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Zwischen Surfen, Arbeit und Streik

Ich hab schon echt viel von Chile gesehen: durch meinen Austausch 2015, Wochenendtrips, die Backpackertour und den Besuch meiner Eltern.
Bis auf den ‘ganz-ganz-oben-Norden’ hab ich nur noch ein Ziel gehabt, was ich definitiv noch sehen wollte: Pichilemu.
Alle waren schon mal dort, alle schwärmen davon. Also hab ich mir Charlotte und Jonas geschnappt und wir sind am langen Wochenende über den 1. Mai nach Pichilemu gefahren.
Über die Stadt an sich kann ich nicht so viel sagen.. wir sind vor allem zum Surfen hingefahren. 3 Nächte. 2 mal waren wir surfen. Den letzten Tag haben wir einen Spaziergang zum Punta de Lobos gemacht und den Surfprofis zugeguckt, weil wir selber zu erschöpft waren. Obwohl man (oder ich?) viel auf dem Brett rumsitzt oder liegt, ist es kräfteraubender als gedacht. Jeden Abend haben wir dann noch lecker gekocht. Und Hände und Gesicht sind von der Sonnen nochmal schön braun geworden (der Rest war ja vom Neopren überdeckt).
Also ein ziemlich gelungener Wochenendtrip.

Dann habe ich für den PASCH- Blog einen Wochenbericht geschrieben, um mal einen Einblick in meine Tätigkeit an der Schule zu geben:

„Montags um 7.45 geht´s los. Den ganzen Vormittag bis 14 Uhr begleite ich eine Lehrerin. Am Morgen haben die Klassen 10, 11 und 12 Unterricht, das heisst die grossen, das heisst ein höheres Deutschniveau. Letzte Woche habe ich für die verschiedenen Klassen verschiedene Arbeitsblätter erstellt. Thema Präteritum, wo ich das Märchen „Froschkönig“ ins Präsens umgeschrieben habe, damit die Schüler es wieder zurück- umschreiben. Dann noch ein Arbeitsblatt über Wechselpräpositionen und eins über Modalverben. Als diese dann in den Klassen ausgeteilt wurden, war ich schon ein bisschen stolz.
Mein Dienstag beginnt um 12.30 mit einer Vorbereitungsstunde für den B1 Zertifikatskurs. Eine Mitfreiwillige und ich übernehmen den am Dienstag und konzentrieren uns vor allem auf die Kompetenzen Hören, Sprechen und Lesen. Den grammatikalischen Teil übernimmt eine Lehrerin am Montag. Der B1 ist eins meiner Lieblingsbeschäftigungen. Sehr enger Kontakt mit den Schülern und von Woche zu Woche ist eine klare Verbesserung bemerkbar, noch mehr Interesse an Deutsch und Deutschland. 
Danach war ich mit im Unterricht bei einer 7. Klasse. Die Schüler konnten sich einen Sternchen-Stempel mit „super!“ abholen, wenn sie das Arbeitsblatt über Farben und Gegenstandsbeschreibungen fehlerfrei und bunt fertiggestellt haben. Der Andrang war gross, alle wollten diesen Stempel. Dann habe ich mich mit einzelnen Schülern zusammengesetzt, um Fehler zu erklären und viele viele Fragen zu beantworten. Eine erfolgreiche Stunde irgendwie.
Am Mittwoch ist meine erste Stunde auch um 12.30 in einem Nivelationskurs. Das bedeutet, dass alle, die neu auf dem Instituto Nacional sind und vorher nie Deutsch gelernt haben, zusammenkommen und den Stoff aufholen. Dieser Kurs ist auch ziemlich motiviert und freut sich über jede Hilfe.
Dann ist der A2- Zertifikatskurs. Hier ist unsere Aufgabe vor allem das Sprechen anhand von Themenkärtchen oder Fragen mit den Schülern zu üben. Die Angst und der Scham wird von mal zu mal weniger und das Deutsch besser. 
In meiner Projektstunde mache ich dann das, was so ansteht. Werbung für Wettbewerbe, Material vorbereiten oder mich mit meinem kulturweit- Projekt beschäftigen.
Und dann wieder den Unterricht begleiten.
 
Keine Woche ist wie die andere, kein Tag wie der andere. Ich fühle mich auch nach 8 Monaten noch sehr gebraucht und sinnvoll und die Mischung zwischen Unterricht, Zertifikatskursen und Projektstunden macht jeden Tag interessant.“

Heute habe ich vor allem Zeit diesen Blog zu schreiben, weil ich nach einer Stunde in der Schule wieder nach Hause gehen sollte. Die Schüler haben das IN besetzt. Keiner kommt rein und nur bestimmte Leute raus.
Vor ungefähr 2 Wochen haben die ersten Prostete und Demonstrationen angefangen. Mädels von einer öffentlichen Mädchenschule haben gegen einen frauenfeindlichen Pullover einer 12. Klasse von IN demonstriert. Der Unterricht ging aber normal weiter. Dann wurde Anfang dieser Woche eine Sitzblockade veranstaltet – irgendwie ein Aufstand gegen die Bildung von Seiten der Instituto Schüler und gleichzeitig wieder ein feministischer Aufstand der Mädchenschule. Und es gab auch eine öffentliche Demonstration auf der Hauptstraße. Aber auch hier ging der Unterricht mehr oder weniger weiter.
Teilweise werden die Proteste sogar im Fernseher ausgestrahlt.
Heute dann die Besetzung.
Ich dachte irgendwie, dass das Ganze viel später erst anfängt (im Juni) und irgendwie ‚respektloser‘ bzw. ‚gewaltvoller‘ ist, weil man ja schon einiges über den Streik der Schule gehört hat. Aber das kann ich so nicht bestätigen – zum Glück.

