Doncha know the sky is blue?
Can’t you see the sun is breaking through?
Have a little faith in you,
Doncha know the sky is blue?
(„Doncha know (sky is blue)“ von Alicia Keys)
Nach intensiver Vorbereitung am Wehrbellin-See auf dem „kulturweit“-Seminar, tauche ich gestärkt in die letzten Reisevorbereitungen ein, verabschiede mich von allen und fliege dann los. Fliege los in den blitzeblauen Himmel über den grauen Regenwolken über Frankfurt in Richtung Bukarest.
Tag 1
Aufgeregt und traurig bin ich losgeflogen und beruhigt und aufgemuntert lande ich. Das hat zum Einen auch wirklich mit dem blauen Himmel zu tun, der sich hier in Rumänien nämlich nicht hinter irgendwelchen Wolken versteckt. Und zum anderen mit den beiden Rumänen neben mir im Flieger, die so hilfsbereit und kommunikativ sind.
Am Flughafen holt mich mein Ansprechpartner ab und wir fahren dann gute 3 Stunden über rumänische Autobahn und Landstraßen mit kleinen Häusern am Wegesrand, deren Dächer zum Teil so kunstvoll und ausgefallen sind, dass ich, die ich keine Ahnung von Statik habe, an den Naturgesetzten zu zweifeln beginne…
Der erste Eindruck von Craiova ist beeindruckend. Eine große Straße, gesäumt von großen Plattenbauten. Dahinter kleine Häuser mit Gärten und Weinlauben, die schon fast dörflich wirken. Wir fahren zu meiner Einsatzstelle, Colegiul national „Elena Cuza“, in der ich auch wohne. Ich stelle kurz die Koffer in meinem neuen Zimmer ab, das mir wirklich gut gefällt.
Inzwischen ist der Himmel über Craiova dunkelblau und wir machen noch einen kleinen Abendspaziergang durch das Stadtzentrum und ich esse „Paste Oltenia“ ( Pasta à la Kleiner Walachei).
Zurück im Zimmer packe ich noch schnell meine Koffer aus, bevor ich tief und fest einschlafe.
Tag 2
Montagmorgen werde ich von Musik, die über den Schulhof in mein Fenster hereintönt, geweckt. Um 9 Uhr bin ich mit den Deutschlehrern verabredet. Als ich nach draußen gehe, schallt mir „What a Wonderful World“ entgegen. „I see skies of blue…clouds of white…“
Es ist der erste Schultag und es strömen Schüler und Schülerinnen samt Eltern in Anzug und Kostüm mit großen Blumensträußen in den Armen auf den Hof um der Reden zu lauschen, die dort gehalten werden. Obwohl ich mir bei letzteren nicht ganz sicher bin, denn dass ich nichts verstehe liegt wohl nicht allein daran, dass ich kaum Rumänisch kann, sondern vor allen Dingen an der Tatsache, dass alle reden…
Wir gehen mit in eine Deutschintensivklasse, die nächstes Jahr Abi macht. Das es hier ganz normal ist, das Handy nicht lautlos zu stellen und dass Lehrer auch im Unterricht telefonieren, ist mir seitdem nun auch klar. Und auch, dass es sich so gehört die Klassenlehrerin zu Schuljahresbeginn mit Blumen zu überhäufen. Wir kriegen auch Blumen, weil sie gar nicht alles tragen kann. Anschließend werden alle Schüler mit Küsschen begrüßt.
Craiova bleibt verwirrend. Nach einer großen Runde durch das Stadtzentrum mit seinen Kaufhäusern in Beton und die kleinen Nebenstraßen mit herrschaftlich wirkenden Häusern aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, besuchen wir schließlich den Markt mit der den großen Markthallen und den kleinen Läden. Das alles passt so gar nicht in mein bisheriges Bild einer Großstadt.
Im Wohnheim falle ich um 20 Uhr in mein Bett und schlafe lange tief und fest..
Tag 3
Ich habe leider erstmal nicht viel zu tun, denn es ist Schuljahresbeginn und es herrscht noch Chaos. Ich kann mich in einer Klasse aber schon vorstellen und stelle mich den Fragen der Schüler, die von „Welchen Eindruck hast du von dem Leben in Rumänien im Vergleich zu dem in Deutschland?“ (genau so formuliert! Meine Antwort: „Öööh, ich bin erst seit 2 Tagen hier. Öööh, ich kann es noch nicht wirklich sagen..“) bis zu „Wie alt bist du?“ reichen.
