüsse, Palmfruits – nur ein Beispiel für das sehr, sehr leckere Essen, dass in der Omusati-Region original unverpackt vor der Haustür wächst. Aus selbigen Pflanzen werden auch Hirsespeicher, Zäune oder ganze Häuser gebaut.
Reich ist nicht, wer viel Geld auf dem Konto hat. Geld kann man in der nächsten Stadt ausgeben, etwa 40 km weiter. Reich ist, wer viele Nahrungsvorräte, Tiere und Wasser hat. Man könnte in die nächste Stadt fahren und 10, 20, 50 oder 100 Kilo der eigenen Hirsevorräte verkaufen – oder es sein lassen.
Es ist schön, wenn man selbst entscheiden kann, welche Aspekte der modernen Welt man in seinen Alltag lässt. Handys hatte zum Beispiel jeder, teilweise auch ein Smartphone. Ein Auto, um in die Stadt zu fahren oder zum Krankenhaus.
Ich kann kein Tier töten und mir wird wirklich, wirklich schlecht, wenn ich eine Schlachtung ansehe. Geschweige denn, wenn ich den Prozess des Häutens und Ausnehmens betrachte. Für meinen Fleischkonsum habe ich Konsequenzen gezogen.
Dieses sind nur einige der Eindrücke, die ich von dem Wochenende mitnehme. Zahlreiche Gedankenfäden wirren immer noch in meinem Kopf – was hat Gemeinschaft für einen Wert in einer Welt, in der jeder ohne Probleme und ohne andere auch für sich selbst sorgen kann? Wie kann ich selbst durch meine Lebensweise weniger Müll verursachen, was für Dinge brauche ich eigentlich wirklich, was ist Luxus, den ich wirklich haben will und auf was könnte ich ohne weiteres verzichten? – wobei verzichten der falsche Begriff ist, weil mir nichts fehlen würde. Wer definiert eigentlich „Bildung“? Ist das nur das, was wir in Schule und Büchern aufnehmen oder ist es nicht eher viel allgemeiner genau das Wissen und die Fertigkeiten, die wir benötigen, um im Alltag zu bestehen? Wer entscheidet, welches „Wissen“ wertvoller ist als anderes? Warum ist das Teilen in einer Kultur des Überflusses solch ein seltenes Gut und in einer genügsamen Selbstversorgerkultur so ein omnipräsenter Wert?
Es gibt noch viel, was mir durch den Kopf geht, wenn ich an Ovamboland zurück denke. Vor allem war es ein Denkanstoß für mich. Anbei lasse ich euch noch einige Bilder.

Am ersten Morgen werden wir eingekleidet: Kopftuch und Rock und Ketten. Wir ernten Hirse und werden als vollwertige „White Wambos“ akzeptiert. 😀

Sorghum: Eine Art Hirse. Man hält es über das Feuer, dann kann man die Kerne rauspulen. Schmeckt etwas nach Popcorn.

Pedro hat eine Dokumentation über die Himba in diesem Dorf gedreht. Wir fahren vorbei und zeigen ihnen den Film.
Bis Bald, machts gut. 🙂








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