Heute zum Beispiel habe ich wie immer mein Fahrrad bei der Portería (dem Eingang) abgestellt. Als ich dann nach Hause geschickt wurde ‘zu meiner eigenen Sicherheit’ standen bestimmt 300-400 Schüler hinter dem mit Stühlen und Tischen bestücktem Zaun und mein Fahrrad da irgendwo mittendrin. Ich hatte schon ein bisschen Panik, dass das irgendwie kaputt geht und war mir sicher, dass ich das da heute niemals rausbekomme. Dann fragte mich ein Schüler, den ich nichtmal kannte, was ich denn hier wolle weil man aus dem Hauptausgang nicht rauskommt. Ich deutete etwas hilflos in die Richtung meines Fahrrads und meinte, dass ich schon gerne damit nach Hause fahren würde. Der kleine Junge, 14/15 vielleicht, brüllte dann mit einer Lautstärke in Richtung der Schüler, die sich um meinem Fahrrad versammelt haben, dass das mein Rad ist und die weggehen sollen, damit ich daran komme. Ich war etwas erstaunt von der Lautstärke und vor allem der plötzlichen Reaktion der angebrüllten Schüler. Ein anderer Schüler schrie dann noch ‘das ist die aus Deutsch’. Alle bildeten sofort eine Traube um mein Fahrrad und mich, verschoben Tische und Stühle, damit ich daran kam und zogen an ihren Mitschülern, damit diese auch noch Platz machten. Ich war etwas überfordert aber bedankte mich lieb und fragte, wo ich denn jetzt rauskommen würde, weil der Haupteingang ja offensichtlich unzugänglich und abgeschlossen war. Nach einigen Erklärungsversuchen, wo der Hinterausgang der Schule ist, begleitete uns ein Schüler dahin, redete noch mit dem Portier, dass wir ja bitte als erstes rausgelassen werden sollen; was dann auch so geschah.
Was lernen wir daraus?
1. Wenn schon vorhergesagt wird, dass die Schule besetzt wird, NICHT mit dem Fahrrad zur Schule kommen.
2. Die Schüler sind politisch sehr aktiv und motiviert- sind aber dennoch hilfsbereit, aufmerksam und respektvoll. Zumindest meiner heutigen Erfahrung nach.

Das war es dann erstmal wieder.
Herbstliche Grüße, ciao Kakao!

Anders aber gleich

2 Monate sind jetzt seit der Reise um. Wow. Time flies. In den 2 Monaten ist viel passiert und einiges hat sich geändert.

Zum Beispiel, dass meine Freunde wieder in Deutschland sind. Davor hatte ich mit abstand am meisten Angst.. allein zu sein. Ich wollte zwar nicht mit in den Flieger steigen, aber ich hab mir gewünscht, dass er nicht fliegt. Die ersten Tage, nachdem dann alle weg waren, haben sich auch ein bisschen leer angefühlt. Keine Gemeinsamen Unternehmungen, kein Planen über zukünftige Trips, keine Mitbewohnerin. Die Zeit hab ich aber trotzdem gut mit viel Me- Time, aufwendigerem kochen, viel Yoga, Serien schauen und den Sommer genießen, wunderbar rumbekommen.

Und dann fing die Schule wieder an. Es war chaotisch. Keine richtigen Stundenpläne, neue Klassen, keiner wusste so richtig wo er hingehört. Und es stand sonst auch viel Organisatorisches an. Für die Mitfreiwillige an meiner Schule und mich bedeutete das also einen riiiiesigen Schrank voller Arbeitsblätter aufzuräumen, das Material zu sichten, zu beschriften und wenn was fehlte, Neues zu erstellen. 2 Wochen hat das ganze gedauert und wir waren ziemlich froh, als es geschafft war. Und auch ein bisschen stolz.

Dann war auch noch das Einführungsseminar der neuen Freiwilligen der März Ausreise in Santiago, was ich begleiten durfte. Und meine neue Mitbewohnerin ist eingezogen. Und meine Freundin Arnela ist zu Besuch gekommen. Das brachte mich dazu, zu realisieren, dass jetzt WIRKLICH die Hälfte rum ist. Noch ein halbes Jahr. Mit neuen Leuten, neuen Erfahrungen.

Aber mich in meinen neuen Alltag einzufinden ging immer noch nicht, denn meine Eltern und meine Schwester sind zu Besuch gekommen. Ich hab mich da so super drauf gefreut! Eendlich meinen Eltern alles zu zeigen: meine Wohnung, meine Mitbewohner, den Gemüsemann, die Schule und die Lehrerinnen, die schönen naheliegenden Viertel und natürlich das Standard- Touri- Programm von Santiago. Das sie endlich ein Bild im Kopf haben, wenn ich etwas erzähle und vielleicht meine Begeisterung verstehen.
Dann ging es in die Atacamawüste mit Salzseen, dem Valle de la Luna, den Geysiren und der größten Kupfermine der Welt.
Danach war der Süden Chiles dran. Villarrica/Pucón. Mit meiner Gastfamilie über Ostern. Das war eine sehr intensive Zeit, mit Jetski, rafting, und Vulkanwanderung.
Zurück in Santiago, standen Tagesausflüge nach Valparaiso an de Küste und Richtung Anden das Maipotal an.
Die 2,5 Wochen waren suuuuper schön, sehr intensiv und hoffentlich auch in der Hinsicht erfolgreich, neue Chile- Fans angesteckt zu haben.

Und jetzt, endlich jetzt, haben wir einen festen Stundenplan, mein Fahrrad funktioniert wieder und es ist Zeit für Yoga, Serien und einen Blogeintrag. Das schreit nach Alltag. Und nach 4 Monaten freue ich mich da auch echt drauf. Uuund die Sonne scheint immer noch hihi.

Und jetzt sind es noch 4 Monate. 130 Tage ist Santiago noch mein zu Hause. Time flies.

Bis denne, ciao Kakao.

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1 Monat. 3 Mädels. Der Süden Chiles.

