Episode 5 – Mid Term Break

Grüßt euch Freunde,

bisher habe ich euch grob meine Erlebnisse von meiner Ankunft, Mittwoch, bis zum Wochenende geschildert.

Ich habe gemerkt, dass es ziemlich zeitaufwendig ist alles chronologisch aufzuarbeiten und Tag für Tag darzustellen. Etwas zu zeitaufwendig. Mittlerweile bricht nämlich schon meine dritte Woche hier an.

Zum einen deswegen, zum anderen weil natürlich auch nicht jeder Tag wahnsinnig spannend ist, werde ich das in Zukunft etwas anders handhaben. Wie genau weiß ich auch noch nicht, aber das wird sich ergeben.

Zu meinen Ferien.

Ich hab’s in der Zeit geschafft Swakop halbwegs kennenzulernen – ok allzu groß ist die Stadt nun nicht – und weiß, was ich wo gut bekomme oder zumindest wen ich fragen muss. Um Freizeitaktivitäten brauche ich mich auch erstmal nicht sorgen.

Wenn man den Strand und das Meer vor der Tür hat, ist es naheliegend dort Sport zu treiben oder einfach nur zu chillen und sich von der Sonne verbrennen lassen.

Schon in Deutschland hatte ich mich erkundigt, ob es hier in Swakop sowas wie einen Fight Club / Kampfsportverein gibt. Gibt es glücklicherweise und ich habe mich natürlich sofort angemeldet. Der Verein bietet Kickboxen, Brazilian Jiu-Jitsu und Krav Maga / Selbstverteidigung an. Für’s Erste belasse ich es beim Kickboxen. Der Rest ist zwar auch sehr interessant, aber kostet eben auch extra Zeit und Geld…und ich bin nun mal nicht hier um 6 Tage die Woche im Gym zu hängen. Da bietet es sich hier auch viel zu sehr an mal die eine oder andere Einheit am Strand einzuschieben, Volleyball zu spielen.

Das Training hier ist etwas anders als das, was ich aus Machdeburg kenne. Bei uns ist es ganz selbstverständlich, dass ein Wettkämpfer Vollkontakt Kämpfe bestreitet. Sprich: Im besten Fall hau ich meinen Gegner um und der bleibt liegen bis der Ringrichter ihn auszählt.

Hier gibt es viel weniger Vollkontakt Wettkämpfe und mehr Pointfighting. Stellt euch das vor wie eine Mischung aus Kickboxen und Fechten. Es geht nicht darum wie kräftig du deinen Gegner schlägst – du darfst ihn nicht einmal ausknocken – sondern dass du ihn öfter triffst als er dich. Dementsprechend legt man hier viel mehr Wert auf Schnelligkeit und Mobilität. Soll mir nur zu Gute kommen.

Mein neuer Trainer zur rechten – Sensei Martin Gunther

Nicola, eine ehemalige Freiwillige in Swakop, die hier momentan ihrem Praktikum für’s Jura Studium nachgeht, hat uns dem örtlichen Faustball Verein vorgestellt. Das Spiel ist eine ulkige Mischung aus Volleyball und Tennis. Es ist kompliziert zu beschreiben, am besten ihr schaut’s euch bei YouTube an.

Das Ganze hat vom Gefühl etwas von altbewährtem Kreisliga Fußball. Wir haben 1 1/2 Stunden ordentlich gespielt und dann ging’s ab in die anliegende Sportkneipe um die allgegenwärtige Frage – Wer zahlt die nächste Runde? – mittels Knobeln zu beantworten. Sehr angenehme Truppe, gehe ich gerne wieder hin.

Außerdem habe ich mich bei der städtischen Bibliothek angemeldet, weil ich hier denke einige Zeit zum Lesen haben werde. Der Beitrag ist spottbillig und davon kriege ich Ende des Jahres sogar noch was zurück…letztlich zahle ich für ein Jahr Bücher en mass 52N$ – nicht mal 4€. Die Bibliothek ist weder besonders groß noch klein. Man hat eine mehr als ausreichende Auswahl an Büchern, nur sehen diese mitunter schon gut gelesen aus. Insgesamt passt das Angebot aber sehr gut.

Da ich mich bei den abertausenden Büchern auf die Schnelle erstmal gar nicht zurechtfand, habe ich einfach Grisham und King gegriffen. Kann man nichts falsch machen.

Vergangenes Wochenende haben mich meine kulturweit Kollegen aus Windhoek besucht. Es war super schön die 4 nach unserem Vorbereitungsseminar und zum Teil Hinflug wiederzusehen und zu hören wie das Leben bei ihnen läuft.

Freitag veranstalteten wir einen Braai und Samstag habe ich ihnen meine Stadt vorgestellt. Durch Zufall sind wir auch beim Tierschutzverein vorbeigekommen, wo wir einen Aushang fanden. Dort stand, dass jeden Sonntag ein Spaziergang mit den Hunden aus dem Tierheim in die Dünen stattfindet. Entweder man schnappt sich einen dieser Hunde oder man bringt seinen eigenen mit.

Da wir sowieso noch in Dünen wollten und auf Hunde stehen (fast alle), waren wir dabei. Wir haben uns also Sonntag Morgen mit einer Trainerin aus dem Tierheim und weiteren Leuten, die Interesse am Spaziergang hatten, getroffen und jeder hat seinen Hund bekommen.

Ich hatte das Vergnügen mit Lady, einem Staffordshire Terrier.

Lady – Im früheren Leben für Hundekämpfe und danach als „Puppy Factory“ eingesetzt

Seitdem war ich fast jeden Tag im Tierheim und bin mit einem der Hunde Gassi gegangen. Mir wurde Lexus, ein weißer Bullterrier Rüde, anvertraut. Lexus ist ein wahnsinnig lieber Hund, der aber gerne noch über’s Ziel hinausschießt. Es ist zwar ganz niedlich, wenn ein Hund dich zur Begrüßung freudig anspringen möchte, anders ist das jedoch bei einem Bullterrier. Der rennt dich um.

Ähnlich schwierig ist es noch mit den meisten anderen Hunden. Die sind sofort von ihm eingeschüchtert und die Situation ist angespannt. Lexus wurde lange Zeit isoliert und hatte keinen Kontakt zu anderen Lebewesen. Wahrscheinlich als Wachhund auf einen Hof gesperrt.

So ist es zwar nachvollziehbar, dass er sich in seiner neuen Situation sehr wohlfühlt, doch muss ich ihm jetzt irgendwie beibringen nicht zu aufgeregt zu sein.

Der einzige Hund, der gar keine Anstalten macht sich mit ihm zu beschäftigen ist eine junge, völlig überfressene Englische Bulldogge. Unweigerlich süß. Werde mal ein Bild nachreichen.

Tja, und so kommt es, dass ich mir meine Tage richtig gut vertreiben konnte. Ich weiß noch gar nicht wie ich die ganze Freizeit unterkriegen soll, wenn die Schule beginnt und ich arbeiten muss. Das Leben ist nicht leicht.

Über Ostern fahren wir nach Erindi und campen in Dachzelten…und versuchen uns nicht von Elefanten oder Giraffen zertreten zu lassen. Ich werde euch nächste Woche davon berichten.

Bis dahin Freunde! Seid lieb!

Lucas

 

 

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