Hallihallo,
nun bin ich schon über eine Woche ein Windhoek und wie das nun mal so ist wenn man neu ist und die Menschheit nicht mit täglichen Blogeinträgen belasten möchte, habe ich mehr erlebt, als sinnvoll ist, in einem Blogbeitrag zu berichten. Vielleicht sollte ich also erstmal die Fragen beantworten, die ich immer wieder aus der Heimat zu hören bekomme.
Wie ist das Wetter?
Trocken, echt trocken. Die Luftfeuchtigkeit erreichte bislang noch nie über fünf Prozent. Lippen, Hände und sonstige Hautstellen reißen nach Belieben auf. In den ersten Tagen sah ich aus wie für eine Halloween-Party zurecht gemacht. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Nasenbluten gehabt. Die Sonne knallt. Fett. Besonders mittags. Nachts ist es kühler bis arschkalt. Ich bin die extreme Sonneneinstrahlung noch nicht gewöhnt und bekomme nach 10 Minuten in der Mittagssonne Kopfschmerzen. Und außerdem liegt der ganze Salat hier auch noch auf 2000 Metern Höhe.
Wie ist die Arbeit?
Unmenschliche Arbeitszeiten. Bin nämlich bei den Frühaufstehern. Frühaufstehen – genau mein Ding. Niemand hüpft des Morgens fröhlicher aus dem Bett als ich. Niemand hüpft schneller als ich. Denn zum Glück brauche ich weder ein ausgiebiges Frühstück noch eine halbe Kanne Kaffee, um in der Früh munter zu werden.
Die Frühaufsteher sind die Morgensendung des deutschen Radioprogramms hier. Ich stehe um vier Uhr auf, um sechs stehen wir schon im Studio, wo man den Hörern bitteschön authentisch-fröhlich einen guten Morgen wünscht. Ich musste direkt an meinem ersten Tag hier live sprechen. Man wird ziemlich ins kalte Wasser geschmissen, aber das ist gut, denn so lernt man. Und wird am Mikro entspannter. Täglich kommen neue Aufgaben für mich dazu, Donnerstag habe ich mein erstes Live-Interview geführt. Am Freitag gab es dann einen Totalausfall bei der Arbeit, Internet, Telefon, und das Mischprogramm DaletPlus waren tot. Wir redeten uns um Kopf und Kragen und spielten zwischendrin Musik von der CD. Professionell improvisiert, würde ich sagen.
Da ohne Internet im Sender nicht viel zu machen war, haben wir Praktikantinnen uns dann erstmal in Studio 5 begeben und die Musik laut aufgedreht. Aus der Kinderstunde begleiteten uns Anne Kaffeekanne und der Gorilla mit der Sonnenbrille, genauso wie Clueso und die besten Aprés-Ski-Hits beim Tanzen durchs Studio. Der Sound war gut. Fett sozusagen. Der Kollege, der gegenüber live geschaltet war, zeigte uns immer wieder durch die Glasscheibe den Vogel.
Wie viel Uhr ist es hier?
Seit heute, dem 07.09.2014 befinden wir uns in der namibischen Sommerzeit, die gleichzeitig mit der deutschen Sommerzeit ist. Wenn ihr in ein paar Wochen auf Winterzeit umstellt, ist es hier eine Stunde später als in Deutschland.
Wie sind die Leute hier?
Nice. Very nice. Man lernt sehr leicht sehr viele sehr nette Menschen kennen.
Was isst du da so?
Was es hier nicht gibt: Essbaren Mozarella, leckeres Pesto (außer ich finde noch welches), Gurken, normale Zucchini (nur Minidinger).
Was es gibt: Gigantische Auswahl an Toastbrot (von dunkel-schwarz bis hell-korn, jammi), die leckersten Avocados, Passionfruits, Mangos, Papayas (zu Spottpreisen) UND eine gigantische Auswahl an Schokolade.