1. Step: Torres Del Paine
Wenn man Chilenen fragt, was man in Chile unbedingt gesehen haben sollte, ist „Torres der Paine“ bei den Antworten ganz oben mit dabei. Also führte auch unser Weg dorthin.
Doch bevor die Reise überhaupt richtig losging, auf dem Weg zum Flughafen, wurde das Handy meiner Mitbewohnerin geklaut. Der Schock saß tief und schnell wurde klar, dass 2 Handys zu dritt reichen müssen, 4,5 Wochen lang. Wir würden das hinkriegen. Dann Flug. Dann Bus und angekommen in Puerto Natales. Nach einem Blick auf den Wetterbericht kurzerhand entschieden, die 8 Stunden Wanderung schon am Folgetag anzugehen.
Die Wanderung ist schön und wie versprochen anstrengend, vor allem wenn man sich nach 2 Stunden die Leiste zerrt und schmerzlich an seine Grenzen kommt. Die Torres sind nett und steinig. Persönliche Meinung: Nett, gesehen zu haben aber definitiv überbewertet.
Den nächsten Tag haben wir dann eine Busfahrt durch den Nationalpark gemacht, der wiiirklich schön ist. Und dann gings auch schon nach Argentinien…

2. Step: Los Glaciares
Mit dem Bus über die Grenze nach El Calafate. Zur günstigsten Unterkunft unserer Reise, einem Mini Container mit zwei klapprigen Hochbetten und die Toilette ist mit dem dazugehörigen Campingplatz zu teilen. Aber gut, low Budget. UNO hat uns dann die Abende versüßt. Das Highlight dieses Stopps war der Ausflug zum Gletscher Perito Moreno. Einfach beeindruckend! Patagonien- Feeling. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen.

3. Step: Fitz Roy
Im Bus weiter nach El Chaltén. Süßer Ort. Mini Ort. Dort stand die zweite große Wanderung an. Fitz Roy. Basicly genau so ein Felsen wie die Torres, aber die Wanderung war wirklich schön. Der Weg ist bekanntlich ja das Ziel. Auch wenn mir meine Leiste diesen mal wieder nicht unbedingt leicht gemacht hat.

4. Step: Mamorhöhlen
Mit einem etwas kuriosen Nachtbus zur argentinischen Grenzstadt Los Antiguos gefahren. Von da an war nichts mehr geplant. Wir wussten nur, dass wir abends gerne in Puerto Río Tranquilo sein wollten. 180 km entfernt. Carretera Austral. Keine Busse. Kein Essen. 28 Grad. Und es hat gedauert.. 12 Stunden insgesamt. 8 Mitfahrgelegenheiten haben sich erbarmt. Von PickUp Ladefläche, über LKW, bis hin zum Baustellenfahrzeug war alles dabei. Eine aufregende Erfahrung, die aber an den Nerven gezerrt hat. But we made it.
In dem besagten Örtchen „Puerto Río Tranquilo“, das im Namen enthaltene ‚ruhig‘ spricht für sich, kann man Bootstouren zu den Mamorhöhlen machen, die bei dem richtigen Licht spektakulär aussehen. Und wie auch schon bei den vergangenen Stops davor, hatten wir super Glück mit dem Wetter. Nur leider hat es eins der Mädels gesundheitlich voll erwischt, aber auch das gehört dazu.


5. Step: Chiloe
Platz 1 der typischen Reiseziele für Chilenen. Von Rio Tranquilo nach Coihayque mit dem Bus, dann mit dem Flieger nach Puerto Montt und mit Bus und Fähre nach Chiloe. Dort ein Auto gemietet und die Insel erkundet. Pinguine, Wasserfälle, Holzkirchen, Stehhäuser – Chiloe hat viel zu bieten.

6. Step: Puerto Varas
Ein kleines, schönes Örtchen am See mit Blick auf den Vulkan Osorno. Ein Tag eine unerwartet anstrengende Fahrradtour, den anderen Tag Wasserfälle angucken und abends sind die Gourmetköche in uns erwacht. Ein sehr schöner Stop..

7. Cochamo
Was erwartet uns? Wie ist es da? Wieso empfehlen das so viele, aber ist dabei touristisch fast unerschlossen? Hohe Erwartungen.. Aber an was genau? Keine Ahnung.
Mit dem Bus hin. Wann die fahren? Da behauptet jeder was anderes. Dort angekommen, registrieren und los. Mit Backpack auf dem Rücken, wo Verpflegugn und Klamotten für jedes Wetter für die nächsten 4 Tage drin ist (er war sehr sehr schwer). 30 Grad. 4,5 Stunden durch den Wald wandern. Die, die mich besser kennen, wissen, Tina ist im Paradies. Hängebrücke, Sonne, kurze Hose, wandern und Bäume – es spricht für sich. Die folgenden Tage ohne Netz oder WLAN, ohne Obstsalat zum Frühstück oder ausschließlich Gemüse zum Abendessen waren eine interessante Abwechslung zur bisherigen Reise. Dafür Puzzle, 2 Minuten warm Wasser Dusche, UNO und dann ins Bett gehen, wenn es dunkel ist, weil kein Licht. Ich habe es genossen, auch wenn es ein Tag fast durchgeregnet hat. Dafür war die nächste Wanderung umso schöner. Cochamo – du hast mich beeindruckt.

8.Step: Pucón
Die schönste Stadt zum Schluss. Mietwagen. Juilo Juilo Nationalpark. Ich sag mal so.. Ein magischer Wald mit Mapuche Hintergrund, aber nach Cochamo und 3 Stunden Anfahrt.. Naja. Die Termas Geométricas haben es als Grand Finale rausgerissen. Im heißen Wasser schwitzen und es sich einfach gut gehen lassen. Perfekt. Und aus dem Abreisetag ein Strandtag gemacht, besser geht’s nicht.

Jetzt bin ich wieder in Santiago. Meinem zu Hause auf Zeit. Nach 4,5 Wochen reisen hab ich mich auch echt wieder darauf gefreut.
Die Reise war schön – sehr schön sogar! Aber wie sagt man? Nach dem Urlaub Urlaub brauchen?

Die Sommerferien sind jetzt auch fast um. Meine Travelbuddies (darunter meine Mitbewohnerin) und meine Santiago Mädels aus meiner Auseise fliegen zurück nach Deutschland. Ich bleibe hier, weil für mich ist es erst Halbzeit und ich bin gespannt, was noch auf mich zukommt.

