Ein Beitrag darüber, wie wir unsere Wohnung verlassen haben um auf einen Hügel zu gehen.

wandern

Heute waren wir wandern. Genauer gesagt sind wir einem Pfad gefolgt, der über einen nicht sonderlich steilen Hügel verlief und haben dabei ein paar Fotos gemacht. Von der Aussicht und von uns auch. Eigentlich hauptsächlich von uns, wie wir ganz ungestellt besagten Hügel hinunterflanieren und die Aussicht genießen. Zwischendurch angestrengtes Kichern und peinlich berührte Blicke, die die in Sand getauchte Umgebung nach Zeugen absuchen aber es ist ja eh niemand da. Es ist fast nie jemand da in diesem oft gefühlt fast ausgestorbenen Land, mit 2 Millionen Einwohnern die jetzt gerade überall sind aber nicht auf diesem Hügel. Deshalb machen wir hier schnell ein paar Fotos; für die Erinnerung und die Familie und als Facebook Titelbild sowieso.

Ein ganz normaler Sonntagsspaziergang also und doch ganz anders weil ja in Namibia. Weil ich meinen Beutel mit 2 Wasserflaschen und nicht mehr als 20 Namibia Dollar packe. Weil Sina zum ersten Mal seit 10 Tagen ihre Kamera mit raus nimmt und wir davor minutenlang Informationen einholen über Schlangenbisse (gefährlich) und das richtige Verhalten um eben diese zu vermeiden (ruhig bleiben und langsam entfernen) und die passende Notfallnummer für den Fall das es doch passieren sollte (02247 9225013).

Als wir gefühlte Stunden nach dem Vorschlag „wollen wir heute mal rausgehen?“ dann das rote eiserne Tor vor unserem Haus aufschließen und uns auf den Weg machen, fühlen wir uns alle ein wenig abenteuerlich. Das liegt nicht an der tatsächlichen Sicherheit beziehungsweise Gefährlichkeit dieser Stadt, sondern vielmehr an einem alles umfassendem Gefühl der Verunsicherung, das ich in erster Linie auf unseren bis dato noch sehr kurzen Aufenthalt und immer variierende Ratschläge zurückführen kann.

So zum Beispiel beim Thema Überfall. Eric, der Taxifahrer unseres Vertrauens kommt aus Katatura- dem ärmsten Viertel der Stadt, und sieht nicht ein, warum man einem Dieb freiwillig Geld überhändigen sollte. Er empfiehlt uns, nicht einfach nachzugeben wenn wir uns in einen Raubüberfall verwickelt finden und unser Geld in der Tasche zu behalten. Abstechen würde uns schon keiner. Babsi hingegen, eine Art fürsorglicher Notorious BIG mit Farm und Pool (weltweit ziemlich eindeutige Indikatoren für ein etwas behüteteres Aufwachsen) hält diesen Plan für völlig lebensmüde und macht uns in einer fließenden Bewegung vor, wie wir unsere  Wertgegenstände demütig vor eventuellen Angreifern zu platzieren haben.

Zwischen diesen und vielen anderen Ratschlägen und Warnungen versuchen wir nun also einen richtigen Verhaltenscodex für uns zu finden und sind deshalb wahrscheinlich gerade zu Beginn mehr vorsichtig als wagemutig. Und so haben wir heute eben nicht nur einen banalen Sonntagsspaziergang gemacht, sondern ein kleines Abenteuer gewagt und uns damit auch etwas Selbstbewusstsein zurückgewonnen. Weil natürlich nichts passiert ist. Eventuell wegen meiner beängstigenden Ausstrahlung aber wahrscheinlich dann doch einfach weil ganz Windhoek (Schlangen und Menschen) an einem Sonntag etwas Besseres zu tun hat, als auf diesem staubigen Hügel zu sitzen. Obwohl man da ganz nette Fotos machen kann.

Ein Gedanke zu „Ein Beitrag darüber, wie wir unsere Wohnung verlassen haben um auf einen Hügel zu gehen.

  1. Patrick

    Die Notfallnummer ist ein Fake, oder anscheinend einfach nur nicht als weltweite Telefonnetz angeschlossen. Hmm. Ansonsten sehr guter Debüttext. Ich freu mich schon auf den nächsten Eintrag.

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