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Viele Fragen, einige Antworten

Tina Mensch, wie ist es? Wie geht’s dir? Was machst du eigentlich die ganze Zeit so?
Wow, das Foto… wo war das? Was hast du da gemacht?
Was machst du in der Schule eigentlich? Wie läuft dein Spanisch? Hast du schon chilenische friends gefunden?
Hat das mit deinem Vorsatz in Chile regelmäßig Sport zu machen geklappt?

Aaalso, wo fange ich an?
Mir geht’s gut. Sehr gut sogar. Ich fühle mich super wohl. Warum? Frühling, Sonne, Friends, Wochenendtrips, WG, Gemüsemann, Instituto, Chile, alles.
Und was ich die ganze Zeit so mache?
Mein Alltag besteht diesen Monat aus ausschlafen, 3 Stunden Sprachkurs, zur Schule und um 9 zu Hause sein. Zumindest jetzt im Oktober. Ausschlafen kann ich übrigens, weil mein Stundenplan es vorsieht, dass ich (bis auf Montags, da darf ich um 7.45 auf der Matte stehen) erst ab 14 Uhr Unterricht hab. Da der Sprachkurs genau dann anfängt, war ich im Oktober leider nur sehr wenig in der Schule.
Und wenn ich gerade von Schule spreche.. Meine Aufgabe ist es den Unterricht zu begleiten, Fragen der Jungs zu beantworten -die am häufigsten gestellte Frage ist übrigens mit Abstand „Der Die oder Das ***?“ -, Tests korrigieren, Wörter und Sätze vorsprechen und die Aussprache berichtigen, etc. nichts forderndes oder besonders anspruchsvolles aber es macht mir Spaß. Vor allem weil das Arbeitsklima so entspannt ist -und das bei 5 Deutschlehrerinnen (die teilweise nur Teilzeit arbeiten), 3 Freiwilligen und ungefähr 2000 Schüler, die Deutsch lernen..
Und weil ich eben erst um 9 zu Hause bin, hat sich das mit dem Sport generell auch erledigt. Und (die Leute die mich kennen wissen das) morgens Sport machen kommt gar nicht erst in Frage. Well, next time. Yoga muss reichen.

Ein paar Worte zu meinem Spanisch: 60 Stunden Sprachkurs bringen (zumindest gefühlt) weniger als erhofft. Für den Alltag reicht mein Spanisch aber auf jeden Fall. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, dass ich nach dem Jahr flüssig und grammatikalisch richtig auch tiefgründigere Gespräche führen kann.. Übrigens ist Chilenisch nicht das gleiche wie Spanisch!

Thema Wochendendtrips. Anfang Oktober war ich mit 4 Mitfreiwilligen in der Wüste unterwegs auf der Suche nach Blumen. Und wir haben sie gefunden, das seltene Naturphänomen „desierto florido“. Riesige, pinke Blumenteppiche mitten im Nirgendwo. Einzigartig. Glücksgefühle.
Am selben Wochenende haben wir noch einen Abstecher ins „Valle del Elqui“ gemacht. Genauer gesagt ins Dörfchen „Pisco Elqui“. Schon die 3-stündige Busfahrt dahin war wow. Die Natur kann einen echt umhauen. Berge, Piscotraubenfelder, See, kleine Dörfer, Tiere.. Im Dorf sind wir dann erst über einen kleinen Markt geschlendert, bis wir dann auf einem Berg gelandet sind und uns bei dem Ausblick auf Pisco Elqui, was einer Oase inmitten sandfarbener Berge aussah, ein Picknick genehmigten.
Gestern haben wir einen Ausflug ins Cajón del Maipo gemacht. Auch hier wieder: Chiles Natur ist unglaublich vielfältig und wunderschön. Wir haben einen türkisfarbenen See, Gletscher, Wasserfälle viele viele Berge gesehen. Super schön.
Aber: Bilder sagen mehr als tausend Worte, so impress yourself

In diesem Sinne, ciao kakao!

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Erwartet vs. Unerwartet

Seit 2 Wochen darf ich Santiago mein neues zu Hause nennen und ich merke schon jetzt, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Trotzdem sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich so nicht erwartet hab oder die sich genau meinen Erwartungen entsprechend bewahrheitet haben.

#ERWARTET
1. öffentliche Verkehrsmittel. Allgemein ziemlich günstig (pipapo einen Euro pro Fahrt), die Metro kommt alle 2-4 Minuten -und ist in der Rush Hour absolut voll-, Busse kommen wann sie wollen, halten wo sie wollen und kennen nur Vollgas und Notbremse.

