In Craiova kann es also auch regnen, stelle ich fest. Es kann sogar regelrecht schütten. Irgendwie ist das ein ungewohnter Anblick, der Schulhof im fahlen Licht der grauen Regenwolken… Aber apropos Schulhof! Und Schule im ganz Allgemeinen!
Seit zwei Wochen lebe ich nun hier, im Wohnheim des Colegiul national „Elena Cuza“ und es ist höchste Zeit ein bisschen von der Schule und dem Schulalltag zu berichten.
Elena Cuza
„Elena Cuza“ ist benannt nach einer gleichnamigen rumänischen Adligen, auch „Elena doamna“ (Frau Elena) genannt. Und wurde 1833 als erste Mädchenschule im Gebiet des später entstandenen Fürstentums Rumänien gegründet, worauf man an der Schule ziemlich stolz ist. Schwerpunkt war von Anfang an der Unterricht in Fremdsprachen. Heute werden an der Schule die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch unterrichtet.
Die Schule hat zwischen 16oo und 1800 Schüler, so ganz einig ist man sich da nicht, die die Klassen 1 bis 12 besuchen. Das bedeutet, dass „Elena Cuza“ alle drei Etappen der Schulausbildung anbietet. Zunächst 4 Jahre Grundschule, die in der Regel ab dem 7. Lebensjahr besucht wird, dann 4 Jahre Sekundarschule, nach der die Schüler eine Prüfung ablegen müssen, die über den weiteren schulischen Werdegang entscheidet. Sind die Ergebnisse gut genug, folgen weitere vier Jahre am Liceul der Schule und die abschließende Prüfung, das Bacalaureat. Alle anderen Schüler wechseln danach an ein anderes Liceul, das die Ergebnisse als ausreichend ansieht oder aber an eine Berufsschule, denn die Schulpflicht beträgt in Rumänien 1o Jahre. Am Liceul wählt man in Klasse 9 ein sogenanntes „Profilfach“. Dieses bestimmt dann über die Fächer, die weiterhin belegt werden müssen. Wählt ein Schüler beispielsweise Deutsch als Profil, so liegt der Schwerpunkt neben dem Fach Deutsch auf Geschichte, Geografie, Religion, Rumänisch und einer zweiten Fremdsprache.
Der Schulalltag
Der Unterricht ist über den ganzen Tag verteilt. Am Morgen haben die Grundschüler, außerdem die Klasse 5 bis 8 und die Klassen 11 und 12 Unterricht. Nachmittags alle anderen. Ich werde wohl vor allen Dingen in den Klassen 8 bis 12 eingesetzt, was bedeutet, dass meine Arbeitszeiten bisher sehr variieren. Mal war ich morgens im Unterricht, mal mittags bis abends.
Die Schule ist seit 180 Jahren in Gemäuern in jenem französischen Stil untergebracht, den man in der Stadt häufig vorfindet. „Die Mauern sind ein Meter dick“, erklärt mir der IT-Beauftragte am ersten Tag. „Da hat keine Wlan eine Chance…!“, und spielt damit auf meine nur sehr schwache Internetverbindung an.
Die Gebäude werden zwar nach und nach renoviert, doch den meisten Klassenräumen sieht man an, dass sie sich in den letzten 60 Jahren nicht viel verändert haben. So ungefähr sahen wohl auch die Klassenräume in der Kindheit meiner Großeltern aus… Alte Holzdielen, Tafeln und die Schüler in Zweierbänken hintereinander an zu niedrigen wackeligen Holzpulten.
La camin
Aber, wie bereits erwähnt, es tut sich was! Wie beispielsweise das Wohnheim (rumänisch „camin“), in dem ich lebe. Es wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen und komplett neu gemacht, was man ihm auch ansieht! Mein Zimmer, das ich mir im Gegenteil zu den meisten, die hier wohnen mit niemanden teile, ist ausgestattet mit zwei Betten, einem Regal, Kommoden, Tisch, einem kaputten Fernseher, einem kleinen Vorraum mit viel Schrank und keinem Licht und einem kleinen Bad mit Dusche ohne Duschvorhang. Was das Duschen zur einer kleinen Herausforderung werden lässt.
Ursprünglich war geplant, dass ich in meinem Zimmer auch Kühlschrank, Mikrowelle und Kaffeemaschine vorfinden sollte. Doch der Kühlschrank, der wohl schon Mal dagewesen sein soll, ist nun nicht mehr da und von dem Rest weiß niemand mehr irgendetwas. Auch so etwas wie einen Mülleimer habe ich bisher vergeblich besucht. Ähnlich wie bei der Sache mit dem Essen, denn ich bin bisher noch nicht für das Kantinenessen angemeldet, heißt es hier improvisieren! Eine Kommode habe ich kurzerhand in einen kleinen Vorratsschrank umfunktioniert. Aber man gewöhnt sich ja bekannter Weise an alles.
Naja, an fast alles. An das kalte Wasser, das mir bisher meistens aus der entgegen schießt, wenn ich duschen möchte, habe ich mich zugegebenermaßen noch nicht ganz gewöhnt…
Viele Grüße aus Craiova!
Probiers mal mit 10 Minuten laufen lassen bevor du duschst – nicht sehr nachhaltig, aber es hilft meistens :)
Danke für den Tip! Hab ich versucht und hat leider nicht geklappt :D Hatte jetzt aber in den letzten Tagen auch ausnahmslos warmes Wasser :)