Als am Donnerstagmorgen um 5:45 Uhr mein Wecker klingelt, ist der Himmel tatsächlich rosarot und ich tatsächlich krank. Also bleibe ich im Bett und lasse den Zug ohne mich nach Bukarest fahren…
Am nächsten Tag geht es mir besser, was bestimmt an dem Tee, den Salzstangen und den Bananen liegt, mit denen mich mein Ansprechpartner tags zuvor versorgt hat. In der Schule gibt es nicht viel zu tun für mich, also mach ich mich auf den Weg zum
„Parc Romanescu“.
Dieser Park ist die grüne Seele und in den Augen der meisten Menschen, die hier leben, die einzige wirkliche „Attraktion“ Craiovas, denn er ist der zweitgrößte Stadtpark Europas. Dass es in Craiova aber auch viele uralte, wunderschöne Gebäude unterschiedlichster Baustile gibt, wird entweder gar nicht oder nur ganz nebenbei erwähnt..
Die wunderschöne Kirche „Madonna Dudu“ mit einem eben so schönen Namen. Und ja tatsächlich, der Park ist riesig und schön und ich bin wirklich ein bisschen beeindruckt!
Das Grünflächen-Meide- Phänomen
Nur das Verhältnis der craiovaischen (?) Bürger zu ihrem Park habe ich noch nicht ganz durchschaut… Da nämlich das Verkehrschaos auf den Straßen Fahrradfahren und ähnliches absolut unmöglich macht, geht man dafür in den Park und fährt so schnell man kann. Zusammen mit den vielen Joggern und Fußgängern ergibt das ein großes Gewusel. Und Lärm, viel Lärm. Wer Ruhe sucht, ist hier falsch! Wer hingegen auf die Idee kommt, sich auf einer der riesigen Grünflächen zu setzten, wird komisch angeschaut, denn das ist hier einfach nicht üblich. Als ich heute durch die Stadt lief, sah ich wie in einem anderen, ebenfalls sehr gut besuchten Park eine Frau ihre kleine Enkeltochter, die scheinbar ganz dringend musste, über ein Blumenbeet hielt. Würde so etwas öfter passieren, gäbe es zumindest eine Erklärung für das Grünflächen-Meiden-Phänomen…
Auch am Samstag bin ich wieder im Park und laufe diesmal in die andere Richtung und merke wieder: „Ja, dieser Park ist wirklich groß!“ Und ich bin in dem Moment ziemlich allein und fühle mich ein bisschen verloren zwischen all den Menschen.
Was ein Schinkenbrot verändern kann…
Als ich in die Schule zurückkehre, werde ich vom Pförtner in die Kantine geschickt, weil der Verwalter mit mir sprechen möchte. Der ist allerdings nicht mehr da, dafür aber die Köchinnen der Schule, die das Essen für die Hochzeitsfeier vorbereiten, die hier am Abend stattfindet. In einem riesigen Topf garen die Sarmale, die traditionellen rumänischen Krautwickel. Ich mache wohl keinen besonders glücklichen Eindruck und werde deswegen erstmal umsorgt: ein Mal Schinkenbrot und Suc, also Saft, was in Rumänien aber eher eine Limonade meint. Das tut so gut! Zu guter Letzt laden mich die Beiden ein, um 22 Uhr wiederzukommen. Dann sind nämlich die Sarmale fertig, die ich unbedingt probieren muss und außerdem sei so eine rumänische Hochzeit ein echtes Erlebnis!
Eine rumänische Hochzeit
Allerdings! Ich komme um 10 Uhr und gehe um 1 Uhr und die einzigen 30 Minuten, in denen während dieser Zeit nicht getanzt wird, gehen für das Essen drauf. Mir fällt es zwar immer noch sehr schwer mich zu verständigen, aber alle sind so einfach so nett und bemüht, dass ich einen wirklich schönen Abend in der Küche verbringe!
Den Sonntag verbringe ich – Überraschung! – im „Parc Romanescu“. Diesmal allerdings zusammen mit einer Deutschschülerin, die mir auch den Zoo zeigt, der in den Park integriert ist und den ich bis dahin noch gar nicht entdeckt hatte…
Zurück im Wohnheim, gibt es sogar warmes Wasser! Das schien sich am Freitag nämlich ins Wochenende verabschiedet zu haben. Danach liege ich den ganzen Abend auf dem Bett und verfolge Dank Internet diesen kuriosen deutschen Wahlabend.
Der Tag der guten Nachrichten
Montag, der 23. September ist ein guter Tag, denn heute hagelte es förmlich gute Nachrichten! Ich erfahre in absoluter Rekordzeit, nämlich nach genau 7 Tagen, die ich schon hier wohne, dass es im Wohnheim tatsächlich Waschmaschinen gibt! Außerdem weiß ich jetzt auch endlich wie ich mich ganz offiziell zum Essen in der Kantine anmelden kann. Und meine Suche nach einem Rumänisch – Sprachkurs scheint doch nicht so aussichtslos zu sein, wie sie bisher schien. Das Sahnehäubchen oben drauf ist der Brief meiner Cousine, der mich heute erreicht!
Den Nachmittag verbringe ich damit, meinem Ansprechpartner und seiner Frau bei der Weinernte zu helfen, was wirklich super viel Spaß macht!
Langsam komme ich an in diesem Land,
viele Grüße aus Rumänien!
Hallo Jele,
Du schreibst ganz toll!
Bleib am Ball.
Viele Grüße,
Stefan