Ciao Kakao!

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Brasilien war, Patagonien kommt

2018. Ein ungewisses Jahr. Ein aufregendes Jahr. Ich freue mich.
Bis Ende August bin ich noch in Chile, soviel ist klar. Aber es wird sich auch hier einiges ändern. Die meisten meiner neu dazugewonnenen Freunde aus meiner Ausreise und meine Mitbewohnerin fliegen Ende Februar nach Hause. Obwohl sich das nach viel verbleibender Zeit anhört, ist dem nicht so. Zumindest vom Gefühl her nicht. Es wird darüber geredet auf was sie sich freuen, was sie vermissen werden, was sie danach machen. Über Packprobleme, ‚das letzte Mal dies oder das machen‘, ob es sich lohnt noch eine ganze Packung Haferflocken zu kaufen und so weiter. Mich betrifft das zwar alles nicht, aber trotzdem fühlt es sich ein bisschen so an, als ob ich mir über all das auch Gedanken machen müsste. Dabei bin ich noch gar nicht fertig mit Chile. Es stehen noch so viele Sachen auf meiner Chile To Do und sogar auf meiner Santiago To Do, ich könnte gar nicht nach Hause fliegen. Also freue ich mich auf die zweite kommende Hälfte meines FSJs, auf den Besuch meiner Eltern, auf den restlichen Sommer, auf Wochenendtrips und einfach den Alltag hier. Und natürlich die 5- wöchige Reise in den Süden Chiles.
Aber zuerst über die letzten Wochen von 2017:
1. Advent: in Maitencillo mit den Mädels. Am Strand liegen, essen gehen, uns gut gehen lassen.
2. Advent: mit meiner früheren Gastfamilie an den Strand fahren und ‚familytime‘ genießen. Auch nach 2 Jahren fühle ich mir super wohl und es fühlte sich so an, als ob ich gar keine eigene WG hätte und am Montag wieder zur Arbeit müsste. Richtig, richtig schön!
3. Advent: Backpack suche und Reiseplanung. Ziemlich gestresst durch alle möglichen Outdoorläden flitzen und verzweifelt jeden Backpack aufsetzen. Hab jetzt einen. 🙂
Unter der Woche ist aus diversen Gründen viel Unterricht ausgefallen und so konnte ich das schöne Wetter richtig genießen. Am letzten Schultag haben wir eine Kollegiums- Weihnachtsfeier gemacht, wegen der ich jetzt 2 kg schwerer sein dürfte.
4. Advent/Weihnachten: Am 24. ging es für mich, nachdem ich fett verschlafen hatte, zum Flughafen in Santiago. Ziel: Florianopolis, Brasilien. Am Flughafen schnell mit meiner Familie geskyped, die unsere Tradition des Zusammenseins und lecker Essens aufrechterhielten. Flug. Brasilien. Mein erster Eindruck: schwül und wunderschön. Dann eine Stunde mit dem Taxi zum Hostel und ein zweites Mal mit meiner Familie skypen. Die absolut in Weihnachtsstimmung, ich im tropischen Regen auf einer Hängematte sitzend, schwitzend und überhaupt kein Weihnachtsfeeling. Wow. Der Abend war dank des Partyhostels sehr lustig. Dinner gabs um kurz vor Mitternacht (der Ofen gab es nicht eher her), Caipi und brasilianische Musik. Definitiv neu für mich an Heilig Abend, hatte aber was.
Die Woche verbrachten wir dann mit ganz viel Superfood- Açai- Bowls essen, Strandspaziergängen, durch das Örtchen schlendern, suuuuuper leckeres, exotisches Obst frühstücken, durch den Dschungel wandern und bei unserem Hostel- Lieblingsspot lesen. Einfach Urlaub und qualitytime mit den Mädels, trotz Regenzeit und der Feststellung, dass Portugiesisch echt anders als Spanisch ist und klingt. In meinen Ohren eine Mischung aus Französisch und Chinesisch aber mit ein paar spanischen Worten. 2 wichtige Dinge haben wir allerdings in der Woche gelernt: ‚Obrigada‘ heißt Danke und ‚Oi‘ Hi. Der Rest war Verständigung mit Händen und Füßen.
Silvester: Am 31., nachdem Lea schon ‚vorgeflogen‘ und Marlene und ich in der Zeit den letzten Strandspaziergang gemacht haben, ging es dann auch für uns nach Santiago zurück. Um 20 Uhr gelandet, hatten wir also 4 Stunden um uns ein Auto zu mieten, nach Valparaiso zu fahren (dauert normalerweise 1,5 bis 2 Stunden), uns umzuziehen und fertigzumachen und dann zu Lea und Niki dazuzustoßen. Der Plan ging besser auf als gedacht, außer, dass unser Hostel unsere Reservierung storniert hat, wir also ohne Bleibe waren. Diese Tatsache ausgeblendet, haben wir das berühmt berüchtigte Feuerwerk in Valpo gesehen. Danach ordentlich feiern und um 6 Uhr auf den Weg nach Hause. Zum Glück hatten wir ja ein Auto. Definitiv eine verrückte Nacht!

Soooo und jetzt ist 2018, der ‚Neujahrsputz‘ liegt hinter uns und Lea, Marlene und mir bleibt jetzt noch eine Woche in Santiago bis es zu einem Deutschcamp vom Goetheinstitut geht und wir direkt im Anschluss in den Süden fliegen, wo unsere 5-wöchige Backpackertour bis wieder nach Santiago startet. Bis dahin ist noch viel Planung, weitere Besorgungen in Outdoorläden (der Gedanke daran stresst mich jetzt schon), Zeit mit den Mädels verbringen! und auf ein Wunder hoffen angesagt. Das Paket mit meinen Wanderschuhen ist immer noch nicht angekommen und ohne Wanderschuhe geht in Patagonien auf den Gipfeln mal gar nichts.. Die Hoffnung stirbt zuletzt? Ich bin gespannt ob ich sie rechtzeitig bekomme, werde ich ja in meinem nächsten Blogpost lesen haha…

(Übrigens: Was ich nach meinem FSJ machen will? Studieren. Was? Keinen Schimmer)
Also 2018. Ein ungewisses Jahr. Ein aufregendes Jahr.
Bis denne, frohes Neues und viele liebe Grüße!
Ciao Kakao.