Danach habe ich lange Pause, in der ich auch den zweiten Pädagogen kennenlerne, der die Schüler hier im Wohnheim betreut. Er erkennt mich und möchte mir gerne sehr viel mitteilen, doch ich spreche ja leider kein Rumänisch. Er merkt, dass ich ihn nicht verstehe und reagiert frei nach dem Motto: „viel hilft viel“. Über mir ergießt sich nun also die doppelte Menge an rumänischen Worten, doch ich habe leider immer noch nichts verstanden. Also gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Wir gehen gemeinsam in die Kantine, er stellt mir einen Stuhl hin und einen Teller Suppe vor mich. Ok, jetzt habe auch ich es endlich verstanden… Er hat wohl Angst, dass ich zu wenig zu essen bekomme, weil ich bisher nicht mit den anderen in der Schule gegessen habe. Sehr lieb, aber auch sehr verwirrend.
Nachmittags verbringe ich mit meinem Betreuer gefühlte 2 Stunden im Shop meines neuen rumänischen Handyanbieters. Hinter dem System der „Prepaid -Optionen“, die man sich freischalten kann und die nichts mehr mit dem Prepaid zu tun haben, wie ich es kenne, vermute ich allmählich eine ganz eigene Weltsicht, denn auch nach mehrmaliger Erklärung auf Englisch und Rumänisch verstehe ich wirklich noch nicht Sinn und Zweck..
Abends bin ich bei meinem Betreuer zu Gast, wo ich eine deutsche Studentin kennenlerne, die gerade auf der Durchreise ist. Es gibt Mamaliga (Maisbrei mit weißem rumänischen Käse und Schmand).
Tag 4
Heute, Mittwoch der 18.09.2013, ist ein wirklich schöner Tag! Ich stelle mich nochmal in der Klasse 12, also der Abschlussklasse vor. Ich werde mit Fragen überhäuft und mir blicken viele faszinierte Gesichter entgegen. Das hat damit zu tun, dass kaum einer versteht, warum eine Deutsche für ein Jahr nach Rumänien kommen sollte. Der Französischlehrer, den ich heute kennenlerne, kann nicht glauben, dass ich ernsthaft seine Muttersprache lernen möchte. „Du kannst doch so gut Französisch, warum bist du nicht nach Frankreich gegangen?“
Am Bahnhof habe ich sogar mit den paar Brocken Rumänisch, die mir heute die Schüler beigebracht haben, erfolgreich ein Bahnticket gekauft ohne ein Wort Englisch zu sprechen.
Davon ermutigt, gehe ich zur Post mit dem Vorsatz nur mithilfe der rumänischen Sprache zu erfahren, wie viel es kostet ein Paket nach Deutschland zu schicken. Ich scheitere kläglich. Meine Aussprache ist zu schlecht, die Beamtin kann kein Englisch und ich will tatsächlich, und absolut unvorstellbarerweise, ein Paket von Rumänien nach Deutschland schicken. „Warum denn nach Deutschland?“, werde ich von der einzig englischsprechenden Beamtin gefragt, „Sie sind doch Engländerin!“
Inzwischen ist der Himmel über Craiova wieder königsblau. Morgenfrüh, wenn ich nach Bukarest fahre, ist er ja vielleicht sogar ein bisschen rosarot.
Hallo Jelena!
Schön zu hören, dass du gut angekommen bist :) Scheint ja alles gut zu klappen bei dir bisher! Die Fotos sehen auch gut aus!
Du hast ja schon ganz schön viel erlebt, wir haben hier dagegen eher einen etwas langsameren Start…
Lass es dir gut gehen und gewöhn dich schön ein! Viele Grüße aus Sarajevo
Heyhooo :)
Hab heute auch schon deinen Blog gelesen! Ein langsamer Start ist doch auch ganz gut :) Und dir und Eike scheint es ja ebenfalls gut zu gehen!
Eben sooo! Ich komm euch mal besuchen, hab ich mir vorgenommen :)
Viele Grüße aus Craiova