Wunderbarer Tag oder Lob an mich selbst

Heute war der erste Schultag nach den Ferien. Den ersten Schultag erkennt man daran, dass in einer Klasse von 30 Schülern nur 5 zum Unterricht erscheinen. Okay, wir wollen ja fair berichten: es gab auch Klassen in denen 11 Schüler anwesend waren. Wozu auch am ersten Tag nach den Ferien in die Schule kommen, wenn man im Unterricht sowieso nichts macht, außer zu quatschen und die Neue aus Deutschland kennenzulernen?

Für mich war mein erster Schultag an der 83. Öffentlichen Schule ganz spannend.

Das Gebäude ist sehr alt und die Klassenzimmer nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Die Wände wurden liebevoll mit selbstgemachten Plakaten und Bildern beklebt. Obwohl ich noch nicht das ganze Schulhaus gesehen habe, hat die Schule einen sehr warmen Eindruck bei mir hinterlassen. Direkt bei meiner Ankunft wurde ich von meiner Vertrauenslehrerin namens Lia, in einen Aufenthaltsraum geführt, wo wir mit den Putzfrauen einen Kaffee getrunken haben. Ich weiß jetzt wohin ich flüchte, falls mir das Lehrerzimmer zu voll wird. Auch dort wurde ich herzlichst und mit großer Neugierde empfangen.

Nach der Vorstellung im Lehrerzimmer durfte ich in drei Klassen reinsitzen, sodass ich schon mal meine Schüler -zumindest ein paar davon- kennenlernte.

Der erste Eindruck von den Schülern: sehr nett, sehr höflich. Die meisten Mädchen zeigten ihre Neugierde offen oder lächelten mir schüchtern zu. Die meisten Jungs versuchten den Blickkontakt mit mir zu vermeiden und machten auf cool. Sind trotzdem auch nett. Bisher…

Während des 40-minütigen Unterrichts habe ich mich gefühlt wie ein Popstar bei einem Interview. Lauter 13-Jährige Kinder schauten zu mir hoch, stellten mir in aufgeregtem Ton Fragen und hörten mir geduldig zu. Zwei Mädchen wollten sogar ein Selfie mit mir machen und eine Unterschrift von mir. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Mir ist natürlich bewusst, dass nicht jeder Tag so aussehen wird. Heute war ein verdammt guter Tag.

Ich habe es morgens geschafft den Minibusfahrer ohne Worte zum Anhalten zu bringen.

Ich war pünktlich in der Schule.

Ich habe bei den Schülern und den Lehrerinnen scheinbar einen guten Eindruck hinterlassen.

Ich habe drei neue georgische Buchstaben gelernt und einige Worte richtig gelesen.

Ich habe mich nach der Schule aufgerafft und bin ziellos durch die Stadt spaziert. Und zwar solange bis meine schönen Sneaker ruiniert waren. Aber das macht nichts. Mit rosa Schuhen kommt man bei der georgischen Jugend eh nicht so gut an. Bei denen ist schwarz angesagt. Und Leder.

Ich habe mir eine Haarbürste gekauft – dafür war nämlich kein Platz mehr im Koffer.

Ich habe diesen Blogeintrag verfasst. Das ist fürs erste genug.