Meine ersten Male

Über das Alleine leben, Geburtstag und Weihnachten ohne family aber mit Sommer, Reisepläne und Motten.

Wo fange ich an?
Es ist Sommer. Zwischen 25 und 30 Grad. Sonne. Keine Wolken. Laue Sommerabende. Grüne Bäume. Bunte Blumen. Leckeres Obst. Morgens um 7 schon hell, abends um 9 noch hell.
Als ich hier ankam, habe ich die ersten verregneten und kalten Tage des Septembers in Deutschland schon hinter mir gehabt und war richtig auf Herbst eingestimmt. Dicke, kuschelige Socken, Pullover. Tee. Decken. Filme. Eben alles, was man mit einem kuscheligen Herbst so verbindet. Die ersten Wochen in Chile waren auch kalt. Also nichts ungewöhnliches. Nur dann wurde es relativ schnell warm. Keine Pullis mehr, kein Schal mehr, keine Jacke mehr. Die Lust auf Tee verschwand, das abends in die Decke einkuscheln wurde zu warm. Anfangs fiel mir das schwer zu realisieren und auch zu akzeptieren, weil laut meines Jahresrhythmuses war jetzt Herbst und Winter dran. Nix da. Es ist warm, sonnig und wunderschön. Und wenn ich die ganzen verregneten, dunklen, verschneiten Fotos aus Deutschland geschickt bekomme, reizt mich das gar nicht. Ich genieße es mit Kleidchen, Birkenstocks und Sonnenbrille das Haus zu verlassen und nehme dafür auch das ekelige eincremen in Kauf.
Was für mich allerdings immer noch nicht passt ist, dass Weihnachten vor der Tür steht. Unsere WG ist nicht geschmückt, es gibt keinen Tannenbaum, keinen Adventskranz, keine Plätzchen und auch (das finde ich am traurigsten) keinen Adventskalender.
Für mich das erste mal.
Außerdem habe ich dieses Jahr das erste mal meinen Geburtstag im Sommer gefeiert und lag mittags mit Freunden in der Sonne. Dazu kommt noch, dass es auch das erste mal für mich war, meinen Geburtstag ohne Familie zu feiern. Kein Besuch von meinen Großeltern, keine Geburtstagstorte von Mami, nichts. An diesem Tag musste ich bei den Gedanken daran schwer schlucken, obwohl ich wegen meiner neuen und alten Friends hier eine wunderschöne Geburtstagsparty hatte. Um 0 Uhr, als alle angefangen haben zu singen, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich war so überglücklich, dass ich diese Menschen hier kennenlernen durfte und ich mich so wohl fühle. Als ich dann Geschenke bekam, war es vorbei. Ich hab nur noch geheult und konnte nicht aufhören. Ein riesiges Pinguinkuscheltier, Schokolade, Erdnussbutter, Kuchen, ein Bäumchen, Schmuck, Nüsse und vieles mehr. Ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können. Ok, Ende von diesem emotionalem Geschwafel.

Weiter geht’s mit Reiseplänen… Was auch mein erstes Mal sein wird ist Weihnachten ohne Familie zu feiern und stattdessen in Florianopolis am Strand zu sein. Hätte ich nicht so ein cooles Alternativprogramm inBrasilien mit Freunden, würde ich glaube ich ganz schön traurig sein.

Was für mich noch obviously das erste Mal ist, ist alleine leben. Alleine einkaufen, putzen, Zeit einteilen, Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen. Letzteres fällt mir nach wie vor am schwierigsten. Was willst du essen? Die gesunden Cornflakes oder doch lieber Nugatbits? Reichen 4 Joghurts? Esse ich ein ganzes Toastbrot oder wird das schlecht? Soll ich jetzt die Miete abheben oder lieber jetzt Yoga machen? Soll ich den Flug buchen, obwohl ich keine anderen Pläne habe? Fragen über Fragen und Entscheidungen treffen ist absolut nicht meine Stärke. Trotzdem läuft alles soweit rund.

Was aber mittlerweile meine Stärke und zusätzlich das erste Mal ist, ist auf meinen Körper zu hören und mich zu reflektieren. Ich sehe schon meinen Dad zu Hause bei diesem Satz die Augen rollen, aber es ist tatsächlich so. Ich weiß nicht wie man das beschreiben kann, aber ich glaube das ist eine Folge aus dem alleine leben und sich um sich selbst kümmern zu müssen. Klingt dumm, I know.

Übrigens Mama und Papa, ich kann jetzt alleine Motten aus meinem Zimmer vertreiben. Das erste Mal. Ich weiß nicht woher sie kamen, aber es gab ca 3 Wochen lang gefühlt 1 Millionen Motten in unserer Wohnung. So plötzlich wie sie kamen, waren sie auch wieder weg. Gruselig diese Tiere. Wenn plötzlich abends ein Schrei aus dem Nachbartimmer kam, war klar, wieder eine Motte. Lüften ging nicht. Wäsche draußen aufhängen eigentlich auch nicht. Zum Glück ist diese Zeit jetzt vorbei und die Zeit der Mücken hat noch nicht angefangen, weil das ganze Geschreie und panische Rumgefuchtel hat echt die Nerven strapaziert.

