Raus

Am Wochenende ging es endlich mal wieder raus in die Natur. Mit meinen Mitbewohnerinnen haben wir eine kleine Reise in die Hochzeitsstadt Sighnaghi und anschließend in das Naturreservat „Lagodechi“ geplant. Region: Kachetien. Liegt östlich von Tiflis.

Warum Sighnaghi fürs Heiraten berühmt ist, konnte mir keiner beantworten. Nach den Erzählungen hat es auf mich so gewirkt, als habe Saakaschwili während seiner Amtszeit die Stadt renovieren lassen und eine fetten Stempel mit „Hochzeitsstadt“ draufgesetzt. Kommt wohl gut bei Touristen an. Auch ausländische Paare dürfen sich in Sighnaghi trauen lassen.

Sighnaghi1

Von Tiflis aus sind wir beim Busbahnhof Isani mit der Mahrshrutka für 6 Lari pro Person (2 Euro) fast zwei Stunden in das Dorf Znori gefahren.

Dort hat bereits ein Taxifahrer auf uns gewartet, der wahrscheinlich vom Marshrutkafahrer -ohne unser Wissen- organisiert wurde (was uns aber sehr recht war), denn wir wollten ja nach Sighnaghi und am Wochenende fahren keine Busse dort hoch. Der Taxifahrer, Djadja Timur, sollte uns an diesem Tag nochmal begegnen…

Oben in Sighnaghi kann man die kleine Stadt selbst, die Befestigungsmauer und das Kloster Bodbe besuchen.

Blick in die Weite

Bodbe Kloster

Das Kloster ist vom Stadtzentrum aus in etwa 40 Minuten zu Fuß erreichbar und angeblich liegt dort die Heilige Nino begraben. Eine bedeutende Person in Georgiens Geschichte, denn sie leitete die georgische Bekehrung zum Christentum ein. Und Religion spielt hier eine sehr große Rolle.

Wer in der prallen Mittagssonne nicht laufen möchte, nimmt ein Taxi zum Kloster. So wie wir. Ich muss sagen, ich hasse es mit Taxifahrern zu verhandeln, nach dem Preis zu fragen, erklären wo wir hinmüssen…Bei mir hat sich hier eine richtige Taxiapathie entwickelt. Mit Djadja Timur hingegen hatten wir unglaublich viel Glück. Dieser Mensch ist mir schon auf den ersten Blick ans Herz gewachsen. Zu aller erst quatschte er uns nicht voll. Er ließ keine nervige Musik laufen. Er war aufmerksam, hatte gehört, dass wir über Chacha reden, lachte mit. Er hatte mitbekommen, dass wir keine Ahnung haben, wie wir Abends nach Lagodechi kommen sollen. Im Internet stand, dass keine Marshrutkas von Sighnaghi aus hinfuhren und Taxis mindestens 60 Lari kosten.Trotzdem drängte sich Timur uns nicht auf, um uns nach Lagodechi zu fahren, sondern wir waren es, die ihn anriefen. Er schlug uns sogar einen Rabatt vor und brachte selbstgebrannten Chacha mit. Als wir ihm am Ende der Fahrt doch mehr zahlten als vereinbart, strahlten seine Augen vor Glück.

Obwohl wir uns zu viert auf Timurs Rückbank zusammenquetschten, war die Fahrt nach Lagodechi wundervoll. Ich wollte nicht, dass es endet. Kilometer um Kilometer ließ der Kaukasus immer mehr von sich blicken, gab uns sein Geheimnis jedoch nicht preis.

Lagodechi

Die Sage, dass Gott den Georgiern sein eigenes Land geschenkt hat, als sie abgelenkt von Tanz und Gesang, zu spät zur Landverteilung kamen, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Lagodechi2