Baltikum. Runde zwei.

Mein Name ist Sandra und vor inzwischen fast einem halben Jahr habe ich meine Masterarbeit abgegeben und damit – erstmal – mein Studium beendet. Seitdem ist die Zeit wie im Flug vergangen. Kurz nach der Abgabe kam die Nachricht, dass ich im Auswahlverfahren bei kulturweit eine Runde weiter bin. Gefühlte drei Tage später hat mich der DAAD auch schon zu einem Telefoninterview für eine Freiwilligenstelle beim Informa-tionszentrum in Riga eingeladen. Und nun – weitere gefühlte zwei Wochen später – bin ich dabei, mich auf mein Jahr im Baltikum vorzubereiten und einen Blog einzurichten.

Wer mich kennt, den wird es nicht überraschen, dass ich ausgerechnet in Lettland gelandet bin. Schon während meines Masters war ich in der Gegend, allerdings nicht in Lettland, sondern weiter südlich und maximal weit von der Küste entfernt – in Vilnius. Seitdem ist die Begeisterung für diese wunderschöne Region stetig gewachsen und die Sehnsucht, wieder dort zu sein und vielleicht sogar wieder zu leben, ist mit keinem Tag kleiner geworden. So war es nur konsequent, dass ich mich wie wild gefreut habe, als kulturweit mir einen Platz beim DAAD (yay!) in Riga (YAYYY!) angeboten hat, und ihn liebend gern angenommen habe.

Nun heißt es für mich also Baltikum: Klappe, die zweite und ich versuche, meine angestaubten Kenntnisse der lettischen Grammatik, die ich aus Litauen importiert habe, und meine ebenso verstaubten Aufzeichnungen aus dem Unterricht vor drei Jahren wieder aufzufrischen und mich der ungeliebten Vokabellernerei hinzugeben. Nebenbei muss ich auch noch mein Leben in Marburg, der Stadt, die ich die letzten sieben Jahre meine Heimat genannt habe, auflösen und generell im Leben nach der Uni ankommen. Die Liste von Dingen, die ich unbedingt noch erledigen muss in den nächsten zwei Wochen – geschrieben auf einem Papiertütchen, das kurz vorher noch Gummitiere beherbergte – ist lang und guckt gelegentlich erwartungsfroh, aber vernachlässigt, zu mir rüber. Bis der Umzug ansteht und noch lange bevor meine trīssimt sešdesmit piecas dienas Rīgā – dreihundertfünfundsechzig Tage in Riga – beginnen, wird sie auch noch zu ihrem Recht kommen.