Was auch meine Nerven strapaziert ist das sich ständig neu eincremen müssen am Strand. Die Sonne verzeiht keinen Millimeter ohne Sonnencreme. Für mich als bekanntlicher Sonnencreme- Hasser ist das leider uncool. Hab auch schon einige Sonnenbrände an seltsamen Stellen erlitten. Ich hoffe aus Fehlern lernt man mal irgendwann…

Und zu guter letzt: Das erste mal sowohl Lehrer als auch Schüler verstehen können. Meine Schulzeit ist ja noch nicht all zu lang her und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man nicht gerade gut vorbereitet für einen Test ist. Ich konnte damals diese Genervtheit der Lehrer nie nachvollziehen, weil wir alle haben auch ein soziales Leben in der Freizeit und das eine Fach ist nicht das einzige. ABER! Als Lehrer ist es so unglaublich nervig und anstrengend, wenn Schüler ihre blöden 10 Vokabeln, die eigentlich super einfach erscheinen, nicht lernen. Jetzt finde ich es irgendwie amüsant beide Seiten zu kennen. Das erste Mal.

In diesem Sinne bin ich gespannt was ich hier noch so alles zum ersten Mal erlebe.
Ciao Kakao.

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Die Hälfte der Hälfte

..also ein Viertel meines FSJs ist um. Das Zwischenseminar hinter uns. Die Freude auf die kommende Zeit aber nicht. Hier eine hoffentlich kurze Zusammenfassung der letzten Woche, die ich echt super schön fand:
Bevor das Zwischenseminar am Montag losging, machten wir zu 5 von Samstag auf Sonntag einen Trip nach Algarrobo, also ans Meer. Nach der 1,5 stündigen Busfahrt liefen wir 30 Minuten vom Busterminal (was sich größer anhört als es war) zu unserer Air B&B Wohnung, die für 4 Personen gedacht war. Schnell stellte sich heraus, dass es für 3 von uns eine kuschelige Nacht im 1,40 „Ehebett“ werden würde, während die beiden anderen in einem Raum übernachten müssten, welches nur ein paar Zentimeter größer war, als das Hochbett ohne Leiter, was darin stand. Aber erstmal zum Strand, ans Wasser. Nach 3 Stunden in der Sonne, merkte ich schnell an welchen Stellen ich mich schlampig eingecremt habe, bzw nicht zweimal. Meine Füße, mein Bauch, mein oberer Rücken und kleine einzelne random Stellen waren krebsrot. Aua. Nachdem ich dann obviously genug von der Sonne hatte, kauften wir im größten Laden in der Nähe (es war ein Kiosk) Gemüse, Reis, Merquen, Salz und Curry, weil es nichts derart in der Wohnung gab. Woran wir aber nicht gedacht haben war nach den Kochutensilien zu gucken. Es stellte sich dann schnell heraus, dass es nur eine Pfanne und einen Topf mit der Größe einer Tasse gab. Also blieb uns nichts anderes übrig, als in Schichten zu kochen und mehrmals bei dem Vermieter zu klingeln, um nach einem Feuerzeug zu fragen, weil wir (in dem Fall leider) keinen Raucher unter uns hatten. Das Ergebnis war dafür super lecker.
Am Sonntag war es warm aber bewölkt und wir schlenderten über einen kleinen Markt und ich hab, wie soll es auch anders sein (ich glaube ich bin krank), Geld für Schmuck ausgegeben. Nach einer fettigen Empanada sahen wir uns dann das an, wofür Algarrobo eigentlich bekannt ist an: den größten Pool der Welt. Wie sich herausstellte war er für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und der Schwimmbereich mini (der Rest zum paddeln, für Tretbote u.Ä.). Naja, cool ihn gesehen zu haben. Nach einer 3 stündigen Rückfahrt (kack Stau) kamen wir wieder in Santiago an.

Dann ging es ans Tascheumpacken.
Und Montag morgen wieder los. Über Algarrobo nach Punta de Tralca, ein kleines Dörfchen. Dort dann in einem wunderschönen Seminarhaus mit Blick aufs Meer untergekommen, Mittag gegessen und das Seminar begann. Erstmal ein grober Austausch über die Zufriedenheit allgemein, die Arbeit und das Leben. Abends ein gemütliches Beisammensein mit Vino und Strand. Und Straßenhunden.
Am nächsten Tag weiter reflektieren und nach Isla Negra spazieren, um da Pablo Nerudas, ein chilenischer Schriftsteller und Dichter mit interessanten Sammelticks, Haus zu besichtigen. Abends haben wir dann gemeinsam „colonia dignidad“ geschaut. Diesen Film möchte ich an dieser Stelle wirklich jedem ans Herz legen, da er uns alle schockiert und zum nachdenken angeregt hat. (Ende der Werbung)
Mittwoch fuhren wir nach Santiago und besuchten die Gedenkstätte Londres 38, ein Folterhaus aus der Zeit der chilenischen Diktatur. Vor allem im Zusammenhang mit dem Film ist es unglaublich erschreckend, wie unaufgearbeitet das Kapitel der chilenischen Geschichte ist. Danach ging es an den Stadtrand Santiagos, in eins der ärmsten Viertel, und wurden da zum Mittagessen von der NGO Chigol eingeladen. Das Essen war super lecker und die Menschen haben uns so herzlich und mit so offenen Armen empfangen- ganz anders als das was man immer so hört, wenn es um Viertel am Rand Santiago geht. Nachdem wir zum Standort von Chigol gingen und uns die Organisation ausführlicher vorgestellt wurde, spielten wir mit den Kindern Straßenfußball. Obwohl Ballsportarten bekanntlich nicht so mein Ding sind, war ich überglücklich, weil die Kinder so glücklich waren.
Chigol nutzt eben den Straßenfußball, um Prozesse der persönlichen und sozialen Entwicklung zu fördern und zu begleiten und gemeinsam Probleme zu lösen. Straßenfußball ist nämlich in 3 Phasen unterteilt. In der ersten Phase legt man Spielregeln fest, ob/wo man Hände benutzen darf, wie und wann gewechselt wird bei 3 Mannschaften usw. Phase 2 ist das Spiel und die letzte Phase ist die gemeinsame Evaluation, wie es gelaufen ist und was man verbessern könnte, wie das Team zusammengearbeitet hat ect. (Werbung Ende)
Der entspannte Abend am Lagerfeuer am Strand hat den Tag super abgerundet.
Am Donnerstag war die zukünftige Zeit hier in Chile Thema. Was wollen wir für Projekte machen? Was steht noch so an? Am frühen Abend kletterten wir dann auf den Felsen, ganz vorne an der Spitze der Landzunge im Meer. Es war super windig aber trotzdem super schön!!
Den letzten Abend verbrachten wir dann mit lautem singen, crazy Tanzeinlagen (so verrückt, dass ich eine Beule auf der Stirn hab) und anschließend einem weiteren Lagerfeuer am Strand. Freitag lag eine drückende Aufbruchsstimmung in der Luft, was mich irgendwie so traurig macht, weil unsere Homezone eine so coole Gruppe und ein Mix aus den verschiedensten Persönlichkeiten ist und wir uns in dieser Konstellation vermutlich nie wieder treffen. Wenn ihr das lest, hab euch lieb.