In Cafés: Die größten Smoothies und frisch gepressten Säfte der Welt (0.5 Liter auf den Tisch zu bekommen, scheint normal zu sein), die leckersten Sandwiches (ich schwöre, wirklich)
Kurzum: Ich bin ziemlich erfreut über diese erstklassige Gelegenheit, viel Obst und Schokolade in mich zu stopfen.
Highlight aus dem Supermarkt: Farmdudler. Nicht Almdudler. Alm in Namibia? ….
Woran ich mich gewöhnen muss?
An vieles. Ich bin ja erst eine Woche hier. Mit der Zeit werde ich sehen, woran ich mich gewöhnen kann, und woran nicht. Vielleicht kann ich schon sagen, dass Windhoek keinesfalls Berlin ist. Windhoek ist eine ganz normale Stadt, keine Frage. Bis auf die Palmen und die unbefestigten Bürgersteige könnte Windhoek eine hügelige, mittelgroße deutsche Stadt sein. Was anders ist: Die Sicherheitslage. Dafür werde ich sicher mit der Zeit ein besseres Gefühl bekommen, momentan bin ich noch etwas eingeschüchtert. Im Dunkeln sicher von A nach B zu kommen, ist für mich gerade eine Herausforderung. Die Sonne geht aber um sechs unter, dann ist Ende im Gelände. Tagsüber laufe ich eigentlich überall hin.
Visum? Visum!
Ohne Arbeitsvisum eingereist, begab ich mich am Montag natürlich sofort ins Home Affairs, um alsbald legal arbeiten zu dürfen. Der Beamte nahm meinen Brief von der Botschaft entgegen, dann verschwand er. Dank meiner Eigenschaft, besonders geduldig zu sein, macht mir das gar nix. Ich hatte so Herzrasen, wenn er noch länger verschollen geblieben wäre, hätte ich bestimmt auf mein junges Alter nen Herzinfarkt bekommen.
Es ist ein wirklich widerliches Gefühl, unerwünscht in einem Land zu sein. Ich war auf einmal Bittstellerin, ich wusste, dass mein nächstes Jahr von einem kleinen Stempel im Pass abhängt, und dass irgendjemand darüber befinden konnte, wie er gerade Lust hatte. Nach einer halben Ewigkeit jedoch kam der entspannte Beamte wieder und gab mir kommentarlos zwei Zettel in die Hand: Ich überflog. Study Permit. APPROVED. Bis 11.08.2015. Gestempelt am: 31.07.14. Spontaner Freudentaumel, ich falle Hannah in die Arme. Nach all dem Hickhack ums Visum, ob ich ausreisen darf, ob man mich am Flughafen ins Land lassen würde, grummeligen Grenzbeamten, Gruselgeschichten von Freiwilligen im Gefängnis – pure Erleichterung. Der zweite Zettel ist eine Rechnung, 1395ND (100 Euro ca.), berappe ich fürs Visum. Dann gehe ich zurück zum Schalter. Der Beamte nimmt meinen Pass und verschwindet erneut… Und kommt nicht zurück. CLIFFHANGER. Ob ich den Stempel in den Pass wohl bekomme? Das weiß ich auch noch nicht. 😀
Neben all dem Kram, den man regeln muss, und der Arbeit, haben wir es natürlich auch in die wundervolle Natur rund um Windhoek geschafft. Kein Verkehrslärm, kein Beinahe-Sterben beim Überqueren der Straße, und wir fallen endlich mal kein bisschen auf. Außerdem habe ich schon ein paar interessante Dinge gelernt:
- Wenn man hier „now“ sagt, bedeutet das: So in einer halben Stunde. Wenn man „now now“ sagt, bedeutet dass: jetzt.
- Ich hasse es, von jemandem abhängig zu sein (um zum Beispiel im Dunkeln von A nach B zu kommen).
- Ich bin kein Stadtkind. Ich vermisse zwar die kulturelle Vielfalt Berlins hier in Windhoek, die verschiedenen Möglichkeiten, was zu unternehmen, aber ich brauche genauso sehr einen Park, ein Feld oder sonst wie was, wo man drin rumklettern, liegen und an den Horizont blicken kann.
Und somit schließe ich mit Fotos vom Avis Damm 🙂