2. Smog. Gruselig, den Baum in 200 Metern nur durch einen braunen Schleier zu sehen. Beim Atmen merkt man wie dreckig die Luft ist. Erstaunen, als ich vor ein paar Tagen auf dem Nachhauseweg festgestellt hab, dass man bei etwas weniger Smog eigentlich die Anden sehen kann.

3. Plastiktüten. Immer und überall bekommt man Plastiktüten. Plural. Viele Produkte werden einzeln eingetütet, sodass man dann am Ende dasteht (mit gefühlten 20 Plastiktüten an der Hand) und darüber nachdenkt, wie ironisch das doch ist. Unerwartet, wie unbewusst hier mit dem Plastik/Müll umgegangen wird. Gleiches gilt für Mülltrennung. Die gibt es hier nicht.

3. Chilenen – herzlich, offen, neugierig. Sie haben aber auch ihre Eigenarten…

… das ist die perfekte Überleitung zu:
#UNERWARTET
1. Chilenen… gehen in Zeitlupe. Mitten auf der Straße. Schnelles gehen scheint es nicht zu geben. Außerdem hat es den Anschein, als würden sie versuchen, besonders bürokratisch zu sein. Beispiel: McDonalds. Ich, ziemlich durstig, habe Lust auf Cola. Vor dem Mecces ein unübersichtlicher Haufen Menschen. Wie funktioniert das wohl? Anstellen, bestellen, bezahlen, Cola bekommen, gehen? Nein. Anstellen, bestellen, Namen sagen (Tina verstehen alle als China), Zettel bekommen, an einer anderen ewig langen Schlange anstellen, um dann den ganzen Menschen zuzusehen, wie sie ihre riesigen Menüs bekommen. Nach gefühlten 20 Minuten mit einem saharaähnlichen Gefühl im Mund den Namen ‚China‘ hören und die bestellte Cola entgegennehmen. Gleiches Scenario, wenn man sich ein Wasser bestellt. Ein Griff in den dahinterstehenden Kühlschrank? Nein nein. Alles schön nach der Reihe. Mit Zettelchaos, unübersichtlichen Schlangen und seltsamen Namen, bei denen sich niemand angesprochen fühlt. Verrückt.

2. öffentlich Verkehrsmittel. Die Metro fährt nur bis 23 Uhr. In einer 7 Millionen Stadt gibt es genug Leute, die zumindest Nachtlinien, die auch nicht unbedingt alle 2-4 Minuten kommen müssten, in Anspruch nehmen würden. Verstehe nicht, warum es das nicht gibt. Also non existent: Monatskarten, mit denen man ziemlich viel Geld sparen könnte.

3. großes Thema: Einkaufen.
In vielen Frischkäsen ist Gelantine. Warum? Keine Ahnung. Das aufs Brot schmieren funktioniert dann genauso gut, als würde man versuchen Wackelpudding gleichmäßig aufs Brot zu verteilen. Seltsam.
Next point: Schlagsahne. Seitdem ich hier bin, habe ich Appetit auf eine leckere Sahnesoße. Im Einkaufsladen um die Ecke gibt es jedoch nichts, womit man diese zubereiten könnte. Auch im großen Einkaufszentrum bin ich nicht fündig geworden. Stattdessen gab es gesüßte Schlagsahne im Trinkpäckchen?? Verrückt.
Allgemein ist die Käseauswahl eher klein (und ziemlich teuer), wogegen die Milch, Joghurt oder Brot-,nein, Toastabteilung dafür unerwartet groß ist (ebenfalls nicht so günstig wie erwartet).
Generell habe ich das Gefühl, das Chile in puncto Lebensmittel/Gastronomie ‚teurer‘ ist als Deutschland. Auch Avocados und vor allem Nüsse haben hier stolze Preise.
Empfehlenswert ist dann, einen netten Gemüsemann um die Ecke zu besuchen oder das Essen auf der Straße zu testen. Empanadas aus Einkaufswägen oder alten klapprigen Ständen sind super lecker und echt günstig. Auch wenn es teilweise nicht so aussieht.

4. Schule. Am Instituto Nacional ist es üblich, dass die Klassen sehr groß sind. 45 Jungs in einem Raum. Eine Lehrerin und eine Freiwillige. Natürlich ist es laut und man muss sich an die Sprache, die Lautstärke, das Gewusel und auch die Unterrichteszeiten gewöhnen. Aber ich hätte nicht gedacht, wie schnell man sich über kleine Spracherfolge, Motivation oder Neugier der Schüler freut. Auch wenn man bis halb 9 Unterricht hat und man ziemlich kaputt ist.

Ich bin gespannt, was noch so auf mich zukommt.
Ciao Kakao!