Jetzt liege ich in meinem Bett in der Sonne und bin so froh hier zu sein. Wunschlos glücklich. Und es ist ja auch erst die Hälfte der Hälfte um. Hihi.

Ciao Kakao.

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Viele Fragen, einige Antworten

Tina Mensch, wie ist es? Wie geht’s dir? Was machst du eigentlich die ganze Zeit so?
Wow, das Foto… wo war das? Was hast du da gemacht?
Was machst du in der Schule eigentlich? Wie läuft dein Spanisch? Hast du schon chilenische friends gefunden?
Hat das mit deinem Vorsatz in Chile regelmäßig Sport zu machen geklappt?

Aaalso, wo fange ich an?
Mir geht’s gut. Sehr gut sogar. Ich fühle mich super wohl. Warum? Frühling, Sonne, Friends, Wochenendtrips, WG, Gemüsemann, Instituto, Chile, alles.
Und was ich die ganze Zeit so mache?
Mein Alltag besteht diesen Monat aus ausschlafen, 3 Stunden Sprachkurs, zur Schule und um 9 zu Hause sein. Zumindest jetzt im Oktober. Ausschlafen kann ich übrigens, weil mein Stundenplan es vorsieht, dass ich (bis auf Montags, da darf ich um 7.45 auf der Matte stehen) erst ab 14 Uhr Unterricht hab. Da der Sprachkurs genau dann anfängt, war ich im Oktober leider nur sehr wenig in der Schule.
Und wenn ich gerade von Schule spreche.. Meine Aufgabe ist es den Unterricht zu begleiten, Fragen der Jungs zu beantworten -die am häufigsten gestellte Frage ist übrigens mit Abstand „Der Die oder Das ***?“ -, Tests korrigieren, Wörter und Sätze vorsprechen und die Aussprache berichtigen, etc. nichts forderndes oder besonders anspruchsvolles aber es macht mir Spaß. Vor allem weil das Arbeitsklima so entspannt ist -und das bei 5 Deutschlehrerinnen (die teilweise nur Teilzeit arbeiten), 3 Freiwilligen und ungefähr 2000 Schüler, die Deutsch lernen..
Und weil ich eben erst um 9 zu Hause bin, hat sich das mit dem Sport generell auch erledigt. Und (die Leute die mich kennen wissen das) morgens Sport machen kommt gar nicht erst in Frage. Well, next time. Yoga muss reichen.

Ein paar Worte zu meinem Spanisch: 60 Stunden Sprachkurs bringen (zumindest gefühlt) weniger als erhofft. Für den Alltag reicht mein Spanisch aber auf jeden Fall. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, dass ich nach dem Jahr flüssig und grammatikalisch richtig auch tiefgründigere Gespräche führen kann.. Übrigens ist Chilenisch nicht das gleiche wie Spanisch!

Thema Wochendendtrips. Anfang Oktober war ich mit 4 Mitfreiwilligen in der Wüste unterwegs auf der Suche nach Blumen. Und wir haben sie gefunden, das seltene Naturphänomen „desierto florido“. Riesige, pinke Blumenteppiche mitten im Nirgendwo. Einzigartig. Glücksgefühle.
Am selben Wochenende haben wir noch einen Abstecher ins „Valle del Elqui“ gemacht. Genauer gesagt ins Dörfchen „Pisco Elqui“. Schon die 3-stündige Busfahrt dahin war wow. Die Natur kann einen echt umhauen. Berge, Piscotraubenfelder, See, kleine Dörfer, Tiere.. Im Dorf sind wir dann erst über einen kleinen Markt geschlendert, bis wir dann auf einem Berg gelandet sind und uns bei dem Ausblick auf Pisco Elqui, was einer Oase inmitten sandfarbener Berge aussah, ein Picknick genehmigten.
Gestern haben wir einen Ausflug ins Cajón del Maipo gemacht. Auch hier wieder: Chiles Natur ist unglaublich vielfältig und wunderschön. Wir haben einen türkisfarbenen See, Gletscher, Wasserfälle viele viele Berge gesehen. Super schön.
Aber: Bilder sagen mehr als tausend Worte, so impress yourself

In diesem Sinne, ciao kakao!

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Erwartet vs. Unerwartet

Seit 2 Wochen darf ich Santiago mein neues zu Hause nennen und ich merke schon jetzt, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Trotzdem sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich so nicht erwartet hab oder die sich genau meinen Erwartungen entsprechend bewahrheitet haben.

#ERWARTET
1. öffentliche Verkehrsmittel. Allgemein ziemlich günstig (pipapo einen Euro pro Fahrt), die Metro kommt alle 2-4 Minuten -und ist in der Rush Hour absolut voll-, Busse kommen wann sie wollen, halten wo sie wollen und kennen nur Vollgas und Notbremse.

2. Smog. Gruselig, den Baum in 200 Metern nur durch einen braunen Schleier zu sehen. Beim Atmen merkt man wie dreckig die Luft ist. Erstaunen, als ich vor ein paar Tagen auf dem Nachhauseweg festgestellt hab, dass man bei etwas weniger Smog eigentlich die Anden sehen kann.

3. Plastiktüten. Immer und überall bekommt man Plastiktüten. Plural. Viele Produkte werden einzeln eingetütet, sodass man dann am Ende dasteht (mit gefühlten 20 Plastiktüten an der Hand) und darüber nachdenkt, wie ironisch das doch ist. Unerwartet, wie unbewusst hier mit dem Plastik/Müll umgegangen wird. Gleiches gilt für Mülltrennung. Die gibt es hier nicht.

3. Chilenen – herzlich, offen, neugierig. Sie haben aber auch ihre Eigenarten…

… das ist die perfekte Überleitung zu:
#UNERWARTET
1. Chilenen… gehen in Zeitlupe. Mitten auf der Straße. Schnelles gehen scheint es nicht zu geben. Außerdem hat es den Anschein, als würden sie versuchen, besonders bürokratisch zu sein. Beispiel: McDonalds. Ich, ziemlich durstig, habe Lust auf Cola. Vor dem Mecces ein unübersichtlicher Haufen Menschen. Wie funktioniert das wohl? Anstellen, bestellen, bezahlen, Cola bekommen, gehen? Nein. Anstellen, bestellen, Namen sagen (Tina verstehen alle als China), Zettel bekommen, an einer anderen ewig langen Schlange anstellen, um dann den ganzen Menschen zuzusehen, wie sie ihre riesigen Menüs bekommen. Nach gefühlten 20 Minuten mit einem saharaähnlichen Gefühl im Mund den Namen ‚China‘ hören und die bestellte Cola entgegennehmen. Gleiches Scenario, wenn man sich ein Wasser bestellt. Ein Griff in den dahinterstehenden Kühlschrank? Nein nein. Alles schön nach der Reihe. Mit Zettelchaos, unübersichtlichen Schlangen und seltsamen Namen, bei denen sich niemand angesprochen fühlt. Verrückt.

2. öffentlich Verkehrsmittel. Die Metro fährt nur bis 23 Uhr. In einer 7 Millionen Stadt gibt es genug Leute, die zumindest Nachtlinien, die auch nicht unbedingt alle 2-4 Minuten kommen müssten, in Anspruch nehmen würden. Verstehe nicht, warum es das nicht gibt. Also non existent: Monatskarten, mit denen man ziemlich viel Geld sparen könnte.

3. großes Thema: Einkaufen.
In vielen Frischkäsen ist Gelantine. Warum? Keine Ahnung. Das aufs Brot schmieren funktioniert dann genauso gut, als würde man versuchen Wackelpudding gleichmäßig aufs Brot zu verteilen. Seltsam.
Next point: Schlagsahne. Seitdem ich hier bin, habe ich Appetit auf eine leckere Sahnesoße. Im Einkaufsladen um die Ecke gibt es jedoch nichts, womit man diese zubereiten könnte. Auch im großen Einkaufszentrum bin ich nicht fündig geworden. Stattdessen gab es gesüßte Schlagsahne im Trinkpäckchen?? Verrückt.
Allgemein ist die Käseauswahl eher klein (und ziemlich teuer), wogegen die Milch, Joghurt oder Brot-,nein, Toastabteilung dafür unerwartet groß ist (ebenfalls nicht so günstig wie erwartet).
Generell habe ich das Gefühl, das Chile in puncto Lebensmittel/Gastronomie ‚teurer‘ ist als Deutschland. Auch Avocados und vor allem Nüsse haben hier stolze Preise.
Empfehlenswert ist dann, einen netten Gemüsemann um die Ecke zu besuchen oder das Essen auf der Straße zu testen. Empanadas aus Einkaufswägen oder alten klapprigen Ständen sind super lecker und echt günstig. Auch wenn es teilweise nicht so aussieht.

4. Schule. Am Instituto Nacional ist es üblich, dass die Klassen sehr groß sind. 45 Jungs in einem Raum. Eine Lehrerin und eine Freiwillige. Natürlich ist es laut und man muss sich an die Sprache, die Lautstärke, das Gewusel und auch die Unterrichteszeiten gewöhnen. Aber ich hätte nicht gedacht, wie schnell man sich über kleine Spracherfolge, Motivation oder Neugier der Schüler freut. Auch wenn man bis halb 9 Unterricht hat und man ziemlich kaputt ist.

Ich bin gespannt, was noch so auf mich zukommt.
Ciao Kakao!

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Glücklich und noch nicht satt

p>Puh, was war das bis jetzt für ein verrückter Monat!
01.-10.09. Zunächst eine 10 tägige Kartoffeldiät mit grenzenlosem Rassismusinput, wobei man nebenbei den eigenen Rhythmus finden soll und dazu noch Tee für Krankenhausaufenthalte verantwortlich machen muss.
10.-12.09 Dann Koffergewichtsprobleme, das vorerst letzte mal Mamas viel zu leckere Torte essen, Aufregung, hab ich alles? Abschied.

12.09-13.09 Nahezu 24 Stunden auf den Beinen. Gefühlt wie ein Huhn auf der Stange, tatsächlich doch nur im Flieger gesessen. Eng. Kalt. Ungemütlich.

13.-16.09. Endlich in Buenos Aires angekommen. Gute Laune. Alles neu, beeindruckend, schnell, schön und hässlich, lebendig, kalt aber warm. Wein. Füße platt. Perfekt.
Dann Natur, enttäuschende Touristenecken, armes aber reiches Drumherum, kochen. Wein. Perfekt.
Letzter Tag. Congreso de la Nación. Spannend. Hungrig. Kalt. Im Goethe Institut. Interessant. Kurz und knackig. Dann Wein und viel Tango. Perfekt- war es nicht ganz, weil dann krank.
Abschied. Flughafen. Vorfreude.

16.09- jetzt
Santiago! Wohnung bezogen, Nationalfeiertage mitgefeiert, Paltas und Empanadas gegessen, gutes Wetter genossen, Schule kennengelernt. Glücklich und noch nicht satt.. von Eindrücken, Erfahrungen und Essen.

Man sieht sich, ciao Kakao!

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